Lauf, Freiheit!

Was vergessen geht: Es ist nicht der Hidschab im Sportsortiment, der den Frauen die Freiheit nimmt. (Foto: iStock)
Die Sportartikelkette Decathlon hat international für Schlagzeilen gesorgt und steht unter starkem Beschuss. Denn: Aufgrund eines einzigen Produkts ist in Frankreich eine heftige Debatte entbrannt. Decathlon hat beschlossen, den ursprünglich nur für den marokkanischen Markt vorgesehenen Hidschab der Eigenmarke Kalenji auch in die französischen Regale zu legen. Damit folgt die Kette dem Sportartikelhersteller Nike, der bereits einen Hidschab auf den Markt gebracht hat.
Um den Gerüchten ein wenig vorzubeugen: Ja, wir planen die Einführung eines Renn-Hidschabs in Marokko. Warum? Weil wir wirklich Allen Sport ermöglichen möchten – unabhängig von individuellen, religiösen Bedürfnissen. Was sagt ihr dazu? #DecathlonUnited #Kalenji pic.twitter.com/oniu0epxkE
— Decathlon DE (@DecathlonDE) February 26, 2019
Anders als Nike kassierte die Sportladenkette daraufhin so richtig Haue. Von der politischen Rechten, weil etwas wie ein Hidschab grundsätzlich nichts in einem französischen Laden zu suchen habe. Und von links, vor allem von Feministen: Mit der Kopfbedeckung trete Decathlon die Würde der Frau mit Füssen und mache sich zum Gehilfen jener, die sie unterjochten.
Décathlon se soumet également à #islamisme qui ne tolère les femmes que la tête couverte d'un hijab pour affirmer leur appartenance à la oumma et leur soumission aux hommes#Décathlon renie donc les valeurs de notre civilisation sur l'autel du marché et du marketing communautaire pic.twitter.com/3AFRAXmPCt
— Lydia Guirous (@LydiaGuirous) February 24, 2019
Vergeblich versuchte Decathlon die Wogen zu glätten und legt schliesslich nach einem mehrtägigen Shitstorm sein Vorhaben auf Eis – nicht zuletzt, weil seine Mitarbeiter teilweise massive Drohungen erhalten haben.
Notre service client a reçu plus de 500 appels et mails depuis ce matin. Nos équipes dans nos magasins ont été insultées et menacées, parfois physiquement.
Pour vous donner une idée, voici le type de messages qu’on reçoit : pic.twitter.com/4ZjkRlgm2U— Decathlon (@Decathlon) February 26, 2019
Das ist sehr beschämend, denn diese aggressiv geführte Debatte ist nichts anderes als eine Stellvertreterdiskussion. Rechts und links vergeuden ihre Energie und betreiben Symptombekämpfung. Einen Sportladen zu verteufeln, ist viel bequemer und feiger, als sich einer grundsätzlichen, gesellschaftlichen Diskussion zu stellen.
Selbstverständlich müssen Frauen baren Hauptes leben können, wenn sie das möchten. Natürlich haben sie das Recht, grundsätzlich frei zu entscheiden, ob sie sich verhüllen oder nicht. Und es ist nur richtig und essenziell, dass sie von der westlichen Gesellschaft im Kampf gegen ihre Unterdrückung Schützenhilfe erhalten.
Doch es ist nicht der Hidschab im Regal von Decathlon, der den Frauen ihre Freiheit nimmt – im Gegenteil. Unabhängig davon, ob sie sich freiwillig verhüllen oder nicht, schenkt er ihnen Bewegungsfreiheit und die Möglichkeit, selbstbestimmt Sport zu treiben. Es ist den Frauen zu wünschen, dass Decathlon den Mut findet, den Hidschab ins Sortiment aufzunehmen, und die Gesellschaft die Courage hat, die eigentliche Diskussion zu führen.
21 Kommentare zu «Lauf, Freiheit!»
Mädchen und Knaben wird von klein auf eingetrichtert, dass Frauen mit Verhüllung schön, edel, respektierbar etc. sind. Im Gegenzug seien Frauen ohne Kopfbedeckung keine richtigen Musliminnen, sie würden die Ehre der Familie beschmutzen.
Und dann ist es soweit, es wird Zeit… Und zack wird das Kopftuch/der Hijab ohne Murren aufgesetzt – „freiwillig“.
Etwas Tröstliches hat dieser Sporthijab schon: hier kann ich doch zu 99% davon ausgehen, dass er wirklich freiwillig getragen wird.
(Bitte richtig nachdenken: wenn die Frau, die so dermassen unter der Fuchtel von Mann/Familie steht und zum Kopftuch gezwungen wird, ist wohl kaum die Frau, die draussen Sport machen darf…)
Islamische Kleidung hat rein gar nichts mit Freiheit zu tun. Ganz im Gegenteil: Damit zeigen die Islamisten ganz öffentlich unserer christlichen Gesellschaft ihre Missachtung und Geringschätzung. Sie bringen optisch zum Ausdruck, dass ihnen unsere Bräuche, Sitten, Traditionen, Kultur, Gesetze, Anstandsregeln usw. Völlig am A… vorbeigehen. Europäer/Schweizer, wacht endlich auf!
Und mit Kleiderverboten zeigt die Christlich-abendländische Gesellschaft, dass sie keinen Deut besser ist als die Islamisten in der Geringschätzung der Frauen und anderer Religionen. Wo genau ist der unterschied zwischen einem Gesetz, das Frauen befiehlt welche Kleider sie tragen dürfen zu einem Gesetz, das Frauen befiehlt welche Kleider sie tragen dürfen?
