Das bringt Outdoor-Mode in der Stadt

Gerüstet für alles, das da kommen mag: Schaufensterpuppe bei Och Sport an der Zürcher Bahnhofstrasse. Foto: Urs Jaudas (TA)

Gerüstet für alles, was da kommen mag: Winterfeste Schaufensterpuppe bei Och Sport an der Zürcher Bahnhofstrasse. Foto: Urs Jaudas (TA)

Als Bergsportler erinnern wir uns noch gut daran, wie vor einigen Jahren die robusten Hochgebirgsklamotten im Flachland in Mode kamen. Jeder zweite Dahergelaufene trug plötzlich eine teure multifunktionale Jacke, die auch für eine Expedition im Himalaja genügen könnte. Nach anfänglicher Irritation erkannten wir alteingesessenen Bergsportler dann aber bald den Sinn dieses Trends.

Auch in der Zürcher Bahnhofstrasse gilt es im Winter extreme Verhältnisse auszuhalten. Draussen herrschen Temperaturen am Gefrierpunkt. Drinnen in den Warenhäusern ist es heiss wie in den Tropen, sodass man selbst auf den Rolltreppen und beim Warten an der Kasse schwitzt. Trägt man keine Hightech-Jacke, die derartige Temperaturunterschiede ausgleicht, sondern nur einen hundskommunen Wollmantel ohne atmungsaktive Membranen, kann das sehr gefährlich werden. Indoor könnte man einen Hitzschlag erleiden. Outdoor Frostbeulen. Besonders wenn noch ein Lüftchen durch die Häuserschluchten weht. Wir Bergsportler staunen heute, dass früher nicht mehr Leute auf offener Bahnhofstrasse erfroren sind. Oder gar vermisst wurden.

In der Stadt gibt es nämlich noch mehr Nebel als in den Bergen. Er hängt nicht selten bis auf den Asphalt in den Flanierzonen herab. Und wenn du da einen Unfall hast und keine Hightech-Jacke in greller Farbe trägst, gefährdest du nicht nur dich selber, sondern auch die Rettungssanitäter. Im Nebel können sie dich wegen deines egoistischen Kleidungsstils (dunkler Wollmantel) womöglich nicht auf Anhieb orten, müssen eine Suchaktion starten und setzen sich wegen dir unnötigen Risiken wie Wind, Wetter und Strassenverkehr aus.

Darum können wir Bergsportler den funktionalen «Urban Outdoor»-Kleidungstrend nur befürworten. Wir würden es auch unterstützen, wenn bei Schneefall jeder einen dieser praktischen kleinen Rucksäcke mit integriertem Lawinenairbag-System tragen würde. Das Risiko, auf dem Trottoir von einer Dachlawine verschüttet zu werden, ist zwar sehr gering, aber nicht vollständig auszuschliessen. Sicher ist sicher.

Zum Glück unterstützt die Industrie diesen gesellschaftlichen Fortschritt und bietet mitunter alles, was der moderne Flachland-Indianer braucht. Herzige aufladbare Heizungen für die Jackentasche, ultrastarke Minilampen, falls mal wieder in ganzen Stadtteilen der Strom ausfällt. Lederschuhe im Retro-Look, die aber natürlich nur so aussehen wie bei Luis Trenker anno 1938 in «Der Berg ruft», aber im Gegensatz zu seinen wasser- und wetterfest sind, die Füsse schön warm halten und von innen gegen aussen atmen, wenn man im Warenhaus schwitzend auf der Rolltreppe steht.

Funktionalität allein reicht der heutigen urbanen Outdoor-Generation nicht mehr. Die Outfits sollen auch noch attraktiv aussehen. Beides ist ihr gleichermassen wichtig. Das finden wir Bergsportler auch gut. Wir warten schon lange darauf, dass es mal Hochgebirgsjacken gibt, die einen anständigen Schnitt haben.

 

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18 Kommentare zu «Das bringt Outdoor-Mode in der Stadt»

  • Peter Hunziker sagt:

    Da ich meistens mit dem Velo unterwegs bin (zu Fuss habe ich leider zu starke Schmerzen)hatte ich mir vor ein paar Wochen eine leuchtendgrüne Jacke gekauft, damit ich im Verkehr auffalle. (Alle die vielen schwarzgekleideten Leute tragen eigentlich einen gefährlichen „Tarnanzug“)
    Die erwähnte Jacke gibt warm und fällt auf, für mich das perfekte Kleidungsstück!

