Schlauchlos glücklich?

Mountainbike-Pneus müssen einiges aushalten. Tubeless-Reifen versprechen eine geringere Pannenanfälligkeit. Foto: iStock

Wenn man sich sein Traumbike zusammenstellt, denkt man ziemlich sicher als erstes an den Rahmen. Gefolgt von Laufrädern, Federgabel, Cockpit. Reifen spielen da vermutlich erstmal keine grosse Rolle. Pneus sind nicht gerade das attraktivste Anbauteil am MTB – aber mit Sicherheit eines der wichtigsten. Schliesslich sind sie die einzige direkte Verbindung zum Untergrund und haben damit einen gewaltigen Einfluss auf die Eigenschaften des Bikes und damit auch auf den Fahrspass.

Das Thema Reifen ist eine Wissenschaft für sich: Breite, Profil, Reifendruck, Gummimischung, Gewicht, Pannenschutz – das alles beeinflusst den Rollwiderstand, den Gripp und schlussendlich auch den Charakter des Bikes. Als ob das nicht schon genug Dinge wären, die man beim Kauf beachten muss, kommt noch eine entscheidende Frage hinzu. Und zwar: normaler Faltreifen mit Schlauch oder doch Tubeless-Reifen?

Viele lassen sich schon von der Montage der Tubeless-Reifen abschrecken. Diese ist definitiv etwas knifflig, vor allem in Kombination mit der Dichtmilch, die vorab eingefüllt werden muss. Sie sorgt dafür, dass kleinere Schnitte und Löcher im Reifen schon während der Fahrt von innen abgedichtet werden – ein ziemlicher Vorteil. Allerdings dauerte es etwas, bis das System ausgereift war. Gerade in der Anfangszeit musste man bei Tubeless-Reifen immer mit Druckverlust kämpfen. Ein Problem, das die Hersteller mittlerweile in den Griff bekommen haben – mit Reifen und Felgen, die besser aufeinander abgestimmt sind.

Pro und Contra

Die geringere Pannenanfälligkeit des Tubeless-Reifens im Vergleich zur Schlauch-Variante ist nur einer seiner Vorteile. Hinzu kommt, dass das Gesamtgewicht der rotierenden Masse geringer ist, man mit weniger Luftdruck fahren kann und sich dadurch auch die Traktion und der Komfort verbessert. Das spielt bei steilen Bergauf- und technischen Bergab-Passagen eine Rolle, wenn die Reifen Traktion benötigen, beziehungsweise maximaler Halt in der Kurve oder im verblockten Gelände gefragt ist. Geht es dann doch einmal flach dahin, kann Tubeless sogar den Rollwiderstand aufgrund besserer Walkeigenschaften verringern.

Was sich insgesamt sehr gut anhört, hat aber am Ende auch seinen Preis. Die Kosten relativieren sich zwar aufgrund der geringeren Pannenanfälligkeit. Der Anschaffungspreis für die Tubeless-Umrüstung ist aber definitiv teurer als die Kombination aus Mantel und Schlauch. Und: Neben den Kosten ist auch der Aufwand bei der Montage etwas höher. Ein spezielles Tubles-Felgenband muss dicht auf der Felge angebracht werden, Felge und Reifen müssen sauber sein, damit alles dichthält. Dann braucht es zwei Dinge: Ordentlich Fingerkraft, denn die meisten Tubeless-Reifen gehen etwas strenger über den Felgenwulst. Und ordentlich Luftdruck, am besten mit einer speziellen Tubless-Pumpe mit Luftreservoir oder einem Kompressor.

Mit oder ohne Schlauch ist vielleicht ein stückweit auch eine Glaubensfrage – um diese für sich beantworten zu können, sollte man es aber zumindest ausprobieren.

Fahren Sie mit Schlauch? Was halten Sie von Tubless? Und haben Sie sich bei der Montage auch schon mal richtig geärgert? Diskutieren Sie mit.

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8 Kommentare zu «Schlauchlos glücklich?»

