Wo die Beine fliegen lernen

Beflügelnder Belag: 800-Meter-Läuferinnen auf Tartan an den Olympischen Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro. Foto: Matt Campbell (EPA, Keystone)

Beflügelnder Belag: 800-Meter-Läuferinnen auf Tartan an den Olympischen Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro. Foto: Matt Campbell (EPA, Keystone)

Manche nennen sie die Arena der Laufgladiatoren. Andere glauben, dass sie als «Normalos» darauf nichts zu suchen haben. Sie meiden die Tartanbahn deshalb wie der Teufel das Weihwasser. Völlig zu Unrecht! Ein Training auf der Tartanbahn macht Spass – auch Normalsterblichen. Die 400-Meter-Bahn lässt die Beine fliegen, was dem gut gefederten Boden zu verdanken ist. Sie eignet sich deshalb hervorragend für Tempotrainings.

Bahn frei! Startblöcke auf Tartan. Foto: tableatny (Flickr)

Bahn frei! Startblöcke auf Tartan. Foto: Tableatny (Flickr)

Eine Einheit im Leichtathletikstadion bietet sich nun, da die Tage wieder kürzer werden, auch beim Eindunkeln an, denn es ist vielerorts bis in die Nacht hinein beleuchtet. Sportler, die einsam in Gesellschaft trainieren wollen, sollten der Bahn ebenfalls ab und an einen Besuch abstatten. Nicht nur weil dort unbekannte Gleichgesinnte bis in die späten Abendstunden hinein schwitzen und schuften. Die Tartanbahn ist auch ein guter Treffpunkt, um mit Läufern zu trainieren, die nicht zwingend in denselben Tempi unterwegs sind. En passant lässt sich so wunderbar Mut zusprechen oder Motivation mitnehmen.

Was Sie über die Tartanbahn wissen müssen

  1. Gehen Sie erholt auf die Bahn und nicht wenn Sie am Vortag ein anstrengendes Training oder einen Wettkampf absolviert haben.
  2. Lassen Sie es sanft angehen. Ihr Körper muss sich erst an die aussergewöhnliche Bodenbeschaffenheit gewöhnen. Steigen Sie mit einem kurzen Abstecher auf die Bahn ein – am besten, wenn Ihre Mukis schon warm gelaufen sind – und verlängern Sie kontinuierlich Ihren Aufenthalt auf dem Tartan.
  3. Gutes Aufwärmen ist wichtig, vor allem wenn Sie auf der Bahn ein Tempotraining absolvieren.
  4. Eine Runde beträgt 400 Meter auf der Innenspur. Die Aussenbahn ist 40 bis 50 Meter länger, je nach Anzahl Bahnen. Bereits auf der zweiten Bahn läuft man fast 8 Meter mehr.
  5. Jede Gerade beträgt 100 Meter, das kennen Sie vom 100-Meter-Sprint von Bolt & Co. Aber rechne: Auch die Kurven betragen je 100 Meter.
  6. Die Laufrichtung ist gegen den Urzeigersinn.
  7. Wie auf der Autobahn gilt: Links, sprich auf der Innenseite, sind die Schnellen unterwegs, rechts, also aussen, die Gemütlicheren. Die Trabpausen absolvieren Sie auf der nächst langsameren Bahn.
  8. Bleiben Sie nicht abrupt stehen, denn es könnte Ihnen jemand dicht auf den Fersen sein.
  9. Teilen Sie grössere Gruppen auf. Sie blockieren sonst die nachkommenden Läufer.
  10. Planen Sie das Bahntraining, denn einfach vor sich hertrotten macht wohl den mental stärksten Läufer kirre. Für das Stadion eignen sich etwa Intervalle (beispielsweise 5 x 1000 Meter mit 400 Metern Trabpause) oder kurze und deutlich schneller werdende Steigerungsläufe.
  11. Beachten Sie die Belegungszeiten! Einige der 400-Meter-Bahnen sind an gewissen Tagen von verschiedenen Clubs reserviert. Nehmen Sie darauf Rücksicht.
  12. Einfach zu finden: Sie finden die Arena der Laufgladiatoren entweder über den benachbarten Leichtathletikclub oder ganz einfach über die Satellitenansicht von digitalen Karten. Die orangen Runds sind darauf unübersehbar.
  13. Gönnen Sie sich ein Happy End! Ihre Füsse danken es Ihnen, wenn Sie sie nach getaner Arbeit aus den Schuhen befreien und barfuss auf dem Innenrasen locker einige Runden traben. Tun Sie das aber keinesfalls auf der Tartanbahn!
Am Ziel: Die Tschechin Zuzana Hejnova gewinnt im August 2013 in Moskau über 400 Meter Hürden. Foto: Fabrizio Bensch (Reuters)

Am Ziel: Die Tschechin Zuzana Hejnova gewinnt im August 2013 in Moskau über 400 Meter Hürden. Foto: Fabrizio Bensch (Reuters)

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3 Kommentare zu «Wo die Beine fliegen lernen»

  • Christian Baer sagt:

    5. um genau zu sein: Die Geraden messen auf der Innenbahn 84.4m, die Kurven haben einen Radius von 36.5m. Das heisst, die Kurven sind mit 114.6m um ein knappes Drittel länger als die Geraden.
    6. Deshalb ist es nicht ungeschickt in beiden Richtungen zu laufen

  • Peter Meister sagt:

    5. Nein, die Geraden sind um die 85m und nicht 100m.
    6. Man darf und soll auch mal Läufe in die Gegenrichtung machen (Belastung).
    7. Wenn nicht in den Bahnen gelaufen wird, machen die schwächeren Läufer den stärkeren Platz, weichen also nach aussen / rechts aus. Wenn in den Bahnen gelaufen wird, sind die starken Läufer in der Mitte.
    11. Zu beachten ist nicht bloss die Belegung der 400m-Bahn, sondern der gesamten Anlage um nicht Sprung- oder Wurftrainings zu behindern und sich und andere zu gefährden.

  • Dave McWide sagt:

    14. Bevor sie eine Bahn betreten, verlassen oder überqueren schauen sie nach hinten. (im Uhrzeigersinn) Könnte sein, dass sie einem Läufer den Weg abschneiden / versperren.

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