Die Ferientypologie der Läufer
Der Typ Kalorienzähler
Der Kalorienzähler joggt in seinen heimischen Gefielden kaum. Trotzdem ist das Ferienlaufen für ihn Pflicht. Eher der Genussmensch, hat er zu Ferien diesbezüglich ein gespaltenes Verhältnis. Ferien: Zeit, um ausgiebig das Frühstücksbuffet zu plündern. Zeit, um nach einem reichen Mittagessen an der Poolbar ein Eis zu schlemmen. Zeit, um einen Apéro vor dem Abendessen zu geniessen. Zeit, um das Dinner in voller Länge auszukosten – mitsamt Wein und Nachtisch, versteht sich. Zeit, um Kilos anzufuttern. Der Bewegungsminimalist macht dann die Kalorienrechnung und kommt schnell zum Schluss: Laufen bringt die Energiegleichung ins Gleichgewicht.
Seine Merkmale sind: Er ist meist vor dem Frühstück oder dem Abendessen unterwegs, wirkt ziemlich unmotiviert, läuft nur gerade so lange, bis er auf der Verbrauchseite Platz fürs Schlemmen geschaffen hat, trägt ein angealtertes Outfit, das nicht zusammenpasst.
Der Typ Laufjunkie
Der Laufjunkie legt ein ausgeprägtes Suchtverhalten an den Tag. Er kann nicht ohne. Es spielt deshalb keine Rolle, wie attraktiv seine Gesellschaft ist – frühmorgens heisst es mit vollem Elan: Raus aus dem Bett und rein in die Laufschuhe. Meist hält er sich auch in den Ferien akribisch an einen Trainingsplan, und wehe, es fehlen 100 Meter auf der Sportuhr, wenn er zum Bungalow zurückkehrt. In den meisten Fällen reicht ein Training für den Laufjunkie nicht – schliesslich hat er viel mehr Zeit als zu Hause im Alltag. Er setzt also noch eine Trainingseinheit obendrauf – sei es im kleinen Hotelpool, wo er unzählige Längen zurücklegen muss, um auf eine vernünftige Distanz zu kommen, oder auf der Wiese neben den Liegestühlen, wo er seine Sportlichkeit gerne zur Schau stellt.
Seine Merkmale sind: Er trägt eine Sportuhr als Statussymbol, ist zu allen Tages- und Nachtzeiten sportlich unterwegs, dreht noch eine 50-Meter-Runde vor dem Hoteleingang, um auf seine Zieldistanz zu kommen, trägt das neuste Outfit – selbstverständlich farblich assortiert.
Der Typ Weckerkapitulierer
Der Weckerkapitulierer ist ein Morgen- und oft auch eher ein Bewegungsmuffel. Für ihn ist die Anziehungskraft des Bettes grösser als der Wunsch nach sportlicher Betätigung. Den Wohlstandspölsterchen will er eigentlich den Kampf ansagen – aber eben nur eigentlich, denn ihm fehlt in den Ferien die Disziplin dafür. Er nimmt sich jeden Abend vor, sich am kommenden Tag sportlich zu betätigen. Während der Plan zwei- bis dreimal funktioniert, ist es um den guten Willen ab Tag drei meist geschehen. Schweigt der Wecker, geht es zurück ins Traumland – wo er in den Laufschuhen über Sanddünen und wilde Heiden jagt.
Seine Merkmale sind: Ein unzufriedener Gesichtsausdruck, wenn Sportler ins Blickfeld geraten, kleinlaut beim Frühstück und dafür ausführliche Schilderung von Sportplänen während des Nachtessens, ist am dritten und am letzten Tag mit demselben (noch frischen) Outfit unterwegs.
Der Typ Genusssportler
Der Feriensportler ist im Gegensatz zum Junkie meist kaum ambitioniert. Sportliche Betätigung hat in seinem Alltag keine hohe Priorität. Anders als beim Kalorienzähler ist seine Motivation auch nicht das schlechte Gewissen nach oder vor dem grossen Schlemmen. Sport gehört zum Feriengefühl, zum Genusserlebnis. Ein Footing am Strand, ein Mitternachtsschwumm oder eine Stunde Yoga bei Sonnenaufgang integriert er in seinen Tagesablauf, wann und wie es gerade passt.
Seine Merkmale sind: Sichtbare Zufriedenheit, meist ist er polysportiv und zu allen Tages- oder Nachtzeiten in Bewegung, trägt keine Sportuhr, legt beim Outfit nicht unbedingt Wert auf den letzten Schrei.
3 Kommentare zu «Die Ferientypologie der Läufer»
Wo bleibt der regelmässige Sportler, der ganz einfach auch in den Ferien seinen Level halten will?
Wenn der Kalorienzähler rechnen kann, wird er merken, dass das Schlemmen praktisch nicht weggejoggt werden kann, es sei denn er macht in der Ferien zwischen dem Schlemmen nichts anderes als joggen
Bei mir ist es weder noch. Ohne Sport bringe kann es schnell mal ansetzen. Habe heute daher bereits ein Intervalltraining hinter mich gebracht.