Die soziale und wirtschaftliche Bedeutung frühkindlicher Bildung

Umfassende Bildung ist die Grundlage für späteren Erfolg im Leben. Und doch sind gerade beim Thema Bildung noch immer sehr viele Fragen offen. Eine davon – vielleicht eine der wichtigsten – ist die nach dem richtigen Zeitpunkt, an dem die Bildung beginnt. Lohnt es sich, Kinder schon vor der Schule gezielt zu fördern? Und wenn ja: Wie sollten diese Bildungsangebote beschaffen sein, um auch messbare Effekte zu erzielen?

Der Erfolg von Bildung wird meist an kognitiven Fähigkeiten gemessen, also daran, wie gut die Kinder Schreiben, Lesen und Rechnen können. Diese Fähigkeiten werden typischerweise in der Schule vermittelt und haben, wie aus einer OECD-Studie aus dem Jahr 2010 hervorgeht, nicht nur Einfluss auf die Erfolge im Leben eines Menschen, sondern auch auf die Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Wohlfahrt.

Wie hoch dieser ausfallen kann, zeigt eine Beispielrechnung, die sich für die Schweiz aus den OECD-Daten ableiten lässt: Wenn es gelänge, die Leistungen der schwächsten Schüler im PISA-Test anzuheben – hierzulande liegen rund 13 Prozent der Schülerinnen und Schüler unter dem Grenzwert von 400 PISA-Punkten – könnte das Bruttoinlandsprodukt in den nächsten Jahren um über 800 Milliarden Franken wachsen.

So wissen wir zum Beispiel, dass hohe motivationale Fähigkeiten, die schon im frühen Kindesalter erworben werden, tendenziell zu höherer Schulbildung und damit auch zu höherem Einkommen führen.

Besonders Kinder bildungsferner Schichten müssen gefördert werden: Jubel an einem Sprtanlass für Kinder.

Speziell Kinder bildungsferner Schichten müssen gefördert werden: Jubel an einem Sportanlass für Kinder in Basel, Mai 2012. (Bild: Keystone)

Dass es sich hier nicht um reine Modellrechnungen handelt, deutet eine bekannte Langzeitstudie zum Thema aus den USA an: das so genannte «Perry Preschool Program», an dem in den 1960er-Jahren 123 afroamerikanische Kinder im Alter von drei bis fünf Jahren teilnahmen. Die Kinder galten als so genannte Risikokinder: Sie hatten einen IQ von unter 85 und stammten aus armen Verhältnissen.

Die Hälfte der Kinder wurde täglich während fünf Wochentagen zweieinhalb Stunden lang durch geschulte Pädagoginnen gefördert, dazu kamen noch regelmässige Besuche zu Hause. Die Kontrollgruppe erhielt keine Förderung. Der weitere Lebensweg dieser Kinder wurde von den Forschern über 40 Jahre hinweg beobachtet.

Die Resultate waren deutlich: Aus der Fördergruppe erreichten weitaus mehr Kinder einen Highschool-Abschluss als aus der nichtgeförderten Kontrollgruppe (71 versus 54 Prozent). Jeder im Perry Preschool Program investierte Dollar löste somit gemäss konservativen Schätzungen einen gesellschaftlichen Ertrag von sieben Dollar aus, und zwar in Form von weniger Kriminalität, weniger Sozialhilfeausgaben und höheren individuellen Einkommen.

Doch es sind nicht die kognitiven Fähigkeiten allein, die Wachstum und Wohlfahrt fördern. Viele empirische Befunde zeigen, dass motivationale «Fähigkeiten», wie Aufmerksamkeit, Geduld, Zielstrebigkeit und Hilfsbereitschaft, die gemessenen Resultate in kognitiven Tests deutlich beeinflussen können. Sie werden zwar in Schulen nur indirekt und nicht in eigenen Fächern trainiert, doch sie haben einen direkten positiven Einfluss auf viele für die individuelle Wohlfahrt relevante Aspekte im Erwachsenenalter.

So wissen wir zum Beispiel, dass hohe motivationale Fähigkeiten, die schon im frühen Kindesalter erworben werden, tendenziell zu höherer Schulbildung und damit auch zu höherem Einkommen führen. Oder sie sorgen dafür, dass Menschen eher Sport treiben, weniger Rauchen und seltener an Übergewicht leiden.

