Drei Blumen zum Abschluss

Nervös? Noch nicht. Auch wenn das letzte Wochenende einen Vorgeschmack auf das gegeben hat, was uns schon bald erwartet: weiss eingezuckerte Berggipfel. Noch hat die Sonne genug Kraft, um die ersten winterlichen Vorboten in wenigen Stunden wieder zum Schmelzen zu bringen. Ob das auch in einem Monat noch so sein wird auf einer Höhe von 2500 Metern? Zweifel sind angebracht. Deshalb: Agenda zücken und die verbleibenden unverplanten Wochenenden fett markieren. Mit Rotstift oder grellen Pixeln. Hoch hinaus solls gehen. Vielleicht ein letztes Mal in diesem Jahr.

Wieso nicht ins Engadin? Die Farben sind nie intensiver, als wenn die Lärchen nach dem ersten Frost gelb leuchten und mit dem Blau des Himmels kontrastieren, das nicht wie im Sommer durch hohe Luftfeuchtigkeit eingetrübt wird. Es ist Zwischensaison. (Geld-)Adel und Jetsetter haben das Oberengadin mehrheitlich verlassen und lassen sich erst an Weihnachten wieder hier oben blicken. Italienisch, Russisch, Englisch oder Hochdeutsch hört man jetzt wieder weniger als das einheimische Rätoromanisch.

Grandioses Saisonfinale

Unter den Felszacken der Trais Fluors herrscht ohnehin Ruhe, weil in der Regel ausser Atem ist, wer hier oben ankommt. So lieblich Trais Fluors (die drei Blumen) auch klingen mag, es ist ein rauer alpiner Flecken. Ein breites Band riesiger Felsblöcke zieht Richtung Tal. Mit Schaufeln und Baggern haben die Einheimischen hier einen Weg angelegt, der dem sonoren Namen Trais Fluors durchaus Rechnung trägt. Ein perfekt angelegter Singletrail führt zuerst in weiten Kehren durch einen feinschottrigen Abhang, bevor er nach Punkt 2489 leicht abfallend bis zur Alp Munt vorzieht. Fahrtechnisch relativ einfach zu fahren, aber bei entsprechender Geschwindigkeit (zu der man förmlich verführt wird) doch anspruchsvoll genug. Unterfordert fühlt sich hier niemand. Die Trailbauer haben ganze Arbeit geleistet.

Nach der Alp Munt schliesslich zieht der Singletrail in zahlreichen engen Kehren in der Falllinie zu Tal, bis die Scheibenbremsen zu überhitzen drohen. Wenn der Kreis sich in Celerina wieder schliesst, wird sich an den Scheibenbremsen niemand mehr die Finger verbrennen – die letzten Kilometer verläuft der einfach zu fahrende Trail nämlich mehrheitlich genussreich entlang der Höhenlinie. In den Erinnerungen an diese Tour kann man noch an manchem Wintertag schwelgen.

Die Eckdaten zur vorgeschlagenen Mountainbike-Tour

Schwierigkeit: mittlere Anforderung an Fahrtechnik, hohe Anforderung an Ausdauer, wenn auf die Bahnbenützung verzichtet wird.

Fahrzeit: 3,5 h

Distanz: 19,7 km

Höhendifferenz: 1200 m

Ausgangspunkt: Celerina (1740 m) oder St. Moritz, Kur- und Verkehrsverein St. Moritz, Tel. 081 837 33 88, www.stmoritz.ch

Wegbeschreibung: Talstation Bergbahn Celerina (1740 m) – Bikewegweiser Richtung St. Moritz entlang der Geleise – km 0,96 rechts über Brücke – km 2,32 links auf Schotterstrasse bergwärts – km 2,39 geradeaus Bikewegweiser/Wanderwegweiser Alp Marguns – km 7,22 Marguns (2276 m) – am Bergrestaurant Marguns vorbei und auf der Schotterstrasse bis km 9,39 zur Camona Saluver (2632 m) hoch – rechts in den Trail einbiegen und bis zur Bergstation des Sessellifts Las Trais Fluors hochfahren – dem Bikewegweiser/Wanderwegweiser via die Alp Clavadatsch bis zur Alp Munt (2234 m) folgen – nach der Alp dem Bikewegweiser den Waldrand entlang bis P. 1956 abfahren – rechts dem Höhenweg Via Engiadina zurück zum Ausgangspunkt folgen (alternativ dazu kann man bei P. 1890 via Cristolais auf einem sehr schönen Singletrail zur Hauptstrasse abfahren, die Samedan und Celerina verbindet).