Es gibt da einen kleinen Unterschied, beim ersten Teil kommt das Gesetz vom Mann, welcher der Frau befiehlt, was diese zu tragen hat. Das ist nicht frei und Selbstbestimmt. Lesen Sie bitte die Blogs von Michèle Binswanger, ist eine Feministin und LOGISCH.
Liebe Frau Wertheimer, das Thema ist eine Schuhnummer zu gross für Sie. Völlig unreflektiert. Bei der Aussage „… die Möglichkeit, selbstbestimmt Sport zu treiben.“ stehen mir die Haare zu Berg! LG
Bravo!
Aber so wirklich habt Ihr es nicht begründet, warum das Thema für Frau Wertheimer zu gross sein soll. Einfach mal so einen Satz raushauen, damit ist es nicht gatan. Im Gegensatz zu Eurem heissen Wind hat Frau Wertheimer sich mit diesem Thema kritisch auseinandergesetzt.
lächerlich, einen Sportladen kritisieren ist völlig legitim, wenn er politische Entscheide vorwegnehmen und die Gesellschaft vor vollendete Tatsachen stellen will. NOCH sind die Kunden in der überwiegenden Mehrzahl, die keine Hijabs tragen. Es wäre deshalb auch im Eigeninteresse der Firma, auf solche Experimente zu verzichten.
Ein Unternehmen ist aber nicht demokratisch. Heisst: ich will als Unternehmer nicht die Mehrheit mit Artikeln beliefern. Ich will alle mit Artikeln beliefern. Und wenn 0.5% nur dann bei mir einkaufen, wenn ein Hidschab erhältlich ist – ja, dann verkaufe ich den.
Vor welche vollendeten Tatsachen stellt Decathlon die Gesellschaft denn? Dass mittlerweile Muslimas unter uns leben? Nun, damit hat Decathlon ja nur recht. Wenn Sie deren Existenz leugnen, sind Sie das Problem, nicht Decathlon.
Im Übrigen stimme ich der Autorin 100% zu. Die von links und rechts völlig ideologisch verblendete Debatte ist schlicht lächerlich.
Wahre Freiheit bedeutet, den Hidschab in die Ecke zu schmeißen.
Was wiederum nur möglich ist, wenn’s denn den Hijab vorher zu kaufen gab.
Die Verfasserin des Artikels geht von der irrigen Vorstellung aus, dass die Pflicht, das islamische Kopftuch zu tragen, etwas Freiwilliges sei. Man kann diese angebliche Freiwilligkeit daran messen, wenn eine dieser Frauen sich dazu entschliesst, das Kopftuch nicht mehr zu tragen. Die Folge davon ist Mobbing. Gewalt und vieles mehr. Tatsache ist, dass die Scharia mit Freiwilligkeit rein gar nichts zu tun hat.
Ferner ist zu erwähnen, dass das islamische Kopftuch eine gesellschaftsregulierende Funktion hat, mit dem Zweck, die islamische Sexualmoral zu gewährleisten. Menschen, die in unserer Gesellschaft leben und diese Sexualmoral nicht wollen, haben jedes Recht, sich dagegen auszusprechen und auch das Kopftuch öffentlich abzulehnen. Eine reine Privatangelegenheit ist das Kopftuch nicht.
Kranke Welt: Decathlon mit dieser Idee, und die, die Decathlon-Mitarbeiter so anfeinden, beide sind krank.
Die Leute regen sich über einen Hijab/Hidschab/Hidudeldadeldü auf, nicht aber darüber, dass Decathlon Asiaten für die Produktion ihrer Billigware ausbeutet.
„Selbstverständlich müssen Frauen baren Hauptes leben können, wenn sie das möchten.“ Schlecht reflektiert, diese Frauen dürfen bekanntlich nicht wählen, der Patriarch der Sippe bestimmt! Und dies alles im Zeichen dieser mittelalterlichen Ideologie, dies sich Islam nennt. Respektiert unsere Werte und Gesetze liebe Moslems oder geht zurück in Eure totalitären, meist gescheiterten Länder.
Wo ist der Unterschied, ob der Patriarch der Sippe bestimmt wer ein Kopftuch zu tragen hat oder der Nachbar bestimmt, wer kein Kopftuch tragen darf? Kleidervorschriften sind allesamt mittelalterliche Ideologie, und ich frage mich, warum sie dieser Ideologie anhängen.
Eigentlich sollte jeder Mann, der seine Frau schlägt, auch dazu verurteilt werden können, den Hidschab für ein halbes Jahr überall tragen zu dürfen, so als Alternative zu Gefängnis.
Es sind schliesslich die Männer das Problem, … und nicht das Kleidungsstück.
Nö. Reines Erschliessen eines neuen Kundensegmentes um daraus einen Konkurrenzvorteil zu erhalten. Rein ökonomisch also. Nichts von: ach wir sind doch so offen und stehen so ein für die muslimische Frau. Oder wieviele Muslima mit Kopftuch hats in der Geschäftsleitung? Richtig: 0. Eben.
@Dominik: haben Sie irgendwelche handfesten empirischen Argumente? In Bangladesch haben die Jobs in der angeblich so bösen Textilindustrie inert kürzester Zeit zu einer massiven Verringerung der Armut geführt. Und wovon reden Sie?
ein sehr fragwürdiger vorschlag der an der problematik des schlagens von frauen fundamental vorbeigeht!!! also echt jetzt! – der hidschab ist ja nicht wirklich das/ein problem.