Doch vor allem können sie helfen, den existierenden Teufelskreis der sozialen Vererbung niedrigen Einkommens und geringer Bildung zu durchbrechen. Auch das kann aus dem Perry Preschool Program abgelesen werden. Der gemessene IQ der geförderten Kinder stieg zwar während ihrer Zeit im Programm auf 95, senkte sich jedoch danach wieder aufs Niveau der Kontrollgruppe. Trotzdem erzielten die Kinder später im Leben nachweislich grössere Erfolge. Es war also offensichtlich gelungen, durch emotionale Förderung die motivationalen Fähigkeiten signifikant und dauerhaft zu erhöhen.

Wie wir heute aus mehreren Studien – darunter auch einige am Institut für Volkswirtschaftslehre der Universität Zürich – wissen, hat die Aktivität in bestimmten Hirnregionen einen ursächlichen Einfluss auf bestimmte motivationale Fähigkeiten. Wenn die Aktivität des Gehirns in diesen Regionen niedriger ist, verhalten sich Probanden etwa messbar ungeduldiger, impulsiver, riskanter und egoistischer.

Man kann also vermuten, dass die Vermittlung motivationaler Fähigkeiten untrennbar mit dem Trainieren bestimmter neuronaler Netzwerke verknüpft ist. Dies dürfte auch der Grund sein, warum motivationale Fähigkeiten vor allem im jungen Kindesalter erworben werden und sich danach eher schwer ändern lassen. Die Plastizität des Gehirns ist bei Kindern eben noch stärker ausgeprägt.

Auch wenn auf diesem Gebiet noch viele offene wissenschaftliche Fragen auf ihre Klärung warten, lässt sich schon jetzt ein vorläufiges Fazit ziehen: Eine geeignete frühkindliche Betreuung ist für die Herausbildung kognitiver und motivationaler Fähigkeiten von grosser Bedeutung.

Um dieses Potenzial auszuschöpfen, lohnt es sich für die Gesellschaft als Ganzes mehr in frühkindliche Betreuungseinrichtungen zu investieren, damit diese auch bildungsferneren und ärmeren Schichten offenstehen. Gleichzeitig sollte man hier aber auch mit einer gewissen Behutsamkeit und Sorgfalt vorgehen und die besten Massnahmen durch vorgängige wissenschaftliche Feldstudien identifizieren, damit man nicht im Nachhinein Enttäuschungen erlebt.

Nicht jede in den USA durchgeführte Massnahme lässt sich ohne weiteres auf die Schweiz übertragen. Deshalb ist es notwendig, solche Studien auch in der Schweiz verstärkt durchzuführen, um solide empirische Grundlagen zur frühkindlichen Förderung von Kindern zu erarbeiten. Denn was gibt es Wichtigeres für eine Gesellschaft als die Zukunft ihrer Kinder?

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49 Kommentare zu «Die soziale und wirtschaftliche Bedeutung frühkindlicher Bildung»

  • Philipp Rittermann sagt:

    bin hier absolut bei herrn fehr. es ist letzten endes eine symbiose aus empathie und unternehmergeist, welche nachhaltig und glaubwürdig zum erfolg führt; dies beginnt bereits bei der erziehung, geht über die bildung und endet bei handlungsfähigen und verantwortungsbewussten individuen.

    • Srdjan Matejic sagt:

      Das stimmt allgemein für die Erziehung im Schulalter, aber einen Unterhemergeist bei 4-jährigen zu fördern ist „overkill“. Wenn sie es anders sagen, z.B. Motivation, Initiative, Selbstwertgefühl, dann sind wir der Sache schon näher. Aber auch das soll die Aufgabe der Eltern sein.
      Denn kein Mensch kännt die Kinder besser als ihre Eltern, jedenfalls sollte das auch in der neoliberalen Welt so sein.

      • Philipp Rittermann sagt:

        bezüglich haupt-verantwortung der eltern hierfür, stimme ich mit ihnen absolut überein, herr matejic. hier liegt aber auch eine crux – denn – aufgrund unseres „modernen“ zeitgeistes des persönlichen stelbstverwirklichung und egozentrischen handelns der eltern, wird eben diese verantwortung vielfach nicht mehr in adäquatem masse, sprich zum wohle der kinder, wahrgenommen.

