Skischule oder selber beibringen?

Skischule kann richtig Spass machen: Schneesportschule in Muerren-Schilthorn. (Keystone)

Es ist ein langer Weg, bis man mit der ganzen Familie entspannt von Lift zu Lift ziehen kann, bis die Kinder überall runterkommen und man nicht mehr ständig warten muss. Davor liegen die üblichen Müssen-wir-in-den-Skikurs-Diskussionen und die Tränen, wenn die Kleinen in der Skischule abgegeben werden. Wenn dann auch noch Nebel aufzieht oder ein eisiger Wind ins Gesicht bläst, ist das Drama vorprogrammiert: kalte Füsse, schlechte Stimmung, noch mehr Tränen. Und am Nachmittag sind die Kinder dann – wenn überhaupt – nur noch mit Gummibärchen oder einer in Aussicht gestellten heissen Schoggi aus der Ferienwohnung zu locken. Puh – das ist für die ganze Familie anstrengend!

Natürlich ist das nicht immer so. Wenn die Sonne scheint, die Gruppe passt und nicht zu gross ist, die Kinder untereinander harmonieren und die Skilehrpersonen auf die Kleinen eingehen können, macht auch die Skischule richtig Spass. «Im Skikurs können die Kinder voneinander profitieren, miteinander interagieren, sich gegenseitig kopieren und so schneller lernen,» sagt auch Riet R. Campell, Direktor von Swiss Snowsports, «ausserdem wissen unsere speziell ausgebildeten Kinderskilehrer, worauf es beim Unterricht mit Kindern ankommt, sei es der Einsatz von Bildern, Metaphern, Hilfsmitteln, Spielen oder der Einbezug des Maskottchens Snowli.»

Privat- oder Gruppenkurs?

Doch trotz bestens ausgebildeten Skilehrern kennen wir schon alle Szenarien – von top bis Flop. Wir haben unseren vierjährigen Nachwuchs schon vorzeitig mit nasser Hose abgeholt, weil der Skilehrer mit der Pippipause noch bis zur Talstation (20 Minuten) warten wollte. Ein anderes Mal wiederum haben wir erfahren, dass unser frierendes Kindergartenkind alleine im Bergrestaurant «zwischengelagert» wurde.

Andererseits hatten wir auch schon eine stolz aus dem Skibus winkende dreijährige Skifahrerin, motivierte Siegerinnen beim Abschlussrennen oder einen Kurs mit wenigen Kindern (ausserhalb der Schulferien), von dem unsere Tochter strahlend nach Hause kam: «Ich habe eine neue Freundin und wir haben Gamsspuren gesehen.»

Wie es auch kommt – man hat darauf nur bedingt Einfluss. Wäre ein Privatlehrer eventuell besser? «Die Entscheidung, ob Privat- oder Gruppenkurs geeigneter ist, hängt von sehr vielen Faktoren ab. Zum Beispiel dem Charakter des Kindes oder den finanziellen Möglichkeiten. Im Privatkurs hat ein Kind die gesamte Aufmerksamkeit des Skilehrers. Da kann man besser auf individuelle Bedürfnisse eingehen», sagt Riet R. Campell.

Einer muss sowieso warten

Alternativ kann man es den Zwergen selbst beibringen – wenn man Zeit und Lust hat und es gut vermitteln kann. Unsere Jüngste hat es letztendlich nebenbei und ziemlich unkompliziert von uns gelernt – schon bevor sie alt genug war für die Skischule. Einer musste ja sowieso mit ihr unten am Kinderlift warten und nach den beiden Grossen schauen. Und ein paar Tricks der Skilehrer hatten wir uns mittlerweile abgeschaut. Es hat Spass gemacht und gut funktioniert, sie einfach fahren zu lassen, in Schlangenlinien vorneweg zu laufen und sie mit Sprüchen wie «Du kriegst mich nicht!» zu motivieren. So kam das Kurvenfahren ganz von alleine.

Man selbst kommt allerdings gar nicht mehr zum Skifahren – zumindest nicht gemeinsam mit dem Partner. Und so ganz ohne Tränen und Motivationstiefs ging es natürlich trotzdem nicht ganz…

Haben Sie schon Kindern das Skifahren beigebracht? Welches sind Ihre besten Tipps für Eltern und Kinder?

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14 Kommentare zu «Skischule oder selber beibringen?»

