Augenschmaus von A bis Z

Diese Woche von Kaiserstuhl via Sanzenberg und Stadlerberg nach Steinmaur (AG/ZH)

Kaiserstuhl ist zu schön, es zu ignorieren. Leisten wir uns daher vor der Wanderung einen Schlender-Abstecher in den Ort hinein. Vom Bahnhof halten wir hinüber zum massiven Wehrturm. Von ihm als Scheitelpunkt weitet sich die winzige Stadt die steile Halde hinab zu einem Dreieck.

Was wir sehen, während wir abwärtsgehen, ist begeisternd: mittelalterliche Gassen, weitgehend unbebaute Rheinufer und Schloss Rötteln auf der deutschen Seite. Das deutsche Hoheitsgebiet wird auf der Rheinbrücke angezeigt durch das Bundeswappen mit dem Adler, den schon Friedrich Barbarossa im 12. Jahrhundert verwendete.

Das Einzige, das nervt: die Autofahrer und ihr Gekarre. Viele sind Schweizer auf Shoppingtour in Deutschland. Die beste Medizin gegen aufkeimende Aggression ist eine Einkehr in der Fischbeiz direkt am Rhein. Man isst hier nicht billig, aber es lohnt sich: Was für schöne Teller serviert werden! Obwohl der Tropfen eigentlich zu stark ist für den Fisch, sei zum Essen trotzdem der «Edelblut» empfohlen, ein Pinot noir aus dem Barrique vom Weingut Baumgartner in Tegerfelden, unglaublich würzig.

Zur Helvetierschanze

Nach dem Abstecher halten wir vom Bahnhof über die Ebene nach Fisibach. Dieser Abschnitt, der eine Viertelstunde dauert, ist der einzige unstimmige der Route, wir gehen auf dem Trottoir der viel befahrenen Strasse. Bald ist das aber vorbei. Auf mässig steilen Wegen erobern wir uns den Sanzenberg, einen wuchtigen Waldhöhenzug. Bei der Spitzfluh treten wir an die Kante und geniessen den Tiefblick, uns zu Füssen liegt das Bachsertal samt dem Fisibach.

Meist im Wald, ziehen wir vorwärts zum Stadlerberg. Wir erreichen ihn in einer exaltierten Linkskurve via Müliboden und Haggenberg und gehen dabei kurz abwärts, dann wieder aufwärts. Nicht verpassen sollten wir die Tafel zur «Helvetierschanze». Einst legten Menschen auf dem Stadlerberg eine Fluchtburg oder Höhensiedlung an. Sie ist offenbar noch nicht richtig untersucht. Gut sichtbar sind die Wälle und Gräben. Vergleichbare Erdwerke der Region entstammten der späten Bronzezeit oder gar der Jungsteinzeit, sagt die Tafel.

Der Holzturm auf dem Stadlerberg, 25 Meter hoch, ist garantiert Neuzeit. Auf ihm bietet sich ein Panorama. Vor allem aber sind da die anfliegenden Flugzeuge, die wir schon in Kaiserstuhl gehört haben. Über unseren Köpfen halten sie Richtung Kloten und den Flughafen Zürich, die befeuerte Landepiste ist in einiger Distanz zu sehen.

Nette Schlusspartie

Wir sind noch lange nicht am Ende. Bachs am Fusse des Bergs ist das nächste Ziel, auf dem Wegweiser nahe dem Turm ist es nicht angeschrieben – Karte studieren! Im Südteil des Dorfes können wir im Neuhof im Garten essen und trinken, wenn wir nicht schon in Kaiserstuhl zugeschlagen haben. Es folgt ein letzter, weniger hoher Waldhügel. Und eine nette Schlusspartie von der Egg hinab zur Station Steinmaur. Direkt vor Augen haben wir den langen Grat der Lägern mit dem kugelförmigen Radom und auf ihrem linken Ausläufer gegen Dielsdorf das Adelsstädtchen Regensberg. Doch, diese Wanderung erfreut das Auge von Anfang bis Ende.

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Route: Kaiserstuhl. Vor der eigentlichen Wanderung macht man einen Abstecher von Kaiserstuhl Bahnhof (hierher mit dem Zug oder Bus) ins alte Städtchen. Danach: Kaiserstuhl – Fisibach – Sanzenberg – Haggen – Stadlerberg – Bachs – Hochrüti – Stockacher – Egg – Steinmaur, Station.

Wanderzeit: 41/2 Stunden ohne den Abstecher am Anfang.

Höhendifferenz: 420 Meter auf-, 336 abwärts.

Wanderkarte: 215 T Baden, 1:50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Retour: Von der Station Steinmaur mit der S-Bahn nach Oerlikon und Zürich.

Charakter: Das Land als Garten. Nicht allzu schlimme Steigungen. Herrlicher Rhein am Anfang. Hernach viel Aussicht von der Spitzfluh auf dem Sanzenberg und vom Stadlerberg-Turm.

Höhepunkte: Der Rhein in Kaiserstuhl mit weitgehend unbebauten Ufern. Die Sicht von der Spitzfluh auf das Bachsertal. Flugzeugschauen und Panoramagenuss vom Turm auf dem Stadlerberg.

Kinder: Vorsicht auf der Spitzfluh!

Hund: Perfekt.

Einkehr: Ganz zu Beginn die Fischbeiz in Kaiserstuhl (Di/Mi geschlossen, am Sonntag durchgehend warme Küche). Oder nach zwei Dritteln der Neuhof in Bachs (kein Ruhetag, aber aussergewöhnliche Öffnungszeiten). Neu gibt es in Sünikon (Steinmaur) die schöne Wirtschaft zum Gwölb (Garten und Gewölbekeller). Öffnungszeiten hier.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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3 Kommentare zu «Augenschmaus von A bis Z»

  • Rolf sagt:

    By the way: Der Neuhohof in Bachs hat auch am Sonntag durchgehend offen und serviert nicht nur Brunch sondern auch einen gute Zmittag!

  • Peter Christener sagt:

    Der Neuhof Bachs ist an einem Sonntag für diese Wanderung ganz ungeeignet, weil ab 14:00 geschlossen, davor wird nur Brunch serviert. Es eignet sich besser die Besenbeiz Eichhof (nach Bachs erste Strasse rechs, ca 100 m). Achtung hier jeden letzten Sonntag im Monat auch geschlossen, sonst Mi, Do und So geöffnet.

  • hartmut sagt:

    Nicht vergessen ein paar Meter im Rhein zu schwimmen! Bei Kaiserstuhl gute Gelegenheit zum Ein- und Aussteigen! War gestern dort baden. Herrlich sich etwas treiben zu lassen.

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