Auf Skitour mit dem ÖV

Eine entspannende Alternative zum Auto: Skiferien mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Foto: iStock

Ich liebe es, in den Bergen unterwegs zu sein. Es gibt nichts Schöneres, als aus eigener Kraft einen Gipfel zu besteigen – weit weg vom Treiben der Skigebiete. Den Blick lasse ich über menschenleere Berghänge schweifen und freu mich dann schon auf die Abfahrt, am liebsten durch unverspurte Hänge mit Pulverschnee.

Eine Skitour nach meinem Geschmack zu finden, ist allerdings gar nicht so einfach. Sagt jedenfalls mein Mann. Wenn ich in der Tourenbeschreibung schon die Worte «vielbegangen» oder «Abfahrt wie Aufstieg» lese, steige ich nämlich aus. Ich finde, es gibt nichts Demotivierenderes, als im Aufstieg zu beobachten, wie all die Skitourengeher, die den Gipfel schon früher erreicht haben, nach und nach die Hänge zerpflügen. Warum gehen die schon im Hochwinter morgens so wahnsinnig früh los?

Jeder Winkel ist erschlossen

Genau deshalb mag ich Rundtouren am liebsten. Idealerweise steigt man südseitig in der Sonne auf und saust dann auf den pulvrigen Nordhängen ins Tal. Manchmal kommt man auch auf einer anderen Route zurück zum Startpunkt. Aber oft führen die besten, einsamsten Abfahrten in ein anderes Tal. Logistisch ist das natürlich aufwendiger – aber nur für Automobilisten. Denn gerade in der Schweiz lässt sich das Problem einfach umfahren: im Wortsinne. Nirgendwo sonst gibt es ein so engmaschiges Netz öffentlicher Verkehrsmittel, das selbst die abgelegensten Winkel des Landes erschliesst. In jedes noch so einsame Tal fährt eine Bahn, der Postbus oder ein Ruftaxi, beispielsweise das Alpentaxi. Ich finde, das muss man ausnützen!

Es ist schon eine ganze Weile her, dass wir im Engadin unterwegs waren, aber die Skitour auf den Piz Nuna ist noch immer mein absoluter Favorit. Von Zernez aus fährt man mit dem Postbus in Richtung Ofenpass (Haltestelle: Laschadura), steigt 1400 Höhenmeter über sonnige Hänge auf, schlüpft oben durch die Gratlücke und powdert 1650 Höhenmeter runter bis nach Sur En. Zurück nach Zernez geht es mit der Rhätischen Bahn. Ein Traum!

Gute Planung – besondere Tour

Mit ein bisschen Vorbereitung gibt es viele Touren nach demselben Rezept. Bei der Planung helfen Internetportale wie gipfelbuch.ch, whiterisk.ch und natürlich die swisstopo-Karten mit allen skitourenspezifischen Daten.

Oft sind mehrere Routen auf einen Gipfel beschrieben, sodass man sich die schönsten Touren individuell zusammenstellen kann. Durch die Kooperation mit arrlee.ch ist es ausserdem möglich, seinen Heimatort festzulegen. So werden bei den ausgewählten Touren automatisch die besten ÖV-Verbindungen inklusive der Fahrzeit ab dem eingegebenen Startpunkt vorgeschlagen – egal, ob man mit Ski, Snowboard oder Schneeschuhen unterwegs ist.

Neben der staufreien Anreise ermöglichen die öffentlichen Verkehrsmittel mehr Flexibilität bei der Tourenplanung. Man muss ein bisschen umdenken und improvisieren, aber dafür erhält man ein völlig anderes, einsameres Bergerlebnis – und entdeckt vielleicht sogar eine neue, lohnende Route. Schliesslich ist es oft nur die eigene Bequemlichkeit, die dazu führt, dass man sein Auto auf dem ausgewiesenen Tourenparkplatz abstellt, mit allen anderen Tourengehern die klassische Route aufsteigt und auf dem durch den Ausgangspunkt definierten Gipfel eine kollektive Znünipause macht. Oder etwa nicht?

Entschleunigung dank Zeit

Ich liebe es, mit der Bahn durch die wunderschöne Berglandschaft der Schweiz zu fahren – auch wenn man manchmal ein paar Minuten länger unterwegs ist als mit dem Auto. Für mich ist das Entschleunigung und rundet einen Tourentag erst ab.

Was denken Sie? Reisen Sie bereits mit dem ÖV zum Tourenausgangspunkt – oder wären bereit, es einmal zu probieren? Worin sehen Sie Vor- und Nachteile? Weshalb wählen Sie öffentliche Verkehrsmittel? Oder wieso gibt es für Sie keine Alternative zum Individualverkehr?

