Bergfahrt im Rauschzustand

 

Ein neues Hochgefühl: E-Mountainbiker entdecken den Uphill-Flow. Foto: Bosch eBike Systems

«Uphill-Flow» – dieses Wort begegnet einem im Bikekontext gerade öfters. Uphill? Flow? Letzteres habe ich bislang immer mit berauschenden Abfahrten verbunden, jedoch noch nie mit schweisstreibenden Anstiegen. «Uphill-Flow bedeutet Spass bergauf und beschreibt ein Gefühl, das nur mit Mountainbikes mit elektrischem Antrieb erlebbar ist», sagt Tamara Winograd, die Leiterin für Marketing und Kommunikation bei Bosch eBike Systems.

Eigene Trails für Aufsteiger

«Auch technischere Passagen können mit dem E-MTB schwungvoll bergauf gemeistert werden», ergänzt Ernesto Hutmacher, ehemaliger Radrennfahrer und Betreiber eines Bikehotels in der Toskana. Aber das bedeutet auch: Gegenverkehr ist möglich. Deswegen liess Hutmacher spezielle Uphill-Trails anlegen. «Auf denen besteht kein Risiko, dass E-Biker mit denen kollidieren, die den Trail ausschliesslich für die Abfahrt nutzen.»

Marc Woodtli, Product Manager Bike der Region Flims Laax Falera, hält solche Auffahrten dagegen im Bikepark für sinnvoll. «Im Gelände benötigen wir eher Empfehlungen zur Fahrtrichtung oder längere Routenvorschläge.» Auch allgemeine Trailregeln, wie gegenseitige Rücksichtnahme und Fahren auf Sicht, müssten stärker kommuniziert werden.

E-Biker verdoppeln den Radius

Im Österreich ist Mountainbiken nur auf offiziell freigegebenen Trails gestattet. «Wir benötigen insgesamt mehr Bike-Trails und mehr Tourenmöglichkeiten für E-Biker», sagt Lars Lotze, Fachbearbeiter Mountainbike der Landschaftsdienstgruppe Forst in Tirol. Der Radius, den E-Biker abdeckten, sei mindestens doppelt so hoch wie bei einer herkömmlichen Runde. Das Befahren von Trails bergauf spiele momentan eine untergeordnete Rolle, werde aber zukünftig innerhalb des Tiroler Mountainbike-Modells stärker diskutiert und angegangen. «Anstatt Verbote oder Strafen auszusprechen, setzen wir auf eine gezielte Lenkung durch mehr Angebote, kombiniert mit der Bitte um freiwilligen Verzicht innerhalb bestimmter Bereiche.»

Mehr Verkehr, mehr Probleme

Ein Vorteil des E-Bikes: Wird es für den Uphill eingesetzt, entfällt das Shuttle-Fahrzeug. Allerdings steigt der Nutzungsdruck auf den Trails, auch bislang wenig frequentierte Gebiete werden erschlossen. Und das mit Folgen. «Gerade steile Wege in den Alpen müssen stärker gewartet, sensible Naturbereiche gegebenenfalls stärker geschützt werden», sagt Lars Lotze.

Auch Profis satteln zusehends um auf E-Bikes, zum Trainieren oder für die Feierabendrunde, und teilen ihre Eindrücke via Facebook oder Instagram. «Dadurch erhält das E-MTB eine grössere Bühne und wird breiter akzeptiert», sagt Bosch-Sprecherin Winograd.

Biker versus Biker

Der Hilfsmotor senkt zudem die Eintrittsbarriere für weniger trainierte, weniger versierte oder ältere Biker. Selbst Menschen, die noch nie mit dem Velo im Gelände waren, wagen sich mit dem E-Bike in die Alpen – und sind nicht selten überfordert. «Wie für alle technischen Produkte gilt: Man sollte sich zunächst etwas Zeit nehmen und das E-Bike und seine Besonderheiten kennen lernen», erklärt Winograd. «Wichtig ist die richtige Fahrtechnik.» Daher unterstütze man von Bosch spezielle E-Bike-Kurse, wie sie Swiss Cycling anbiete. Wie die richtige Fahrtechnik aussieht, zeigt das folgende Video von Bosch eBike Systems:

Und einmal mehr heisst es: «Trail-Etikette» grossschreiben, Rücksicht nehmen. Egal, auf welchem Bike man unterwegs ist. Ich werde nach wie vor öfters mein unmotorisiertes Bike nutzen, bergab wie bergauf – aber zwischendurch gönne ich mir mittlerweile das gute Gefühl, auch bergauf in einen Rauschzustand zu kommen.

Nutzen Sie selbst ein E-Mountainbike für Up- und Downhills? Sollten eigene Wege für E-Biker angelegt werden? Erleben Sie eine Zunahme an Konflikten, nun auch zwischen Biker und E-Biker? Oder überwiegen Ihrer Meinung nach die positiven Aspekte des E-Bikes?