  • Urs sagt:

    …zahl sich immer aus… wohl im wahrsten Sinne des Wortes. Mir hingegen, so ich mich erinnere an meine Kindheit, war immer dann gut wenn sich die Erwachsenen nicht eingemsicht haben… schon früh ist eigentlich ejder autonom genug um die für sich wichtigen Entscheidungen selber treffen zu können. Natürlich nicht immer Oekonomisch maximal verwertbar… aber dann, wen interessiert das in jungen Jahren wirklich, ausser die Erwachsenen. Warum blos rauben die Erwachsenen uns unsere Zeit indem jeder entstandene Freiraum für Fremdbestimmte und Oekonomisch sinnvolle Tätigkeiten verwendet werden muss

    • Thomas Meier sagt:

      Ökonomisch ist nun ein böses Wort oder wie? Hier geht es nicht um den Gewinn von irgendwelchen Investmentbanken oder so, sondern um die Wohlfahrt der Gesellschaft. Wenn Eltern ihr Kind einfach nur vor den Fernseher setzten, ist das faktisch Kindsmisshandlung. Ein Kind wird traumatisiert, kommt auf die falsche Bahn und mit 20 sticht es Sie bei einen Raubüberfall nieder. Sie landen im Spital, das Kind im Gefängnis usw. ein Ökonome würde das „ökonomisch nicht optimal“ nennen. Verstehen Sie nun einfach das Wort nicht oder finden Sie das ernsthaft etwas gutes?

      • Urs sagt:

        …Die Durchdringung praktisch aller Gesellschaftsbereiche und auch immer mehr Lebensbereichen der Menschen mit Rein Profitorientierten Aspekten ist in der Tat für mich ein Böses Wort…. Allerdings stimme ich ihren Argumenten zu. Das aber, ist offensichtlich nicht das was ich gemeint habe… Kinder können mit viel Freiheit und Selber Entscheiden gut umgehen und entwickeln sich in der Regel zu normalen Mensvhen ohne das Erwachsene die Zeit für sie ausfüllen… Schon gar nicht mit irgendwelchen Ökonomischen Optimierungsfantasien….

      • Heinz Meier sagt:

        Wer Studienresultate mit 123 afroamerikanische Kindern in den USA auf die Schweiz überträgt, war nie in einem Ghetto, Viele Akademiker sind mindestens ebenso weit von der Realität entfernt wie Immigranten von der Bildung. Wobei die Akademia definiert, was Bildung ist – meistens kopflastige Schulung. Ich möchte immerhin zu bedenken geben, dass Immigranten erfolgreich eine rechten Teil des Kleingewerbes bei uns übernommen haben.

  • Thomas1 sagt:

    Danke für Ihren Beitrag, der klar von einem Menschen mit Denkschema aus dem letzten Jahrtausend stammen muss. Aussagen wie: „Wenn es gelänge, die Leistungen der schwächsten Schüler im PISA-Test anzuheben – hierzulande liegen rund 13 Prozent der Schülerinnen und Schüler unter dem Grenzwert von 400 PISA-Punkten – könnte das Bruttoinlandsprodukt in den nächsten Jahren um über 800 Milliarden Franken wachsen.“ Natürlich. Während gleichzeitig Suizid-, Depressions- und Burnout-Raten in die Höhe schnellen. Zählt natürlich nicht, ich verstehe. Man kann keinen direkten Zusammenhang nachweisen.

  • Christian Uebelhard sagt:

    Erinnert mich irgendwie an die Sowiets mit ihrem „Neuen Menschen“. Gibt es auch Messungen, ob frühkindliche Förderung zu mehr kritischem Geist und mehr freiheitlichem politischem Engagement führen ? Oder nur zur noch besseren Anpassung an das neoliberale Wirtschaftssystem ?

    • Marc Hubacher sagt:

      Es liegt auf der Hand: Wer eine grössere Aufmerksamkeitsspanne hat, wird eher lesen und Sachverhalte durchdenken als eine impulsive Person. Somit dürfte eine gezielte Förderung – und nicht: Überforderung, wie einige Kommentatoren hier nachlegen – durchaus auch das kritische Denken fördern.

