So gewinnt die Wirtschaft unser Vertrauen zurück
Wir alle wissen, dass die Wirtschaft ein Glaubwürdigkeitsproblem hat und wenig Vertrauen in der Bevölkerung geniesst. Auch wir tragen unseren Teil der Verantwortung an diesem Graben». Selbstkritisch äusserte sich Novartis-Verwaltungsratspräsident Jörg Reinhardt in der Sonntagspresse nach den verlorenen Abstimmungskämpfen um die Abzocker- und die Einwanderungsinitiative. Zwar hatten «1:12» und die Mindestlohninitiative beim Stimmvolk keine Chance. Als Freibrief sind diese Ergebnisse allerdings nicht zu verstehen, und so bleibt die Frage: Worin liegen die Gründe für das selbst diagnostizierte Vertrauensdefizit der Wirtschaft? Was kann sie dagegen tun?
Der Schweiz geht es so gut wie noch nie. Die Finanz- und Eurokrise ist beinahe spurlos an unserem Land vorbeigezogen. Und die Arbeitslosenquote verharrt seit Jahren auf einem rekordverdächtig tiefen Niveau. Für mich steht diese exzellente Ausgangslage keineswegs im Widerspruch zum wachsenden Unmut in der Bevölkerung. Nicht alle Menschen profitieren in gleicher Weise vom wirtschaftlichen Erfolg. Die Lohnschere geht auseinander, Unternehmen wechseln auf oft undurchsichtige Weise die Hand, und viele Menschen fürchten um ihre Arbeitsplätze.
Wenn die Produktionssteigerung zum Zwang wird, droht der Wohlstandspfad zur Sackgasse zu werden.
Vermutlich haben die überrissenen Boni in zahlreichen Unternehmen und das zweifelhafte Geschäftsgebaren gewisser Banken das Image der Wirtschaft nachhaltig beschädigt. Aber diese Vorkommnisse sind aus meiner Sicht bloss Symptome eines tiefer liegenden Problems. Die Wirtschaft hat zwei Gesichter: Einerseits erweitert sie mit Gütern und Wohlstand unsere Lebensmöglichkeiten. Wenn aber die stets steigende Güterproduktion zum Zwang wird und unsere menschlichen und natürlichen Ressourcen immer stärker verschlingt, droht der Wohlstandspfad zur Sackgasse zu werden. Das zeigt sich nicht zuletzt daran, dass viele Menschen durch Stress und Burnout in eine Sinnkrise geraten.
Auf gesellschaftlicher Ebene zeigt sich die Krise als Konflikt zwischen wirtschaftlichen und ökologischen Zielen. Die Glaubwürdigkeit der Wirtschaft hängt letztlich davon ab, ob sie ein menschengerechtes Arbeitsumfeld bietet und mit der Gesellschaft ein zukunftsfähiges Wohlstandsmodell gestalten kann.
Die Vorstellungen darüber, was Wohlstand sei, wandeln sich. Für viele Menschen sind Zeit und Gesundheit heute wichtiger als Geld und Prestige. Bereits gibt es den Begriff des Zeitwohlstands. Er fordert dazu auf, über Arbeit und Wohlstand nachzudenken und die Frage: «Wie wollen wir leben?» neu zu stellen.
Die Wirtschaft tut gut daran, sich dieser Themen anzunehmen. Denn hier formulieren sich Bedürfnisse, die das künftige Arbeits- und Konsumverhalten bestimmen werden. Weniger arbeiten und weniger Besitz; dafür mehr Zeit für familiäre und freundschaftliche Beziehungen – das sind Tendenzen, die sich in übersättigten Wohlstandsgesellschaften abzeichnen. In einer Welt der begrenzten Ressourcen haben jene Geschäftsmodelle Zukunft, die auf hohe soziale und ökologische Standards setzen.
Dafür gibt es Beispiele: Sogenannt «alternative» Finanzinstitute, die nach klaren ethischen Richtlinien operieren, haben die Finanzkrise unbeschadet überstanden. Die zunehmende Nachfrage nach Anlagemöglichkeiten, welche sozialen und ökologischen Ansprüchen gerecht werden, ist Ausdruck dieses gewandelten Bewusstseins. Auch wenn sich das Volumen im Vergleich zu den weltweiten Kapitalflüssen immer noch bescheiden ausnimmt: Hier bildet sich Vertrauenskapital für eine glaubwürdige Wirtschaft.