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16 Kommentare zu «Bergfahrt im Rauschzustand»

  • Daniel Heierli sagt:

    Elektro-Mofas (neudeutsch E-Bikes) gehören nicht auf Wanderwege. Wenn die Preise dieser Gefährte noch etwas sinken und die Verkaufszahlen noch etwas steigen werden, zeichnet sich ganz klar ein Problem ab: Es wird bald einmal einfach zu viele davon geben. Wenn man sich nicht mehr so sehr anstrengen muss, dann verzehnfacht sich das Potential einer Sportart locker (siehe Vergleich Skifahren mit Lift versus Skitour).
    Es wäre sehr schade, wenn wegen der Elektro-Mofas dann gleich auch Mountainbikes auf Wanderwegen verboten würden!

  • Severin sagt:

    Die Kommentare von den „richtigen“ Velofahrern waren zu erwarten, die fahren dann auch mit Bahn/Buss/Auto den Hang hoch und fahren „sportlich“ Downhill. Wenn möglich x-mal pro Tag. Wer im Glaushaus sitzt….
    Ich fahre dank E-Bike täglich an der frischen Luft zur Arbeit und weil’s Spass macht auch regelmässig mit einem E-MTB den Hang hoch. Die E-Bikes sind mit meiner relativ frühen Infarktvergangenheit ein Geschenk!

  • R.H. aus Z. sagt:

    Ich verstehe die Aufregung nicht wirklich und schon gar nicht die Macho-Argumente welche Sport mit übertriebenem Ehrgeiz und krankhafter Verbissenheit zusammenpacken. Da draussen auf den Trails und Wegen ist doch nicht ein permanenter Schwa..vergleich! Bravo, wenn du schneller als bisher oben auf dem Berg bist. Gratulation, wenn du an einem Tag 5’000 Höhenmeter abspulst. Aber bitte ziehe nicht E-Biken über einen solchen Kamm. Ich pedaliere stets sehr gerne durch Wälder, über Hügel und auf Berge, und bin aber auch schon zwei mal mit einem E-Bike auf eine anspruchsvolle Mountainbike-Tour. Ja, es ist verdammt geil! Es ist für mich nicht ein Entweder-Oder sondern ein Sowohl-Als-Auch. Und diese Grundhaltung manifestiere ich auch wenn es darum geht, wem man wo in der Natur begegnet. Und du?

  • Mauro sagt:

    Es ist wie mit Sauerstoff auf dem Mont Everest, wers nicht ohne kann soll es eifach sein lassen… Die E-Bikes beaspruchen ausserdem die Trails zu stark mit ihrem Antrieb. Ich bin überzeugt, dass es bald Trail Verbote gibt für E-Bikes…
    Sonst auf der Strasse find ich es eine sehr gute Sache, aber eben nicht auf den Berg-Wanderwegen….

  • Ruedi Lais sagt:

    Ich (64) bin Alltags-Velofahrer. Für Distanzen über 10 Km habe ich ein 45km-E-Bike. Es käme mir nie in den Sinn, nun auch noch ein E-MTB zu kaufen oder mein E-Bike auf Wanderwegen zu nutzen. Abgesehen von Leuten mit körperlichen Einschränkungen finde ich, wer Sport treiben will, soll ein unmotorisiertes MTB benutzen, und E-Bikes gehören auf die Asphaltstrassen.

  • Robert Hofer sagt:

    …..Atom- oder Wasserkraftbetriebene Töfflis haben abseits der für Motorfahrzeuge vorgesehenen Stassen nichts verloren….

  • Urs sagt:

    Ich bin ein richtig angefressener Velöler. Ich habe Spass am Gümmelen mit einem Strassenrennrad oder am Biken mit einem MTB in allen Variationen, und ich bin auch schon mit einem eMTB gefahren. Eigentlich hatte ich als sehr gut trainierter Hobbysportler gegenüber diesen motorbetriebenen eBikes und deren Fahrern sehr grosse Vorurteile. Im Nachhinein muss ich hingegen anerkennen, dass so ein eBike genial ist. Es ist klar etwas anderes, als das was ich mache. Mit einem eBike können aber weniger gut trainierte Natur- und Velo-Liebhaber erleben, was ich dank meiner Fitness geniesse. Oder soll so etwas wirklich nur den topfiten Sportlern vergönnt sein?

  • Beat sagt:

    wann werden die Aliba-Pedalen abgebaut und das 2-Rad so genannt und so auch gesehen, was es wirklich ist: ein Elektrotöff.

    • Maria Meier sagt:

      Sind Sie schon je E-Bike gefahren? Wenn nein, probieren Sie es, dann sehen Sie, dass Ihr Kommentar völliger Quatsch ist. Wenn ja – dann wollen Sie einfach provozieren, auch gut. Ich lasse mir von Leuten wie Ihnen nicht die Freude am E-Bike fahren und an der langsam zurückkehrenden Kraft durch das schonendere und einzig mögliche Training nehmen. Ich wünsche allen Miesmachern, dass sie nur eine Woche mit meiner Krankheit „normales“ Mountainbike fahren müssten, dann kämen sie auf die Welt und würden die E-Biker vielleicht respektieren. Sie wissen nicht, warum dieser oder jene ein E-Bike fährt – es mag nicht nur Faulheit sein. Bitte überlegen und ein bisschen mehr Respekt vor der Entscheidung anderer, es wäre schön!