Einkehren: einzige Einkehrmöglichkeit ist das Bergrestaurant auf der Alp Marguns.

Diverses: Die Bergbahn Celerina transportiert Bikes bis Marguns. So spart man sich 530 m Bergfahrt. Oder aber man wählt die Standseilbahn von St. Moritz bis Corviglia und fährt via Lej Alv und Glüna Richtung Las Trais Fluors.

Bei Engadin St. Moritz Tourismus sowie bei den Talstationen der Bergbahnen kann kostenlos eine Bikekarte mit weiteren Tourenvorschlägen bezogen werden.

Wie schliessen Sie die Bikesaison ab? Welches ist Ihr persönlicher Trial-Tipp für ein furioses Saisonfinale?

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5 Kommentare zu «Drei Blumen zum Abschluss»

  • Manuel sagt:

    Hallo zusammen!

    Ich habe mal eine Frage. Wie lange kann ich in der Regel noch in dieser Höhe (2000 Meter) radeln ohne, dass mir das Wetter einen Strich durch die Rechnung macht. Nichts gegen Schnee oder Skifahren, biken ist mir aber einfach lieber. :-)

    Danke und liebe Grüße
    Manuel

  • Veronika sagt:

    Guten Tag Herr Buschor. Herzliche Gratulation zu Ihrem Beitrag. Endlich einmal ein Beitragn, den die Biker wirklich interessiert, nämlich coole Bike-Routen. Unser „End-of-Season-Hit“: Bikeroute 407 Arni Bike oberhalb von Amsteg. Brätlizeugs mitnehmen und am Arnisee mit guten Freunden (es sei denn man hat welche) gemütlich grillieren und die vergangene Saison Revue passieren lassen. Die Abfahrt ist etwas ruppig aber mit hohem Spassfaktor. Am besten tubeless unterwegs sein, das Risiko von Snakebites ist doch etwas erhöht. Viel Spass!

  • Das Auto in Aarau parkieren.
    Anschliessend mit dem MTB auf die Staffelegg und in der Höhe oben nach Westen heizen. Nach der Häflte der geplanten Fahrzeit (z.B. 4 Stunden) kehrt man um, und fährt denselben Weg zurück. Dort war ich noch nie, nehme aber an, es gibt Wanderwege.
    Wer so etwas noch nicht gemacht hat, und meint, es sei langweilig, kann ich beruhigen: Von der anderen Seite gefahren sieht die Welt ähnlich und trotzdem ganz anders aus.

    • Ka sagt:

      Ein bisschen detaillierter: von Aarau hoch zur Barmelweid, weiter nach Westen, zum Schloss Wartenfels ob Lostorf, weiter zur Froburg, den traumhaften Singletrail runter nach Trimbach, hoch über den Bölchen und Allerheiligenberg zur Höchi Flue, weiter zur Tiefmatt, Singletrail runter und wieder retour hoch zur Höchi Flue, dort die Crème de la Crème der Singletrails im Jura runter und weiter über den Born nach Hause. Rund 7 Stunden Fahrzeit, 85 km und 2600 hm reinster Bike-Genuss. Ein herrlicher Sonntagsritt! Man kann sich durchaus sehr schön austoben im Jura.
      Nächste Woche allerdings freu ich mich auf das Abenteuer Swiss Epic im Wallis!

      • Roland K. Moser sagt:

        Danke für den Tipp :-)
        Das ist mir zu viel :-)
        Ich bleibe bei meinen 4 evt. 5 Stunden und weniger Höhenmeter :-)

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