Ein Nümmerchen, das Wunder wirkt
Endlich! Mit dem Frühsommer hält mich als Läuferin nichts mehr in meinen vier Wänden. Lange Streifzüge durch eine blühende Kulisse füllen die Energietanks und leeren den Kopf. Und ganz nebenbei hab ich meine Grundausdauer trainiert – alles im Wohlfühlbereich. Es lohnt sich aber, diesen ab und an zu verlassen, denn intensive Läufe kurbeln nicht nur den Stoffwechsel an, sie setzen auch neue Reize. Das führt zu einer Leistungssteigerung, was wiederum zu neuen Taten motiviert.
Doch wer quält sich schon gerne freiwillig, nur weil es Sinn macht, wenn die Alternative Genuss heisst? Ich definitiv nicht! Es ist, als würde ich zwischen einer grossen Portion Schokoladenglace und einem Teller Gemüse wählen müssen. Viel leichter fällt es mir, die Komfortzone zu verlassen, wenn ich mir selbst ein Ziel setze, mich etwa an einen Wettkampf anmelde und eine bestimmte Zielzeit anpeile. Urplötzlich weiss ich, weshalb ich auf der Tartanbahn im Intervalltakt strapaziöse Runden drehe oder mich mit Schnappatmung einen Berg hoch peitsche.
Die Vorzüge von kaltem Wasser
Die Anmeldung an einen Wettkampf ist für den Läufer, was für Cäsar die Überquerung des Rubikon war: der «point of no return» – von da gibt es kein Zurück mehr. Es ist, als würde ich damit ein Versprechen ablegen – mir selbst oder allen anderen, die vom Vorhaben erfahren. Es ist ein Commitment. Je nach charakterlicher Veranlagung und Sportbegeisterung kann dieser Akt aber auch andere Konsequenzen haben. Für Unmotivierte, die von sich aus gar nicht gerne Sport treiben, ist ein Wettkampf ein Ziel, egal, ob es sich dabei um einen 10-Kilometer-Lauf, die Seedurchquerung oder den Engadiner Skimarathon handelt. Der Plan erleichtert es ihnen, die Schuhe zu schnüren oder zwingt sie gar dazu, wenn ihnen nach Kneifen ist.
Die Selbstzweifler hingegen – und davon sind viele weiblich – können sich durch eine Anmeldung selbst ins kalte Wasser schmeissen. Ab diesem Moment nützt es nichts mehr, zu hinterfragen, ob sie das Zeug zum ersten 5-Kilometer-Lauf oder zum ersten Marathon haben. Dann heisst es: rein ins Abenteuer und das Beste geben, schliesslich bleibt oft ja noch ein bisschen Vorbereitungszeit.
Eine Startnummer spornt mich persönlich immer wieder an, meine Grenzen zu verschieben. Dinge zu wagen, von denen ich nicht sicher bin, ob ich dazu fähig bin, denn in keinem Training bin ich in der Lage, derart über mich hinauszuwachsen wie an einem Wettkampf. Das Schöne daran ist, dass ich mich dabei quasi in einer geschützten Werkstatt befinde. Gelingt mir das Experiment nicht, kommt niemand zu Schaden – ausser vielleicht mein Ego.
Tipps für Gruppen
Für Ambitionierte wiederum ist ein Wettkampf eine hervorragende Standortbestimmung: Nichts ist gnadenloser als die Uhr. Bei einem Lauf trägt kein Wertungsrichter zu Sieg oder Niederlage bei, auch kein Mannschaftskollege, der einen glanzvollen Pass vergeigt. Der Läufer erntet oder scheitert – Punkt. Und in beiden Fällen lohnt sich eine kurze und ehrliche Analyse, um dem Resultat auf den Grund zu gehen.
