Jedes Ende ist auch ein Anfang
Dieser Post fällt mir besonders schwer. Es ist der letzte Beitrag von mir, der im Outdoorblog erscheint. Und es ist ironisch, denn ich weiss zwar mit Bestimmtheit, dass ich in den 2737 Trainings, die ich absolviert habe, seit ich über das Laufen schreibe, genau 2065 Hamburger verbrannt habe. Das verrät mir mein Trainingstagebuch. Ich habe aber keine Ahnung, wie viele Postings ich für den Outdoorblog verfasst habe und wann genau das erste erschienen ist.
Entsinnen kann ich mich allerdings, wann das Schreiben über das Laufen seinen Anfang nahm: Damals, als ich meine Leidenschaft fürs Laufen entdeckte – vor rund zehn Jahren. Es war Herbst, als ich mir nichts, dir nichts beschloss, den New York Marathon zu laufen. Doch ganz ehrlich: Ums Laufen ging es dabei nicht. Es ging vielmehr um ein Vorhaben. Eines, das nur ich zum Scheitern oder zum Erfolg würde führen können. Um etwas eigenes.
Sehr schnell wurde mir aber klar, dass ich mit meinem Entscheid ahnungslos und zu optimistisch gewesen war. Dass Planung, Struktur und Fachwissen gefragt waren, wollte ich in einem Jahr in New York tatsächlich die 4-Stunden-Marke knacken.
Rückschläge und ein Happy End
Mein grosses Glück war Lauflegende Markus Ryffel, der mir mal als «Sklaventreiber», mal als «vernünftiger Bremser», doch immer als Motivator zur Seite stand. Er lehrte mich, systematisch zu trainieren, erklärte mir, weshalb Regeneration ebenso bedeutend ist, und dass polysportive Läufer immer im Vorteil sind. Trotzdem gaben meine Rückschläge und Erfahrungen mehr als genug Schreibstoff her. Es entstand eine zwölfteilige Serie im Outdoor-Blog, in der ich versuchte, meine Lernerfahrungen weiterzugeben.
Aus diesem spontanen Vorhaben erwuchs die Leidenschaft fürs Laufen und für den Ausdauersport. Nach einer Reprise in New York folgten Marathons in Wien und Paris – während derer ich die euphorisierende Seite des Sportes erlebte. Aber auch erfuhr, welche Konsequenzen Hochmut für einen Marathoni haben kann. Später dann das nächste grosse Ziel – mein Abenteuer zu den Six Stars mit seinen niederschmetternden Rückschlägen und einem für mich immer noch unglaublichen Happy End.

Die Zeit vergeht, die Liebe zum Laufen bleibt: Die Autorin am Greifenseelauf 2008, 2010 und 2011. Fotos: PD
Und immer begleitete mich der Outdoorblog. Durch ihn reflektierte ich meine Erlebnisse gründlicher. Analysierte immer wieder, vor welchen Fallen ich Sie, liebe Leserinnen und Leser, warnen könnte und welche Erfahrungen ich Ihnen auf den Läuferweg mitgeben kann. Durch den Blog fragte ich jeweils einmal mehr «warum?», wenn mir Markus Ryffel sein Wissen weitergab. Wegen der Posts fühlte ich den Läufern und Läuferinnen konstant den Puls – immer auf der Suche nach Themen, Aufregern, bewegenden Geschichten oder Schmunzetten.
Einmal um die Welt rennen
Ich habe dabei beispielsweise erkannt, dass Männer und Frauen sich im Sport grundlegend unterscheiden, wenn es ums Selbstvertrauen geht: Dass Läuferinnen sich zu oft unterschätzen und von der Unerschrockenheit der Männer lernen können. Dass umgekehrt die Läufer zu oft mit dem Kopf durch die Wand wollen und von den Frauen abschauen sollten, wie sie auf ihre Körper hören. Und – en passant, aber vor allem als Pacemaker am Greifenseelauf – habe ich eine weitere Passion entdeckt: Menschen mit meiner Leidenschaft anzustecken und sie zu motivieren. Das wiederum animierte mich dazu, eine Weiterbildung bei Swiss Athletics in Angriff zu nehmen. Ein Neuanfang also.
Schluss ist hingegen mit dem Outdoorblog. Damit geht auch für mich ein jahrelanges Kapitel zu Ende: Ich lege den Laufstift nieder. Doch frei nach Winston Churchill ist das bestimmt nicht das Ende. Nicht einmal der Anfang des Endes, sondern allenfalls das Ende des Anfangs. Denn das Schöne ist: Mir bleibt nun mehr Zeit für meine neue Leidenschaft. Zudem habe ich eben in meinem Trainingstagebuch entdeckt: Mir fehlen noch 1380 Kilometer, dann bin ich einmal um die Welt (von der Schweiz aus gesehen) gesportelt. Wenn das kein neues Ziel ist!
