Mein perfekter Tourenski – wo bist du?

Auf der Suche nach dem passenden Ski? Da braucht es eine gewisse Selbstreflexion, weiss der Experte. Foto: Bruno Petroni
Stille, nur unterbrochen durch das leise Zischen, wenn die Kanten durch den unberührten Tiefschnee gleiten. Gibt es etwas Schöneres, als nach einem anstrengenden Aufstieg die eigene Line in den frischen Tiefschnee zu zeichnen? Doch selbst wenn die Abfahrt für die Mühe des Anstiegs entschädigt, so ist man dennoch froh, wenn bergauf die Kräfte etwas geschont werden.
Kaum verwunderlich, dass aktuelle Tourenski deutlich leichter sind als ihre Vorfahren. Die vielleicht noch wichtigere Entwicklung: «Viele der gewichtsoptimierten Ski bieten dazu eine deutlich bessere Fahrperformance als noch vor wenigen Jahren», sagt Patrik Herrmann, stellvertretender Filialleiter bei Bächli Bergsport am Standort Pfäffikon. «Dennoch sollte man sich von den Fliegengewichten im Shop nicht komplett blenden lassen.»
Auf die inneren Werte kommt es an
In der Praxis geraten leichte Ski bei höheren Geschwindigkeiten oder aber bei anspruchsvollen Bedingungen schneller ans Limit als etwas stabilere Modelle. Die Physik lässt sich nicht gänzlich überlisten: Masse bedeutet meist auch erhöhte Laufruhe.
Wie manche Hersteller dieses Manko trotzdem versuchen auszumerzen, erklärt Matthias Schmid, Ski-Einkäufer bei Bächli Bergsport: «Es wurde stark an den inneren Werten der Tourenski getüftelt – mit Leichtholzkernen, Carbon-Fasern und allerlei anderen Hightech-Materialien. Das kombinieren die Hersteller mit ausgefeilten Konstruktionen von der Schaufel bis zum Heck.»
Die Zeit der Experimente scheint abgelaufen
Die Unterschiede zwischen den Modellen auf dem Markt sind fein, aber deutlich. Mittlerweile lohnt sich sogar der Blick in benachbarte Kategorien der Freeride- oder Allmountain-Ski. Es gibt immer mehr Modelle, die vielseitig einsetzbar sind. Diese Vielseitigkeit zeigt sich auch in den aktuellen Shapes. Diese sind nämlich moderater denn je. Die Zeit der Experimente mit super breiten Taper-Schaufeln oder extremen Rocker-Konstruktionen scheint vorbei. Auch deshalb, weil sich moderate Modelle für die meisten Fahrer vertrauter anfühlen, leichter steuern lassen und so mehr Sicherheit bieten.
«Auf der Suche nach dem passenden Ski braucht es deshalb eine gewisse Selbstreflexion», sagt Patrik Herrmann. «Was kann ich? Was will ich? In welchem Gelände fahre ich? Wer diese Fragen ehrlich beantwortet, ist dem richtigen Modell einen deutlichen Schritt näher», hält der Experte fest.
Gewicht sparen oder Stabilität gewinnen?
Wie gut ein Ski wirklich funktioniert, ist eine sehr individuelle Frage: Fahrkönnen und Fahrstil, Kraft und Körpergewicht sowie noch eine ganze Reihe anderer, subjektiver Variablen sind hier entscheidend. Als Rennläufer oder Fitness-Tourengeher auf der Piste ist man mit einem möglichst leichten Modell sicher gut bedient. Die Abfahrtsperformance steht hier nur an zweiter Stelle.
Wer ein Ski mit einem breiten Einsatzbereich sucht, sollte sich jedoch gut überlegen, ob dieser tatsächlich ein Leichtgewicht sein muss. «Vor allem Einsteiger oder Umsteiger vom alpinen Skilauf kommen mit etwas stabileren Modellen meist besser klar. Denn diese bieten in der Regel mehr Kantengriff und eine deutlich bessere Laufruhe», so Matthias Schmid.