Wettkämpfe können aber viel mehr als sportliche Bestleistungen hervorbringen oder motivieren. Sie sind auch Abenteuer, die ich liebend gerne gemeinsam mit Freunden erlebe. Natürlich eignen sich dazu Teamanlässe wie etwa die Sola-Stafette, der Gigathlon, die Drei-Seen-Stafette oder für Freundinnen der Frauenlauf in Bern.
Aber auch Einzelwettkämpfe im Ausland – hier ein praktischer Kalender – sind tolle Erlebnisse mit hohem Geselligkeitsfaktor. Auch wenn jede den Lauf für sich selbst bestreitet, lassen sich Städte wie Nizza, Berlin, Barcelona, Bordeaux oder Wien vor und nach getaner Arbeit wunderbar gemeinsam entdecken.
8 Kommentare zu «Ein Nümmerchen, das Wunder wirkt»
Im der Einleitung zum Artikel stand der furchtbare Ausdruck: « der innere Schweinehund zu überwinden „ Welch schreckliche Redewendung, wie kommt man dazu, sich mit einem solchen Ausdruck zu charakterisieren ? Selbsthass als Motivation ist keine gute Einstellung. Wie wäre es mit liebevoller Zuneigung ?
Eine Marathon-Läuferin will Menschen Tipps geben, die ungern Sport machen bzw. sich nicht selber körperlich quälen wollen? Das ist so, als wenn mir ein Physik-Nobelpreisträger seine Arbeit erklärt: es nutzt mir nichts, weil ich es nicht verstehen kann, weil mir die Grundlagen fehlen.
Sport macht nur denjeinigen Menschen Spass, die auf Endorphine stehen, also auf körpereigenes Morphium. Das wird ausgeschüttet, wenn man sich quält und sich Schmerzen zufügt, mittels Sport, scharfem Essen, Masochismus oder „Ritzen“. Wer hingegen Serotonin-Junky ist, dem bereitet Sport einfach keinen Spass. Er liebt Milchprodukte (sie enthalten viel Tryptophan als Ausgangsstoff für Serotonin) und Süsses (Cola, Eistee, Kuchen, Eis, Schokolade), womit man sich das Tryptophan ins Gehirn jagt.
Nein, eine Marathonläuferin gibt Menschen die gerne Laufen oder Laufen würden einen Motivationstipp. Ich kenne verschieden Läufer, die sich genau mit dieser Methode motivieren und auch mir hilft der Vergleich mit der Stoppuhr. Trainings- und Motivationstipps von erfahrenen Sportlern anzunehmen kann durchaus hilfreichsein. Warum Sie als offensichtlicher Nichtsportler die Rubrik Running im Outdoorblog lesen und dann noch ihren Senf und ihr Halbwissen von Aminosäuren und Neurotransmitter dazugeben müssen erschliesst sich mir nicht ganz.
Ich als „Nichtsportlerin“ schaue auch regelmässig in diesen Blog, weil ich weiss, dass mir Sport guttun würde – mir aber jegliche Motivation dafür fehlt. Leider habe ich bis Anhin keinen Tipp gefunden, der mich motivieren würde. Warum soll mich eine Startnummer, ein Wettkampf zu irgendetwas motivieren?
Vielleicht werden Sie irgendwo mal findig nach einer passenden Motivationshilfe für Sie – nicht aufgeben.
Die Autorin schlägt eine Möglichkeit vor die ihr hilft, mir und Bekannten von mir.
Soll sie jetzt auf solche Beiträge verzichten weil Sie und Rothacher sich persönlich nicht davon angesprochen fühlen?
„…Warum soll mich eine Startnummer, ein Wettkampf zu irgendetwas motivieren?…“
Sie haben sich angemeldet. Das sollte Sie motivieren zu trainieren.
folglich mag ich das serotonin-flash genauso wie das tryptophan-flash, und als jemand, der eigentlich ganz gern 10km rennen können würde, könnte mich so eine startnummer tatsächlich motivieren (konjunktiv ahoi hahaha)
vielleicht denke ich mal darüber nach ;-)