Ein Tag wie ein Geschenkkorb

Diese Woche auf gepfadeten Wegen von Klosters Platz nach Küblis (GR)

  • Gleich nach Wanderstart in Klosters Dorf, rechts die Bahnlinie, links die Landquart. Fotos: Thomas Widmer

  • Sanfte Halde hinab nach Serneus mit Weitblick.

  • Der Katharina ist es wohl.

  • Bald haben wir Distanz zum Zug (und zur Strasse).

  • Christian Menns elegante Sunnibergbrücke. Wir werden unter ihr durchkommen.

  • Das Bad Serneus.

  • Oh, du sympathischer Schwulst: im Restaurant des Bades.

  • Später in Serneus Dorf.

  • Und weiter wird gewandert.

  • Saas, Bahnhof, vorne rechts das sympathische Wirtschäftli.

  • Gegen Küblis kommen wir in den Schatten.

  • Am Ziel.

Wir sind nicht ganz die Einzigen, die an diesem strahlenden Wintervormittag das Prättigau hinauf nach Klosters Platz gondeln. Der Zug ist schauderhaft voll. Und als wir aussteigen, kommt auch die Unterführung an die Grenzen ihrer Kapazität. Träg wälzt sich die Masse aus Skifahrern und Sonnensuchern zur Gotschnabahn.

Adieu, Masse!

Dort, bei der Talstation, wird meinem Wandergrüpplein und mir jene Art Glück zuteil, die auf Planung gründet. All die Leute wollen mit der Bahn in die Höhe fahren und stauen sich bis weit auf den Vorplatz hinaus. Eine gute Stunde dürften diejenigen warten müssen, die sich eben erst dazugesellten.

Wir aber wollen hinab nach Küblis und sind praktisch allein, als wir zwischen Schienenstrang und Landquart die ersten Gehminuten absolvieren. Danach senkt und weitet sich das Gelände, hinten im Talschlitz hocken Berge, die gewalzte Spur im Schnee ist perfekt. So soll es sein im Winter: Luft wie Champagner, der Boden ein Glitzerteppich, der Tag ein Geschenkkorb voller Überraschungen.

Ein Wahrzeichen des Prättigaus

Die erste Überraschung: Vor dem Bad Serneus führt uns der Weg unter der gut 70 Meter hohen Sunnibergbrücke hindurch, Teil der Umfahrung Klosters. Ersonnen vom grossen Schweizer Autobrücken-Bauer Christian Menn und von geschwungener Eleganz, ist sie 13 Jahre nach Eröffnung ein Wahrzeichen des Prättigaus. Filigran die Pfeiler, die wir passieren.

Etwas später ein Abstecher zum Bad Serneus, wir queren die Landquart, die munter gegen ihre Vereisung angurgelt. Das Bad liegt im Schatten, Eiszapfen zieren die Fassade. Vor Jahrhunderten entdeckte eine Nonne eine Schwefelquelle, daraus ergab sich ein Badetourismus mit Aufs und Abs.

Die Chinesen und das Murmeli

Seit wenigen Jahren ist das Kurhotel in chinesischem Besitz. Wir nehmen einen Tee und amüsieren uns an den Gemälden mit Murmeli, Fuchs und Hirsch als Sujet.

Einige Zeit später kommt es zu einem zweiten Abstecher hinauf zum Dorf Serneus. Wir kaufen im Volg kleine Dinge, schauen uns das Kirchlein an, freuen uns über die sonnengebräunten Holzhäuser – so stellt man sich ein Bündner Dorf vor.

Blaue Frostfinger

Und wieder hinab und wieder über die Landquart. Sie zur Linken, geht es weiter abwärts, wobei wir einmal länger im Schatten gehen, in dem der Winter trotzig haust wie ein in den Wald abgedrängtes Raubtier. Meine Finger werden blau, während ich mit der Kamera die Frostdekorationen festzuhalten suche.

In Saas treibt uns der Hunger an, ein Restaurant zu suchen. Wie von selber geraten wir zum Bahnhof, und, o Wunder!, in dem alten Gebäude ist ein Wirtschäftlein eingerichtet. Ein paar Einheimische sitzen draussen. Uns ist das Drinnen lieber. Nett, wie uns die Wirtin umsorgt, obwohl sie, eine Einheimische übrigens, als Ein-Frau-Betrieb froh wäre, wenn man sich für das Essen angemeldet hätte. Die Gitzibratwurst: wunderbar.

Noch einmal die liebe Landquart

Der sauber geräumte Pfad – die ganze Route ist ein offizieller Winterwanderweg – führt noch einmal an die liebe Landquart. Noch einmal knarzt unter unseren Füssen der trockene Schnee, noch einmal dringt die Frostluft in den letzten Winkel der Wandererlunge und lüftet sie durch, noch einmal lieben wir die Gaden in der Sonne und die schummrigen Waldpassagen.

Als wir Küblis erreichen, geht der Nachmittag seinem Ende zu. Wir nehmen einen Kafi im Restaurant Terminus und verleihen dem Tag Vollkommenheits-Status. Abgesehen von ein paar Hündelern und Ferienhausbesitzern auf Kurztour hatten wir die Wege der Talschaft für uns.

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Route: Klosters Platz (Bahn) – Sunnibergbrücke – Bad Serneus – Serneus Dorf – Saas – Küblis (Bahn).

Wanderzeit: 3 bis 3 1/2 Stunden.

Höhendifferenz: 124 Meter aufwärts, 508 abwärts.

Wanderkarte: 248T Prättigau, 1:50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Kürzer: Wanderschluss bereits in Serneus oder in Saas.

Charakter: Schwereloses Winterwandern; offizielle, unterhaltene, gepfadete Wege. Die meiste Zeit geht es abwärts. Und man wandert praktisch vollständig abseits der grossen Verkehrsader.

Höhepunkte: Menns Brücke von unten. Das verschattete Bad Serneus. Die Einkehr in Saas.

Kinder: Alles bestens bei der üblichen Portion Vorsicht an der Landquart.

Hund: Der Hund wird am Ende mindestens so glücklich sein wie sein Mensch.

Einkehr: In den Dörfern und in Bad Serneus. Bahnhöfli Saas: Mi bis So ab 10 Uhr, Mahlzeiten reservieren! 081 332 10 93.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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3 Kommentare zu «Ein Tag wie ein Geschenkkorb»

  • Peter Steiner sagt:

    Und in Küblis: Kaffee & Kuchen beim Beck Hinz, bei der Kirche. Merci für den Wandertipp, ruhig und schön für einen kalten Februartag.

  • fufi sagt:

    Ich weiss, ich bin ein alter Knacker.
    Aber irgendwie haben mir das obere Prättigau und Klosters noch viel besser gefallen, bevor es diesen Tunnel und diese Brücke gab.

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