Zwei neue Speedrekorde

Kein Raum für Fehler: Dani Arold free solo am Torre Trieste. (Foto: Mammut)

Kein Raum für Fehler: Dani Arnold beim Free-Solo-Speedklettern am Torre Trieste. Foto: Mammut

Hoppla! Dani Arnold setzt die Messlatte im Free-Solo-Speedklettern erneut eine Stufe höher. Im August kletterte der 32-jährige Urner Profibergsteiger zwei grosse, alpine Felsrouten allein, ungesichert und in Rekordzeit: Die Via Carlesso am Torre Trieste in den Dolomiten (7a/7a+, 650 m) in 68 Minuten; und die Via Cassin in der Nordostwand des Pizzo Badile im Bergell (800 m, 6a) in 52 Minuten. Normal schnelle Seilschaften brauchen für diese Routen 8 bis 11 Stunden respektive 6 bis 10 Stunden.

Dani Arnold ist bekannt für seine Speedrekorde: 2011 durchstieg er im Alleingang die Eigernordwand in 2 Stunden 28 Minuten und 2015 die Matterhorn-Nordwand in 1 Stunden 46 Minuten. Eiskletterern blieb die Spucke weg, als er 2014 den 340 Meter hohen Eisfall «Crack Baby» im Kandertal in 27 Minuten beging. «Diese Routen und Wände stellten nicht allzu grosse technische Herausforderungen an mich», sagt Arnold. «Dies wollte ich in diesem Sommer ändern. Ich wollte etwas Schweres, Ausgesetztes und Wildes free solo klettern.»

Wer sieht den Kletterer? Dani Arnold alleine, ungesichert und im Speedtempo in der Via Carlesso (7a/7a+). Foto: Mammut

Wer sieht den Kletterer? Dani Arnold kletterte in 68 Minuten allein und ungesichert durch die Via Carlesso (7a/7a+). Foto: Mammut

Schwierig und im Speedtempo

Die teilweise überhängende Carlesso-Route in der Südwand des Torre Trieste gehört seit Generationen zum Inbegriff extremer Dolomitenkletterei. «Steilstes Gelände vom Einstieg bis zum Gipfel, äusserst anhaltende Schwierigkeiten in anspruchsvollem Gelände», beschreibt Walter Pause im Kletterführer «Im extremen Fels». Seit vor einigen Jahren in der Schlüsselstelle ein Stück Dolomit ausgebrochen ist, hat sich die Schwierigkeit auf 7a/7a+ verschärft.

Free Solos in diesem Schwierigkeitsgrad wurden zwar bereits geklettert, etwa vom Deutschen Alex Huber, vom Österreicher Hansjörg Auer oder vom Amerikaner Alex Honnold. Doch Dani Arnold ist der Erste, der diese Schwierigkeit nun im Speedtempo anging, was das Risiko nochmals deutlich erhöht. Die Schlüsselstelle in der Carlesso-Route ist eine senkrechte Platte ohne Tritte und mit nur kleinen Griffen. Für jeden Solisten ein Graus, unter ihm gähnen etwa 300 Meter Abgrund. «Ich musste schauen, dass ich trotz Speedtempo meine Füsse gut platzierte, damit ich auf Reibung stehe und nicht abrutsche», so Arnold.

Piz Badile im Bergell: Gewöhnliche Seilschaften brauchen für die Nordostwand einen Tag. Dani Arnold durchstieg sie in 52 Minuten. Foto: Mammut

Piz Badile im Bergell: Gewöhnliche Seilschaften brauchen für die Nordostwand einen Tag. Dani Arnold durchstieg sie in 52 Minuten. Foto: Mammut

Angst kennt er bei solchen Begehungen nicht. «In der Carlesso hatte es keine Stelle, die ich als heikel empfand», sagt er. «Ich hatte mich gut vorbereitet und konnte jeden Meter geniessen.» Wenn er sich ohne Seil und ohne Klettergurt im Fels bewege, fühle er sich frei.

Im selben Stil kletterte er kurz nach der Carlesso auch die Cassin-Route am Piz Badile. Die Nordwand gehört zu den «Grossen der Alpen» und ist für viele ein grosser Traum. Hier sei nicht mehr die Schwierigkeit (6a) das Hauptproblem gewesen, sondern die vielen anderen Alpinisten. «Das Überholen ging jedoch viel besser als gedacht», so Arnold. «Bei jeder Seilschaft habe ich mich kurz bedankt, dass ich vorbeiklettern konnte. Dies möchte ich nun auf diesem offiziellen Weg nochmals tun.»