  • Steff Stutz sagt:

    Meine Kinder gingen und wollten nie in die Skischule. Genauso wie sie auch nicht gerne in die Schule gehen. Und nun sind sie 13 und 11 und sie fahren unglaublich schnell. Ich habe echt Angst bekommen letzte Woche. Ich fahre zwar auch sehr schnell, auf der Speed-Strecke in der Fiescheralp erreichte ich 106 km/h, aber bei meinen Kindern kriege ich Angst. Und sie haben erst richtig Freude, wenn sie rasen können. Slalom interessiert sie nicht. Nur grosse Carving-Bögen und eben Hocke von oben los. Ich hoffe es passiert nichts. Aber vielleicht wäre es besser gewesen, sie wären in die Skischule und man hätte ihnen Tiefschneefahren oder sonst was beigebracht anstatt so zu rasen. Sie machen das nur, wenn fast keine Leute mehr auf der Piste sind, also von 16.00-16.30, aber dann geht’s ab.

  • Peter Gubler sagt:

    Ich erinnere mich heute noch wie ich mit meinem Papa Schifahren lernen konnte. Das hat einen besonderen Reiz. Mir ist diese Erinnerung lieber als die potentielle Erinnerung in eine Skischule abgeschoben zu werden, damit die Eltern freie Zeit für sich haben.
    Ich finde heute werden die Kinder wie Ware behandelt, möglichst nichts mit ihnen zu tun haben und nur die schönen Seiten des Eltern-seins geniessen steht im Vordergrund.
    Schade.. Dann wundern sich die Eltern in der Pubertät wieso die Kinder so kompliziert werden.. Tja, wer nur in der Krippe und Schischule war hat wohl nicht so eine tiefe Bindung zu den Eltern.

  • Urs Kyburz sagt:

    Selber unterrichten funktioniert wohl nur, wenn 1.) die Eltern es auch lehren können und 2.) die Kinder den unbedingten Willen haben, es zu erlernen. Unsere Kinder genossen eine Mischung aus selber unterrichten und Skischule. Gepaart mit ihrem Willen, erlernten sie das Skifahren sehr schnell, auch neben der Piste. Ihre erste Skitour machten sie mit 8 Jahren, heute, mit 12 und 14 Jahren, sind sie in jedem Schnee unterwegs – und haben mächtig Spass.
    http://idnu.ch/wordpress/auf-skitouren-mit-kindern-wie-es-weiter-geht/

  • Markus sagt:

    Auch wenn es dem Nick nicht gefällt – unsere Jungs mussten drei Dinge lernen. Ski- und Velofahren sowie Schwimmen. Alle drei Dinge erlernt man am besten und einfachsten als Kind. Das Skifahren und Schwimmen haben wir – nach fehlgeschlagenen Selbstversuchen – an den Ski- und Schwimmlehrer delegiert. Absolut stressfrei für alle, da zwischen dem Ski- und Schwimmlehrer ein anderes Beziehungsverhältnis besteht als mit den eigenen Eltern.

  • Anh Toàn sagt:

    Ein Skilehrer mit ein wenig Erfahrung weiss, dass er selbst einen furchtbaren Tag hat, wenn er seine Schüler überfordert. Eltern die selber skifahren, wollen oft, dass ihre Kinder möglichst schnell lernen, damit sie mit ihnen im Schlepptau wieder die schwarzen Pisten runtersausen können. Dazu kommt, dass nicht jeder, der etwas kann, auch ein guter Lehrer dafür ist.

    Es stimmt aber auch, dass viele Skischulen schlecht ausgebildete, unerfahrene Hilfsskilehrer beschäftigen: Eine Woche Schnellbleiche vor der Saison muss reichen. War selber mal Hilfsskilehrer, und am Anfang wohl auch kein wirklich guter. Nicht nur skifahren muss man lernen, auch skifahren lernen muss man lernen.

    • Anh Toàn sagt:

      Peinlich: Auch skifahren lehren muss man lernen, oder gelernt bekommen, entweder durch gute Lehrer mit ausreichen Ausbildungszeit, oder on the Job, wobei beim letzteren halt die Kunden das Lernen des Lehrers bezahlen.

