So geht Gemeindewandern

Diese Woche von Bure nach Damvant in der Ajoie (JU)

  • Bure, die Mairie mit der Wildsau.

  • Typisch Ajoie: Lange Gerade.

  • Einer der vielen Grenzsteine.

  • Das Schaf in der Tännlipflanzung.

  • Stefan Brauchli, Gemeindewanderer.

  • Steinkreuz vor Fahy.

  • Im Aigle in Grandfontaine gibt es Zmittag.

  • Damvant voraus.

  • Die Kirche von Damvant.

  • Das Postauto bringt uns zurück nach Pruntrut.

Endlich! Wir sind in Bure, die Reise war lang. Wir steigen aus dem Bus und stehen vor der Mairie, der Gemeindeverwaltung. Das Gemeindewappen an der Fassade zeigt eine Wildsau im Sprung. Das ist hübsch, sinniere ich und denke dann: Aber wo sind jetzt die Soldaten?

Kein Soldat ist zu sehen. Bure ist schweizweit bekannt für seinen Waffenplatz. Ich hatte mir vorgestellt, dass es im Dorf von Soldaten wimmelt. Auch wenn die Kaserne ein wenig abseits liegt. Wo sind die Uniformierten?

Stefan Brauchli und sein Projekt

Wir starten, und nun gehört das «wir» erklärt. Ein Paar aus Seuzach begleitet mich: Stefan Brauchli und seine Frau Marlis. Oder umgekehrt: Ich begleite die Brauchlis. Stefan, 64, ein frühpensionierter Informatiker, hat ein Projekt; als wir uns vor einiger Zeit kennen lernten, erzählte er davon, und wir vereinbarten eine gemeinsame Tageswanderung. Stefan ist daran, sämtliche Schweizer Gemeinden zu bewandern.

Stefans Liste orientiert sich am Bestand von vor zwei Jahren. Das sind 2287 Gemeinden. Davon hat Stefan mittlerweile über 2000 absolviert.

Extrem ist hier gar nichts

An diesem Tag wird Stefan wieder vier Orte abstreichen können. Wobei das nach Arbeit klingt. Dabei ist es Vergnügen. Stefan und Marlis, die ab und zu mitgeht, sind Landschaftsgeniesser.

Und Landschaft bekommen wir in den folgenden Stunden eine grosse Portion serviert. Die Ajoie, also der Pruntruter Zipfel: ein weiter Himmel, sanfte Hügel, Felder zum Horizont. Extrem ist hier bloss die Abwesenheit der Extreme.

Wo die Panzer brummen

Erstes Ziel ist Fahy, der Weg dorthin dauert knapp zwei Stunden. Von irgendwo aus dem Wald brummt es. Motoren, nicht laut, aber hartnäckig. Wir haben eine Vermutung, und ein Mann, wohl ein Bauer, dem wir begegnen, bestätigt sie. Das seien Panzer vom Waffenplatz, sagt er. Die Armee bringe viel Geld in die Gegend, schiebt er nach.

Etwas später kommen wir zu einer Christbäumli-Pflanzung mit Maschendraht rundum, in der Schafe weiden. Gute Idee, so braucht der Besitzer nicht die begrasten Wege zwischen den Tännchen zu mähen.

Grenzsteine und Tankstellen

Auch mehrere Grenzsteine passieren wir, stellenweise wandern wir auf der Landesgrenze. Auf einer sanften Anhöhe mit einem Steinkreuz bleiben wir stehen: Fahy liegt uns zu Füssen. Als wir unten anlangen, schauen wir bei der Kirche vorbei. Doch eigentlich beeindruckt uns etwas anderes viel mehr: die Ansammlung von Tankstellen.

Gleich nehmen wir den nächsten Wegabschnitt in Angriff. Eine gute Stunde später sind wir in Grandfontaine. Der Wanderweg führt zur Auberge de l’Aigle, wir setzen uns draussen hin. Das Restaurant wirbt auf der Karte mit einem Satz im örtlichen Patois: «Tchie nos ç’ât ‚c’ment en l’hôtât.» Übersetzt heisst das: «Bei uns ist es wie zu Hause.» Wir bestellen: zweimal Kotelett und einmal Pferdesteak. Kurz darauf geht der Wirt zum ummauerten Grill in der Ecke der Terrasse und legt das Fleisch auf.

Stretchen zum Schluss

Nach Grandfontaine geht es leicht aufwärts, aber wirklich nur leicht – Steigung nach Art der Ajoie eben. Schon zeigt sich in der nächsten Senke Damvant. Als wir im Ort ankommen, steht der Bus nach Pruntrut bereit. Doch dauert es noch eine Viertelstunde bis zur Abfahrt.

Marlis zieht bequeme Sandalen an. Ich stretche an einer Hauswand, weil ein gutes Viertel der Route auf Hartbelag verlief; ich spüre das im Rücken und in der Hüfte. Stefan teilt mir mit, dass wir die Gemeinden Bure, Fahy, Grandfontaine und Haute-Ajoie, zu der das Dorf Damvant gehört, bewandert haben. Es sind die Nummern 2043, 2044, 2045, 2046 auf der Liste des Gemeindewanderers.

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Route: Bure, Mairie – La Tenier – Les Charbonnières – Fahy – Grandfontaine – Pré Petusa – Damvant.

Wanderzeit: Knapp vier Stunden.

Höhendifferenz: 267 Meter auf-, 239 abwärts.

Wanderkarte: 222T Clos du Doubs, 1:50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Retour: Bus von Damvant nach Pruntrut, Bahnhof.

Charakter: Mittellang, leicht mit langen Geraden und wenig Steigung. Sicher ein Viertel Hartbelag.

Höhepunkte: Die schöne Mairie von Bure. Das Steinkreuz vor Fahy. Die Einkehr im Aigle in Grandfontaine.

Kinder: Keine Probleme.

Hund: Keine Probleme.

Einkehr: Auberge de l’Aigle in Grandfontaine. Mo Ruhetag.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Ein Kommentar zu «So geht Gemeindewandern»

  • Vera Inderbitzin und Rolf Conrads sagt:

    Lieber Herr Widmer
    Wir waren auf der Reise in die Ajoie nach Courgenay – wir wollten die Pfingsttage hier verbringen – als wir am Freitag im Tagi Ihren Blog lasen. Das war natürlich ideal für uns. Und so machten wir uns am Sonntag mit Zug und Bus nach Bure und dann bei angenehmem Wetter auf die Wanderung mit dem Zeitungsausschnitt in der Hand. Es war eine herrliche Wanderung, wir haben sie genossen: die blühenden Wiesen, die farbigen Getreidefelder, die Rapsfelder, der Gang durch Wälder und dann wieder die Ausblicke in die Weite. Wir haben auch andere getroffen, die von Ihrem Blog zu dieser Wanderung animiert wurden. Welch ein Glück für uns, dass wir Ihren Wandervorschlag gleich zur Hand hatten, vielen Dank!

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