Raus aus der Kletterhalle, aber: Vorsicht am Fels!

Dem richtigen Absichern gilt beim Bouldern höchste Priorität: Kletterer im Cederberg, Südafrika. Foto: Marc Fehr
Letzten Sonntag wurde mir wieder bewusst, dass auch das Bouldern nicht ganz ungefährlich ist. Man klettert zwar nicht so hoch wie an einem Seil, dennoch bergen das richtige Platzieren der Pads und ein sicheres Spotten – also Absichern – des Kletterers viele Risiken. Wir kletterten im Echo Valley, rund 30 Kilometer südlich von Kapstadt, als ein Kletterer von einer hohen, schwierigen Route fällt, die schwer zu spotten ist. Er fällt, an einem Crashpad vorbei, landet mit dem Hintern auf dem Pad darunter, wird zurückgeworfen und schlägt seinen Hinterkopf hart an einem Felsbrocken auf. Panik, viel Blut, Bewusstlosigkeit, Gedächtnisverlust – doch es ging glimpflich aus, wir konnten alle zusammen zurück zur Strasse absteigen, die Hirnscans danach gaben Entwarnung.
Obwohl wir alles richtig gesichert hatten, so wie wir es schon unzählige Male an dieser Route ohne Zwischenfälle taten, reichten drei Spotter und vier Pads nicht aus. Durch den überraschenden Fall und die ungünstige Falllinie kam es zu einem Unfall, der für uns alle ein Weckruf war. So möchte ich euch hier eine kleine Packliste geben, um das Bouldern am Fels so sicher wie möglich zu gestalten.

Pad, Magnesium, Kletterfinken, Bürsten – und Erste-Hilfe-Material. Viel mehr braucht man fürs Bouldern nicht. Foto: Marc Fehr
Packliste
- Erste-Hilfe-Set
- Bouldermatte (Pad)
- Mobiltelefon
- Nummer der Bergrettung
- Warme Kleidung
- Stirnlampe
- Magnesium
- Bürsten
- Kletterfinken
- Guidebooks (in Büchern oder Apps)
Guidebooks
Gerade die Kontaktangaben für die lokale Bergrettung sind in solchen Fällen sehr hilfreich und manchmal schwierig zu besorgen. Man findet sie oft in den Guidebooks, die es für praktisch alle Bouldergebiete gibt. Für das Bouldern in der Schweiz alleine gibt es unzählige Bücher, zum einen die zusammenfassende «Swiss Bloc»-Reihe, einzelne Bücher zu Gebieten wie Chironico, Murgtal, Magicwood, Gotthardpass und so weiter.
Es empfiehlt sich, die Bücher im Fachhandel zu begutachten, da die Qualität meiner Meinung nach stark variiert. Wichtig finde ich, dass die Karten in den Büchern gut lesbar sind, die Himmelsrichtungen ausweisen und dass die Blöcke mit Fotos abgebildet sind.
Apps
Als Alternative kann man sich auch mit Apps orientieren. Die Plattform 27crags.com listet insgesamt 144’575 auf der ganzen Welt verteilte Boulderrouten («Probleme» im Boulderslang), zeigt, wie man zu ihnen gelangt und auch die Schwierigkeitsgrade der einzelnen Routen . Nützlich finde ich die Kartenfunktion und auch die Videos, die von einzelnen Problemen verfügbar sind. 27crags gibt es auch als App fürs Smartphone, die Gratis-Version reicht in den meisten Fällen völlig.
Fürs Bouldern in Europa kann ich die Schweizer App Bimano empfehlen. Es gibt einige Gebiete umsonst, die Topos als komplettes Schweiz-Paket kosten im App Store um die 75 Franken – weitaus günstiger, als alle Guidebooks zu kaufen. Ein Vorteil von Apps gegenüber Guidebooks ist, dass die Sektoren und Boulder der verschiedenen Gebiete fortlaufend aktualisiert werden können, ohne dass man ein aktualisiertes Buch kaufen muss. Die Daten sind übrigens in der App auch offline verfügbar.
Bimano herunterladen: Google Play, iOS AppStore

Die Bimano-App fasst die wichtigsten und bekanntesten Bouldergebiete Europas kompakt und übersichtlich in einer App zusammen.
Und wie beim Einstieg erwähnt – immer daran denken, dass ein Sturz verheerende Auswirkungen haben kann. Gutes Spotten bedingt viel Übung, das richtige Einschätzen der Falllinie, das ständige Herumschieben der Pads, während man mit einem Auge auf den Kletterer schaut, und und und. Mehr zu Dos und Don’ts und einigen «Benimmregeln» im nächsten und letzten Beitrag der Serie.
Teil 1 der Sommerserie zum Bouldern: Der Boulder-Slang – von Arête bis Undercling
3 Kommentare zu «Raus aus der Kletterhalle, aber: Vorsicht am Fels!»
Finde ich super, dass es hier auch mal ums Bouldern geht! Der Artikel ist lesenswert und schön geschrieben. Mir fehlt aber eine saubere Selbstreflexion der Spotter. Ich war zwar nicht dabei, aber wahrscheinlich hätte man den Unfall mit einer anderen Spotter-Strategie vermeiden können. Im Bericht wird aber jegliche Schuld von sich gewiesen. Ich habe leider auch schon Fehler beim Spotten gemacht – es ist ja auch nicht so leicht wie man denkt. Aber die Schlüsse daraus ziehen beinhaltet meiner Meinung nach nicht nur das Einpacken von Erste Hilfe-Material.
Alles Gute und unfallfreies Bouldern!
Man könnte auch, genau wie beim Felsklettern, mit einem Helm anfangen (gibts auch in Ultraleicht). Aber das sähe natürlich nicht mehr so cool aus…
Ja, das mit dem Kopf aufschlagen wäre dann wohl nicht passiert und sind wir mal ehrlich: 99.9% der Leute klettern nicht auf dem Niveau, wo das Gewicht des Helms über Erfolg oder Misserfolg entscheidet :-)