Skigebiets-Megalomanie

Braucht es immer grössere Skigebiete? Skifahrer in der Lenzerheide, vor der Abfahrt vom Rothorn. Foto: Gian Ehrenzeller (Keystone)
Immer mehr Pistenkilometer, immer mehr Attraktionen, komfortablere, schnellere Lifte, bessere Parkmöglichkeiten, flächendeckende Beschneiung und modernere Skihütten – in den Alpen entstehen jedes Jahr neue Mega-Skigebiete mit mehreren Hundert Pistenkilometern und allem, was dazugehört. Für ein nahezu endloses Skivergnügen werden neue Lifte und Abfahrten gebaut, um Skigebiete zu erweitern oder bestehende miteinander zu verbinden.
In Frankreich sind Mega-Skigebiete schon lange Standard: Les Trois Vallées und Les Portes du Soleil bieten ihren Gästen beide über 600 Pistenkilometer, Paradiski verbindet die Skigebiete La Plagne, Les Arcs und Peisey Vallandry und wirbt mit 425 Pistenkilometern. Das verspricht mehr Abwechslung und Skispass in den Ferien, aber auch teurere Skipässe, mehr Leute und eine Beeinträchtigung der sensiblen Alpenregionen. Doch viele Skigebiete kämpfen ums Überleben; die Bergbahnbetreiber sehen die Investition in neue Lifte und Pisten als gute Chance, das Skigebiet wettbewerbsfähig zu halten.
Fusionen auch in der Schweiz
Der Trend der letzten Jahre ging jedenfalls ganz klar in Richtung Skigebietszusammenschluss – wie etwa im österreichischen Skijuwel Alpbachtal Wildschönau, in Saalbach-Hinterglemm-Leogang-Fieberbrunn, der Verbindung von Warth-Schröcken und Lech-Zürs und zuletzt in den schweizerischen Gebieten Arosa und Lenzerheide. Und an der nächsten Skigebietsfusion wird seit 2014 gebaut: Der Masterplan für die neue Skiarena Andermatt-Sedrun steht, die Fertigstellung ist für die Saison 2018/19 geplant. Mit dem Geld des ägyptischen Investors Samih Sawiris wurden (und werden) zusätzlich neue Hotels, Ferienwohnungen und Freizeitanlagen errichtet, um aus der Region eine luxuriöse Wintersportdestination zu machen.
Auch die über zehn Jahre alte Idee der Verbindung von Engelberg mit Melchsee-Frutt und Meiringen-Hasliberg wurde wieder aus der Schublade gezogen; immer wieder hört man von der Idee, irgendwann einmal Zermatt mit Saas-Fee zu verbinden. In Deutschland streiten sich Umweltschutzverbände und Lokalpolitiker gerade erbittert um die Skischaukel am Riedberger Horn, und in Graubünden läuft der Prozess des kantonalen Richtplanverfahrens bezüglich einer Skigebietserweiterung in Scuol und Samnaun – mit dem langfristigen Ziel, die Skigebiete zu verbinden.
Geht es nicht auch umweltfreundlicher?
Umwelt- und Naturschutzorganisationen haben bereits angekündigt, sich gegen dieses Projekt zu wehren: «Die Erweiterungspläne missachten die Gesetzgebung, wie zum Beispiel die Seilbahnverordnung, laut der besonders wertvolle Landschaften nicht erschlossen werden dürfen», sagt Anita Wyss von Mountain Wilderness, «für die geplanten Erweiterungen der Skigebiete müssten aber in Samnaun für vier neue Bahnen das kantonale Landschaftsschutzgebiet Ravaischer Salaas aufgehoben und 80 Hektaren Land im regionalen Richtplan als Skipisten aufgenommen werden. In Scuol soll mit zwei neuen Bahnen auf den Piz Champatsch und den Piz Soèr das Val Tiral erschlossen werden, in dem noch Steinwild, Gämsen und Raufusshühner leben – und eine Verbindungsbahn nach Ischgl würde die nationale Moorlandschaft Val Fenga gefährden.»
Sind diese Eingriffe in den empfindlichen und vom Klimawandel besonders betroffenen Alpenraum wirklich nötig? Für ein bisschen mehr Fahrspass und Abwechslung? Und gibt es wirklich keine anderen Möglichkeiten als Ausbau und Erweiterung, um die Skigebiete attraktiv zu halten? Reicht es nicht, das Bestehende mit – aus Umweltsicht – kleinen Dingen wie Snowparks, speziellen Kinderpisten, Skicross-, Renn- und Slalomstrecken interessant zu gestalten?