25 Kommentare zu «So gewinnt die Wirtschaft unser Vertrauen zurück»
Solange sich die schweizer Miss- und Lügen-Wirtschaft mit einem IQ von 1 äusserst kriegt sie mein Vetrauen nicht zurück.
– Ich will von der Wirtschaft und den Universitäten hören, dass die bisherige Theorie des Wirtschaftswachstums falsch ist, weil auf diesem Planeten alles Grenzen gesetzt sind, ausser dem destruktiven Verhalten der Wirtschaft natürlich.
– Dann will ich, dass die schweizer Miss- und Lügen-Wirtschaft anerkennt, dass die CH um 3 Millionen Menschen überbevölkert ist, weil die CH-Landwirtschaft nur 5 Millionen Menschen ernähren kann.
Moser: Danke! Gut gesagt, aber einen wichtigen Punkt haben Sie vergessen: Ich traue der Wirtschaft nicht, solange sie massenhaft Schweizer auf die Strasse stellt, um junge Ausländer und spez. Grenzgänger, die doppelt profitieren, reinzuholen, damit sich ihr eigenes Portemonnaie noch mehr füllt!
Ich vermute Sie meinen, dass man deshalb diese Billiglohnarbeiter in der Landwirtschaft va. aus Polen und Portugal endlich repatriieren sollte.
Die Arbeitslosenquote ist eben nicht tief….vor allem wenn man die Ausgesteuerten auch berücksichtigen würde wäre man auf ungefähr 7%-8%….ein soziales Pulverfass
– ca. 130’000 Arbeitslose (ca.3 %), welche eine Leistung einer Arbeitslosenversicherung erhalten
– ca. 250’000 Sozialhilfeempfänger, von denen ca. 50’000 Vollzeit-Stellen gesucht werden (Meine Schätzung)
– ca. 250’000 IV-Rentner, von denen ca. 50’000 Vollzeit-Stellen gesucht werden (Meine Schätzung)
Total 230’000 Arbeitslose, also ca. 5,3 %
Die Sozialhilfeempfänger und IV-Rentner werden absichtlich nicht in die Arbeitslosenstatistik integriert, damit die Statistik schön aussieht.
Dass die Schweiz wegen der 40 % Lebensmittel-Importe überbevökert ist, wird auch von niemandem zugegeben.
Peter F. Drucker hat 1956 in seinem Buch „Die Praxis des Management“ geschrieben, die erste Pflicht eines Unternehmens sei, langfristig auf dem Markt zu bleiben. Daher gehe es nicht darum, einen möglichst hohen Gewinn zu erzielen, sondern darum, den notwendigen Mindestgewinn zu erzielen, um Verluste zu vermeiden. Das Unternehmen müsse so viel verdienen, dass es auch zu den sozialen Kosten der Gesellschaft beitragen, also Steuern zahlen könne. Davon ist man inzwischen abgekommen und hat eine Kultur der Gier mit Gewinnmaximierung und Steuervermeidung eingeführt.
Mindestgewinn? Und woher sollen die Investitionen usw. kommen?
Und die linke, fast allgemeine Gier? Die allgemeine Gier nach Nichtstun, Leistungsverweigerung, Leistungsverhinderung, Null Bock auf Alles. Besinnen Sie sich zurück an die Schule. Wo waren schon da vielfach die Leistungen? Wo?
Die Antwort auf Ihre Frage ist simpel: Der Mindestgewinn beinhaltet eben denAnteil für die nötigen Investitionen. Ohne diese ist ja ein langfristiges Überleben nicht gewährleistet. Peter Drucker als zu seiner Zeit der herausragende Managementberater in den USA und wahrscheinlich auch weltweit.
Was Ihre „linke Gier“ anbelangt, ist darauf hinzuweisen, dass wir in der Schweiz noch nie eine linke Landesregierung hatten. Und die Leistungsverweigerung beschränkt sich auch nicht auf die Linken. Verallgemeinerungen sind immer problematisch.