    • Urs sagt:

      Mir gefällt der Artikel von Norbert Blüm, ehemaliger Deutscher Arbeitsminister, zu dem Thema ausserordentlich gut. Nachzulesen in der Die Zeit vom 19.3.21012 …
      http://www.zeit.de/2012/12/C-Bluem
      FREIHEIT! Über die Enteignung der Kindheit und die Verstaatlichung der Familie. Eine Streitschrift von Norbert Blüm.

  • max sagt:

    Zwei Feststellungen:

    1) Die Stichprobe ist mit Sicherheit nicht unabhängig: Eltern die ihre Kinder für ein solches Programm hergeben sind am Fortkommen ihres Kindes interessiert. Wir wissen demnach nicht, ob Öpfel mit Birnen verwechselt wurden.

    2) Confounding of factors: Eltern, die am Fortkommen ihres Kindes interessiert sind, werden es auch zuhause fördern, auf ihre Weise, kindgerecht, als aufmerksame Eltern. Wir wissen nicht, ob es der Effekt des Förderungsprogrammes oder die Handlungsweise der Eltern war.

    Schlussfolgerung: Schlechte Wissenschaft, aber ein politischer Renner.

    • Marc Hubacher sagt:

      Beide Argumente sind nicht valid, wenn die Kinder zufällig auf Treatment- und Kontrollgruppe zugeteilt wurde. Dann stammen die Kinder aus derselben Population und unterscheiden sich im Durchschnitt nicht.

      • max sagt:

        @Marc Hubacher
        Damit wären die Testkandidaten zwar randomisiert.

        Die Stichprobe aus der Gesamtpopulation ist immer noch nicht unabhängig. Es nehmen nur die Kinder teil, deren Eltern ein genug grosses Interesse am Fortkommen des Kindes haben und dieses darum anmelden.

    • Marc sagt:

      Lieber Max
      Dafür macht man eben Kontrollgruppen: Die Kinder, welche teilnehmen, werden per Los in zwei Gruppen geteilt. Eine Gruppe wird tatsächlich gefördert, die andere Gruppe dient als Kontrollgruppe. Somit kann der Einfluss der Eltern von den Ergebnissen getrennt werden.
      Natürlich gibt es auch dann noch Effekte, die das Ergebnis beeinflussen (z.B. den Pygmalion-Effekt, siehe Wikipedia). Aber ganz so doof sind die Wissenschaftler auch nicht.

      • max sagt:

        @Marc
        @Marc Hubacher
        @Thomas Meier

        So einen Schmarren habe ich selten gelesen. Dafür muss man wohl Sozialwissenschafter, Psychologe oder Pädagogikwissenschafter sein.

        Wie genau wollen Sie eine Kontrollgruppe frühkindlich nicht födern aber diese Nichtförderung so durchführen, dass die Eltern dennoch meinen, ihre Kinder seien gefördert?

        Das wäre ein richtige Kontrolle, dann nämlich wenn sämtliche übrigen Faktoren dieselben bleiben!

        Ich bleibe dabei: Informierte und motivierte Eltern können es genausogut und die zitierte Studie vermag das Gegenteil nicht zu beweisen.

        Der einzige Zweck von solchen Vorhaben ist das Projekt der SP, die Kinder zu verstaatlichen, die Eltern zu infantilisieren und für unfähig, untauglich.

    • Thomas Meier sagt:

      Ihre zwei Feststellungen sind eigentlich nur eine und wenn Sie den Artikel gelesen hätten, wüssten Sie, dass es eine Kontrollgruppe gab. Nirgendwo steht, dass die Eltern sich anmelden mussten und selbst wenn es so war, sind ja schlussendlich 50% davon in der Kontrollgruppe gelandet.

      Schlussfolgerung: Schlechte Logik, aber am Stammtisch ein Renner.

      • max sagt:

        @Thomas Meier
        Man kann sehr wohl zufällige Stichproben nehmen und immer noch die Faktoren vermischen. Man kann auch abhängige Stichproben nehmen und die Faktoren dennoch auseinanderhalten. Für beides sind einfache Beispiele denkbar. Das erste ist ein Anzeichen auf mangelhaftes Design der Untersuchung. Das zweite bedarf spezieller statistischer Techniken zur Berechnung von Autokorrelationen. Manteltests sind in den heutigen Statistikpaketen frei verfügbar.