Wie attraktiv sind Mega-Skigebiete Ihrer Meinung nach? Bevorzugen Sie grosse oder kleine Skigebiete? Freizeitspass vs. Naturschutz – wo sehen Sie persönlich die Prioritäten?
26 Kommentare zu «Skigebiets-Megalomanie»
mit dieser Megalomanie zerstören wir nicht nur unser Umfeld sondern auch weitgehend uns selbst – aufschlussreiche, vielsagende Beispiele haben wir überall, nicht nur im Alpengebiet – wir sollten uns schämen unseren Kindern derartige umfangreiche Zerstörungen zu hinterlassen, aus reiner Geldgier
In Frankreich … Les Portes du Soleil ? Dass viele Leute in der Deutsch sprachigen Schweiz das Französisch sprachige Wallis leider gar nicht oder viel zu wenig kennen, na ja. Dass aber eine Journalistin „total übersieht“, dass auch das Wallis und somit die Schweiz Teil der „Les Portes du Soleil“ sind, finde ich „lamentable“.
Hier der Link von MySwitzerland.com zu dem Gebiet.
http://www.myswitzerland.com/de-ch/portes-du-soleil.html
„in den Alpen entstehen jedes Jahr neue Mega-Skigebiete mit mehreren Hundert Pistenkilometern und allem, was dazugehört“
Das heisst es entstehen JEDES Jahr neue Mega-Skigebiete mit mehreren hundert Pistenkilometer in den Alpen? Heisst jährlich zu den bereits existierenden Gebieten und Kilometern!? Etwas gar reisserisch, nicht? Das Problem ist da und soll definitiv diskutiert werden. Mit solch reisserischer Polemik stellen wir uns aber selbst ins Abseits und machen uns für eine sachliche Diskussion nur verwundbar. Das schadet jener Sache, für die wir einstehen, weswegen ich mir etwas mehr Sachlichkeit wünsche.
Vielleicht sollte sich die Frau Sabine Keller diese Riesenskigebiete mal im Sommer ansehen. Das sieht nämlich schrecklich aus, das einzige Nachhaltige an diesen Gebieten ist die Zerstörung. Hier sind mal drei Beispiele:
http://idnu.ch/wordpress/skigebiete-im-sommer/
Das sind dann die Gebiete, welche ich im Sommer weiträumig umgehe!
Herr Levi, das hat mit dem Thema sehr wohl etwas zu tun. Je mehr Menschen bei uns leben, je mehr Platz wird für alles benötigt. Wohnungen, sportliche Aktivitäten (Fussballplätze, Spielplätze, Skigebiete, Strassen, Spitäler, OeV etc. etc. ). Skigebiete werden ja deshalb vergrössert, dass mehr Skifahrer und Skifahrerinnen kommen. Gewisse Länder bauen ja auch Wohnungen, wo sie eigentlich gar nicht gebaut werden dürften.
Jetzt im Ernst? Es kommen mehr Leute in die Skigebiete? Wieso kämpfen die denn ums Überleben?
Tatsache ist natürlich, dass eben nicht mehr Leute Skifahren gehen. Im Gegenteil, es werden immer weniger. Aber hey, Hauptsache gegen die Zuwanderung schiessen. Kann wohl nie falsch sein…
Lesen und verstehen sollte man halt schon können, Herr Hasler. Ich habe nichts gegen die Zuwanderung geschrieben. Mit zwei Kindern wohnen Sie vermutlich auch nicht in einer 2-Zimmerwohnung und zwei Liter Wasser passen auch nicht in eine 1,5 Literflasche.
Das ist totaler Quatsch! Die Skigebiete werden nicht vergrössert, weil es mehr Menschen in der Schweiz gibt, sondern aus rein kommerziellen Gründen, damit man mehr Touristen in die Skigebiete locken kann. Der Bevölkerungszuwachs geschieht im Mittelland und nicht in den Bergen.
Lieber Herr Levi, versuchen Sie sich einmal aus der Gestalt des Menschen zu lösen und in einen “ anderen “ Erdenbürger, wie ein Tier oder eine Pflanze zu versetzen, welche das gleiche Recht haben auf dieser Welt zu leben, wie wir überheblichen Menschen! Sind dann die Worte von Herrn Moser immer noch so unrealistisch ? Aber eben, in der Bibel steht ja der Satz; Und macht euch diese Erde Untertan! Das ist allerdings auch schon lange her, als dies geschrieben , und wie man sehen kann, untertänigst auch befolgt wurde…..
