Laufeinsteiger – vorher zum Arzt?

Ein sehr hohes Risiko Männer über 40 Jahre, die schlecht trainiert an einem Marathon teilnehmen wollen: Frau am Stretchen.

Ein sehr hohes Risiko haben Männer über 40 Jahre, die schlecht trainiert, an einem Marathon teilnehmen wollen: Älterer Jogger in Vancouver, Kanada. (Bild: Reuters)

Es ist nie zu spät, mit dem Laufen anzufangen – oder wieder einzusteigen. Auch wenn das Training zu Beginn vielleicht anstrengt: Es lohnt sich! Aber man hört ja oft, dass sich Einsteiger ab einem gewissen Alter vorher ärztlich untersuchen lassen sollten. Wir fragen unseren

*Running-Doc Dr. med. Martin Narozny-Willi:

Laut WHO ist Bewegungsmangel in vielen industrialisierten Ländern der häufigste Risikofaktor für die Erkrankung der Herzkranzgefässe. In diesen Ländern sind solche Krankheiten die nach wie vor die häufigste Todesursache.

Sport ist gesund!
Regelmässige Bewegung bewirkt eine Verbesserung des Herz-Kreislaufsystems, eine Verminderung von Stoffwechselkrankheiten, wie z. B. dem nicht Insulin abhängigen Diabetes. Sie verbessert die Immunabwehr und dient zudem der Funktionserhaltung des Bewegungsapparates, vermindert Osteoporose und erhöht die Erhaltung der Unabhängigkeit im Alter. Es gibt also viele gute Gründe regelmässig Sport zu treiben.

Was gilt es für Laufeinsteiger und Wiedereinsteiger zu beachten?
Trotz aller positiver Effekte gilt es aus medizinischer Sicht einige Faktoren zu beachten, damit Sie ohne erhöhtes Risiko Sport treiben können. In 0,2 – 2,5 Fällen auf 100’000 Personen (je nach Studie) kann ein akutes Herzversagen, der so genannte plötzliche Herztod auftreten. Sehr intensive sportliche Belastungen erhöhen die Wahrscheinlichkeit für einen plötzlichen Herztod. Im Alter von weniger als 35 Jahren sind dafür v. a. vererbte Erkrankungen des Herzmuskels, Anomalien der Herzkranzgefässe sowie ein viraler Infekt des Herzmuskels verantwortlich. Über 35 Jahre ist die Erkrankung der Herzkranzgefässe (koronare Herzkrankheit) weitaus am häufigsten. Zusätzlich Risikofaktoren sind intensive sportliche Belastung ohne entsprechendes Training, Männer, Alter>40 Jahre und intensive sportliche Belastung an sich. Ein sehr hohes Risiko hat somit ein Mann über 40 Jahre, der schlecht trainiert an einem Marathon teilnehmen will.

Wie finde ich heraus, ob ich ein erhöhtes Risiko habe?

Dafür gibt es standardisierte Fragen:

  • Hat Ihnen jemals ein Arzt gesagt, sie hätten «etwas am Herzen» und Ihnen Bewegung und Sport nur unter medizinischer Kontrolle empfohlen?
  • Hatten Sie Brustschmerzen bei körperlicher Belastung?
  • Hatten Sie letzten Monat Brustschmerzen?
  • Haben Sie schon ein- oder mehrmals das Bewusstsein verloren, auch unter Belastung, oder sind Sie ein- oder mehrmals wegen Schwindel gestürzt?
  • Haben Sie Knochen- oder Gelenkprobleme, die sich unter körperlicher Belastung verschlechtern könnten?
  • Hat Ihnen jemals ein Arzt ein Medikament gegen hohen Blutdruck oder für ein Herzproblem verschrieben?
  • Kennen Sie aufgrund Ihrer Erfahrung oder eines ärztlichen Rates einen weiteren Grund, der Sie davon abhalten könnte, ohne medizinische Kontrolle Sport zu treiben?
  • Haben Sie andere Risikofaktoren wie Übergewicht, Rauchen, erhöhte Cholesterinwerte oder Diabetes?

Wenn Sie alle Fragen mit «Nein» beantworten können, dann ist Sport von moderater Intensität für Personen jeglichen Alters möglich.

Beantworten Sie jedoch mindestens eine Frage mit «Ja», dann ist eine ärztliche Voruntersuchung angezeigt.

Intensive sportliche Aktivität

Bei der Vorbereitung auf eine intensive sportliche Aktivität mit erhöhtem Risiko, wie z. B. einen Marathon, gehen die Empfehlungen auseinander. Teilweise wird eine Voruntersuchung auch bei gesunden Personen ab einem Alter von mehr als 40 Jahren empfohlen. Letztlich hängt das auch vom Sicherheitsbedürfnis der jeweiligen Wiedereinsteiger ab.