  • Hp. Aeberli sagt:

    Als Biker welcher seit Jahren in Rennen und auf Touren schlauchlos unterwegs ist, kann ich mich der Meinung der „Tubeless-Fraktion“ nur anschliessen. Die heutigen Systeme sind, vorausgesetzt man verwendet „tubeless ready“ oder „tubeless easy“ Reifen, absolut problemlos und auch für Laien handelbar. Für den seltenen Fall einer Panne unterwegs packt man einen Pannenspray oder – falls der Reifen ein grösseres Loch oder gar einen Riss aufweist – einen Schlauch mit ein. Für die Montage zu Hause ist ein Kompressor hilfreich, es geht aber auch mit einer Pumpe mit Druckluftreservoir oder (weniger umweltbewusst…) mit Co2 Patrone. Und wer die schmutzigen oder klebrigen Hände beim Pneuwechsel scheut: „echte“ Biker erkennt man unter anderem an den Rändern unter den Fingernägeln :-)

  • Andy sagt:

    Einmal Schlauchlos immer Schlauchlos. Die aufgeführten Nachteile betreffend Schlauchlos im Artikel kann ich nicht bestätigen.
    Der einzige Nachteil ist bei der Installation die benötigte Menge an Luft um den Reifen aufs Delgenbett zu drücken.

  • M. Staub sagt:

    Wie es scheint bin ich der einzige der noch nicht auf Tubeless umgestiegen ist. Und zwar mit Überzeugung. Habe die Diskussionen über das Gewicht ehrlich gesagt satt. Bike relativ viel im Vinschgau in Gruppen. Hatte in den letzten 10 Jahren einen Platten, also rechtfertigt sich der Mehrpreis nicht. Und dass ist mehr eine Marketing Strategie, Übrigens ich fahre Premium Bikes und im Jahr zwischen 60’000 und 80’000 Höhenmeter.
    Meistens hatten die einen Platten die über das Pneulose positiv referieren, wenn dann geflickt werden muss, verzichte ich gerne auf das Reinigen der überschüssigen Milch!

    • Barbara Fricker sagt:

      Fast alle Wettkampf-Fahrer fahren schlauchlos. Ich denke das hat seine Gründe. Nino Schurter fährt zum Beispiel OKO Milch.

  • frank peters sagt:

    Wenn die Felge und der Reifen „Tubeless Ready“ sind benötigt man eigentlich nie eine Tubeless Pumpe, oder einen Kompressor, ist alles Übungssache. Dieses spezielle Tubeless Felgenband ist nur Geldmacherei, es funktioniert sogar mit Elektro- oder Teppich Klebeband aus dem Baumarkt.

    Was im Bericht auch nicht erwähnt wurde, sind Tire Inserts wie Huck Norris, die eine zusätzliche Sicherheit für die Felgen ergeben, dies bei harten Durchschlägen, empfehlenswert bei DH und Enduro Bikes.

    Tubeless ist keine Glaubensfrage mehr, sondern im Jahr 2019 eigentlich Standard.

  • Gerry Diethelm sagt:

    Ich habe meine Tubeless Reifen mit einer normalen Standpumpe montiert. Ich verstehe nicht weshalb man dafür eine Tubless-Pumpe mit Luftreservoir oder einem Kompressor benötigen sollte. Vielleicht hatte ich auch einfach nur Glück oder sehr gute Laufräder und Reifen.

  • Domi gee sagt:

    Wer fährt denn heute noch mit Schlauch? Ich sehe bei Tubeless nur Vorteile und Snakebites gehören Dank dieser Technik praktisch weitgehend der Vergangenheit an. Geringeres Gewicht, besserer Pannenschutz, mehr Grip was will man mehr? Und der Montageaufwand hält sich in Grenzen, mann muss es nur ein paar mal gemacht haben und dann flutscht es wie von selber.

  • M.Huber sagt:

    Habe mit Tubeless bis jetzt nur positive Erfahrungen gemacht. Es gibt im Netz genug viele gute Anleitungen zur Montage (auch damit z.B. das „Rüberstülpen“ des Reifens weniger Fingerkraft braucht). Die Reparatur bei einem grösseren Loch ist auch etwas speziell (es braucht ein spezielles Flickset).

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