Ich gebe Ihnen absolut Recht, dass der Mensch mehr Respekt vor der Natur haben sollte. Doch hört die Erde an der Schweizergrenze auf? Geht es der Natur wirklich besser, wenn in der Schweiz nur noch 5 Mio Leute leben? Welche Probleme die der Mensch hat, werden gelöst, wenn 3 Mio Schweizer Einwohner und eingebürgerte Schweizer ausgeschafft werden?
Ja die Worte von Hr. Moser sind total unrealistisch, weltfremd und menschenverachtend! Wenn es aber darum geht, die weltweite Überbevölkerung und den Verschleiss der Natur zu stoppen, dann bin ich sofort dabei, aber nicht aus chauvinistischen Gründen.
Wer sich einmal als Schweizer die wüste Architektur der französischen Mega-Skigebiete angeschaut hat, ekelt sich vor einer solchen Entwicklung nur noch. Das ist das winterliche Pendant zu Benidorm, Torremolinos, El Arenal und ein „Ballermann der Berge“. Zwar wirtschaftlich bedeutsam, aber einfach nur noch hässlich. Wenn es mal da ist, ist es zu spät, unumkehrbar!
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Es passt auch überhaupt nicht zum Charakter der Schweiz. In der Schweiz sollten wir besser die gesunde Erholung im kleinen Rahmen fördern. Autofreie, kleine Skigebiete mit guter ÖV-Erschliessung zu einem fairen Preis. Viele Touristen schätzen nämlich genau die weitgehend intakte Umwelt und Herzigkeit der Schweiz!
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Wir hätten so auch weniger negative Auswirkungen des Tourismus wie Stau auf den Strassen und Abgasgestank.
Genau deswegen mache ich immer Ski- & Bergsport- Ferien in der Schweiz. Dieser Massentourismus ist einfach nur ein graus! Ich wünsche mir das die Schweiz so bleibt wie sie ist! Auch die SAC-Hütten sollen keine Hotels werden! Ich möchte Natur und Ruhe und kein Trubel und Sauferei!
Danke, Christoph aus DE!
Der Kommentar von Emanuel ist völlig richtig. Ich kenne das Gebiet von Thyon sehr gut und während den 10 Jahren wo ich dort den ganze Saison skifahren war habe ich vermutlich 90 % meiner Zeit im Gebiet Thyon/Veysonnaz/Les Chottes verbracht – mir reichte dies völlig – Leider sind nicht alle Menschen gleich und viele wollen nun einfach ein max. von Anlagen sonst fahren sie an andere Orte – Im Sommer ist es gleich – brauche ich ein Hotel mit drei Pools, einem km-langen Strand – jeden Tage 10 Sportkurse ein SPA mit drei Saunen und Dampfbädern und am Abend ein 20 m Buffet – vermutlich die wenigsten aber wenn der Hotelier das nicht bietet findet er nicht genügend Kunden wenn daneben zum gleichen Tarif dies Angeboten wird. Die Wahl des Skigebietes ist etwa gleich irrational wie ein Autokauf
Wer nur gelegentlich Ski fährt, kann mit kleinen Skigebieten sicherlich leben. Wer aber wie unsere Familie die ganze Saison über auf den Skis steht, bringen kleine Skigebiete nichts. 120 Mal den gleichen Hang rauf und runter macht nämlich keinen Spass. Darum trifft man uns nur in den wirklich ganz grossen Skigebieten an, v.a. im Portes du Soleil (650 km Pisten). Wir hoffen daher sehr, dass es irgendwann einmal zu all den angekündigten Zusammenschlüssen der Skigebiete kommen wird, damit es auch in der Schweiz mehr interessante Skigebiete gibt. Nur allzu typisch ist, dass die Autorin solche Zusammenschlüsse mit Umweltargumenten disst. Aber mit dem Flugzeug nach Afrika fliegen ist natürlich ok… Und die Hänge mit hässlichen Windmühlen zuzupflastern natürlich sowieso.
Liebe Frau Keller, etwas angewandte Logik: Sie sind also die ganze Saison auf der Piste und sind hauptsächlich in grossen Gebieten anzutreffen. Sie sprechen also von mehreren Gebieten, was impliziert, dass sie an den Wochenende mit dem Auto in die Gebiete fahren. Somit erübrigt sich auch Ihr Hinweis zu den Afrikaflügen oder den Windmühlen. Letztere richten nämlich, im Gegensatz zu ihrem Benzinkonsum keinen nachhaltigen Schaden an. Sie sind einfach nicht hübsch anzusehen. Das ist schon alles;) Aber zurück zu Ihrer Aussage: Wenn sie jedes Wochenende sowieso in Skigebiete fahren, dann haben Sie offenbar ja sehr viel Abwechslung. Sie sind also nicht gezwungen, 120 mal den gleichen Hang runter zu fahren. Gerade für SIE, sollte also die Grösse keine Rolle spielen…
Sie fahren Ski in Les Portes du Soleil und schreiben von den angekündigten Zusammenschlüssen? wissen aber nicht, dass genau diese dort seit mindestens 20 Jahren bereits bestehen und man mit dem selben Pass oder Tageskare in der Schweiz und in F die ganzen Transportmittel benutzen kann?http://www.myswitzerland.com/de-ch/portes-du-soleil.html
Wie bereits erwähnt, das Wallis und somit die Schweiz sind ebenfalls Teil von Les Portes du Soleil.