Bin einverstanden. Das wichtigste sind Kunden und nicht Gewinnmaximierung. Würden wir den Banken das Geldschöpfen abnehmen wäre die Preistreiberei und überrissene Boni Geschichte. Darum „Ja, zur Vollgeldinitative“.
Alles aufgeblasene fällt irgendwann in sich zusammen. Diese Wirtschaftserfolge sind eine Leihgabe des Auslandes durch ausländische Gelder, Firmen und Personal. Die Kosten werden aber an der Schweiz hängen bleiben, die Umweltschäden sowiso.
Es ist völlig widersinnig, Wirtschaft, Gesellschaft und Oekologie gegeneinander auszuspielen! Nur die Wirtschaft kann unsere Grundbedürfnisse sicherstellen: Essen, Kleidung, Wohnung und Schutz. Wenn Einzelinteressengruppen wie Linksparteien und Grüne ein Primat der Soziologie oder der Oekologie fordern, so missachten sie vorsätzlich, dass nur die Wirtschaft unser Überleben sicherstellen kann. Mit Oekologie und Sozialismus alleine hätten wir weder Nahrung noch Häuser. Wirtschaft orientiert sich immer an gesellschaftlichen Bedürfnissen, Sozialismus und Oekologie aber nur an Funamentalideologie.
Und ohne Oekologie wird in absehbarer Zeit die ganze Wirtschaft vernichtet werden! Bei den Bienen fängt es bereits an.Im weiteren ist ihnen offenbar nicht klar, dass viele Ressourcen, auf welche die Wirtschaft angewiesen ist. sich immer schneller in CO-2 auflösen. Das heisst für mich; die Oekologie hat oberste Priorität….. bei möglichst viel Menschlichkeit… Also genau umgekehrt!
Gerade in der Oekologie gibt es für die Wirtschaft grosse Beschäftigungs- und Wachstumspotentiale mit Multiplikatoreffekt. Den Sozialismusschwachsinn aus der Mottenkiste können Sie ruhig weglassen. Die Wirtschaft hat va. das Problem dass die arbeitsteilige Gesellschaft nicht anerkannt wird und man sich von der Marktwirtschaft verabschiedet hat. Es wird stur die Maximierung der arbeitsfreien Besitzeinkommen (Zins, Bodenrente, Profit) gefördert indem Produktivitätsfortschritte einseitig der Gewinnquote einverleibt werden, und diese von der Steuerpolitik immer mehr entlastet wird.
Ja Herr Moser. Ich bin mit Ihrem Kommentar vollständig einverstanden. Es ist nichts beizufügen.
Es stellt sich die prinzipielle Frage, ob die Wirtschaft für die Menschen da ist oder die Menschen für die Wirtschaft da sind. Heute trifft das Letztere zu. Die Menschen werden von der Wirtschaft versklaft. Und wenn der Mohr seine Pflicht getan hat, wirft man ihn auf die Strasse und überlässt ihn den Sozialwerken.
Vor gerade mal 100 Jahren gab es in Europa überall Monarchen. Nicht unangefochten, aber sie selber hielten sich für absolut unersetzbar. Unvorstellbar heute!
Nicht so in der Wirtschaft: Hier herrschen feudalistische Verhältnisse wie zu Zeiten von Louis Quattorze. Und Topmanager halten sich für ebenso unersetzbar wie Monarchen im 19. Jh.
Wird sich das jemals ändern? Und wie? Dass Revolutionen nicht klappen haben wir inzwischen ja auch gelernt – hoffentlich…
Die Komplexitaet der Zusammenhaenge zwischen Wirtschaft und Gesellschaft laesst manchen Schweizer Buerger verzagen. Trotzdem fuehlt er, dass etwas aus den Fugen geraten ist. Der soziale Vertrag scheint nicht mehr zu funkionieren. Wir leben in macchiavellischen Zeiten, in denen die Machtelite ihre Habgier als vortschrittlich, gemeinnuetzig und wohlverdient verkauft und die Verlier als faule Schmarotzer hinstellt. Dies hat nictst mit politisch links oder rechts zu tun. Es ist die Oekonomisierung aller Lebensbereiche, die unsere Gesellschaft von innen aushoehlt.
