Per Mausklick zum Traumbike?

Testflotte ahoi! YT Industries setzt auf den Direktvertrieb und organisiert Test-Events, etwa im Bikepark Osternohe (D). Foto: Isaac Paddock (YT Industries)
Für viele ist die Bikesaison bereits beendet. Und auch wenn einige erst wieder im März in den Mountainbikesattel steigen, so werden hinsichtlich der Kaufentscheidungen jetzt schon zahlreiche Weichen gestellt. Wer sein Sportgerät durch ein neues ersetzt, will in der Regel von allem mehr: eine bessere Ausstattung, einen leichteren Rahmen und vielleicht eine zeitgemässere Rahmengeometrie. Doch mit jedem «Plus» steigt meist auch der Preis. Ausser man bestellt im Internet – denn wer sein Bike bei einem Hersteller mit Direktvertrieb kauft, zahlt in der Regel spürbar weniger als für ein vergleichbar ausgestattetes im Fachgeschäft um die Ecke.
Mehr für weniger?
Beim Direktvertrieb verzichten die Hersteller auf einen Zwischenhändler, teilweise auch auf Showrooms. «Dadurch können wir dem Kunden einen Preisvorteil bieten, der im Vergleich zum Einzelhandel nicht unerheblich ist», erklärt Martina Bogott von YT Industries). Eine hochwertige Ausstattung ist natürlich nicht alles, Rahmen und Fahrverhalten müssen ebenso überzeugen. Wer ein Bike von YT vor dem Kauf ausprobieren möchte, hat dazu bei einigen Test-Events in Bikeparks oder bei Bike-Festivals die Gelegenheit – oder muss im Headquarter in Forchheim vorbeischauen.
Welches ist das Richtige?
Eine Grundvorstellung sollte man beim Onlinekauf schon mitbringen, zumindest was den Einsatzbereich betrifft. Auf den Websites der Hersteller findet man dann ausführliche Beschreibungen, Ausstattungsdetails, Geometrie und Fotos. «Bei Unsicherheiten kann sich der Kunde ausserdem an unseren Kundenservice wenden», so Bogott.
Auch die deutsche Firma Canyon nutzt den Direktvertrieb (übrigens nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Schweizer Velohersteller – aus markenrechtlichen Gründen darf Canyon Deutschland in der Schweiz Velos und Zubehör nur unter dem Namen Purecycling anbieten). Die Koblenzer Firma bietet ein Online-Tool, das die Vorauswahl vereinfachen soll. Dabei werden zunächst relativ grobe Parameter wie Typ, Material, Laufradgrösse und Federweg abgefragt. Ähnlich geht man auf der Website von Radon vor, und auch bei YT soll es zukünftig ein Auswahl-Tool geben.
Alles klar?
Neulinge oder noch gänzlich Unentschlossene tun sich beim Onlinekauf möglicherweise trotzdem schwer. «Sich anfangs über das Internet zu informieren, ist meistens eher verwirrend», findet Roger Oklé vom Zürcher Bikeshop Backyard. Der Kunde müsse sich in einem Dschungel von Informationen zurechtfinden, sortieren, welche Meinungen relevant seien und welche nicht. Genau hier setze die Rolle des Fachhändlers an. Er bietet die notwendige Beratung an und kann im direkten Dialog viel besser auf die Kundenbedürfnisse eingehen.
Ein weiterer, kaum schlagbarer Vorteil des Händlers vor Ort sind die kurzen Wege, insbesondere im Reparaturfall. Auch die Hersteller mit Direktvertrieb bieten umfassende Garantie- und Serviceleistungen, dazu muss das Bike aber z.B. im Fall von Canyon/Purecycling nach Koblenz geschickt oder gebracht werden. Das schreckt dann doch so manchen ab. «Sobald eine Reparatur ansteht, ist vielen der Weg über das Internet zu umständlich», meint Oklé. Die nicht ganz neue Erkenntnis: Den Fünfer und das Weggli gibt es halt trotz Internet immer noch nicht.
Wie stehen Sie zum Thema Direktvertrieb? Kommt für Sie der Onlinekauf eines Komplettbikes infrage, oder bevorzugen Sie den Fachhandel vor Ort? Welche Erfahrungen haben Sie bei Kauf und Servicefällen gemacht? Aus welchen Gründen entscheiden Sie sich für den lokalen Fachhändler oder den Onlinevertrieb?
14 Kommentare zu «Per Mausklick zum Traumbike?»
Die Sache ist relativ einfach… wenn ich als informierter Konsument in der Lage bin mir mein Bike oder Strassenrenner selber zusammenzustellen und wenn es mich nicht stört, dass auf dem Ding dann z.B. Canyon an Stelle von Specialized, Treck oder Scott steht – dann erhalte ich beim on – line Händler / Versender – in jedem Fall – minimum die gleiche Qualität – notabenebei locker 25 – 30% geringerem Preis… Der Rest ist doch einfach nur eigene Entscheidung…
und – einguter Fachhändler repariert – so er nicht doof ist oder die Werkstatt beteits komplett voll hat auch Vetsandbikes… Denn hpben wir drüben kommtdas was in der Regel kaputt geht eh von Campi / Shimano / Shram / Mavic / Zipp / Chris Ki g oder dgl.
So gesehen sind Bikes aus dem on line Handel mittlerweile voll etabliert!
Danke Ivo, da könnte ich nicht besser argumentieren.
Zum Thema Online Bike Kauf meine ich, dass doch der Vertrieb dem Händler den Rücken stärken muss, denn wenn der Händler seine Marge verringern muss um noch konkurrenzfähig zu sein, wird der Endkunde auch bald keine Werkstatt mehr haben, da immer mehr Fachgeschäfte ihre Tore schliessen müssen.
