Plädoyer für eine innovative, anregende und zweckdienliche Armee

Wozu dient die Armee? Das Parlament muss sich derzeit mit einem Thema auseinandersetzen, das in den letzten fünfzig Jahren ausser Acht gelassen wurde: die Aufgabe der Armee. Denn wir brauchen eine effiziente Sicherheitspolitik. Die Schweiz muss die aktuelle Bedrohung erkennen und die Gegenmittel identifizieren. Die derzeit akuteste Bedrohung ist aber der Wirtschaftskrieg. Ein Informationskrieg, in dem die Schweiz ohne Waffen dasteht. Und Ueli Maurer plant auch noch, die Zahl der Arbeitskräfte im Nachrichtendienst, der sowieso schon geschwächt ist, zu reduzieren. Es ist eine verkehrte Welt. Die Ablehnung des Gripen bietet in diesem Zusammenhang die Gelegenheit, unsere Sicherheitspolitik neu zu erfinden, indem wir die für den Gripen bestimmten Gelder in einen «Innovationsfonds» für eine intelligente und zweckdienliche Armee fliessen lassen.

Der Staat muss die Sicherheit seiner Bürger und Unternehmen vor äusseren Angriffen gewährleisten.

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Damals war die Aufgabe noch klar: Läufer am Frauenfelder Waffenlauf im Jahr 1954. (Foto: Keystone)

Der Staat muss die Sicherheit seiner Bürger und Unternehmen vor äusseren Angriffen gewährleisten. Diese Rolle ist aber heute komplett in Vergessenheit geraten. Ein Beispiel: Ist es normal, dass die Websites der strategisch wichtigen Schweizer Unternehmen wie der Credit Suisse oder sogar die Seite der Eidgenossenschaft von US-amerikanischen Unternehmen zertifiziert werden? Mit dem Wissen, dass das Weisse Haus jederzeit im Namen des Patriot Acts Daten abfangen kann? Nein, das ist nicht normal. Für echte Datensicherheit müssen wir innovative und zu 100 Porzent in der Schweiz hergestellte Instrumente entwickeln. Denn uns fehlen nicht nur die notwendigen Mittel zur Verteidigung, wir überlassen unsere Datensicherheit auch noch amerikanischen und israelischen Firmen. Das ist absurd.

Nehmen wir das Beispiel genau dieser beiden Staaten, die im Bereich der Datensicherheit führend sind: Israel und die USA. Beide haben innerhalb ihrer Armee Innovationsstellen aufgebaut, die eine doppelte Mission haben: die heutigen Sicherheitsbedürfnisse zu erfüllen und gleichzeitig Unternehmensgründungen anzuregen. Die israelische Armee ist der wichtigste Start-up-Inkubator des Landes. Das ist die Aufgabe der auf die elektronische Datengewinnung spezialisierten «Einheit 8200». Auch in den USA ist die Armee eng mit Innovation verbunden. Die aus dieser Kombination entstandene Stelle trägt den Namen DARPA (Defense Advanced Research Projects Agency). Ein kleines Team von 120 Wissenschaftlern auf höchstem Niveau, im Herzen des Pentagons, das unabhängig funktioniert und über ein Budget von drei Milliarden Dollar pro Jahr verfügt. Sie hat nur ein Ziel: die Erforschung revolutionärer Innovation. Die Mehrheit der wirklich bahnbrechenden Innovationen, die wir heutzutage täglich nutzen, stammt von der DARPA.

Wir müssen uns von diesen Beispielen inspirieren lassen und einen speziellen Fonds für die 300 Gripen-Millionen pro Jahr einrichten. So könnten wir die Innovation innerhalb der Armee auf zwei Ebenen vorantreiben: in einer Forschungsstelle und einer Einheit zur Förderung von Start-ups. Die Teams würden eng mit der ETH Zürich und Lausanne zusammenarbeiten. Und so entstünde eine Armee, die Arbeitsplätze mit einem hohen Mehrwert schafft und im Dienste der nationalen Sicherheit steht. Die der Milizarmee wieder Sinn und Attraktivität verleihen könnte. Kurz: eine anregende, zweckdienliche und innovative Armee.

11 Kommentare zu «Plädoyer für eine innovative, anregende und zweckdienliche Armee»

  • Ralf Schrader sagt:

    Eine Armee, die bei Abwesenheit eines äusseren militärischen Feindes nachrichtendienstliche oder Zivilschutzaufgaben übernimmt. Ob das eine gute Idee ist, wage ich zu bezweifeln.

  • B. Folda sagt:

    Alleine der Begriff „Innovationskultur“ verrät, wie unnütz die Armee und ihre Geldverschleuderungsmaschinerie ist. Die Armee ist weder innovativ und mit Kultur hatvsie schon gar nichts zu tun! Aber das werden die Militärkoepfebaus FDP, SVP und Co. nie realisieren! Denn dazu braucht es Einsicht!