    • Mark Keller sagt:

      Nur eine Feststellung: Da Sie wahrscheinlich die Studienanlage nicht kennen – sowenig wie ich – ist Ihre Schlussfolgerung nicht zulässig.

      • max sagt:

        @Mark Keller

        Sie treffen einen wichtigen Punkt. Und ich bin sicher Ernst Fehr wird uns das korrekte Zitat des peer-reviewed journals mitsamt Titel, Autor, Jahrgang, Fachzeitung nachreichen, wo er diese ganzen Schlussfolgerungen her hat.

  • Srdjan Matejic sagt:

    Kinder sind sehr unterschiedlich, manche brauchen etwas mehr Freiraum weil sie schon von sich aus bereits viel Motivation und Ehrgeiz zeigen, andere brauchen die gezielte Unterstützung in den Bereichen in welchen sie Defizite zeigen. Aber zuerst muss ein Kind ein Kind sein können, wenigstens bevor es in die Schule kommt. Ich bin, aus eigener Erfahrung, der Überzeugung, dass die Sorglosigkeit und Freiheit in der Zeit bis zum 5. Lebensjahr, genau so wichtig sind für die Entwicklung der Psyche wie eine aktive Förderung durch Pädagogen.

    • Srdjan Matejic sagt:

      Es ist mir schon etwas suspekt, wenn ein Ökonom über frühkindliche Förderung schreibt, und es dabei weitgehend auf den gesellschaftlichen Ertrag reduziert.
      Auch bei der Förderung sollten die sozialen Fähigkeiten, die Sprache und die Gesundheit im Vordergrund stehen, und weniger der zukünftige „Marktwert“.
      Wenn den Kindern eine positive Einstellung zum Leben und seinen Mitmenschen beigebracht wird, ist es schon sehr gut für die Zukunft vorbereitet.

      • Marc Hubacher sagt:

        Es geht hier mitunter auch um soziale Fähigkeiten. Wenn Hirnregionen trainiert werden, die mitunter für Impulskontrolle (-> weniger Gewalt), Fairnesss (-> soziales Verhalten) und Motivation (-> Einsatz, auf für andere) verantwortlich sind, trainiert das gerade die sozialen, weichen Fähigkeiten. Die Wirtschaftlichkeit ist ein willkommener Nebeneffekt, um auch die Damen und Herren aus dem bürgerlichen Lager zu überzeugen.

      • Brigitte Gurtner sagt:

        @srdjan matejic. Herzlichen Dank, Sie treffen den Nagel auf den Kopf!!!!! Kinder sollen Kinder sein dürfen und nicht als künftigen „Kapitalertrag!! Man kann Kinder auch kaputt fördern und schlicht überfordern.

  • puenktli sagt:

    Danke Herr Fehr, dass Sie dafür plädieren, dass die Kleinkinder noch früher den Eltern weggenommen werden sollen! Das Elternsein wird wieder mal auf dem Altar der Wirtschaft geopfert. Niemand fragt natürlich die Kinder. Denn es geht hier streng genommen nur um die Arbeitskraft der Eltern und um das Entsorgen oder Parkieren des „Problemes“ Kind. Ermächtigen Sie bitte die Eltern, mehr Zeit und Nähe für die Kinder zu haben, sie zu fördern und zu fordern. Das gibt gesunde Menschen und eine nachhaltigere Wirtschaft als Ihr Modell. Wie viel haben denn Sie an Zeit und Nähe für Ihre Kinder geopfert?

    • Elsbet Vocat sagt:

      Da bin ich zu 100% mit Ihnen einverstanden! Um meine 5 Kinder habe ich mich selbst gekümmert, obwohl das eine finanzielle Einbusse bedeutete. Aber es hat sich gelohnt….Aber wenn ich heute morgens um 6 Uhr früh im Tram regelmässig Mütter mit Kinderwagen sehe, die offenbar ihren Sprössling zur Krippe oder sonstwo zur Aufbewahrung bringen, um dann zur Arbeit gehen zu können so macht mich das traurig. Unser heutiges System zwingt ja meistens diese Mütter zum Mitverdienen, weil ein Zahltag nicht mehr ausreicht um die hohen Mieten, Krankenkassenprämien und andere Kosten zu bezahlen.