Was wird bei einer ärztlichen Voruntersuchung durchgeführt?

Das hängt ganz vom Risikoprofil der jeweiligen Person ab. Sicher gehört eine Befragung über die medizinische Vorgeschichte, eine körperliche Untersuchung, eine Blutanalyse sowie ein Ruhe-EKG dazu. Bei Bedarf und entsprechenden Risikofaktoren kommen zusätzliche Abklärungen wie Belastungs-EKG oder Lungenfunktionsprüfung hinzu.

Kostenübernahme?

Liegen effektiv Risikofaktoren oder Beschwerden vor, dann werden die Kosten für diese Abklärungen von der Krankenkasse übernommen. Werden die Untersuchungen bei einem gesunden Sportler durchgeführt, weil er die Daten zu seiner persönlichen Sicherheit bestimmt haben will, dann muss er die Kosten selber tragen, ausser er verfügt über eine Zusatzversicherung für einen jährlichen Check-up.

Dr. med. Martin Narozny-Willi

Dr. med. Martin Narozny-Willi, unser Doc bei «Running im Outdoorblog».

* Dr. med. Martin Narozny-Willi, Facharzt Orthopädische Chirurgie, Sportmedizin SGSM und Verbandsarzt Swiss Ice Hockey. SportClinic Zürich, Sportmedizin und Leistungsdiagnostik. Die Klinik ist eine Swiss Olympic Medical Base. www.sportklinik.ch/sportmedizin/toedi

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8 Kommentare zu «Laufeinsteiger – vorher zum Arzt?»

  • Wagner sagt:

    Danke für Ihre Antwort!
    Sie gehen von übergewichtigen Durchschnitts-Menschen aus. Sie wissen nicht, ob es für Leute, die seit 36 Jahren joggen zu hohe Werte sind. Vielleicht hätte ich tiefere, wenn ich nicht gejoggt hätte?
    Wir sind am Abklären. Das Problem scheint nur zu sein, dass Hausärzte nichts über alles wissen, die Spezialisten alles über nichts :-(
    Die Sonographie der Nieren war ok. Das Ergebnis des Herz-Ultraschalls werden wir nach den Ferien meines Hausarztes besprechen. Der Kardiologe sagte die Hauptherzkammer sei 52 mm breit. Da ich nicht bereit bin meine sexuellen Fähigkeiten zu mindern, habe ich Esidrex abgesetzt.
    Ich werde nächste Woche einen Termin beim Hausarzt vereinbaren.

  • Wagner sagt:

    Ich joggä seit 36 Jahren. Nicht verbissen, ich kann mich wärend des Joggens unterhalten. Mein Wochenpensum liegt bei 3-4 Mal 12 km.
    Vor kurzem liess ich mich untersuchen. Dabei stellte der Arzt bei mir Bluthochdruck fest.
    Ich wiege 59 kg mit einem BMI von 19.
    Ich wurde extrem sauer, da ich dachte ich hätte durch mein Joggen was Gutes für meinen Körper und meine Gesundheit getan.
    Glaubt also nicht alles, was Euch Ärzte und Tantis über die positiven Aspekte des Ausdauertrainings erzählen!

    • Christoph sagt:

      @Wagner: von sich auf die Gesamtheit zu schliessen ist nicht sehr intelligent. Mein Onkel wurde 95 – hat praktisch das ganze Leben geraucht – ie Rauchen ist gesund….hihi. Liebe Jogger, Bewegung IST GESUND, auch wenn der „Wagner“ es nicht glaubt

    • Narozny sagt:

      Ich kann Ihre Enttäuschung verstehen.
      Wie wären aber wohl Ihr Blutdruck ohne Sport und bei Übergewicht?
      Sie müssen davon ausgehen, dass die Blutdruckwerte dann noch höher wären.
      Der regelmässige Ausdauersport hat sicher einen positiven Einfluss auf Ihre Werte.

      • Wagner sagt:

        Ok, dann muss ich ja keine Angst haben, wenn meine Werte noch höher als 184/117 steigen werden. Als Jogger darf man ja höhere Werte als gemäss WHO haben. Deren Werte stammen ja von fetten, untrainierten Menschen. Zu denen gehöre ich ja nicht.

        • Narozny sagt:

          Blutdruckwerte von 184/117 sind viel zu hoch. Hier gilt es abzuklären, was die Ursache für diese hohen Werte ist. Da kommen diverse Erkrankungen in Frage. Diese Abklärungen sollen Sie zusammen mit Ihrem Hausarzt besprechen.

  • Daniel sagt:

    Ich hatte lange Zeit sehr stark Übergewicht. Durch eine Ernährungsumstellung und Nordic Walking habe ich etliche Kilos abgenommen. Ich habe damit auch erst mit 40 jahren begonnen.

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