  • Rohr Beat sagt:

    Über den Inahlt kann man geteilter Meinung sein – aber genau dies ist jetzt notwendig, nämlich eine Diskussion über die Armee unter Einbezug aller. Neue und innovative Ideen sind gefragt, kreative Ansätze als Diskussionsanstoss. Die alten Gedanken und Muster sind bekannt und es ist wohl endlich allen bewusst dass sie nicht mehr genügen. Dass die Konzepte von Israel und den USA einbezogen werden ist richtig, denn es sind Länder die hoch aktuell in diesen Themen agieren, vor allem auch da sie echte Konflikte durchleben. Nicht alle ideal für die CH, aber ein Umschau schadet nie.

  • M. Schneider sagt:

    Warum den teuren Extraschritt über die Armee nehmen, wenn wir doch die Milliarden direkt in die Erforschung und Entwicklung neuer Technologie stecken könnten?

    • Thomi sagt:

      Mal einen Vergleich: was heute in der Formel 1 getestet und eingesetzt wird, kommt morgen in unseren PW`s 🙂

  • Tom sagt:

    Ein etwas verkrampft-euphorischer wirkender Versuch, Schwung in etwas zu bringen, dass momentan niemanden ernsthaft interessiert. Aber es ist ja klar um was es geht. Das bei Bildung und Alterspflege für den Gripen abgezwackte Geld gehòrt allerdings dahin zurück, wo es hergekommen ist und sollte jetzt nicht in ansolut sinnfreien Sandkastenspielen verlocht werden.

    • Peter Baumann sagt:

      Sie sagen es treffend, dass die Landesverteidigung momentan niemanden ernsthaft interessiert. Genau das ist das Problem. Im Hochsommer interessiert sich niemand für Lawinenschutzbauten, wenn erstmals starker Schneefall ansteht, ist es dafür zu spät. Ich bin sicher, dass Ihnen dieser Vergleich nicht gefällt. In Europa herrscht schliesslich Frieden und Sie sind überzeugt, dass dies in aller Ewigkeit so sein wird. Woher nehmen Sie Ihren Optimismus? In Europa wird nur so lange Frieden herrschen, wie es den Menschen wirtschaftlich gut geht. Hoffentlich noch lange, aber Hoffnung ist keine Strategie.

  • Beat Hermann sagt:

    Vielleicht bin ich „Alte Schule“ in Sache Rolle der Armee. M.E. ist und bleibt sie das Machtmittel unseres Nationalstaates, ja bis hin zur Fähigkeit und Bereitschaft zum blutigen militärischen Kampf, auf dass wir nie in diese Lage kommen. Dissuasion, hat man das genannt. Die Mittel unserer Armee sind laufend der aktuellen und erwarteten Bedrohungslage anzupassen, nach oben aber auch nach unten. Die Armee darf aber nie zu einem Förderverein für Sport, Landschaftsschutz, Berghilfe aber auch Technologieförderung verkommen. Leider ist auch die Idee von Herrn NR Derder ein Etikettenschwindel.

  • Goran sagt:

    Wozu die Armee dient? Koennen sich die „intelligenten“ Herrschaften an die Ueberschwemmung, die in der Westschweiz geschah noch erinnern? Ja, ja, damals kam es gelegen, die Armee fuer die Aufraeumarbeiten zu nutzen! Aber wegen diesem „bisschen“ Militaerdienst, den man leisten muss, weinen ja sehr viele als ob sie in eine praekere Situationslage losgeschickts wuerden! Habe sogar mit Frauen gedient und sie haben nicht einmal so ein Affentheater abgezogen!

  • Mikael sagt:

    Die Armee ist effizient, aber effizient ineffektiv!

    Die Probleme beginnen für mich bereits in der Vorstellung der einzelnen Politiker. Sie wünschen sich eine „effiziente Armee“. Ich bin der Meinung, dass die Armee effizient ist. Doch ich wünsche mir, dass die Armee nicht nur effizient ist, sondern auch „effizient und effektiv“!!!

    Beurteilen wir die Lage, unsere Stärken und Schwächen neu und prüfen eine Zusammenarbeit mit unseren Nachbaren. Ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam weiter kommen, und uns von dem „Stachelschwein“-Gedanken lösen können.

  • Martin Gruner sagt:

    Die Aufgabe der Armee ist immer die selbe. Daran ändert sich nichts. Was sich ändert, das sind die Ausrüstung und die Bedrohungslage. Nur kurzsichtige Politiker denken, da jetzt alles „in Ordnung“ ist, dass wir die Armee abschaffen können. Die Armee ist ein Teil des Bundes, so wie die Polizei ein Teil des Kantons ist.

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