  • Tina Balmer sagt:

    Die Funktionskleidung ist mir egal, aber der allgegenwärtige Pelz ist zum Heulen. Ganz besonders deutlich wird die völlige Unreflektiertheit wenn Tierhalters Pelzkragen plus/minus dem Fell des Haustiers ähnelt. Macht es denn wirklich nicht spätestens dann Klick? Dieses Trauerspiel hat aber einen einzigen positiven Nebeneffekt – man weiss SOFORT, mit wem man absolut nicht mehr als im oberflächlichsten Sinn etwas zu tun haben will.

  • Christian CH sagt:

    Hey Städter, nur bitte keine weissen Sonnenbrillen …. > evel
    Verträglich bis max. 25 jährig.

  • Alpinist sagt:

    Naja, ein Trend lässt sich auf jeden Fall erkennen. Und ob auch jeder hochfunktionale Kleidung braucht, sei dahingestellt. Fakt ist aber auch: Bei Nieselregen auf dem Fahrrad früh Morgens zur Arbeit ist eine Windstopper-Jacke mit nun mal genau das Richtige – ganz im Gegenteil zum Wolmantel. Und wenn man sie aufgrund des Bergsport-Hobby ohnehin besitzt…

    Was im Gebirge taugt, muss ja für den Alltag nicht falsch sein. Die Notwendigkeit ist aber bestimmt nicht in jedem Fall gegeben.

    • arnold gasser sagt:

      Wenn wir alle nur das bräuchten, was ’notwendig‘ ist, würden wir noch in Höhlen leben, Tiere jagen und Beeren pflücken.

  • gabi sagt:

    ich finde es auch zu viel, dass jeder Städter sein daunenjäckchen spazieren tragen muss. und zwar nicht aus dem grund, dass ich es ihnen nicht gönne, sondern weil outdoorklamotten extrem umweltschädigend sind. für daunenjacken leiden die Federviecher zuhauf!… Daran sollten die menschen, die nicht auf 4000hm zelten denken vevor sie ihre trendiga mammutjacke kaufen! ich selbst klettere (fels und eis), betreibe Bergsport, übernachte auf dem Gletscher, etc. Hab aber nur EINE Daunenjacke. und die trag ich nur wenn ich sie auch benötige. ansonsten ist die zuhause damit sie möglichst lange hält. Dasselbe gilt für Faserpelz, hard und softshell kleider. in der stadt trage ich einen gewöhnlichen mantel. der wärmt mich genug. jeder sollte das der umwelt zuliebe genau so tun!

    • Levin sagt:

      Die Outdoorklamotten und der Umgang damit, dürften für den ökologischen Fussabdruck eines Erstweltmenschen ziemlich irrelevant sein – und vor allem ob man im Leben 2 Daunenjacken mehr oder weniger kauft…
      Und wie sie drauf kommen, dass gewöhnliche Kleider weniger Umweltschädigend sind, müssen sie noch erklären. Oder sind ihre Kleider alle aus Bastfasern gemacht, die in ihrem heimischen Garten wachsen und nur durch den Regen getränkt werden?

      • gabi sagt:

        ihr gehässiger kommentar zeugt davon, dass sie sieses thema nicht wirklich interessiert und sie sich damit auch nicht wirklich auseinandergesetzt haben. einfach mal überall draufhauen ohne jegliches fachwissen. es gibt durchaus outdoorbekleidung die umweltfreundlich hergestellt wird. z.b. rotauf. und auch bei den kleidern kann man auf marken setzen die umweltfreundlich produzieren. nur ist das nicht unbedingt beim H&M um die ecke der fall. zudem gehöre ich nicht zu den Personen die ihre klamotten nur 2-3 mal trägt und danach wider wegwirft. das standing ALLES neu kaufen und nach wenigem benützen wegschmeissen ist meiner meinung das grösste problem der wohlstandsgesellschaft!

  • Irene feldmann sagt:

    Ich wünsche wirklich allen alpinleidenschäftlern perfekte Kleidung, Pelz und Giftstoff frei sodass die Natur mit sauberem gewissen genossen werden kann.

