Wintersport im Zeichen des Klimawandels

Keine rosigen Aussichten: Kunstschnee-Piste in Savognin (12.12.2016). (Bild: Keystone/Gian Ehrenzeller)

Das mit dem Schnee in den Weihnachtsferien ist immer so eine Sache. Seit Jahren checken wir ab Anfang Dezember bang und ungeduldig den Schneebericht und hoffen auf den Anblick weisser Winterwelten vor den Webcams. Letztendlich ist es dann doch meistens gut gegangen – spätestens an Neujahr kam zumindest ein bisschen Schnee. Nur letztes Jahr nicht. Da offenbarte sich uns ein unschönes Zukunftsszenario: Selbst in höheren Lagen waren nur wenige Pisten in Betrieb – als schmutzig-weisses Kunstschneeband in einer ernüchternd braun-grünen Berglandschaft.

Kürzere und schneeärmere Winter

Die Schweiz ist mit ihrer empfindlichen Bergwelt laut des Berichts «Brennpunkt Klima Schweiz» der Akademie der Naturwissenschaften Bern vom Klimawandel besonders betroffen. Historisch gesehen ist die Temperaturerhöhung in der Schweiz mit 1,8 Grad seit dem Jahr 1850 etwa doppelt so hoch wie im globalen Durchschnitt – im weltweiten Mittel sind es lediglich 0,85 Grad. Ausserdem sind die Auswirkungen der Erwärmung in den Alpen besonders spürbar: So dürfte bis Ende des Jahrhunderts der grösste Teil der Gletscher in der Schweiz wegschmelzen. Im Hochgebirge werden stattdessen neue Landschaften aus Fels, Schutt, spärlicher Vegetation und vielen kleineren Seen entstehen. Der Permafrost wird langfristig bis in tiefere Schichten auftauen, was vermehrt Steinschläge und Felsstürze zur Folge haben könnte.

Auch für uns Wintersportler sind das keine rosigen Aussichten. Eine neue Studie der Universität Neuenburg und des Lawinenforschungstituts SLF bestätigt, dass der Klimawandel die Schneesaison deutlich verkürzt. So nahm die Dauer der Schneebedeckung seit 1970 in den Schweizer Alpen signifikant ab – unabhängig von Höhenlage oder Region. Verantwortlich dafür ist in erster Linie eine frühere Schneeschmelze im Frühling, aber auch ein späteres Einschneien im Herbst. Im Durchschnitt aller elf untersuchten Wetterstationen der Schweizer Lawinenforschung und von Meteo Schweiz beginnt die Schneesaison heute zwölf Tage später und endet rund 25 Tage früher als 1970. Die Forschenden stellten ausserdem fest, dass die jährlich maximal gemessene Schneehöhe im Durchschnitt um 25 Prozent abnahm und heute 28 Tage früher auftritt als vor 45 Jahren.

Wintersport ab 2000 Metern

Dieser Trend scheint sich in Zukunft fortzusetzten: «Die Schneesaison wird sich bis Ende des Jahrhunderts um mehrere Wochen verkürzen, die Schneegrenze um mehrere Hundert Höhenmeter ansteigen», erklärt Christoph Marty vom SLF Davos. «Damit erhöht sich – vor allem in den unter 2000 Metern gelegenen Skigebieten – das Risiko für schneearme Winter»,

Das ist auch das Fazit des Berichts «Brennpunkt Klima Schweiz»: Die Zahl der natürlicherweise schneesicheren Skigebiete wird sich bis 2035 um rund 20 Prozent, bis 2085 um mehr als die Hälfte verringern. Natürlich kann man mit künstlicher Beschneiung nachhelfen, aber nicht immer. Wenn es zu warm ist, helfen auch keine Schneekanonen. Wäre es da nicht besser, die tiefgelegenen Gebiete mittelfristig zu schliessen, statt immense Summen in den Ausbau der Beschneiung zu investieren? Klar, es wäre sehr schade um die vielen, unterschiedlichen Skigebiete, und die Anfahrtswege zu den höhergelegenen Orten wären für viele Leute deutlich länger. Aber wäre das so schlimm?

Wie sehr beunruhigen Sie die Klima- und Schneeprognosen der Wissenschaftler? Unter welchen Umständen würden Sie den Wintersport an den Nagel hängen?

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14 Kommentare zu «Wintersport im Zeichen des Klimawandels»

  • Jens Poschet sagt:

    Ich kann mich sehr gut an Weihnachtsferien errinern die ich auf der Kunsteisbahn verbracht habe an stelle auf der Piste und das war vor ueber 30 Jahren…

    • Carmen sagt:

      … aber… es geht doch nicht um einzelne Erlebnisse… Es geht doch darum, dass sich statistisch grosse Veränderungen abzeichnen. Man kann doch nicht von einzelnen Ereignissen auf ein globales Phänomen schliessen… Gehen Sie einmal auf den Aletschgletscher (und ich meine nicht mit der Bahn hoch aufs Joch; sondern dort wo man die Veränderungen 1:1 sieht) und solche Kommentare werde völlig überflüssig…

  • Brünu Blinker sagt:

    Irgendwie Schizophren. Da fahren im Winter alle mit dem Auto in die Berge um dort Ski zu fahren und produzieren dabei ziemlich viel CO2, und dann wundert man sich wenn das Klima wärmer wird und der Schnee verschwindet. Zugegeben, das ist jetzt sehr plakativ. Aber es sind nun mal die Aktivitäten des Menschen die die Klimaerwärmung hervorrufen. Autofahren ist ein Teil davon. Mir macht es sehrwohl Sorgen, wie die Gletscher schwinden. Mit dem Wintersport habe ich weitgehend schluss gemacht, ist nur rauf – runter – rauf – runter. Immer das Gleiche.

