Auf nach Québec!
Diese Woche zum Etang de la Gruère in den Freibergen (JU)
Im Kalk versickert das Wasser, daher sind die Freiberge arm an Seen; umso geschätzter die wenigen, die es dort gibt. Berühmt ist der Etang de la Gruère unweit von Saignelégier. Mergel polstert an dieser Stelle den Grund und verhindert, dass das Moorwasser versickert.
Also, auf zu ihm! Doch ich muss noch eine Vorbemerkung loswerden. Als ich zu ihm wanderte, wollte mir die Bise fast die Kleider vom Leib reissen. Schnee lag indes keiner. Je nach Situation rate ich dies: Stulpen mitnehmen. Oder gar die Schneeschuhe.
Nichtwanderer bitte weiterlesen!
So. Ich genoss es, wie sich mein Zügli nach Tramelan den Hang hinaufschraubte zum Hochplateau auf gut 1000 Meter über Meer. In La Chaux-des-Breuleux war ich mutterseelenallein. Rundum tannenbestandene Weiden und sanfte Kämme, das Dorf lag etwas abseits, mein Wanderweg zog weg von ihm.
Eine Stunde brauchte ich bis zum Etang, das Gelände war leicht, gefährliche Stellen gab es nicht. Bei Moulin de la Gruère, einer Sägerei, erreichte ich die Strasse von Tramelan nach Saignelégier – und um jene Nichtwanderer zu belohnen, die bis hier gelesen haben: Man erreicht den Punkt mit dem Bus.
Das Kanada der Jurassier
Fünf Minuten später der See, ein dunkles Hochmoor-Gewässer, das im 17. Jahrhundert aufgestaut wurde, um eine Mühle zu treiben. Gar nicht mal so klein ist es, rund 600 Meter lang ist es und mit einem Rundweg versehen, über morastige Abschnitte helfen Holzstege. Lange Schlieren im Wasser zeigten die Bildung frischen Eises. Rundum Moos und Bäume, das Ufer von Riedgürteln gesäumt, das Wasser gluckste über einen Witz, den nur es selber kannte.
Am Ufer traf ich ein jurassisches Ehepaar, wir kamen ins Gespräch; Die zwei machten von mir ein Foto mit dem See im Hintergrund. «Das ist unser Kanada», sagte der Mann. Und: Wenn der See zugefroren sei, kämen die Leute von weit her, um Schlittschuh zu laufen.
37 gut investierte Franken
Schwer, mich wieder von dem Idyll zu lösen, mir war wirklich, als sei ich in Québec. Wenig später ging ich doch weiter, kam nach La Theurre, auch dort gibt es eine Bushaltestelle. Plus die Auberge de la Couronne, in der man gut kocht. Meine Forelle aus der Region an Haselnussbutter mit Kartoffeln: ein Gedicht. Und weil dies eine Tiefpreisgegend ist, zahlte ich für den Fisch samt Salat, einem Ricard zu Beginn, einem Einer Roten und dem Kaffee 37 Franken.
Die zweite Etappe war wieder Jura nach Art der Freiberge, wieder menschenarmes Land. Über Les Cerlatez und Sous la Neuvevie kam ich nach La Combatte; dort wurde ich durch einen Hohlweg in den Wiesen geleitet, der mit Steinmauern beidseits sorgfältig befestigt war.
Warmes und wärmendes Wasser
Ein Schild informierte mich, dass es sich um den fürstbischöflichen Weg der Basler Fürstbischöfe handle. Er führte von deren Hauptpfarrei in den Freibergen, Montfaucon, quer durch ebendiese Freiberge bis nach Les Bois bei La Chaux-de-Fonds.
Eine halbe Stunde später war ich in Saignelégier. Mein Weg führte in geringer Entfernung am Bad vorbei, aus dem Aussenbecken dampfte es, Menschen suhlten sich im geheizten Wasser. Vermutlich bedauerten sie mich Wanderer. Doch der Anblick des winterlichen Etang de la Gruère wärmt innerlich.
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Route: La Chaux-des-Breuleux, Station – Moulin de la Gruère (Bushaltestelle) – Etang de la Gruère – La Theurre (Bushaltestelle) – Les Cerlatez – Sous la Neuvevie – La Combatte – Saignelégier.
Wanderzeit: 2 3/4 Stunden. Der Wanderweg führt südseitig am Etang vorbei, man sieht viel von ihm. Wer den See ganz umrunden will (guter Weg), braucht eine gute halbe Stunde mehr.
Höhendifferenz: 188 Meter auf-, 215 abwärts.
Wanderkarte: 222 T Clos-du-Doubs, 1: 50’000.
GPX-Datei: Hier downloaden.
Kürzer: Dank der zwei Bushaltestellen beim See kann man die Wanderung gut kürzen.
Winterverhältnisse: Die Wanderung spielt auf gut 1000 Meter über Meer. Je nach Wettersituation braucht man Schneestulpen oder aber Schneeschuhe. Gegen vereiste Stellen helfen Schuhkrallen und Stöcke. Der Weg birgt keine gefährlichen Stellen (Geländeabbrüche oder dergleichen). Trotzdem sollte man im Winter nicht allein gehen.
Charakter: Einsam vor und nach dem See, typische Freiberge-Landschaft: Hochebene mit tannenbestandenen Weiden und Waldstücken. Am See selber ist bei gutem Wetter auch im Winter einiges los.
Höhepunkte: Die Anfahrt mit dem Züglein von Tavannes via Tramelan. Der Anblick der einsamen Hochebene bei La Chaux-des-Breuleux. Natürlich der kanadisch wirkende Etang de la Gruère. Und das Stück fürstbischöflicher Weg zwischen Sous la Neuvevie und La Combatte.
Kinder: Keine besonderen Probleme. Vorsicht am See!
Hund: Il va vous aimer!
Einkehr: Die Auberge de la Couronne in La Theurre liegt ideal. Ruhetage Mo/Di. Reservieren! 032 951 11 15.
Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Ein Kommentar zu «Auf nach Québec!»
Der Etang de la Gruere IST wie Kanada. Ich habe einmal in Labrador gearbeitet und in dieser Zeit wurde ich stark an diese Gegend erinnert.