      • Leo Tanner sagt:

        „Bitte überlegen und ein bisschen mehr Respekt vor der Entscheidung anderer, es wäre schön!“
        In einigen Punkten bin ich mit ihnen ja einverstanden.
        Aber wenn Leute auf E-Bikes mit Ziggi im Mund oder Handy am Ohr an mir Normal-Biker vorbei rauschen, dann setzt schon ab und zu der Brechreiz ein.
        Nun gut, ich find’s grundsätzlich gut, fahren immer mehr Fahrrad u. Elektrorad, so geht der motorisierte und Luft verpestende Autoverkehr ein bisschen zurück.

  • mcpinkpoet sagt:

    Tja, wir sind wahrlich in einer berauschenden Gesellschaft angelangt. Und nur noch mehr Rausch zählt…mehr Rekord…mehr mehr mehr…
    Ich find’s grandios armseelig – ich bin ein angefressener Biker…mit meinen eigenen Energien. Denn das Bike hat mir genau darum viel gegeben…
    Wenn jemand gesundheitlich angeschlagen ist…no problem…aber das sind ja auch nicht die Leute, die dann die höchsten & einsamsten Gipfel erklimmen.
    Aber alle anderen Freitzeitrekördler sollen bei ihren eigenen Kräften bleiben und sonst ihre Disneylands einrichten, wo sie sich im Elektrogroove austoben können…von mir aus mit Koks & Speed in der Blutbahn…

  • Dani sagt:

    Bergwege sind und waren immer nur Fusswege und sollen es auch bleiben, Flow und Rausch hin oder her!

  • Beat sagt:

    Gute Frage! Wo hört das E-Bike auf und wo fängt das E-Motocrossbike an. Grundsätzlich ist beides motorisiert und gehört nicht auf die Trials. Aber das kann man der Spassgesellschaft (Wirtschaft) wohl nicht antun. Mit dem E-Bike auf den Gipfel und oben eine Zigi rauchen! Ich kam mit den Wanderern immer gut aus, aber mit E-Bikes und somit mehr Biker auf den Trail, denke ich wird ihre Toleranzgrenze überschritten.

  • Maria Meier sagt:

    Ich selber (57) habe vor zwei Jahren die Diagnose Multiple Sklerose bekommen. Mein Arzt empfiehlt Velofahren als Training. Mountainbike fahren so wie früher kann ich nicht mehr, da fehlt einfach die Kraft bergauf. Auch unser steilgelegene Haus würde ich ohne E-Bike nicht mehr erreichen können, also würde auch ein Strassenrad nichts nützen. Mit dem E-Bike dagegen kann ich die alten Strecken bewältigen mit soviel Unterstützung, wie ich gerade benötige. Wer meint, E-Bikefahren sei Motorsport, hat, mit Verlaub gesagt, keine Ahnung. Ich bin nach der Tour genauso kaputt wie früher ohne Motor. Die Gegner sollen bitte bedenken, dass auch sie einmal krankheitshalber sehr froh sein könnten, ein E-Bike zur Verfügung zu haben. Oder werden sie dann nur noch zuhause sitzen wollen?

  • Nicolas Gerig sagt:

    Ich bin nicht einverstanden. Das generelle erlauben motorisierter Räder auf Bergtrails ausserhalb bereits erschlossener Skiliftanlagehängen stellt für mich einen Eingriff in eine der letzten Naturerholungsgebiete auf, wo man sich durch eigene Kraft erleben kann und meiner Meinung auch soll.
    Wenn die Gesellschaft solches wirklich abschaffen will, dann bitte konsequent und keine Bevorzugung von oft „so umweltschonenden“ E-Bike-Velölern. Stellt euch doch mal die Reaktion vor, wenn jemand fordert, dass Offroadmotorradfahrer (oder zumindest Elektrooffroadmotorräder) genauso auf Bergtrails fahren sollen dürfen.
    Elektrovelos können eine umwelttechnische Verbesserung auf gewissen Strecken darstellen zum Mobilitätsbedürfnisse decken. Ohne Schönreden handelt es sich aber hier um Motorsport.

    • Hugo Knüsel sagt:

      @Gerig: Amüsant, dass Sie „bereits erschlossene Skiliftanlagehänge“ grosszügig ausnehmen. Konsequenterweise müsste man ja auch das liftunterstützte Wanderen und Skifahren verbieten, nicht wahr?
      Ich vermute mal das wird, wie alles, nicht so heiss gegessen wie es gekocht wird. Nach einer marketinggetriebenen Hype-Welle werden die (relativ wenigen) Könner und Leidenschaftlichen übrigbleiben, der Rest wird sich dem dannzumal neusten Schrei zuwenden und das Spiel beginnt von neuem.

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