    • glatz sagt:

      @ Blinker: Sowohl das Autofahren wie auch die paar Schneekanonen sind nicht für das angeblich viel zu viel CO2 verantwortlich. Da gibt es CO2 Produzenten wie Landwirtschaft, über die schreibt fast niemand, es gibt natürlich Phänomene (Vulkane, ewig unter der Erde brennende Kohlenvorkommen) aber auch Fliegerei (darüber will niemand reden, weil dann könnte man infolge Schneemangel ja nicht schnell nach Asien an den Strand jetten.
      Und die paar Kilometer, die ein paar umweltaktivisten mit Fliegern, Rattrack’s, Schneetöffs in der Arktis oder am Nordpol umher flitzen spielen ja auch nie eine Rolle, ganz zu schweigen von den Oelheizungen die die da unten/oben benötigen ist das nicht Schizophren?

  • Hassan Lahned El Latif sagt:

    Skifahren ist sowieso sehr umweltbelastend. Man fährt mit dem Stadtpanzer in die Berge, die Schneekanonen verbrauchen sicher ganz wenig Strom und die Chemikalien wo auf den Alpen verteilt werden, sind bestimmt unbedenklich.

    • glatz sagt:

      Tut mir leid Hassan Lahned El Latif, aber offenbar sind sie nur etwas neidisch, auf die die in die Berge fahren können. Das wenige Energie, was in den Bergen für das Beschneien benützt wird, spielt global gesehen keine Rolle. Aber wenn Sie schon für Energiesparen sind, sollten Sie mal in Dubai gegen Skihalle reklamieren. Aber wenn Sie mal dort sind wird sich Ihr Bild zu Energieverbrauch bzw. Verschendung schnell relativieren und Sie kommen gerne in die Energie sparsame Schweiz zurück

      • Sara Ferraro sagt:

        Was hat jetzt Ihre Antwort mit dem Beitrag von Herrn El Latif zu tun? Weder hat er gesagt, er sei aus Dubai, noch kann ich sus seinem Text Neid herauslesen. Dafür lese ich aus Ihrer Antwort unterschwellige Ressentiments gegen Leute mit arabischen Namen heraus.

      • Max Bruppbacher sagt:

        @Glatz kommen alle leute welche El latif heissen aus Dubai? Können sie tatsächlich vom Namen auf die Person schliessen? nach der selben Logik haben sie wahrscheinlich keine Haare auf dem Kopf.
        aber sie haben schon recht, schneekanonen brauchen tatsächlich nicht so viel Energie, aber in vielen Gebieten muss das Wasser dafür zuerst den Berg hochgepumpt werden (oder zumindest einen Teil davon) und das braucht wahnsinnig viel Energie!

  • glatz sagt:

    Wen interssiert schon so ein Bericht?
    Fakt ist, dass die Skigebiete, die in Beschneiung investierten top präparierte Pisten und Pistenvergnügen zur Verfügung stellen. Aber schon klar, bei den Medien ist das Negative einfach sehr beliebt und Umsatzfördernd.

    Nicht umsatzfördernd ist diese Art der Berichterstattung für die Skigebiete.
    Man kann bei gewissen Berichten schon von Rufmord sprechen. Aber was kein Schreiber auf den Punkt bringt, was für diese Gebiete Alternativen wären.
    Hauptsache bashing…

    • Michael sagt:

      Zum einen fährt es sich auf Kunstschnee eben nicht so gut, zum anderen ist Beschneiung eine ziemliche Umweltsünde ! Das ist kein Bashing lieber glatz !

      • glatz sagt:

        Dann waren Sie offenbar noch nie auf guten Pisten die mit Kunstschnee präpariert wurden unterwegt.
        Und ob die kleine Schweiz ein bitzeli Energie mehr oder weniger braucht, ich glaube das spielt global gesehen keine Rolle. Aber viel wichtiger Michael: Haben Sie sonst eine Einkommenslösung für die Berggebiete?

        Bashing in Bezug auf Skigebiete wird seit 20 Jahren von den Medien aktiv gemacht und alle (Sie gehören auch dazu) glauben das blind, was die Medien verbreiten! Schon in den Bergtälern glauben die unteren Lagen nicht, dass es im Tal hinten super Schneeverhältnisse gibt.

  • Herbert Peter sagt:

    So macht das Skifahren doch einfach kein Spass mehr.

    • Skinow Worklater sagt:

      Haben sie es ausprobiert?

      Wir nutzen dieses Angebot und ich kann ihnen versichern, uns macht es Spass. Zum Beispiel am letzten Wochenende, perfektes, angenehmes Wetter und perfekt präparierte Kunstschneepisten, noch dazu gibt der Betreiber grosszügig Rabatt, da noch nicht alle Pisten geöffnet sind.

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