Der Vierbeiner als Laufgefährte

Outdoor

Was ist schöner als laufen zu zweit? Laufen zu dritt natürlich! Foto: JMichl (iStock)

Ein Labrador ist kein Windhund. Aber ich bin auch nicht Haile Gebrselassie. Deshalb habe ich mich entschlossen, meinem Lauftraining eine tierische Dimension zu verleihen. Denn was gibt es Schöneres als die Symbiose zwischen Mensch und Tier, das Zusammenspiel zwischen Zwei- und Vierbeinern, die perfekte Trainingseinheit, die beide glücklich und fit macht. Wuff!

Als Versuchsobjekt dient der Hund meiner Mutter. Nessie: braun, 31 kg, 8 Jahre, so verfressen, dass der Staubsauger unter dem Esstisch nie zum Einsatz kommt. Nessie fürchtet sich vor Mountainbikern, bellt Reiter an und wedelt mit dem Schwanz, wenn ein Jogger passiert. Dort, wo sie wohnt, hängt ein Schild: «Warning strange Dog».

Komisch muss es ihr vorgekommen sein, als ich sie neulich an einem Montagmorgen an die Leine nahm und die Haustür öffnete. Normalerweise macht dies nämlich nur Frauchen – und keinesfalls jemand in kurzen Hosen, einem orangen Shirt und Turnschuhen an den Füssen. Doch ich hatte vorgesorgt und eine Hand voll Hundebiskuits in die Hosentasche gestopft. Der fehlende sportliche Tatendrang lässt sich durch das blosse Ziehen der Leine nicht kompensieren. Und Nessie war an diesem Morgen offensichtlich nicht nach Leibesübung zumute. Doch durch geschickten Einsatz der Biskuits gelang es mir, das träge Tier in den Wald zu locken – und dort, so meine Hoffnung, würden Kiesweg und schattenspendende Bäume den Sportgeist beleben.

Wenn der Jagdinstinkt in die Quere kommt

Der Plan schien aufzugehen. Ich schlug einen lockeren Laufschritt an. Nessie blickte kurz hoch und nahm ebenfalls Tempo auf. Ich jubelte innerlich. Einträchtig liefen Nessie und ich nebeneinander her. Als wir aus dem Wald traten, liess ich sie von der Leine los.

Der Autor genoss es. Nessie auch. Foto: PD

Das war der Anfang vom Ende unserer Laufgemeinschaft. Hinter der nächsten Kurve tauchte Herr Moser auf – ein rühriger Rentner mit vier Rehpinschern, Cindy, Mascha, Dascha und Susi. Beim Anblick dieser Bodenwischer war es mit dem tierischen Lauffieber vorbei. Nessie begrüsste ihre Kolleginnen einzeln. Und mein Rhythmus fiel dem erzwungenen Gespräch mit Herrn Moser über die neuen Mäntelchen seiner Gefährten zum Opfer.

Nach zehn Minuten setzten wir uns wieder in Bewegung. Doch dummerweise landete in diesem Moment auf dem Weiher des Golfplatzes eine Gruppe Enten. In weiser Vorahnung hatte ich Nessie wieder an die Leine genommen. Doch das Futter mit Federn weckte offenbar derart schöne Fantasien, dass an ein Weitergehen nicht zu denken war. Glücklicherweise schienen dies auch die Enten zu bemerken und entschieden sich zur Dislokation. Nachdem sich Nessie ein kurzes Bad in einem Flüsschen gegönnt hatte, gings weiter – zunächst in einem ansprechenden Tempo.

Leider durchkreuzte nun Jenny die Pläne. Sie ist der Hund der Floristin Silvia und offenbar Nessies beste Freundin. Jenny trug jenen Tennisball zwischen den Zähnen, mit dem auch Nessie gerne spielt. Damit war die Sache mit dem Laufen gelaufen. Anstatt meine Wadenmuskeln trainierte ich den Wurfarm. Aber als ich nach rund 90 Minuten wieder zu Hause war, fiel mein Fazit trotzdem positiv aus: Joggen mit Hund ist leistungstechnisch und trainingswissenschaftlich suboptimal, gesellschaftlich aber ein Volltreffer – zumindest mit Nessie.

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15 Kommentare zu «Der Vierbeiner als Laufgefährte»

  • Daniel Peter sagt:

    Hallo zusammen
    Ich habe nun schon jahrelange Jogging-Trainings mit Hunden hinter mir. Zuerst mit einem Boxer, dann mit Labradoren und nun trainiere ich mit einem Parcen Terrier sogar bis auf Marathondistanz. Dies muss aber langsam aufgebaut werden und darf nicht einfach von Null auf 100 geschehen. Auch müssen Regeln für Hund und Mensch beachtet werden – Ein Jagdhund darf im Wald nicht von der Leine gelassen werden, ein Rüde sollte nicht alle 20 Meter pinkeln und der Hund muss vor Hitze geschützt werden. Somit sollte es eine Übereinkunft zwischen Hund und Mensch geben, damit auch effizient trainiert wird. Wenn dies beachtet wird, steht einem super Training mit Hunden nichts im Wege und es gibt eine totale Bereicherung für beide. Der Hund wird nicht dick und der Mensch hat treue Begleitung.

  • Tschanz sagt:

    meine hunde finden joggen schei…..,ich bin täglich 2 stunden zu fuss mit ihnen unterwegs und habe mit 50 eine grundausdauer wie mit 20.
    leute glaubt mir,joggen ist nur die fortsetzung von höher, weiter, schneller, in der freizeit.
    wie im blogg beschrieben ist viel besser.