    • Aloha sagt:

      Liebe Leute, ich empfehle mal zu schauen, was frühkindliche Förderung genau mein. Es ist nicht die Verschulung der Kinder, wo Chinesisch und Englisch an 3-jährige unterrichtet wird, sondern es geht um die spielerische Förderung aller Bereiche: emotional, motorisch, sprachlich, … Aber auch um die Eltern-Kind-Beziehung, die gestärkt werden soll. Gerade Eltern mit schlechterer Bildung und armen Familien fehlt oft das Wissen, die Zeit und vor allem die Energie. Diese benötigen Unterstützung – und die lohnt sich erwiesenermassen. Gerade im Alter vor dem Kindergarten-Eintritt…

      • Gion Saram sagt:

        @Aloha Und wie bitte soll die Eltern – Kind beziehung gestärkt werden, wenn die Eltern aufgrund der hohen Steuerlast beide gezwungen werden arbeiten zu gehen um die Löhne von staatlich ausgebildeten Frühförderern in Krippen und Kindergärten zu finanzieren? Warum trauen wir den Menschen nicht mehr zu selber ihre Kinder zu erziehen? Ist der Staat als Kollektiv wirklich soviel klüger und umsichtiger als seine einzelnen Bürger? Ich bin immer wieder beindruckt von diesem naiven Glauben an die Allmacht des Staates, der unserer laizistischen Zeit den Glauben an die Allmacht Gottes ersetzt hat.

      • Sophie sagt:

        Danke, Aloha! Du rückst die Sache ins richtige Verhältnis. Habe schon oft beobachtet, dass sich Eltern vom Begriff „frühkindliche Förderung“ bedroht fühlen, als würde man ihre elterliche Autonomie, sogar ihre elterliche Autorität damit angreifen. Dabei scheint es ja oft auch darum zu gehen, durch momentane Lebensumstände geschwächte Eltern zu stärken, damit sie ihre Aufgabe wieder besser wahrnehmen können. Z.B. auch, indem ihnen einen Weg aus der sprachlichen und sozialen Isolation geboten wird (diese kann ja im Extremfall fast schon verständlicherweise zu Gewalt gegenüber dem Kind führen)

        • Sophie sagt:

          Konsequenterweise finde ich, dass nicht nur in frühkindliche Betreuungsangebote investiert werden soll, sondern auch in andere, z.B. aufsuchende Angebote, die – bei Bedarf!!! – Eltern stärkt, ihnen Know-How über hiessige Fachstellen vermittelt etc. Da kann ja bereits schon im Spital nach der Entbindung beginnen, in dem Eltern Infomaterial (Adressen) in ihrer Sprache verteilt wird, (wird hoff. bereits gemacht)
          Zahlen zum Wirschaftswachstum beeindrucken mich zwar nicht sonderlich, aber auch meine, unsere Kids werden profitieren (soz. Fri), wenn auch weniger Priviliegierte einen guten Start habe

  • Anton Keller sagt:

    „Eine geeignete frühkindliche Betreuung ist für die Herausbildung kognitiver und motivationaler Fähigkeiten von grosser Bedeutung.“

    Nur niemand weiss was geeignet sein soll.

  • Funky sagt:

    Das heisst wohl mehr Steuern zahlen und zum Wirtschaftswachstum Beitragen. Moderen Sklaverei und nicht anderes!
    Menschliche Ressourcen Optimieren für die Zukunft!

  • Alfred Siffert sagt:

    1. Max hat das statistische schon angesprochen. Sehr guter Beitrag. 2. Unser privater Mittagstisch wird total überrant: Eltern machen Karriere, Kinder sollen von 0730 bis 18 Uhr einfach nicht stören. 3. Aufruf an alle HR-Chefs: Schon mal einen Kandidaten gefragt, was die Eltern machen? Unser Amtsdirektor hat Rochester MBA, HSG MBL, ist Fürsprech und Doktor und und und. Aber charakterlich und emotional völlig unbrauchbar. Eine Katastrophe! Und als ich neulich in seiner Heimatstadt seinen Namen erwähne. Der XY? Ohje: sein Vater war auch rechtsextrem und übel…war schon im Kindergarten so…

  • Gregor Müller sagt:

    Falscher Parameter!
    Es ist kennzeichnend, dass selbst Professoren mit dem nicht ausgeschöpften Potenzial für das BIP argumentieren. Letztlich ist die zunehmende Ökonomisierung ein zu lösendes Hauptproblem. Die „Investition“ für Kinder lässt sich überhaupt nicht messen. IQ & Verhalten sind keine Garanten für Erfolg. Es werden willkürliche Behauptungen aufgestell, welche im Einzelfall wiederlegbar sind.