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12 Kommentare zu «Auf Skitour mit dem ÖV»

  • Johannes sagt:

    Also es gibt durchaus Touren die mit ÖV sogar besser oder gleichwertig zu machen sind, ich denke es kommt immer auf die Tour an, und von wo man (Heimatort) starten muss – grundsätzlich aber immer eine Überlegung wert den ÖV vorzuziehen! An die Kollegen die sich über Handygespräche im Zug beschweren, geht mal nach Berlin oder ähnliches und fahrt dort öffentlich – da ist jegliche Verbindung in der Schweiz einfach nur tiefenentspannt ;)
    Es wäre einfach schön wenn insgesamt mehr ÖV gefahren und auch bewusster konsumiert werden würde, dann wäre auch mal eine Skitour drin die man nur mit dem PW machen kann, ganz ohne schlechtes Gewissen ;) .

  • Sportsmann sagt:

    Am vorletzten Weekend mit ÖV (Zug & Postauto) nach St. Antönien gereist. 3 Mal umsteigen aus Grossraum ZH, Kollegen im Wagen verstreut, kaum Platz um Skies und Rucksack zu verstauten, Puff am Bahnhof, da viele Leute unterwegs, 2. Klasse mit den bekannten Unannehmlichkeiten. Mit dem PW wären wir wohl 1h schneller gewesen. Das Weekend hat dennoch viel Spass gemacht. Mo bis Fr pendle ich – jedoch 1. Klasse.

  • flori antha sagt:

    Skitouren mit dem ÖV? Das geht super! Aber für die Autofahrer gibt es immer genug Ausreden.

    • Heinz sagt:

      Da machen Sie es sich aber einfach. Handy-süchtige Mitreisende sind einfach eine Plage, und halten mich nicht nur bei Skitouren davon ab, den ÖV zu benutzen. Insbesondere, nachdem ich vor einigen Monaten in der Bahn mit Prügel bedroht wurde, weil ich mich über die Dauertelefoniererei eines solchen Rüpels beschwert habe. Entsprechend ist dies keine Ausrede, sondern Besorgtheit um meine Nerven und meine Gesundheit. Da ist das Stehen im Stau das kleinere Übel.

  • Erich Kalbermatten sagt:

    In der Schweiz verkehren keine Postbusse… Wir haben Postautos!

    • L.T. sagt:

      Postbus ist der korrekte Begriff im deutschsprachigen Raum für Buslinien, welche durch die Post betrieben werden. Postauto ist der in der CH benutzte Name dafür.
      Die Autorin hat also durchaus Recht von Postbussen zu schreiben.

  • Romy sagt:

    Schade ist das neue Angebot Schneetourenbus des SAC nicht im Artikel erwähnt. Und oft ist Aufstieg = Abfahrt sicherheitsrelevant, weil man die Einzelhang-Beurteilung besser machen kann.

    • Hans Müller sagt:

      Der Schneetourenbus ist super, das Angebot allerdings noch dünn.
      Und ja, Überschreitungen brauchen mehr Vorbereitung und ein bessere Risikoabschätzung. Gerade darum sind sie die Königsdisziplin in den Bergen.

  • Lisa sagt:

    Sonst gerne alles mit ÖV…., aber Skitour und ÖV: nie und nimmer

  • Heinz sagt:

    Der ÖV ist wirklich keine Empfehlung. Ich bin selbst Skitourengeher und ziehe ganz klar das Auto vor. Ich möchte nicht morgens noch im Halbschlaf oder abends, wenn ich von der Tour müde bin, das Dauergeplapper Handy-süchtiger Mitreisender hören. Allein das Telefonieren rücksichtsloser Fahrgäste ist für mich ein wichtiger Grund, den ÖV zu meiden, und das nicht nur bei Fahrten in die Berge.

    Hinzu kommt noch bei Skitouren, dass es mit der Skiausrüstung ziemlich nervig sein kann, wenn man mehrfach umsteigen muss. Hinzu muss man den ganzen Tag, und auch auf der Fahrt in Skistiefeln herumlaufen Das ist z.B. im Sommer einfacher, wenn man nur einen Rucksack hat, und Wanderschuhe trägt (aber da gibt es leider auch die Wichtigtuer mit Handy)

    • Hans Müller sagt:

      Umsteigen ist zu anstrengend, wenn Sie sich schon die Mühe machen, aus eigener Kraft auf einen Berg zu steigen?
      Und wenn sie nach einer Tour müde sind, sollten Sie vielleicht auch nicht mehr ans Steuer?
      Nun, jedem sein Risikoverhalten . Skischuhe trag ich übrigens nur auf Tour. Für etwas gibts Leichtschuhe > 300 g pro Paar.
      Der ÖV ist defintiv DIE Empfehlung, nur schon dem Klima zu Liebe.

  • Matthias sagt:

    Spätestens wenn man sich am Sonntag Abend mit dem ÖV und Gepäck auf die Fahrt nach Hause macht ist der ÖV nur noch eine Qual. Bei mir gerade gestern geschehen.

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