Fairer Handel, gesundes Essen
Die EU und die Vereinigten Staaten verhandeln gegenwärtig über eine transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (THIP), die in erster Linie darauf abzielt, nichttarifäre Handelshemmnisse zu beseitigen. Das Abkommen wird in Europa harsch kritisiert, einerseits wegen der fehlenden Transparenz der Verhandlungen, andererseits wegen der Beeinträchtigung der europäischen Standards in Sachen Qualität, Umweltschutz und Soziales – denn gerade diese werden als «Hemmnisse» betrachtet. Das Abkommen sieht bei Meinungsverschiedenheiten einen Regelungsmechanismus vor, der es Investoren ermöglichen würde, gegen einen Staat vorzugehen, sobald dieser Vorschriften erlässt, die sich für die Investoren nachteilig auswirken könnten. Besonders davon betroffen wären Nahrungsmittel. Die Vereinigten Staaten und die EU verfügen hier in der Tat über sehr unterschiedliche Regelungen. So erlauben die Vereinigten Staaten unter anderem gentechnisch veränderte Lebensmittel, die Säuberung von Hühnerfleisch mit chlorhaltigen Mitteln, den Einsatz von Hormonen in der Tiermast oder den Verkauf von Fleisch, das von geklonten Tieren stammt. Die Vereinigten Staaten sind zudem viel lascher bei der Bekämpfung von toxischen Substanzen als Europa.
Die USA erlauben unter anderem den Verkauf von Fleisch, das von geklonten Tieren stammt.

Beispiel Hühnerhaltung: In den USA ist der Einsatz von Hormonen in der Tiermast erlaubt. Foto: Keystone
Gemäss Bundesrat Schneider-Amman könnte das THIP-Abkommen zu einer Verschlechterung der Standards führen, die in der Schweiz bei der Lebensmittelproduktion und in der Landwirtschaft gelten. Die EU und die Vereinigten Staaten sind wichtige Handelspartner unseres Landes, und das Cassis-de-Dijon-Prinzip macht es schon heute möglich, dass in Europa zugelassene Produkte auf unseren Markt gelangen können, auch wenn sie unseren eigenen Anforderungen nicht genügen.
Die Volksinitiative für nachhaltig produzierte Lebensmittel (Fair Food) der Grünen hält eine Antwort auf diese Herausforderungen bereit. 40 Prozent der Lebensmittel, die wir konsumieren, werden importiert. Schon heute wird ein Teil dieser Nahrungsmittel unter sozialen Voraussetzungen und Umweltbedingungen produziert, die den in der Schweiz geltenden Regelungen strikt zuwiderlaufen, und das, ohne dass die Konsumenten darüber korrekt informiert würden: Früchte und Gemüse, die in Südeuropa oder Entwicklungsländern in Intensivkulturen von ausgebeuteten Landarbeitern produziert werden; veränderte Lebensmittel, die Eier aus Batteriehaltung enthalten; Fleisch von Tieren, die in unhaltbar beengten Zuständen leben müssen. Die Volksinitiative für nachhaltig produzierte Lebensmittel schlägt vor, für importierte Produkte minimale Anforderungen in Sachen Qualität, Soziales und Umwelt festzulegen. Zudem schlägt sie vor, die Verarbeitung und den Vertrieb von lokalen und saisonalen Produkten besser zu unterstützen, das Ausmass unnötiger Transporte zu verringern und die Vergeudung von Lebensmitteln zu reduzieren.
Es geht nicht darum, unsere Grenzen dichtzumachen, sondern darum, faire und kohärente Spielregeln für den Handelsaustausch festzulegen. Weil Praktiken, die wir bei uns in der Schweiz als unannehmbar einstufen, nicht akzeptabler werden, wenn sie in einem anderen Land vonstatten gehen, weil unsere Bauern das Öko- und Sozialdumping nicht nachvollziehen müssen sollen, und weil wir alle das Recht haben, auf unseren Tellern gesunde, umweltschonende und fair produzierte Lebensmittel vorzufinden.