Liebe Frau Müller, etwas spät, aber immerhin noch eine Antwort: Natürlich sind uns als Saisonkartenbesitzer sämtliche Fakten des Portes du Soleil – Skigebietes bekannt, welches für uns eben Vorbildcharakter hat (und wir haben sogar auf der Walliser-Seite eine Ferienwohnung). Meine Hoffnung für die angekündigten Zusammenschlüsse bezog sich auf die von der Autorin genannten Projekte.
Auch noch ein Wort zu Benedikt C.: Wer in umwelttechnischer Hinsicht eine Autofahrt (mit vier Personen) in der Schweiz zu einem Skigebiet mit einem Flug nach Afrika gleichsetzt, hat wohl keine grosse Ahnung von der Umweltbelastung der einzelnen Verkehrsträger, ist ideologisch verblendet oder macht einfach beim seit Jahren anhaltenden Autobashing mit (Übrigens: das Waldsterben hat es nie gegeben…).
Ich war eben eine Woche in Thyon (4 Vallées) und mir hat der kleinere Teil des riesigen Skigebiets völlig gereicht. Wir hatten einen Park mit Schanzen für die Jungs, verschiedene leichte Pisten mit Zauberteppichen für die Kleine und genügend interessante Pisten für uns Erwachsene. Meist bedeuten riesige Gebiete eh nur, dass man auf wenig interessanten Pisten vom einen zum anderen Ort gelangt und dann auch schon bald schauen muss das man rechtzeitig wieder zurück kommt. Wer also nicht eine ganze Saison an einem Ort verbringt, und das sind doch die wenigsten, kann aus meiner Sicht gut mit den bestehenden Anlagen leben. Ein paar Extras wären schön, ich würde gerne wieder mal in den Stangen fahren, aber ob das unbedingt sein muss…
So ist es auch schon bei viel kleineren Skigebieten wie Arosa-Lenzerheide. Als da die Verbindung eröffnet wurde, hab ich die auch mal ausprobiert – drüben einmal runtergefahren, da war schon fast Mittag und ich musste wieder zurück. Bin seither wieder auf der Arosa-Seite geblieben, das reicht völlig.
Solange alle meinen, in der Schweiz hätten unendlich viele Leute Platz und nicht nur 5 Millionen, solange wird man wachsen wollen.
Das hat mit dem Thema gar nichts zu tun. Aber das ist Ihnen egal. Hauptsache Sie können Ihre menschenverachtende Propaganda verbreiten. Wer will aber in einem Land leben, dass eingebürgerte Schweizer ausbürgert und ausschafft? Zum Glück unterstützt solche rechtsradikalen Ideen niemand.
Doch doch, es steht in direktem Zusammenhang.
Die Überbevölkerung hat ihren Preis.
z.B. müssen für die überzähligen 4 Millionen Einwohner jeden (!) Tag (!) sämtliche (!) Lebensmittel aus der ganzen Welt importiert werden.
Von oben gerechnet ist die Schweiz um 40 % überbevölkert. Nun wenden Sie das mal auf den Planeten an.
Lieber Herr Roland K. Moser: Die Bevölkerungszahl von 5 Mio hat die Schweiz 1956 erstmals erreicht. Auch während der Anbauschlacht im Zweiten Weltkrieg konnte der Selbstversorgungsgrad nicht auf über 70% gesteigert werden. Heisst: Selbst mit 40% weniger Bevölkerung und jeder Strassenrabatte in eine Kartoffelplantage verwandelt muss(te) die Schweiz noch immer über 30% der Nahrung importieren.
Der einzige Preis, der der Bevölkerungswachstum mit sich bringt, ist die gesteigerte Anzahl von Xenophoben, die glauben, sie hätten von Geburtswegen mehr Recht auf ein Fleckchen Erde als andere und deswegen ständig gegen Dritte wettern müssen.
Die grosse Frage, die sich mir aber stellt: Mit welchem swissmade und swiss-product-only-Gerät schreiben sie eigentlich Ihre Online-Kommentare?