    Entscheiden ist die Lebensqualität, unabhängig eines kaptialistischen, dogmatischen Denkens. Sozialer Friede!?

    Lebensglück, Anerkennung sind die Haupttriebfedern eines Einzelnen=

  • Sandra Pirelli sagt:

    Ausbeutung lässt grüssen! Solches Denken muss und wird aussterben, sonst tun wir es!

  • Gion Saram sagt:

    Möglich das diese Früförderung etwas bringt. Nur wie erkennen wir diese „Risikokinder? Nach welchen Kriterien finden wir sie ohne dabei als Rassisten oder als Diskriminierer verunglimpft zu werden? Die andere Lösung einfach alle Kinder von allen Familien in diese Programme zu zwingen ist auch nicht appetitlich. Brasilien war mit einer 3. Lösung, der Bolsa Familia erfolgreich, aber die Auszahlung von Sozialhilfe an den regelmässigen Schulbesuch der Kinder zu koppeln, gilt bei uns als hartherzig. Für eine konditionale Sozialhilfe sind wir noch zu verwöhnt hierzulande.

    • Mark Keller sagt:

      Dies ist ja wohl totaler Quatsch. Schweizer Sozialhilfebezüger/innen schicken ihre Kinder normalerweise in die Schule. Sie vergleichen Äpfel mit Birnen.

      • Gion Saram sagt:

        @Mark Keller, Sprechen sie mal mit einem Oberstufenlehrer das Thema „Schulabsentismus“ an, früher noch als Schulschwänzen bekannt. Dabei werden sie erfahren das dies auch in der Schweiz kein unbekanntes Thema ist und einer der grössten Gründe für schulisches Versagen bei Oberstufenschülern. Und sonst hilft Google mit dem Suchbegriff „schulabsentismus in der schweiz “ gerne weiter.

        • André sagt:

          @Gion Saram Ich ging auch in die Oberstufe.. und auch ich habe oft gefehlt ich war ein Spitzenreiter im fehlen. Durchschnittlich fehlte ich 1 mal die Woche. Und nicht jedesmal war ein kurzer Termin sondern es war „Bauchschmerzen“ oder „Kopfschmerzen“. Die Zeit nutzte ich entweder zum Fernseh schauen oder zum Gamen.

          Dennoch bin ich jetzt in der BMS als KV Schüler und meistere diese mit einem Schnitt von Aktuell 4.8

          Soeben habe ich an mir persönlich das System mit der Koppelung des Geldes am Schulbesuch wiederlegt. 😉

    • Sophie sagt:

      Bei uns im Quartier gibt es ein interessantes Projekt (aufsuchende Elter-Kind-Arbeit Manesse)

      http://wwv.gz-zh.ch/gz-heuried/projekte/?tx_zgz%5Buid%5D=5

  • iwan sagt:

    die schwächsten 13% sollen in den nächsten Jahren für mehr als eine verdoppelung des BIP sorgen? von heute 500 Mrd auf 1300 Mrd? Humbug.

    • Mark Keller sagt:

      Ich habe mich auch gefragt wie diese astronomische Zahl von 800 Milliarden zustande kommt! Vielleicht hat sich der Verfasser der Carte Blanche beim Schreiben um ein paar Zehnerpotenzen vertan und Millionen gemeint. Wie auch immer, wenn ein Oekonom solche Zahlen in die Welt setzt, wäre es hilfreich, wenn er sich auch dazu äussern würde wie diese Zahlen berechnet wurden. Dass es billiger wäre bei diesen 13% in die schulische Förderung zu investieren, als dann die Folgekosten tragen zu müssen, mag noch einigermassen einleuchtend sein. Über die Zahlen lässt es sich dann aber immer noch streiten.

  • Wie kommt ein Ökonom auf die Idee, Baby oeconomicus würde gänzlich ohne monetäre Anreize etwas lernen?