Wer heute mit 55 Jahren die Kündigung bekommt- dem wird noch gesagt, schade haben sie das Pensionsalter noch nicht erreicht, mit 59 hätten wir sie pensionieren können. Ich möchte ja nicht wissen wie viele so in die vorzeitige Pension getrieben wurden- anstelle Arbeitslosigkeit ( Da fehlen einige Beitragsjahre in denen die Abgabe am höchsten sind und somit ist der Bezug der EL vorprogrammiert) Da nützt es gar nichts den PK Bezug zu verbieten – es reicht in den meisten Fällen in der Schweiz sowieso nicht mehr um ohne EL zu Leben.
Es ist einfach, die Wirtschaft pauschal als nicht vertrauenswürdig anzuschauen. Einerseits erwähnen Sie den VR-Präsidenten von Novartis. Dies ist ein ganz normaler Angestellter (ausser der Lohn natürlich). Ich bin überzeugt, dass die meisten Unternehmer/Innen hier in der Schweiz sich sehr wohl der Verantwortung bewusst sind (bin selbstständig und meine Frau besitzt ein Unternehmen). Die zuerst genannten „Unternehmer/Unternehmen“ sind vorallem das Uebel, sind sie ausserhalb des normalen Wirtschaftskreislauf des Wettbewerbs wie Banken etc. und es sind diese Branchen mit den ganzen Auswüchsen.
„selbst diagnostizierte Vertrauensdefizit der Wirtschaft?“ Für mich gilt dieses Vertrauensdefizit für die Politik ebenso. Sie, die Politik, ermöglicht der Wirtschaft erst solche Auswüchse und dabei spielt die Politik und zwar von „links“ bis „rechts“ einen sehr schlechten Part. In wen sollen die Bürger sonst Vertrauen haben, wenn nicht in diese zwei Institutionen?
Es ist ein bisschen gar einfach, eine Wirtschaft für alles verantwortlich zu machen. Die Gesellschaft ist dafür verantwortlich, dass langjährige Mitarbeiter einfach auf die Strasse gestellt, dass Firmen aus Profitgier ausgehöhlt oder dass Arbeitnehmer ausgebeutet werden. Es herrscht eine breite Akzeptanz für solches Verhalten, nicht nur in der Teppichetage sondern breit in der Bevölkerung verteilt. Einkauf im Ausland, unsinnige Projekte in Bildung und Verwaltung oder illegale Nannies und Putzfrauen. Und solange man mit dem Finger auf Einzelne Zeigen kann, wird daran auch nie etwas geändert.
Es kommen sehr viele Einwanderer zu uns, die hier im unteren Lohnsegment arbeiten. Diese bringen auch sehr oft ihre Familien mit. Meist reicht das Einkommen dann nicht aus, also brauchen diese Familien Ergänzungsleistungen. Auf der anderen Seite werden einheimische Arbeitskräfte aus wirtschaftlichen Gründen entlassen und ein paar Wochen später werden Leute für weniger Lohn aus dem Ausland angestellt. Der Gewinn macht die Wirtschaft, der Verlust der Staat, also die Steuerzahler.
Das wichtigste für alle Menschen ist gesundes Essen, sauberes Wasser u. Luft. Kein Ackerland überlebt lange, wenn es mit Pestiziden angereichert wird. Gene, so lehrt die Zellforschung, können miteinender *reden“. Genmanipuliertes Essen ist brandgefährlich. Die Menschheit überlebt nur, wenn das rare Ackerland und die Verringerung der Menschen höchste Piroirität geniesst. Geld, das in verschenderischen Luxus fliesst, muss fürs Essen ausgegeben werden. Die Natur muss zum Wohle der Menschheit wieder, wie vor 2000 Jahren, heilig werden.
Warum reduzieren wir nicht unser Leben auf die Herstellung und Organisation von Wasser, Nahrung, Wissenschaft und Technik? Die „bösen reichen Herrscher“ in Politik und Wirtschaft haben ohne uns, die Arbeiter, keine Macht, ihr Geld obsolet. Mit der heutigen Technik können wir uns global organisieren, und so unsere eigene Gesellschaftsform gestalten. Es braucht Zeit und Bildung. Wir leiden an burn-out und Überfluss, die anderen an allem. Werden wir langsamer bei uns, und geben so Zeit damit sie aufholen können. (siehe auch http://de.thevenusproject.com/) Es wäre schön mit Hoffnung zu sterben.