Sportler haben schlechtere Zähne

Uruguay's Luis Suarez reacts after clashing with Italy's Giorgio Chiellini during their 2014 World Cup Group D soccer match at the Dunas arena in Natal

Viele Sportler kennen Zahnprobleme – die meisten jedoch eher Karies und Entzündungen: Fussballer Luis Suárez nach seiner berühmten Beissattacke an der WM 2014. Foto: Reuters

Bewegung wirkt sich bekanntlich positiv auf den Körper aus. Nun haben Forscher allerdings Verblüffendes festgestellt: Ausdauersport soll Zahnschäden verursachen!

Die Vermutung kam erstmals 2012 auf. Damals wurden an den Olympischen Sommerspielen in London 278 Profiathleten aus 25 verschiedenen Sportarten einer zahnmedizinischen Untersuchung unterzogen. 55 Prozent von ihnen litten an Karies, 45 Prozent hatten Abnützungen an den Zähnen, 76 Prozent Zahnfleischentzündungen und 15 Prozent Entzüdungen der Wurzelhaut. Über 40 Prozent der Untersuchten sagten, die Zahnerkrankungen würden sie stören. 28 Prozent gaben an, ihre Lebensqualität sei deshalb beeinträchtigt und 18 Prozent glaubten gar, ihre sportliche Leistung würde darunter leiden. Trotzdem war fast die Hälfte von ihnen im vorangegangenen Jahr nie beim Zahnarzt. Die untersuchten Profisportler stammten aus Europa, Amerika und Afrika. Diese Resultate veröffentlichte im November 2013 das «The British Journal of Sports Medicine».

Zuckerhaltige Sportgetränke seien nicht Ursache

Weshalb so viele der Athleten «schlechte» Zähne aufwiesen, blieb jedoch unklar. Die Wissenschaftler vermuteten, es könnte an den stark zuckerhaltigen Sportgetränken und Energie-Gels liegen. Inzwischen nahm sich ein Forscherteam aus Heidelberg der Sache an und publizierte seine Erkenntnisse im «Scandinavian Journal of Medicine & Science in Sports». Die Wissenschaftler um Studienleiterin Dr. Cornelia Frese untersuchten 35 Triathleten und 35 gesunde Nichtsportler. Untersucht und analysiert wurden Zähne, Zahnfleisch, Speichelproduktion, Ess- und Trinkgewohnheiten sowie die Art der Mundhygiene der einzelnen Probanden.

Die Sportler wiesen mehr Karies und Zahnfleischerkrankungen auf als die Nichtsportler. Je regelmässiger, intensiver und länger ihre Trainingseinheiten, desto schlechter der Zustand ihre Zähne. Sportgetränke konnten aufgrund von Tests als Ursache ausgeschlossen werden. Festgestellt haben die Dentalforscher jedoch, dass ein Ausdauertraining – schon eine Laufeinheit von bereits 35 Minuten – die Mundschleimhäute austrocknet, auch wenn die Sportler währenddessen Wasser oder andere Getränke zu sich nehmen. Während der körperlichen Belastung steigt zudem der PH-Wert des Speichels. Beides greift offenbar die Zähne und das Zahnfleisch an.

Dr. Frese betont, dass die Studie nur in kleinem Rahmen durchgeführt worden sei und deshalb nicht in allen Bereichen repräsentativ sei. Man wisse auch noch nicht, ab welchem Trainingsumfang und ab welcher Intensität die Zähne Schaden nehmen. Sicher ist nur, dass intensiver Ausdauersport die Speichelzusammensetzung auf ungesunde Weise verändert.

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9 Kommentare zu «Sportler haben schlechtere Zähne»

  • Hans sagt:

    Das ist ja schon fast tragisch… Da tut man etwas für seinen Körper und verliert dann an Zahngesundheit? Ich hätte ja auch zunächst auf gewisse Sportnahrungsprodukte getippt, die wahrscheinlich nicht so ideal für die Zähne sind. Aber der Fakt, dass vor allem Ausdauersportler betroffen sein sollen, würde dem ja schon wiedersprechen.

  • Daniel Heierli sagt:

    Aus meinen Erfahrungen glaube ich, dass Säurehaltige „Sportgetränke“ für die Zähne schlecht sind. Wobei es eben keine speziellen Sportgetränke sein müssen, auch ein Fruchtsaft oder Sirup, während einer grossen Anstrengung genossen, greift bei mir die Zahnoberfläche an. Als Folge davon war diese dann jeweils sehr empfindlich.
    Meine Lösung: Bei kürzeren Anstrengungen einfach Wasser trinken. Wenn auf längeren Unternehmungen Kalorien- und Mineralstoffzufuhr nötig sind, dann nehme ich ein säurefreies Sportgetränk. Das schmeckt zwar nicht besonders gut, ist aber für Zähne und Magen gut verträglich.
    Bei Sportlern mit extrem hohem Trainingsumfang stehen wohl andere Faktoren im Vordergrund. Da müsste man vielleicht abklären, ob die Ernährung passt, oder ob ein Übertraining vorliegt.

  • Bernerin sagt:

    Mit 15 Stunden Sport pro Woche hatte ich auch dauernd Löcher, trotz guter Zahnhygiene. Schon seit Kindesalter mache ich intensiv Sport und hatte stets Karies im Gegensatz zu meiner sportfaulen Freundin. Nun habe ich aufgehört und seitdem keine Probleme mehr.

  • Irene feldmann sagt:

    Eigenartig doch könnte wahr sein….die andere Version wäre dann einen dickbauchigen, Zuckerkranken, psoriasisverseuchten Mann welcher dann ein topgebiss schwingt???? Kurz, es gibt keinen idealzustand und Zähne sind wie alle Teile des menschlichen Körpers anfällig für Veränderungen….

  • MK sagt:

    Es ist ja kein großes Geheimnis, dass durch intensives Schwitzen Calcium verloren geht, das dann den Zähnen fehlt. Siehe auch: http://www.runnersworld.de/ernaehrung/calcium-kalzium.263369.htm

  • Dörig Franz sagt:

    Die Qualität meiner Zähne war nie sonderlich gut, aber als ich mit 48 wieder mit Laufen begann, stiegen auch die Zahnarztrechnungen. Darauf angesprochen meinte mein Zahnarzt, da bestehe kein Zusammenhang. Seit 2 Jahren kein Training und kein Zahnarztbesuch mehr. Mich dünkt also, da gibt es wirklich einen Zusammenhang.

    • Ralf Schrader sagt:

      Wenn das oben genannte stimmt, was sehr plausibel klingt, reicht ein basisches Mineralwasser, statt eines mit Kohlensäure. Nur würden dann längst alle Sportärzte dazu raten.
      Vielleicht beissen die Ausdauersportler einfach nur zu oft die Zähne aufeinander. Das erklärt dann auch die Zahndeformationen.

  • Hotel Papa sagt:

    Also wenn schon waren bei mir Huhn und Ei vertauscht. Ich hatte schon immer ein himmeltrauriges Gebiss. Das ist mit viel Ausdauersport im mittleren Lebensalter nicht besser geworden.

  • r. bernasconi sagt:

    Ich kann das nur bestätigen! Nach meiner Karriere als Hobby-Eishockeyspieker und danach nich amateurboxer, fehlen mir auch ein paar Beisserchen ….!!

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