In dem Sinne: Lauft weiter, liebe Leserinnen und Leser, geniesst es – und vielleicht sehen wir uns unterwegs irgendwo in den Laufschuhen.
Liebe Leserinnen, liebe Leser, während den vergangenen Jahren haben wir im Outdoorblog regelmässig über Sporttrends berichtet, Sie mit Fitnesstipps versorgt und auf Wanderungen quer durch die Schweiz begleitet. Nun verabschieden wir uns von Ihnen und wenden uns neuen Projekten zu. Falls es Themen gibt, die Sie ohne Outdoorblog besonders vermissen werden – oder wenn Sie allgemeine Anregungen und Ideen haben – freuen wir uns über Ihr Feedback. Dazu können Sie gerne diese Umfrage ausfüllen. Sie dauert rund 3 Minuten und Ihre Daten werden vertraulich behandelt. Vielen Dank für Ihre Treue und sportliche Grüsse, die Redaktion.
16 Kommentare zu «Jedes Ende ist auch ein Anfang»
Sehr schade, habe den Blog erst seit kürzlich enteckt und finde den super! Ich laufe mein Leben gern nur hatte ich immer Probleme mit der Nasenatmung. Darum verwende ich nun einen Nasenspreizer namens Noson. Fachsprachlich wird es auch Nasendilatator genannt. Wie auch immer. Ich bleibe dem Laufen weiterhin treu und Danke der Autorin Frau Pia Wertheimer für den letzten tollen Beitrag.
Ich wünsch Ihnen weiterhin alles Gute für die Zukunft.
Freundliche Grüsse
K. Kieser
Der Schreibenden sei Dank für fie weiblich ganzheitliche Sicht auf die Dinge des Sports.
Sehr schade wird der Outdoorblog eingestellt. Zunächst habe ich nur den Alpinblog gelesen, dann im Verlauf aber mit Interesse alle Outdoorblogs und konnte als begeisterter Alpinist, Läufer und Wanderer vieles für mich mitnehmen. Ich hoffe mit Widmer und Co geht es an andere Stelle weiter.
Allen Autoren ein Dankeschön und alles Gute.
Der Trend im Blog des Tagesanzeiger ist klar: mehr Artikel über und von adipösen Bewegungsmuffeln und weniger Outdoor bzw Sport. Ich kann es nur schade finden…
Schade hören Sie auf. Den Outdoorblog insgesamt und speziell auch den Bereich Running habe ich immer sehr gerne gelesen.
Weiterhin viel Erfolg beim Laufen!
Glücklich sehen Jogger/-innen aber schon nicht aus, eher gequält, finde ich. Ist also das Joggen eine richtige Freude?
Ja, Joggen ist grossartig, pures Glück und Lebensfreude für mich.
Etwas anstrengend ist es schon, weswegen die wenigsten bein Jogging selig vor sich hingrinsen.
Danke, Pia. Ich werde Deine Blogs vermissen. Sie waren immer ein Aufsteller.
Bin kein Läufer, meine Gelenke machen da nicht mit. Aber als passionierter Radler und Langstrecken-Radpendler findet man Parallelen.
Ich bedaure es, den Tab auf dem Natel zu schliessen.. es las die neuen Berichte jeweils subito, wenn es nach dem Aktualisieren welche gab.
Den Schreibern alles Gute, ihr habt mich jeweils bestens unterhalten.
Schade – werde es vermissen :(
Me too! Danke, lieber Sandro!
Dass alle denken, ich sei „lieb“ *eyeroll*
Danke Pia, ganz hochoffiziell. Ich verneige mich vor so viel Beharrlichkeit und bin den vielen spannenden, informativen und witzigen (wenn auch unfreiwillig, kleiner Gumba^^) Geschichten gerne gefolgt. Schade, dass es zu Ende ist. Viel Spass weiterhin beim Training, man sieht sich auf der Strecke!
^^ lieben Dank, Nicolas! Schön, haben die Posts gefallen. Wir sehen uns bestimmt irgendwo auf der Strecke, an einem Hang oder noch steiler – und dann verneige ich mich! So long und keep running!
Oh wie schade, dass ich keine Zeilen mehr von Ihnen lesen kann im Outdoorblog Frau Wertheimer. Die Berichte waren immer sehr gut geschrieben und Ihre Leidenschaft zum Laufsport konnte man immer spüren.
Ich wünsche Ihnen alles Gute für Ihre künftigen Pläne und viel Erfolg.
Ganz herzlichen Dank für Ihre netten Worte. Schön, dass meine Beiträge Anklang fanden. Herzliche Grüsse