    • Christine sagt:

      Bin auch dieser Meinung, Irene Feldmann. Drum: wann verschwinden endlich diese unsäglich tierquälerisch hergestellten Pelzbesätze an den Jacken? Ist das den Konsumenten denn völlig Wurscht? Mittlerweile weiss das doch jedes Kind!

  • kurt wanderer sagt:

    Leider, liebe Frau Knecht und alle anderen echten Bergsportler ist es so, dass wenn ihr exklusiv Eure Multifunktionshochgebirgsjacken für Euch alleine haben wollt, müsst Ihr an die bestehenden Preise nochmals eine 0 hinten anhängen, und zwar vor dem Komma. Die netten Dahergelaufenen aus dem Mittelland helfen mit dem Kauf dieser eigentlich für sie nicht gemachten Jacken, dass echte Bergsteiger sich diese überhaupt leisten können. Wie ein mir persönlich bekanntes Geschäftsleitungsmitglied eines Unternehmens für Bergsport-, Kletter-, Outdoor- und Schneesport-Ausrüstung zum Thema „Outdoor Mode in der Stadt“ lakonisch meint: „Die Luft jenseits 3000 m.ü.M. ist dünn“. Liebe alteingesessene Bergsportler: seid froh, dass es tatsächlich so ist!

    • Heinz Blaser sagt:

      Leider scheinen je länger je mehr die Marktgesetze von Angebot und Nachfrage nicht mehr zu gelten. Wenn sich heute jeder Cayenne- und Hummerfahrer nur das Teuerste vom Besten leistet (wieso eigentlich, haben diese Karren keine Heizung?), dann wird an der Preisschraube so lange nach oben gedreht, bis die Dinger wieder out (und für diejenigen, die sie wirklich brauchen könnten, zu teuer) sind

  • Sina Müller sagt:

    Na ja. Wieviel Outdoor ist denn zuviel? Gibt es da Kategorien? Welche Jacke darf ich kaufen und welche nicht, wenn ich keinen Wollmantel tragen will, weil der mir nicht warm genug gibt im Winter bei Minusgraden, Bise und viel Schnee? Was für Schuhe darf ich anziehen und welche nicht? Sind Outdoor-Schuhe im Nicht-Retro-Look ok? Bzw. Nicht-Outdoor-Schuhe im Retro-Look? Sorry. Aber dieser Artikel ist einfach nur doof. Der einzige Grund, keine Outdoor-Kleidung in der Stadt zu tragen ist der, den Greenpeace aufs Tapet bringt: Gifte! Alles andere ist reines Gezicke.

    • Karl Geiser sagt:

      Sie sprechen mir aus dem Herzen!

      • Thomas Schmitt sagt:

        Da kann ich mich nur anschliessen!

        • The Big R sagt:

          Ich auch. Habe mich als Bergsportfreund etwas fremdgeschämt bei diesem Artikel. Es gibt in der Schweiz eigentlich wenig was büenzliger ist als Hobby-Alpinisten welche sich darüber mokieren das Nicht-Alpinisten auch gerne Outdoorkleider tragen.

  • armin fellmann sagt:

    Dafür hat es jetzt wieder Unmengen an Echtpelz-Kragen. Ein Unding.
    Wie lange wurde dafür gekämpft, informiert und gestritten, Aufklärung betrieben und heute..? Es scheint keinen mehr zu interessieren, wie es den
    Viechern in den Pelztierfarmen z.bsp. in Finnland geht. Der Staat sollte
    hier zwingend schützend eingreifen und ein Importverbot erlassen, warum
    bloss wird hier der Markt sich selbst überlassen? Sehr ermüdend und tragisch.

  • Luise sagt:

    Langsam kommt das ja mit den Outdoorjacken, die nicht wie ein Sack aussehen. Ich habe nichts gegen den (winterlichen) Outdoor-Trend in der Stadt. Obschon: Es hat Grenzen, die vor allem Männer nicht zu kennen scheinen. Wenn einer nur noch in (schmutziger) Outdoorkleidung herumläuft, gefällt mir das gar nicht. Keine Freude hat auch Greenpeace, die uns die (giftigen) Outdoorkleider vermiesen wollen. Aber das ist einanderes Thema.

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