Veloreise um den Zürichsee
Nachdem wir bereits von unserem Vorbereitungsmarathon für die geplante Velotour berichteten, möchten wir den Blog-Lesern nicht vorenthalten, wie es uns in unseren Veloferien ergangen ist. Toll waren die vielseitigen Übernachtungsmöglichkeiten und bis auf einen Tag das Wetter; oft eine Zumutung die Führung der Velowege in den Städten – zumal mit dem Tandem.
Möglichst wenig Gewicht wollten wir mitschleppen auf unserer sechstägigen Velotour in grossem Bogen um den Zürichsee. Ein leichtes Set Tageskleider (ohne Jeans!) und zwei Sets Velokleider mussten reichen. Dennoch stieg damit das Komplettgewicht des Tandems inklusive meinem Sohn und mir auf stattliche 160 Kilogramm! Dafür durfte uns meine Freundin, die uns mit dem Rennrad begleitete, sogar ihren Rucksack überlassen.
Am 2. August sind wir losgefahren von Kappel im Säuliamt nach Raperswilen, mit knapp 90 km die längste Etappe gleich zu Beginn. Berge versuchten wir weitgehend zu umfahren, so auch den Albis. Wir wählten den Weg durchs Sihltal. Die grössere Herausforderung wurde die Durchquerung der Städte Zürich, Winterthur und Frauenfeld. Wir hielten uns dabei so strikt wie möglich an die ausgeschilderten Velowege und Verkehrsregeln, was allerdings gar nicht so einfach war. Velowege dienen gerne auch als Halte-, Wende-, Bau-, Abstell- und Parkplätze. Oder werden plötzliche auf der anderen Strassenseite weitergeführt. So waren wir des Öfteren gezwungen, auf starkbefahrene Strassen auszuweichen oder diese zu überqueren. Dabei war ich heilfroh, meinen achtjährigen Sohn hinter mir auf dem Tandem zu wissen. Er war ein kräftiger Stoker, was auch dringend nötig war. Mit unserem Trumm waren wir auf jedes Watt Vortrieb angewiesen.
Kraftraubende Velowege
Oft werden Radwege in den Städten parallel zu Durchgangsstrassen durch die Quartiere geführt. Ein ständiges Auf und Ab, im Slalom um parkierte Autos, am Laufmeter mit 90-Grad-Abbiegungen meist ohne Vortritt für den Velofahrer. Das heisst: abbremsen, anhalten, wieder losfahren. Verdammt kraftraubend, während die Motorisierten auf wunderbar gleichförmig geführten Strassen ihre Motoren und Nerven schonen können. Da fragt man sich als Velofahrer natürlich schon, ob es nicht sinnvoller und velopolitisch glaubwürdiger wäre, die Strassen generell einfach etwas breiter zu bauen und mit einem Radstreifen auszustatten, der für die Motorisierten als Sperrfläche gilt. Felix Schindler, Inlandredaktor des Tages-Anzeigers, hat es in seinem Politblog-Posting «Rowdys wider Willen» treffend auf den Punkt gebracht.
Die schönen Erlebnisse überwogen aber klar. Besondere Erwähnung verdient der Bodensee-Radweg, den wir auf der dritten Etappe zwischen Kreuzlingen und Altenrhein gefahren sind. Und der anschliessende Rhein-Damm. Bei Rheineck wählten wir zuerst die linke Seite in Österreich, die vollkommen verkehrsfrei ist und bei Gaissau entlang des alten Rheins durch malerische Wälder und Auen führt. Einfach herrlich! Schön, aber stellenweise sehr anstrengend ist auch der Radweg entlang des Walensees, den man als Parabel für die Schweizer Verkehrspolitik sehen kann. Während die Autobahn mit wenig Höhenunterschied geradewegs durch den Berg führt, werden die Radfahrer mal links, mal rechts der Schnellstrasse in ständigem Auf und Ab von Walenstadt nach Weesen geführt. Bei der Autobahnraststätte ist der Radweg mit einer Neigung von 25 Prozent sogar so steil, dass ein Hinweisschild das Absteigen befiehlt.
Noch etwas zu den gewählten Unterkünften: Bed and Breakfast und Jugendherberge haben sich bewährt. Wir wurden umsorgt, wie wir das bisher nur selten in Hotels erlebt haben. Originelle, moderne und gepflegte Gästezimmer, zuvorkommende Gastgeber, tolle Kinderspielplätze und viel Hausgemachtes auf dem Tisch zu familienfreundlichen Preisen. Alles inklusive haben wir rund 1300 Franken für die Ferienwoche ausgegeben.
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Unsere Route:
- Tag: Uerzlikon – Rapperswilen. 2. Tag: Rapperswilen – Kreuzlingen (mit Besuch in Conny-Land). 3. Tag: Kreuzlingen – Montlingen. 4. Tag: Montlingen – Quarten. 5. Tag: Quarten – Feusisberg. 6. Tag: Feusisberg auf Umwegen nach Uerzlikon. Total: 350 km (GPS-Daten als ZIP-Datei herunterladen).
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Hier haben wir übernachtet:
http://www.youthhostel.ch/de/hostels/kreuzlingen
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