Wie der Lauf in den Ferien zum Genuss wird

Von Pia Wertheimer und Res Strehle

PiaGross

Ein Blick, für den sich jeder Schritt lohnt, und sei er noch so schwer: Laufen auf Elba ist empfehlenswert. Foto: Pia Wertheimer

Die Vorsätze der Läufer vor den Ferien sind oft schwarz oder weiss. Entweder soll die arbeitsfreie Zeit für mehr Trainingsstunden Raum bieten. Oder der Sport muss in dieser Zeit ganz zurückstehen. Wie so oft ist der Mittelweg ratsam, denn einerseits sind Ferien kein Trainingslager. Andererseits ist der Wiedereinstieg nach sportloser Zeit besonders hart. Es lohnt sich also, die Muckis nicht nur an der Poolbar fürs Stemmen der Cocktails zu nutzen, sondern auch die Laufschuhe mit in die Ferien zu nehmen – schliesslich passen ein Shirt, eine kurze Hose und die Schuhe sogar ins Handgepäck!

Hier ein paar Tipps, wie das Laufen im Ausland noch genussreicher wird:

  1. Joggen im sommerlichen Süden sollten Sie frühmorgens oder spätabends. Spätestens ab zehn Uhr morgens werden Sie sich an einem sommerlichen Tag im Süden mit Joggen nichts Gutes tun. Womöglich hassen Sie es auch, in den Ferien früh aufzustehen – tun Sie es trotzdem ein- oder zweimal, Sie werden es nicht bereuen: Jogging bei Sonnenaufgang ab morgens sechs Uhr kann grossartig sein, auch Sonnenuntergänge taugen nicht nur für Paarbilder am Strand. Volksläufe in Spanien beginnen übrigens oft erst abends um neun.
  2. Planen Sie Ihre Routen im Voraus, sonst drohen unliebsame Überraschungen. Spontan gewählte Routen können jederzeit auf gut bewachte Privatareale führen oder gar in Jagdreviere. Vor allem Letzteres kann unangenehm werden, wenn Sie einer Meute von aufgebrachten Jagdhunden gegenüberstehen, im Idealfall eingehegt. Aber jedes Gehege ist nur so gut wie seine schwächste Stelle.
  3. Machen Sie sich im Voraus im Internet schlau. Auf den Websites der Destinationen sind oft Laufrouten angegeben. Sehr hilfreich sind zudem Internetforen, Läufer schildern dort ihre Erfahrungen auf den einzelnen möglichen Routen, warnen vor Gefahren oder verraten ihre Geheimtipps. Auf Seiten wie hier das Beispiel der Stadt Bordeaux finden Sie zudem Strecken, die Läufer gespeichert und freigegeben haben. Auch Laufvereine helfen oft sehr gerne.
  4. Trotzdem lohnt es sich ab und an, spontan auf Entdeckungstour zu gehen. Als Läufer haben Sie dazu gute Möglichkeiten – beispielsweise frühmorgens im New Yorker Central Park. Sie erleben den Alltag der Einheimischen. Es kann durchaus sein, dass Sie laufend ins Gespräch kommen und Interessantes über Ihre Feriendestination erfahren. Restaurant- oder Ausflugstipps von Einheimischen sind schliesslich Gold wert. Sie können Ihnen zudem weitere Laufrouten angeben.
  5. Mit den neuen Technologien lässt sich zudem wunderbar zurückfinden, auch wenn Sie aufs Geratewohl losjoggen. Viele Sportuhren verfügen nämlich über eine «Take me home»-Funktion, die Sie an den Ausgangspunkt zurückführt. Laufen Sie beispielsweise 30 Minuten, wohin es Sie gerade zieht, und lassen Sie sich dann wieder zurücklotsen. Ebenfalls möglich ist dies mit einem Mobiltelefon. Geben Sie nach den 30 Minuten im Routenplaner Ihre Adresse ein, und lassen Sie sich zurücknavigieren. Dies hat zudem Spasspotenzial, falls Sie beispielsweise mit einem in Deutsch konfigurierten Telefon in Frankreich unterwegs sind. So wird etwa aus der Allée de Munich in Bordeaux so etwas wie «Allez Muni!».
  6. Joggen am Strand gehört zum Schönsten, was es gibt. Es ist vergleichbar mit Laufen im Neuschnee, anstrengender als auf einer harten Unterlage, aber zugleich lustvoller und auch entspannender. Bei feinkörnigem Sand können Sie ruhig barfuss laufen, achten Sie aber auf ausgelegte Angelschnüre – andernfalls werden Sie sich unter den Hobbyfischern keine neuen Freunde machen. Und überschätzen Sie sich distanzmässig nicht, speziell wenn Sie auf dem Hinweg den Wind im Rücken haben, retour wird es dann gefühlt doppelt so lang werden. Lassen Sie zudem Ihren Füssen Zeit, sich an die ungewohnte Unterlage zu gewöhnen. Beginnen Sie mit 15 bis 20 Minuten im Sand, und steigern Sie den Umfang langsam. Ihre Sehnen, Bänder und Muskeln sind sonst masslos überfordert.
  7. Auch Berge haben ihre Tücken, wenn Sie es nicht gewohnt sind, im steilen Gelände zu laufen. Ja, bergauf ist es zwar anstrengend, aber es ist längst nicht der risikoreichste Abschnitt eines Berglaufs, denn für Muskeln und Gelenke ist eine Steigung schonender als ein Abhang. Dort geht es für sie so richtig zur Sache, und oft ist Muskelkater nach dem Bergablaufen programmiert. Deshalb: Bergnovizen sollten sich für den Rückweg Zeit nehmen – oder ins Bähnchen steigen.
  8. Vorsicht, wenn Sie als Frau allein unterwegs sind. Entdeckungstouren machen Spass, nicht aber, wenn sie in Gegenden enden, in denen Sie nicht sicher sind. Fragen Sie deshalb bei der Hotelréception oder im Tourismusbüro nach, welche Quartiere Sie allein lieber meiden. Geben Sie zudem Ihren Reisebegleitern an, in welche Richtung Sie gehen. Und sollten Sie allein die Welt bereisen, lohnt sich ein SMS in die Schweiz mit einer entsprechenden Info.
  9. Steigt das Quecksilber weit über die erträglichen Temperaturen hinaus, bietet sich Deep Water Running als Alternative an. Sie laufen dabei, von einer Weste an der Oberfläche gehalten, von der Poolbar ans andere Beckenende. Die Muskeln kämpfen gegen den Wasserwiderstand, und Sie geniessen dabei das kühle Nass – klassische Win-win-Situation. Falls die Weste fehlt, legen Sie sich mit dem Rücken an den Beckenrand, halten sich mit den Armen fest und radeln horizontal im Wasser liegend.
  10. Für Jetlag-Geplagte eignen sich die Fitnesscenter des Hotels. Oft sind diese von früh bis sehr spät geöffnet und verfügen über Räder und Laufbänder. Auch hier gilt für Indoor-Novizen: langsam ans Gerät gewöhnen und den Umfang langsam steigern.