  • Kristina sagt:

    Unsere Tochter wollte mit zweieinhalb uuuunbediiiingt Ski fahren. Bei Mama oder Papa zwischen den Skiern und mit Tempo die grossen Pisten runter. Geschrei, quietschen, Freude – aber sicher nicht „lernen“.
    Das klappte dann erst später, und natürlich nicht (mehr) mit Mama oder Papa, aber stressfrei und spielerisch im Snowgarden und nachher in der Skischule.
    Das Gute war dass sie schon Spass daran hatte als sie noch nicht selber fahren konnte – der Nachteil dass sie wusste dass es mit Mama oder Papa easy peasy geht…
    Unbedingt erst machen wenn sie selber wollen – warum sollte man es sonst tun? Es soll doch vergnüglich sein oder?

  • Roland K. Moser sagt:

    Als erstes muss man sich vergewissern, was DAS KIND will.
    Will es tatsächlich Ski fahren lernen, oder sind es die Eltern, die wollen, dass das Kind Ski fahren lernt?

    • Nick sagt:

      Leider wollen manche Eltern nicht nur, dass das Kind Skifahren (oder irgendwas anderes) lernt, sondern auch, dass das Kind will, dass es das lernt. Wer mal gesehen hat, wie Eltern ihre viel zu jungen, völlig überforderten und erschöpften Kinder auf einem Bergwanderweg hochtreiben, in einen Schwimmkurs zwingen, etc., weiss was ich meine.

      • Christoph Bögli sagt:

        @Nick: Es gibt wesentlich mehr Kinder, die lethargisch und aufgebläht auf der Couch sitzen. Jene, die in ihrer Aktivität effektiv gefördert und vielleicht auch mal gefordert werden, dürften da längst zu einer Minderheit gehören. Und entsprechend solche, die wirklich überfordert werden, kaum auffindbar sein. Das Lamento wirkt darum eher an den Haaren herbei gezogen. Praktisch allen Kindern täte es mehr bergwandern und schwimmen allemal gut.

        Im übrigen ist gerade das Schwimmen eine sehr nützliche, potentiell lebensrettende Fähigkeit. Soll man also Schwimmkurse ausfallen lassen, nur weil ein Kind mal gerade keine Lust hat? Muss man dann konsequenterweise nicht auch auf Mathematik- und Französischunterricht verzichten, damit bloss niemand überfordert wird?

    • Christoph Bögli sagt:

      Klar ist innere Motivation bei allem hilfreich. Dieses absolute Wünsch-dir-was scheint mir aber gerade bei kleineren Kindern zu naiv und letztlich realitätsfremd. Kinder überblicken nicht immer, ob und inwiefern es nützlich ist, bestimmte Dinge zu lernen oder machen. Ebenso sind Kinder tendenziell noch um einiges wankelmütiger als Erwachsene und wollen plötzlich gerade gar nicht mehr, was eine Stunde vorher noch mit viel Geheule erbettelt wurde.

      Darum: Auch wenn man die Interessen des Kindes nicht völlig ignorieren sollte und es sicher nicht schaden kann, einen effektiven Wunsch zum Skifahren zu wecken, aber zu einem gewissen Grad dürfen und müssen (!) letztlich die Eltern diese Entscheidung übernehmen. Nicht alles hat sich dem Kindeswillen unterzuordnen.

      • Roland K. Moser sagt:

        Und wenn das Kind jetzt einfach nicht Ski fahren will? Es will einfach nicht, weil es schlitteln besser findet!
        Kann man das Kind auch in Ruhe lassen?

        • Anna-lena Z uber sagt:

          Vielleicht in einer großen Gruppe mit Freunden und gleichgesinnten fahren und die Kinder abwechselnd betreuen. Wir hatten immer jemand mit Skilehrerausbildung am Start – das hat gut geklappt. Ich denke aber, dass das Skifahren eigentlich allen Kindern Freude macht, wenn es spielerisch vermittelt wird. Einen Hänger hat außerdem jeder mal – da darf man als Eltern auch nicht überregieren, sondern cool bleiben und wieder versuchen. Unsere Kleine hat am Anfang auch schon mal geweint und fährt jetzt begeistert Rennen

          • Roland K. Moser sagt:

            Und wenn das Kind jetzt einfach nicht Ski fahren will? Es will einfach nicht, weil es schlitteln besser findet!
            Kann man das Kind auch in Ruhe lassen?
            Ich musste Ski fahren lernen und wollte es ums verrecken nicht! Und ich konnte es nie und werde es nie können, weil ich es nicht will. Wieso musste man mich dazu vergewaltigen?

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