15 Kommentare zu «Fairer Handel, gesundes Essen»
„…Weil Praktiken, die wir bei uns in der Schweiz als unannehmbar einstufen, nicht akzeptabler werden, wenn sie in einem anderen Land vonstatten gehen, weil unsere Bauern das Öko- und Sozialdumping nicht nachvollziehen müssen sollen, und weil wir alle das Recht haben, auf unseren Tellern gesunde, umweltschonende und fair produzierte Lebensmittel vorzufinden…“
Sehe ich auch so. Importierte Lebensmittel müssen gemäss den hiesigen Standards hergestellt sein.
da wird gerade eine riesensauer hinter verschlossenen türen verandelt, zum schaden all derer die sich den gierigen konzernen unterwerffen wollen.
Lest lest! Ein Abgesang auf die Globalisierung dem ich leider nur zustimmen kann. Ein Regelwerkt wie THIP das ganz offenischtlich den Nationalstaaten ihre Souveränität nimmt ist einfach das letzte. Nur Lobbyisten und deren Hintermänner können das ersonnen haben. Die Konzerne werden immer dreister in ihren Forderungen…
Frei nach SVP. Die Gesetze in der Schweiz bestimmen wir. Einmal muss ich der SVP zustimmen. Die zu importierenden Güter, insbesondere auch die landwirtschaftlichen Güter, sofern man Tiere als Güter bezeichnen kann, haben sich bei der Produktion
unseren Gesetzen zu unterordnen. Artgerechte Haltung, genfreie Produktion, Einhaltung von Arbeitsgesetzen (Kinderarbeit,
Gleichstellung von Mann und Frau, Einhaltung von Schweizer Arbeitsrecht) etc., ansonsten sind wir Schweizer Produzenten kaum mehr konkurrenzfähig.
„Es geht nicht darum, unsere Grenzen dichtzumachen, ….“
Doch, genau darum geht es!
Lasst die Bauern in den Schwellenländern ohne Zugang zu Gesundheitsversorgung und Bildung für ihre Kinder, weil sie ihre Produkte nirgendwo verkaufen können, wo es dafür Geld gibt, Hauptsache die Hühner sind glücklich und froh und frei in der Schweiz.
Wem es wirklich um globale Standards geht erkennt, dass gerade eine Marktöffnung ermöglichen würde, dass sich auch Lebensmittelproduzenten in Schwellenländern leisten könnten, sich über solche Sachen überhaupt Gedanken zu machen.
„Fairer“ Handel ist eben gerade nicht, andere einfach auszuschliessen vom Markt.
Könnten vietnamesische Bauern ihre Produkte im CH-Markt verkaufen, ändert nicht, was CH Konsumenten zu kaufen wünschen, also ohne glaubwürdiges „Öko-Sozial-usw-Labeling“ wären deren Produkte nicht verkäuflich in CH.
Theorie und Praxis. Einerseits würde ein fairer freier Markt wie in der Theorie praktisch perfekte Verhältnisse kreieren. Aber Da wir in einer Welt leben, die enorme Wohlstandsunterschiede und kulturelle Differenzen kennt ist und bleibt das eben nur Theorie. In der Praxis ist der freie Markt nur zwischen ähnlichen Staaten möglich und immer durch Regelwerke, den sogenannten „gleich langen Spiessen“, gebunden. Diese Regelwerke werden, tatatata, von den Konzernen mit ihren Lobbyisten massiv beeinflusst.