Denn einen perfekten Ski, der bergauf und bergab sämtliche ideale Eigenschaften aus Leichtbau, Haltbarkeit und Abfahrtsperformance vereint, den gibt es nicht. Doch auf der Suche danach haben die Skihersteller ein fein abgestuftes Sortiment an Tourenski entwickelt. Wer sich etwas Zeit nimmt und die richtigen Fragen für sich beantwortet, wird aber ganz sicher mindestens ein passendes Modell finden – oder mehrere Skis, die sich in ihren Eigenschaften gut ergänzen.
Was ist Ihnen bei Tourenski wichtiger: geringes Gewicht für einen kräfteschonenden Aufstieg oder eher eine überzeugende Abfahrts-Performance? Fachsimpeln Sie mit.
Dieser Beitrag wurde unterstützt von Bächli Bergsport.
7 Kommentare zu «Mein perfekter Tourenski – wo bist du?»
Hallo miteinander
Vielen Dank für den ausgezeichneten und interessanten Bericht zu den Tourenskis.
Die reinen Leichtskis werden sich nie für eine grosse Masse Skitouren-Geher durchsetzen. Sie sind zuwenig stabil, wenig Laufruhe, schlechterer Griff und die Lebensdauer ist auch viel geringer.
Das beste ist: Die Tourenskis nicht zu kurz kaufen, d.h. ca, Körpergrösse und eine breite von 80mm bis 90mm unter der Bindung zu haben. Somit hat man die goldene Mitte, und einen tollen Ski für alle Bedingungen.
Bächli Bergsport kann man nicht als Massstab nehmen. Von denen war ja nie ein Berater auf 8000m oder in den Bergen der Welt unterwegs.
Ich wünsche gute Touren!
Mit alpinen Grüssen
Raphael Wellig
Also ich finde es gibt keinen perfekten Ski für alle Bedingungen.
Bei viel Neuschnee braucht es minimum 120 mm unter der Bindung. Das macht einfach hundertmal mehr Spass. Kannten braucht man dann nicht, sondern einen Ski der schön aufschwimmt und verzeihend ist.
Bei Hochtouren mit vereisten Couloirs finde ich breite Ski einen Graus. Da finde ich ca. 95 mm und wenig Taillierung einen optimalen Kompromiss.
Gerade Anfänger fahren am besten mit einem sehr breiten, gerockten Ski bei Neuschnee. Damit kann jedes Kind fahren. Den Tipp mit pistenähnlichen Ski kann ich absolut nicht nachvollziehen. Die sind im tiefschnee massiv schwieriger. Schwere ski würde ich nie kaufen.
Meine Tourenskis sind ca. 15 Jahre alt. Und erstaunlicherweise habe ich damit jede Tour geschafft und schon einige Modeereignisse überstanden.
Unternehme regelmässig moderate bis anspruchsvolle Skitouren (zB. Tödi, Grand Combin, etc.). Die Breite und Länge der Skis ist auch mit entscheidend – 88er, knapp Körpergrösse sind ein guter Kompromiss. Ein guter Kollege ist mit seinen neuen 95ern eindeutig schneller und sicherer unterwegs wie vorher mit 88ern. Aus meiner Erfahrung muss der Ski bei schlechten Verhältnissen d.h. Bruchharsch, harte Verhältnisse, zerfahrener Schnee, etc. top funktionieren. Frischer Pulver ist selten eine Herausforderung :-) Ansonsten 2 Paar Skis – je nach Verhältnissen.
Was empfiehlt sich denn fürs Fahren auf Bruchharst-Schnee? Eher die 88er schmalen oder breitere Masse?
Aus meiner Erfahrung pflügen sich die breiten Skis inkl. Rocker besser durch alles durch – sofern genügend Kraft vorhanden und die Skitechnik stimmt! Allerdings sind die breiteren Skis etwas weniger effizient im Aufstieg oder bei Traversen mit schmaler Spur. Meistens werden die breiteren (über ca. 100mm) Skis mit noch stabileren resp. schwereren Schuhen gefahren… Auf der anderen Seite des Spektrums die leichten und kürzeren Rennskis plus super leichte Schuhe. Macht aber nur beschränkt Spass im frischen Pulver. Und schon sind wir wieder beim Kompromiss :-)
Sehe ich auch so. Breite Ski sind in Bruchharst viel einfacher. Spass macht es trotzdem nicht.