Läufer, tanzt euch fit!
Beim Laufen ist es wie beim Tennis. Die Saison dauert 52 Wochen. Wettkampfpausen kennt der Kalender nicht. Sportfreunde mit ausgeprägter Frühform haben bereits einen Marathon in den Beinen – mit dem Zürcher Neujahrsmarathon, der traditionellerweise am 1. Januar um 0.00 Uhr startet und dem Sieger die Jahresweltbestleistung kurzfristig garantiert. 2017 legte der Zuger Philipp Arnold die Strecke in 2:41:34 zurück und rannte an die Spitze der globalen Jahres-Topliste. Er wurde allerdings nur 24 Stunden später durch den Äthiopier Lemi Berhanu entthront, der den Xiamen-Marathon in China in 2:08:27 zurücklegte.
Nicht jeder ist aber bereits im Januar in Wettkampflaune. Die Mehrheit der Läuferschar hat zu diesem Saisonzeitpunkt bestenfalls eine Trainingswoche in südlichen Sphären im Visier oder das Anmeldeformular des Zürich Marathon am 9. April ausgefüllt. Für sie geht es darum: die kalten Tage mit möglichst wenig Substanzverlust hinter sich zu bringen, um im Moment des läuferischen Frühlingserwachens bereit zu sein.
Im Winter die Basis legen
Der Schweizerische Turnverband (STV) hat in Zusammenarbeit mit der Suva ein interessantes Angebot kreiert – das Projekt «Winterfit», das als Ergänzung zum Lauftraining eine ideale Kombination aus Kraft-, Koordinations- und Beweglichkeitsübungen bietet. «Der Einstieg in die Laufsaison gelingt besser, wenn im Winter eine gute Basis gelegt wird – und dazu gehören nicht nur Laufkilometer», sagt Bruno Kunz, der Ressortchef Leichtathletik beim STV. Fast alle Turnvereine in der Schweiz bieten dieses Programm an (finden Sie Ihren Verein unter der Rubrik Mitmachen).
Bandbreite und Abwechslung der angebotenen Übungen sind gross. Bemerkenswert ist, dass unter dem Titel «Tanz dich fit» dem Hobbyläufer das Wintertraining zu musikalischen Klängen nähergebracht wird – mit den Tanzformen Funkjazz, Salsa, Hip-Hop, Modern-Ballett und Line-Dance. In den Teilbereichen «Warm-up, Kräftigung, Choreografie und Cool-down» wird ein umfassendes Ganzkörpertraining präsentiert. «Die verschiedenen Choreografien bieten für alle Alters- und Interessengruppen ein attraktives Angebot», heisst es von den Anbietern.
Ein grossartiger Gedanke! Damit nimmt der Turnverband eine Idee auf, die in den USA (wieder-)geboren wurde und als Zumba die hiesigen Fitnessstudios zur Tanzfläche befördert.
Wie früher Jane Fonda
Neu ist die Idee allerdings nicht. Reifere Sportfreunde wissen, dass uns die 1980er-Jahre nicht nur den Rubik-Würfel, die Neue Deutsche Welle und die Vokuhila-Frisuren bescherten – sondern auch den Aerobic-Trend. Nach dem Beispiel von Jane Fonda hüpfte damals die ganze Welt um die Wette – und machte eine mehr oder weniger gute Figur.
Persönlich konnte ich mit diesen Bewegungsübungen nie viel anfangen. Denn Selbstreflexion und fehlende Geschmeidigkeit standen einem Erfolgserlebnis im Weg. Eine fast traumatische Erinnerung verbindet mich mit einer Aerobic-Session während der Rekrutenschule. Zur Stärkung der Kampfmoral engagierte der Kompaniekommandant eine Aerobic-Instruktorin – mit der Konsequenz, dass seine Rekruten als komplette Bewegungsidioten dastanden. So entschied ich mich dann halt doch für den einsamen Lauf in den dunklen Wäldern. Doch es gibt immer eine zweite Chance – zum Beispiel beim «Winterfit» vom Turnverband. Man(n) muss sich ja nicht unbedingt in ein Aerobic-Dress der 80er zwängen. Die Fasnacht beginnt erst im Februar.
2 Kommentare zu «Läufer, tanzt euch fit!»
Keine so schlechte Idee, aber ich bezweifele recht stark, dass man beim Tanzen in ähnliche Belastungsbereiche kommt wie beim Laufen.
Ich gehe im Winter lieber auf die Rudermaschine: Ich kann die gleichen Belastungsbereiche gezielt trainieren wie auch beim Laufen und trainiere neben den Beinen auch viele andere Muskelgruppen wie den Rumpf und die Arme.
Ausgezeichneter Rat und sehr gute Wahl des STV, sich mit tanzorientiertem Bewegungstraining durch den Winter zu bewegen, welche nebst dem Konditionsfaktor auch die motorisch-koordinativen Fertigkeiten unterstützen!
Die Empfehlung würde sogar dem Schweiz. Fussballverband das ganze Jahr über ebenso gut anstehen. Aber sind wir schon mal froh, dass ein STV über den Tellerrand schaut. Gut gemacht!