Und darum ja, es geht um darum die Grenzen zu schliessen, aber nicht der Grenzen wegen 😉
Das heisst nicht das Sie falsch liegen. Solche Diskussionen über freie Märkte fassen immer eine enorme Vielfallt von Themen auf die mir immer wieder klar macht, in was für einer komplexen Welt wir leben. Natürlich werden die Ärmsten der Armen durch die freien Märkte ausgebeutet. Chinesische Billigware können sie einkaufen, aber ihre Aggrarprodukte selber nicht absetzen. Eine Schweinerei! Aber ich habe eben auch recht… Und was jetzt? Das natürlichste Verhalten der Menschen tritt zu tage: Ich schaue zuerst für mich. Das werden wir wohl schwerlich überwinden können…
Eine konsequente Überwindung dieser Situation wäre nur durch anständiges Verhalten möglich. Aber „freier Markt“ und „anständiges Verhalten“ sind zwei Dinge die sich nicht sonderlich mögen. Denn der freie Markt lebt in vielen Bereichen ja gerade davon, dass man sich nicht um andere kümmert und die eigenen Profite maximieren will. Damit stecken wir nun in einem handfesten Dilemma. Die Lösung dafür ist soziale Marktwirtschaft und diese wiederum baut auf nationalstaatlichen Eingriffen auf. Diese werden aber durch solche Freihandelsabkommen ausgehebelt. Und wir beginnen wieder von vorne…
@Reto Stadelmann
Vielen Dank für Ihre Kommentare.
Ich bin kein „freier Markt“ Fe tis chist, ich finde es notwendig in diese Richtungen den Markt zu regeln:
Der Konsument soll wissen können, was er kauft: Die Informationen wo ein Produkt tatsächlich herkommt, und nicht nur zusammengebaut wird, welche Sozial- und Umweltstandards eingehalten werden, müssen geregelt, geprüft und Verstösse sanktioniert werden.
Patentlösungen für eine „gute“ Globalisierung gibt es nicht, aber diese findet statt, und konstruktive Gestaltung ist nützlicher für alle als Ablehnung.
„Life is helluvalot more fun, if you say yes, rather than no“
Richard Branson erklärend hinzufügen möchte ich:..“auch, weil wir das Leben nur so verbessern können“
Finde ich auch. Unseren Bauern sollte man noch viel mehr Subventionen zukommen lassen. Und aus Afrika sollte gar nichts mehr importiert werden, denn dort gibt es Kinderarbeit und neuerdings chinesische Aufseher. Wer dann kein Auskommen mehr hat kann ja in der Schweizer Botschaft den Asylantrag stellen. So retten Thorens, Rytz und Co. die ganze Welt. Ohne Flügerli sogar. Und Marvel bringt’s dann in 3-D in’s Kino!
Natürlich muss die Schweiz gegen den Irrsinn eines solchen Abkommens Einhalt gebieten. Wieder einmal wird ein Abkommen unterzeichnet, dass eine Verschlechterung der Umwelt- und Sozialstandards mit sich bringt. Aber um diese Kriterien geht es nicht. Es geht um Wirtschaftswachstum. Und wenn es um Wirtschaftswachstum und damit Schaffung von Arbeitsplätzen geht, werden alle Eigenschaften, die den Mensch eigentlich auszeichnen könnten, obsolet. In der Schweiz müssen wir unbedingt Sorge dazu tragen, dass die umweltgerechte und sozialverträgliche Produktion weiter gestärkt wird.
Also die Lebensmittelqualität und -sicherheit ist in der EU ist spätestens seit dem Schweizer Freihandelsabkommen mit China massiv besser. Weshalb meinen wir immer wir seien die Besten?
Wenn ich in der Metzgerei US-Beef in der Auslage sehe, kann ich mir die Frage nicht verkneifen: «Welche Körbchen bräuchte ich, wenn ich diese amer(d)ikanischen Hormon-Bomben essen würde?» Ich kaufe, was geht, möglichst direkt frisch und aus der Region in den Bauernläden. Irgend welches ernährungsphysiologischen Sondermüll aus dem «Land des unbegrenzten Wahnsinns» lasse ich links liegen. Wir KonsumentInnen sind das «Volch». Wir können entscheiden, was sich verkaufen lässt und was nicht. Nutzen wir unsere Macht an den Regalen!