Der Händler wird gezwungen seine Werkstatt teurer zu machen und der Kunde zieht dann den Weg über YouTube Tutorials vor.
Support your local dealer!!!
In den 90er konnte man bei Villiger via den Fachhändler Velos à la carte bestellen. Und zwar aus dem Katalog auf Papier :-) Wieso man heute dasselbe nicht per Internet machen soll?
Und wieso soll man nicht einfach ein Velo im Internet kaufen? Ein Occ-Auto kaufe ich auch bei irgendwem privat oder irgendeiner Garage.
Was nicht geht: Sich die Beratung im Fachhandel holen und danach direkt auf der anderen Seite des Planeten oder sonstwo billig bestellen.
Das Problem der meisten Fachhändler besteht darin, dass sie zwar anständig beraten können, bei Reparaturen/Unterhalt aber einen ungenügenden Service bieten. Ein Fachhändler lehnte es ab, das Velo meiner Tochter zu reparieren, weil wir es nicht bei ihm gekauft hätten. Dass meine Frau zwei Jahre zuvor einen Flyer für CHF 3’000.00 gekauft hatte, spielte dabei keine Rolle. Ich musste weiter zwei Male den Händler Wechseln, bis ich den Mech. meines Vertrauens gefunden hatte. Der repariert jetzt sogar den Flyer, obwohl er keine Vertretung hat.
Nicht die Fachhändler sind das „Problem“, solange sich Importeure mit überteuerten Preisen für die Schweiz eine goldene Nase verdienen! Wenigstens sollte man dann aber im Reparaturfall für das Versandbike beim Veloladen um die Ecke nicht auch noch einen grosszügigen Rabatt erwarten…
Auch das wertvollste Bike kann m.E. nie und nimmer teurer als 2000 Euro sein. Im Vergleich zum Auto hat ein Velo sehr viel weniger Teile und diese müssen auch viel weniger belastbar sein als bei einem motorisierten Fahrzeug. Die überteuerten Velos lassen sich also bestenfalls durch Ideologie oder Eitelkeit erklären. Oder anders gefragt: Wozu muss ein Velorahmen das Gewicht eines Elefanten aushalten?
Qualität hatte schon immer ihren Preis. Evt. sind die Kisten tatsächlich überteuert. Um der Sache auf den Grund gehen zu können, müsste man die Margen des Detailhändlers kennen.
Sie sind sich schon bewusst, dass Autos nur aufgrund der grossen Anzahl im Preis so sind wie sie sind.
Wenn sie bei den Autos schauen welche in kleinen Serien produziert werden, dann steigen die Preise auch entsprechend. Bikes sind im Vergleich zum Auto alles Kleinserien besonders die teueren Modelle.
Mal als Bsp: Schauen sie was ein Sportwagen mit Carbon an den tragenden Teilen kostet und dann vergleichen Sie den Preis mit einem Carbon-Rennrad oder DH-Bike.
Und was die Belastbarkeit angeht wage ich zu behaupten das Bikeparts bedeutend mehr aushalten müssen als Autoteile. Im Verhältniss zum Gewicht versteht sich. Das erklärt dann auch warum gewisse Komponenten so teuer sind.
Die Schweizer Händler sollten Service-Reparaturen an Versandhandelbikes offiziell anbieten anstatt deren Besitzer abschätzig zu behandeln.
„Service“reparatur… OK. Also das letzte Mal war arg teuer, und zwei Kabelzüge waren vom „Spezialist“ so locker fest „geschraubt“ dass ich sie selber nochmal einziehen musste. Für > 200 Franken Servicekosten erwartet man bedeutend mehr. Noch ein paar weitere solche „Services“ und ich habe alles im Internet nachgeschaut und selbst im Griff. Und das mit nur 1 Hand.
Heute online kaufen, morgen selber reparieren, wenn der Fachhändler schliessen musste, weil die verarmte Bike-Community nur noch im Internet kauft. Im Internet ein ganzes Rad zu kaufen, ist eine ziemlich kurzsichtige Entscheidung.
Der Velohändler meines Vertrauens bietet mir sogar eine voll ausgerüstete Kundenwerkstatt zur freien Benutzung. Was muss ich da lange studieren?
Jemand der mit einem Versandhandel-Rad in eine CH-Werkstatt geht mit der Bitte für eine Reparatur muss nicht abschätzig angeschaut werden – auch hier darf gelten, der Kunde ist König. Der CH-Handel und die Mechaniker täten gut daran, das neue Kaufverhalten zu akzeptieren und im Idealfall einen Nutzen daraus zu schlagen. Möglich wären Rabatte für Reparaturen, für jene Kunden, welche das Rad im Laden kaufen. All jene, welche das Versandhandel-Rad bringen zahlen den vollen Preis für die Reparatur.
Leider ist es viel zu selten, einen wirklich guten, kompetenten und dazu noch netten Mechaniker zu finden.
Ein Schild mit „YT, Canyon, etc. für Service willkommen!“ würde bestimmt den Umsatz steigern.
Kunden, welche Ihre Rad im Geschäft gekauft haben sollten den normalen Preis zahlen für die Reparatur und die Kunden mit Internet-Bikes einen Aufschlag.
Woher soll der Fachhändler noch das Geld nehmen um Rabatte zu geben, weil es immer mehr Leute gibt, welche ihre Bikes im Internet bestellen? Aus dem Grund leidet der Fachhandel ja schon, da kann nicht noch zusätzlicher Rabatt gewährt werden. Irgendwie müssen die Fachhändler auch noch leben können. Think about it!