Einer der interessantesten Schweizer Orte
Diese Woche eine Rundwanderung ab Düdingen zur Magdalena-Einsiedelei (FR)
Vor vielen Jahrhunderten siedelte ein Alemanne namens Dodo oder Dudo nah der Saane. Daraus ist Düdingen geworden, eine der grössten Gemeinden im Kanton Freiburg. Die Saane allerdings gibt es in der Gegend nicht mehr; sie wurde in den 1960er-Jahren zum Schiffenensee aufgestaut.
So weit mein Kenntnisstand zu Düdingen, als wir dort starten. Der Himmel über dem Sensebezirk ist weit, stellen wir fest; doch die Berge sehen wir in der dunstigen Luft nicht. Bald sind wir im freien Land, die Weideflächen goldgelb vom Löwenzahn.
Wir sehen Gott ins Auge
Im Weiler Ottisberg eine kleine Überraschung: eine Kapelle, die offenbar zum nahen Schloss oder vielmehr Schlösslein gehört. Sie ist leider zu. Was uns fesselt, ist über dem Portal das Auge in einem Dreieck, von dem Sonnenstrahlen ausgehen. Wenn mich meine symbolkundlichen Kenntnisse nicht täuschen, handelt es sich um das «Auge der Vorsehung». Gottes Auge in der Dreifaltigkeit.
Bald der nächste Weiler, Alberwil. Und dann der Schiffenensee. Die bewaldete, enorm steile Uferflanke ist nicht begehbar, unser Weg verläuft oberhalb. Schnell kommen wir an unserem Ziel des Tages an. Ein Wegweiser zeigt unweit von Räsch die Magdalena-Einsiedelei in der erwähnten Uferflanke an. Ein Wunder, dass sie nicht viel bekannter ist – jedenfalls schnappen wir bei der Annäherung nach Luft und sind begeistert. Bloss die nahe Autobahnbrücke dämpft unseren Enthusiasmus.
28 Jahre Arbeit an der Klause
Die Magdalena-Einsiedelei: ein Sammelsurium von Räumen, die in den Sandstein des Uferfelsens über dem Schiffenensee gehauen wurden zu einer Zeit, als es diesen noch nicht gab. Zwei fromme Männer, Johann Dupré und Johann Liecht, schufen die Anlage zwischen 1680 und 1708 aus dem Geiste der tätigen Meditation. Sie legten über der Saane eine Klause an, die den Besucher ein wenig an die berühmten Felsklöster von Nordgriechenland erinnert.
Ein Plan am Eingang erklärt die Räume von Sakristei über Vorratskammer bis Heizraum, die wir im Folgenden durchschreiten. Stellenweise sind die Wände mit Graffiti der Besucher vollgekritzelt, auch sind die Antlitze von Jesus und der Gottesmutter in den weichen Stein gemeisselt. Ein Wunder für sich der gewellte Boden. Es handelt sich um 20 Millionen Jahre alte fossile Sanddünen.
Abkürzung wegen Hungers
Am Ende haben wir Hunger. Um möglichst schnell zum Landgasthof Garmiswil im gleichnamigen Weiler zu gelangen, improvisieren wir; der Wanderweg vollzieht eine unmögliche Schleife. Via Räsch und den Chiemiwald sind wir schnell dort, wer eine Karte mitnimmt, kann diese Variante, stellenweise auf Hartbelag, nicht verpassen.
Im Landgasthof tafeln wir der Grösse des Tages angemessen opulent. Der letzte Abschnitt der Route macht hernach noch einmal Spass. Wir gehen wieder hinauf zum Chiemiwald, geraten in das nordische Ambiente des Düdinger Mooses mit Riedflächen und Weiherlein.
Und also dürfen wir das Fazit formulieren: Dodo hat damals gut gewählt. Und die Magdalena-Einsiedelei ist mit Sicherheit einer der interessantesten Schweizer Orte.
++
Route: Düdingen, Bahnhof – Ottisberg – Alberwil – Wittenbach – Einsiedelei. Retourweg zum Teil abseits der Wanderwege: Räsch – Chiemiwald – Garmiswil (Abstecher zum Restaurant) – Chiemiwald – Düdinger Moos – Underzelg – Düdingen, Bahnhof.
Wanderzeit: 3 Stunden.
Höhendifferenz: je 185 Meter auf und ab.
Wanderkarte: 242 T Avenches, 1:50’000.
GPX-Datei: Hier downloaden.
Charakter: Leichte Wanderung, meist flaches Gelände. Weite Horizonte. Einige Teile auf Hartbelag. Und als Ziel ein grandioser Bau.
Höhepunkte: Der hübsche Weiler Ottisberg mit Schloss und Kapelle. Der tiefblaue Schiffenensee. Natürlich die Magdalena-Einsiedelei. Und das Düdinger Moos.
Einsiedelei: Hier der Link zum Prospekt mit den Öffnungszeiten.
Kinder: Keine Probleme.
Hund: Keine Probleme.
Einkehr: Landgasthof Garmiswil. Mo/Di geschlossen. Pfingstmontag offen.
Schlafen im Stroh: Familie Zimmermann, Ottisberg, 026 493 14 70.
Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.
++
Ein Kommentar zu «Einer der interessantesten Schweizer Orte»
Hallo Werner,
kennst Du wahrscheinlich, aber vielleicht trotzdem nteressant.
Lg Kurt