  • Tom Baer sagt:

    „…motivationale Fähigkeiten vor allem im jungen Kindesalter erworben werden und sich danach eher schwer ändern lassen…“
    Nach meiner Ansicht haben alle Kinder von Geburt aus eine sehr hohe motivationale Fähigkeit. Wir müssen eher schauen, dass wir die Kinder nicht demotivieren, ihnen also möglichst wenig von dieser Fähigkeit weg nehmen.

    Das Demotivier-Problem zeigen auch Studien bei Angestellten. Beim Stellenantritt sind die meisten hoch motiviert. Durch die planwirtschaftlich-bürokratisch und gleichzeitig autokratisch-hierarchischen Systeme lässt diese Motivation schnell nach.

  • Free Info sagt:

    @Alle
    Zum Nachdenken!

    Verantwortung von Eltern und Schule:
    Zu diesem sehr wichtigen Thema habe ich in einem anderen Forum ein Beitrag geschrieben:
    Da in diesem Blog leider nur 600 Zeichen zugelassen sind, ist es nicht möglich den ganzen Beitrag hier zu schreiben.
    Wenn es die Redaktion erlaubt, könnt Ihr ihn unter folgendem Link ja mal kurz abrufen und lesen.
    http://www.occupyforum.ch/board36-offtopic/board37-wissenswertes-und-sonstige-interessante-themen/438-eltern-und-schule/#post1077

    Ihr Free Info

  • max sagt:

    Der Artikel von Ernst Fehr enthält eine Reihe von Fehlschlüssen, wie sie gerne von Politikern begangen werden, solange es in ihr ideologisches Schema passt.
    Die zitierte Studie aus Amerika wurde mit schwarzen Kindern aus der Unterschicht gemacht und zwar mit „Risikokindern“ mit einem IQ unter 85. Das heisst, das wären die 16% dümmsten aller Kinder in einer bildungsfernen Umgebung, mit wenig Geld, schlechtem Zugang zu Büchern und Spielzeug und Spielplätzen und vermutlich Eltern, die kaum Zeit haben um mit den Kleinen Holzschiffli zu basteln.

    Das ist in keiner Art und Weise ein Rechtfertigung, um Geld zu verpulvern und sämtliche Eltern eines ganzen Landes mit Frühkindsförderung zu drangsalieren.

  • Mike Keller sagt:

    Da hat Herr Fehr bestimmt recht, wenn es um frühkindliche Förderung geht. Aber das soll nicht heissen, dass man nicht auch noch bei über 30 oder 40jährigen genauso daran arbeiten sollte. Es ist auch dann noch möglich, massive positive Veränderungen im Leben durch Bildung beizuführen. Viele sprechen immer von der Investition in jüngste Menschen, aber man muss bedenken, dass z.B. ein 30jähriger noch länger arbeitet als er bereits im Leben steht und dann vielleicht nochmals 25 Jahre lebt. Kurz gesagt, der Fokus ist mir zu oft bei Kindern, denn Erwachsene sind auch die Zukunft.

  • Ali Ferkous sagt:

    Interessanter Artikel – erst dachte ich, der Ernst Fehr kommt zu einem ganz anderen Schluss als Reiner Eichenberger – der berechnet hat, dass die heutigen Kinder den Staat mehr Kosten, als sie ihm je zurückzahlen werden. Aber wenn wir die Gedanken von Ernst Fehr weiterspinnen, müssen wir zum Schluss kommen, dass wir in den Kindergarten und nicht in die Fast-Gratis-Uni investieren müssen – letztere ist schweinisch teuer aber das Input/Outcome-Verhältnis stimmt in keiner Weise (s. Eichenberger): Die Frühförderung ermöglicht den Kindern ihr eigenes Potential voll zu nutzen, auf welchem Weg auch

  • Thomas Läubli sagt:

    Typisch für den Wirtschaftswissenschafter, dass die Musik wieder einmal vergessen geht! Musikalische Bildung fördert ganzheitliches Denken, Sozialkompetenz sowie logische, sprachliche und emotionale Intelligenz. Auch die Feinmotorik, die durch den heutigen Umgang mit Computern geschmäht wird, kommt damit zu ihrem Recht. Deshalb JA zum Verfassungsartikel «Musikalische Bildung»!

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