  • Hans-Jürg sagt:

    Hoffentlich haben Sie nicht nur Hundebiskuits, sondern auch ein paar Pastiksäcke für das Gaggi eingepackt.
    Seit ich selber einen Hund habe, fällt mir noch mehr auf, wie viele Frauchen und Herrchen die Haufen ihrer Hunde einfach liegen lassen.

  • nowhere sagt:

    Wer 0 Ahnung von einem Hund hat, sollte sich vielleicht erstmal um das Wesen eines Hundes bemühen und sich vielleicht auch mit dessen Erziehung befassen, da dies wohl noch nicht geschehen ist.
    Ein Hund ist weder ein schickes Accessoire à la Paris Hilton, noch ein Jogginganhängsel.

  • Peter Bachmann sagt:

    Aus eigener Erfahrung kann ich sagen das es richtig Spass macht mit dem Hund joggen zu gehen. Man muss sich aber bewusst sein, dass das Training dann nicht zu 100% geplant werden kann. Ich hatte einen höheren Puls (ca. +5%) als wenn ich ohne Hund unterwegs war. Auch sollte man den Hund an das Training und die Belastung heranführen, eigentlich gleich wie bei uns Menschen. 8 Jahre für einen Labrador ist ja schon ziemlich alt, und dann von 0 auf 100 joggen gehen muss gut überlegt werden. Beim Marathontraining habe ich mich meinen Hund bis ca. 20-22 Kilometer mitgenommen (Alter zwischen 2 – 6 Jahre), danach stetig weniger. Er wurde knapp 14, aber in den letzten Jahren ging es „nur“ noch zum spazieren. Da konnte er sich dann nach seinem Wohlbefinden austoben.

    • Laura Fehlmann sagt:

      Das ist auch meine Erfahrung. Für meinen ersten Marathon trainierte ich mit Hund. Er war damals noch jung und jedesmal begeistert, wenn ich die Laufschuhe hervorholte. Man muss sich bewusst sein: Ein Hundeleben ist relativ kurz. Mit einem 8 bis 10-jährigen Hund rennt man nicht mehr stundenlang. Und dass er gehorchen muss, versteht sich von selbst, weil nicht alle Hunde mögen.

  • Thomas sagt:

    Wenn ein 32kg Hund macht was er will, andere Sportler anbellt und freudig mit Schwanzwedeln begrüsst mag das amüsant sein für die Besitzer, für die Leute welche es mit Hunden nicht so haben, sind solche Vierbeiner ohne Leine ein riesen Stressfaktor. (i.e. „der will nur spielen“, wenn der Besitzer nach einer Minute endlich um die Wegbiegung kommt)
    Diese Situationen sind nicht der Fehler des Hundes aber zeigen ein egoistisches Verhalten der Besitzer. Immerhin der der Autor zog ein positives Fazit…

    • jan sagt:

      Ich rufe meinen Hund immer ab, wenn er frei ist und andere Jogger entgegenkommen. Kann mal vorkommen, dass es nicht sofort klappt. Meistens halt dann wenn gleich der „die Piste hier gehört mir, alles aus dem Weg“ – Obermarathoni dahergeflogen kommt. Mein Hund ignoriert sämtliche Passanten ohne Hund, sobald er feststellt, dass es ein Passant ohne Hund ist. Diese Spezies macht sich aber dann gleich sehr interessant für meinen Begleiter, indem er rumbrüllt, rumfuchtelt und so… Und da kann ich dann nur sagen selber Schuld.

      • Thomas sagt:

        Wenn dein Hund nicht hört, dann meistens weil jemand anders schneller unterwegs ist, also ein „Obermarathoni“ ist? Ich finde das unfair gegenüber deinen Laufkollegen, wenn du um das Verhalten deines Hundes weisst, aber die Schuld den anderen in die Laufschuhe schiebst.

  • jan sagt:

    Ich gehe fast täglich morgens um 6 mit meinem Hund joggen. Es brauchte schon etwas Training, doch jetzt trabt er relativ ruhig neben mir her. Ich habe im Tierfachhandel ein Gurt mit befestigter Leine gekauft. Zwischendurch lasse ich ihn auch frei laufen. Er ist der perfekte Personal Trainer, denn morgens MUSS er raus, da gibt es absolut keine Ausrede.

    • peter dietrich sagt:

      natürlich lassen sie in frei laufen. ist ja egal wenn er andere leute belästigt.

      • Walter Meier sagt:

        @pd
        Natürlich unterstellen Sie anderen ein Fehlverhalten. Perfektion sieht man offensichtlich nur im Spiegel.

      • jan sagt:

        Grundsätzlich nicht, aber Sie scheinen zu einer Spezies von Mensch zu gehören, wo ich sagen muss, ja, es ist mir egal. Denn Sie fühlen sich sowieso belästigt, durch das schöne Wetter, durch Kieselsteine auf der Strasse oder durch die falsche Höhe von Grashalmen. Sie wollen sich belästigt fühlen, da kann ich nichts dran ändern und daher ist mir der Auslauf meines Hundes ehrlich gesagt wichtiger als Ihr Gemütszustand. Aber sonst komme ich immer blenden aus mit den Passanten.

      • Nina sagt:

        Unser Hund belästigt niemanden (seine Nase ist immer am Boden um zu schnüffeln), aber mind. die Hälfte der Spaziergänger wollen ihn streicheln, weil er ja ein ach so süsser Labrador ist.
        Ist das auch Belästigung??

  • jürg Steffen sagt:

    Endlich mal kein Sport-Masochist! Gratuliere zum Erlebnis mit dem Hund.

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