Oberaargauer Wahrzeichen

  • Riedtwil, Bahnhof. Die Unterführung brauchen wir für unsere Unternehmung nicht.

  • Die Kühe von Riedtwil.

  • Parking? An guten Tagen will viel Volk in den Mutzbachgraben.

  • Also altes Oberaargauer Brauchtum stellt diese Figur nicht dar.

  • Im Mutzbachgraben.

  • Beim Mutzbachfall.

  • Schon eine Schönheit, der Fall.

  • Hübsches Trepplein zur linken des Falls mit Steigbrett für Hunde.

  • Gleich danach ist der Weg ganz kurz mal schmal.

  • Weiter oben im Graben.

  • Bereits sind wir im Aufstieg nach Rüedisbach.

  • Rüedisbach, ein Idyll in den Hügeln.

  • Der Himmel über dem Oberaargau.

  • Es geht abwärts nach Riedtwil.

  • Güterzüge im Tal der Önz.

  • Gleich sind wir, wo wir starteten.

Diese Woche von Riedtwil zum Mutzbachfall (BE)

Schon einige Male bin ich in Riedtwil an der Bahnlinie von Herzogenbuchsee nach Burgdorf losgewandert. Einmal gingen wir hinauf zur Oschwand, wo der Maler Cuno Amiet gelebt hat, und zogen hinüber zum Hirsernbad und nach Kleindietwil. Der saure Mocken im Restaurant Hirsernbad ist mir in bester Erinnerung.

Hier soll eine andere Route ab Riedtwil gefeiert werden. Sie führt zum Naturspektakel des Mutzbachfalls. Vorausgeschickt sei, dass die Gegend mich Nichtberner stets geografisch verwirrt. Bei jedem Ort rätsle ich: Emmental oder Oberaargau? Und daher fragte ich die Wirtin im Bahnhof Riedtwil, wo ich vor Wanderbeginn einen Kafi nahm: «Sind wir hier im Emmental?» Nein, antwortete sie, Riedtwil zähle zum Oberaargau.

Hat es hier Bären?

Ich wanderte los, ein endlos langer Güterzug ratterte vorbei, es war wie im Wilden Westen. Riedtwils Bahnhof freilich ist nicht mehr bedient, mit dem Bus war ich gekommen. Im Ort bog ich rechts ab, passierte die alte Mühle, kam in ein Tälchen zwischen hohen Wiesen- und Waldhängen. Beim Blick auf den Mutzbach dachte ich: Ein Mutz ist auf Berndeutsch doch ein Bär. Hat es hier Bären?

Eine grosse Kiesfläche, das «Mutzbachgrabenparking», machte mir klar, dass der Mutzbachfall zu gewissen Zeiten viel Volk anlockt. Ich war froh um den durchzogenen Tag, die Wiesen waren nass, ein nächster Regenguss kündigte sich an. Zwei Leute strebten mit dem Velo ebenfalls in den Geländeschlitz hinein, ansonsten war da niemand.

Kleines Abenteuer

Das Tälchen verengte sich, aus dem Fahrweg wurde ein Waldweg, und bald erblickte ich den Mutzbachfall. Doch, fand ich, er ist eine Schönheit, auch wenn abgebrühte Landschaftskonsumenten sagen mögen, dass 14 Meter Höhe gar nichts seien. Der Fall mit seiner glänzenden Sandsteinwand holt sich seine Poesie aus seiner Abgeschiedenheit und seiner Exklusivität. Er ist, las ich während der Rast in meinem angejahrten Wanderführer, der höchste des Oberaargaus.

Die Velomenschen nahmen ein Fussbad. Ich zog weiter und freute mich an dem kleinen Abenteuer, das nun kam. Der Wanderweg zieht linkerhand am Fall vorbei in die Höhe, es kommt eine Metalltreppe, flankiert von einem längeren und daher wenig steilen Hundetreppchen. Gleich danach war eine kurze Schmalpassage mit Ketten gesichert.

«Mir mache nie kei grossi Sach»

Endlich verliess ich den Mutzbach, um durch den Wald aufzusteigen. Oben erblickte ich ein Idyll unter dräuenden Wolken: das Dorf Rüedisbach, zufrieden in die Hügel gebettet. Ich wäre reif gewesen für eine Einkehr, doch S Trio Beizli hatte an meinem Tag zu. Kein Problem. Ich trat den Rückweg an, ging über das Plateau mit seinen Feldern zur Breitenegg, stieg ab nach Riedtwil.
Während ich, nun schon ein Habitué, im Bahnhof mein Schlussbier trank, las ich in meinem Wanderführer das Gedicht «Üsen Oberaargau» von einem gewissen Jb. Käser. Hier eine Strophe: «Mir hei gäng z’ässe, z’wärche gnue. Ganz eifach geit es bynis zu. Mir mache nie kei grossi Sach. U läben ungerem Schingledach. Wi mir‘sch vo früecher gwahnet sy. U blybe gsung u wohl derby.»

Route: Riedtwil, Bahnhof (Bushaltestelle) – Riedtwil, Dorf – Mühle – Mutzbachgraben – Mutzbachfall – Rüedisbach – Breitenegg – Deckacher – Unterer Kasten – Riedtwil, Bahnhof.

Wanderzeit: 2 Stunden und 5 Minuten.

Höhendifferenz: Je 230 Meter auf- und abwärts.

Wanderkarte: 233 T Solothurn und 234 T Willisau, 1: 50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Länger: Von Riedtwil bis Rüedisbach wie in der Hauptvariante. Danach via Wil auf den Oberbühlchnubel, kleines Stück retour und via Oberbühl, Mösli, Riedern nach Wynigen, Station. Ganze Strecke ab Riedtwil 3 1/4 Stunden, 432 Meter auf-, 402 abwärts. GPX-Datei hier.

Charakter: Leichte Wanderung mit Stücken auf Hartbelag. Romantik und ein wenig Abenteuer (kurzes gesichertes Stück mit Treppenleiter gleich nach dem Wasserfall) beim Mutzbachfall.

Höhepunkte: Der Wasserfall. Der Mutzbach etwas weiter oben. Der Anblick des Tals der Önz mit den Güterzügen von oben.

Tipp: Bei dubiosem Wetter und/oder unter der Woche gehen. Dann sind wenige oder keine Leute unterwegs. Der Wasserfall ist beliebt.

Kinder: Sehr gut, weil kurz. Schöne Fussbad-Abschnitte vor und nach dem Wasserfall. Gleich nach dem Wasserfall ist Vorsicht nötig auf der kurzen gesicherten Passage!

Hund: Perfekt.

Einkehr: Bahnhof Riedtwil gleich bei der Bushaltestelle. Mo Ruhetag. S Trio Beizli in Rüedisbach: Offen Mi ab 17.30 Uhr, Fr ab 17 Uhr, Sa ab 10 Uhr, So ab 10 Uhr. Jeden ersten Sonntag im Monat geschlossen. Wandergruppen können bei vorheriger Anmeldung auch ausserhalb der Öffnungen einkehren: 078 808 34 46.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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2 Kommentare zu «Oberaargauer Wahrzeichen»

  • Peter Steiner sagt:

    Und Sie sind tatsächlich nicht im „Wildem Mann“ in Rüedisbach eingekehrt ?! Aber, aber ! Das müssen Sie nachholen. Wie aus Gotthelfs Zeiten.

  • Verena Rösch sagt:

    Heute ausprobiert. Wunderschöne Wanderung. Wenig Menschen angetroffen.Danke für den Tip.

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