Im Video: Dani Arnolds schwindelerregende Speedrekorde in der Carlesso und Cassin:

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22 Kommentare zu «Zwei neue Speedrekorde»

  • Raphael Raphael Wellig sagt:

    hallo daniel

    gratulation zu deinen grossartigen leistungen. einzelne die hier schreiben, haben von der faszination extrem alpinismus keine ahnung. es ist doch in jedem sport so, und das ist normal, immer schneller, höher und schwieriger. und da ist nichts negatives dranen. der mensch soll sich prüfungen stellen, das fördert die persönlichkeit und man lernt sich selbst besser kennen.
    ich wünsche daniel weiterhin viel schöne bergerlebnisse.

    gruesse von
    raphael wellig

  • Megge sagt:

    Dani ist verheiratet und als Bergführer (Bf) tätig. Er kannte die Routen sehr wohl. Beide durchstieg er im Vorfeld mit seiner Frau.
    Ein Bf mit Gästen muss ab und zu auch Stellen vorgehen wo das Seil für ihn eher nur Zierde als wirkliche Sicherung ist. Dies ist der Job des Bergführers.
    Herunter kommt man wo’s nicht kletterbar ist oder kein Fussweg hat durch Abseilen. Denke nicht, dass er alleine war. Kollegen werden ihm auch die bequemeren Schuhe und Abseilgerät für den Abstieg mit hoch genommen haben.
    Schnell zu sein ist nicht so neu. In der Eigernordwand. nicht übernachten zu müssen hat durchaus auch seine Vorteile.
    Was Dani geleistet hat zeugt von grosser mentaler Stärke und ist für ihn als Bf sicher beste Werbung. Wer möchte nicht mit einem Bf der Reserven hat unterwegs sein?

  • Sandra sagt:

    In den Zeilen von A.Koch kann ich zu Vielem nicken. Ich habe die Cassin Ende August in knapp 7 Stunden geklettert und jede Minute genossen!auch wir bedankten uns bei den Seilschaften, die wir überholten und wenn es gerade nicht passte, stöberten wir in unserem kleinen Lunchsäckli. Den Vergleich zum Basejumpen finde ich sehr treffend. Aber jedem das Seine! Ein Restrisiko bleibt immer. Wir hatten beim Zustieg Steinschlag einstecken bzw in Deckung gehen müssen, ausgelöst durch unerfahrene Bergsteiger am kurzen Seil. Da hätte ich lieber einen erfahrenen Speedkletterer vor uns gehabt. Man muss auch nicht immer alles gut finden was die anderen machen. Bravo für die Rekordzeit,! Ist gewaltig! Ich bin froh, dass ich 7x länger in der Route verweilen konnte, denn sie etwas vom Schönsten was es gibt!

  • M. Battaglia sagt:

    Diesen Sommer beim Abendessen auf der Sasc Furä Hütte: Am selben Tisch ist eine Gruppe von 3 anderen Bergsteigern, darunter ein junger, freundlicher Typ. Er schöpft allen die Suppe, man redet etwas über den Hausumbau an dem er dran ist und was man selber so macht wenn man nicht in den Bergen unterwegs ist. Danach wünscht er einem eine schöne Tour über die Badile Nordkante am nächsten Tag. Der junge Herr war Dani Arnold. Der Abend war der Vorabend seiner Cassin-Begehung. Heutzutage gibt es so viele „Helden“ in den Bergen welche sich selbst und andere in Gefahr bringen und damit auch noch prahlen. Ein Dani Arnold gehört definitiv nicht zu jenen. Das war eine tolle Leistung und objektiv weit weniger gefährlich als gewisse andere Manöver welche sich regelmässig in den Bergen abspielen.

  • Hans sagt:

    Für Normalverbraucher sind solche Leistungen schlicht unvorstellbar. Leider war ich nie in der Carlesso, aber in den 70 er Jahren war man noch ‚voll dabei‘ , wenn diese Begehung in einem Tag schaffte. Die Cassin in der Badile schaffte Herrmann Buhl in den 50 er Jahren in 6 Stunden, nachdem er von Innsbruck ins Bergell geradelt war. Die 52 Minuten von Dani sind trotzdem ‚von einem andern Stern‘, aber er hat die einfach drauf. Auch wenn es gewissen Leuten nicht in den Kram passt. Ich hätte auf jeden Fall nichts dagegen gehabt, wenn wir die Route in einer viel kürzeren Zeit geschafft hätten.

  • Toni Müller sagt:

    Gibt es von Dani eine schriftliche Erklärung das man Ihn nicht rausholen soll falls Ihm etwas passiert? Ich frag mich immer wie extrem egoistisch diese Leute sind wenn Sie ihr armseliges Leben riskieren und damit eben auch das Leben der Bergretter die in Ihrer menschlichen Gewissensnot eine lebensgefährliche Rettung versuchen. – Diesmal ist es noch Gut gegangen Dani! Aber der Tag kommt wo du zwischen den Felsen liegst und auf Rettung hoffst.

    • Iwan Scholl sagt:

      Was für ein dummer Kommentar! Ich bin bei der Bergrettung und wir begeben uns nie in Lebensgefahr für eine Rettung, wäre diese nicht verantwortbar brechen wir ab und prüfen andere Vorgehen. Zudem ist eine Rettung an den beiden Routen bei gutem Wetter absolut problemlos, am Badile notfalls sogar von unten. Zudem frage ich mich ob sie überhaupt wissen von was für Routen wir hier überhaupt reden, wie soll der Rettungsfall genau aussehen? Blockade? Bei einem Spitzenalpinisten? Sehr qualifiziert! Bei einem Sturz gibt es dann ohne hin nichts mehr zu retten, das ist aber seine alleinige Entscheidung und gefährdet im Normalfall niemanden. Herr Müller, sie sollten nicht zu Themen schreiben die sie nicht im Ansatz verstehen.

    • Hans W. sagt:

      Lieber Toni Müller
      Wenn Dani Arnold in der Carlesso oder in der Cassin stürzt, muss man ihn nicht rausholen sondern bergen. Für Laien mag es brutal klingen, aber ein Retter wird nie gezwungen, seinen Job zu machen. Auch Retter analysieren das Risiko und entscheiden, ob sie einen Einsatz wagen. Leider kommt es manchmal trotzdem zu Unfällen. Das ist sehr tragisch, aber unvermeidlich.

      • Markus sagt:

        Sorry, aber so dumm ist der Kommentar von Herrn Müller leider nicht. Punkt. Man kann etwas können, das ist gut und schön, aber das hier, ist etwas „gesponnen“ und ein extrem hohes Risiko, welches auch er nie 100% beherrschen kann, auch wenn man noch meint, der Beste darin zu sein. Guten Abend.

        • Anthony sagt:

          Markus: „welches auch er nie 100% beherrschen kann“ Das ist wie eine SMS lesen während dem Autofahren. Oder am Autoradio noch rasch einen Sender suchen, anstatt sich auf den Verkehr zu konzentrieren. Oder Duschen ohne Matte in der Badewanne. Oder z.B. die Strasse überqueren, ohne dabei ernsthaft auf den Verkehr zu achten (erlebt man in der Innenstadt als Radfahrer täglich, wie Fussgänger erst mal einen Schritt auf die Strasse machen und dann erst nach Tram etc Ausschau halten, als ob so ein Radfahrer am Kopf nicht auch schmerzhaft sein könnte…). Und und und. Wir können nichts zu 100% kontrollieren/beherrschen. Arnold geht aber um einiges weniger Risiko ein, als wir wohl tagtäglich unbewusst oder bewusst eingehen – auch wenn wir uns das selbst kaum vorstellen können (oder wollen).

  • U. Wenger sagt:

    Solche Aktionen lösen bei mir nur Kopfschütteln aus. Was für arme Individuen, die sich da was beweisen wollen. Hoffe nur, dass dieser Typ keine Partnerin/Kinder hat. Ist ja nur eine Frage der Zeit bis er eines Tages das zeitliche segnet.

  • Christoph Ammann Trüttlikon 15 Buch bei Frauenfeld sagt:

    Es geht bei solchen Verrücktheiten immer einmal schief, aber eben nur ein Mal! Hoffentlich hat der Kerl nicht auch noch Frau und Kinder bevor er seine tollkühne Besessenheit überwunden hat. Wem will der Mann was beweisen?

    • Roland K. Moser sagt:

      Ich gratuliere ihm.
      Wären alle so Griesgrame wie Sie, würden wir heute noch in Heilands-Sandalen rumlaufen und im Winter frieren und ausser Rheuma, Gicht, Hunger und Jesus hätten wir nichts.

    • Roland K. Moser sagt:

      Ich gratuliere ihm.

  • Ama sagt:

    Und wie kommt man da wieder runter?

  • Jürg sagt:

    Unglaubliche Leistung. Einfach nur grössten Respekt. Gratulation!

  • A. Koch sagt:

    Als passionierter Kletterer ist meine Meinung zu jeglicher Art von Solo seit vielen Jahren unverändert. Die Leute die dies tun / nötig haben, sollen machen was sie wollen, für SICH und SICH allein. Hingegen bin ich gegen jegliche Medien-Coverage (insbesondere ausserhalb der Kletterszene), auch wenn mich die Leistungen und Bilder beeindrucken. Der Grund dafür ist 1) dies wirft ein falsches Licht auf den Klettersport als ganzes, 2) selbst wenn sie sich „sicher und frei“ fühlen (gut für sie), ist da immer ein nicht kalkulierbares Restrisiko dabei (Griff- oder Trittausbruch, Steinschlag, Wetterumsturz, Unwohlsein, Schwächeanfall,…). Die leicht sicherere (aber immer noch verrückte und gefährliche) Variante ist free soloing mit einem Base-Jumping Fallschirm…

  • Lukas sagt:

    Dani, du bist der Grösste! Ein unglaublicher Alpinist, und dabei so natürlich und humorvoll. Ich ziehe den Helm, ähh, Hut.

  • Jürg Hersche sagt:

    Eigentlich schade um den schönen Tag, was macht denn Dani Arnold nach der Speedbegehung am Badile am Nachmittag?…

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