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14 Kommentare zu «Wie der Lauf in den Ferien zum Genuss wird»

  • Sebastian Michel sagt:

    Wo finde ich im Internet Karten von Laufstrecken der Insel Elba? Meine Suchergebnisse ergaben leider nichts sinnvolles.
    Oder kann man auf der Insel ohne Vorabinfo drauflos laufen – sind Wanderwegmarkierungen vorhanden?

    • Markus Schöpfer sagt:

      Schon mal mit Google Earth probiert. Funktioniert wunderbar. (Ausser man will durch ein Militärisches Sperrgebiet, über Minenfelder, oder durch Taliban-Gebiet joggen….)

  • Lukas Aeschbacher sagt:

    Zu Punkt 1: In den Tropen geht es eigentlich nur morgens vor Sonnenuntergang. Am Abend ist es (zumindest für mich) immer noch zu heiss, und ausserdem wird es schnell dunkel.

    Zu 6: Vom Barfusslaufen am Strand bin ich weggekommen. Da waren nicht nur Angelschnüre sondern auch Muscheln und anderes Angeschwemmtes, was einem den Spass verderben kann. Das Laufen auf Sand ist tatsächlich ein ziemlich hartes aber sehr gutes Training – kann man hierzulande in abgeschwächter Form auf der Finnenbahn erleben.

  • Monika Grieder sagt:

    Sightseeing joggenderweise ist ein absolutes Highlight. Habe den Terry Fox Run in Sydney mitgemacht, unglaubliche Kulisse. Frühmorgens Sonnenaufgangs-Lauf am Miami-South Beach oder ein Sonnenuntergangslauf vom Venice Beach bis zum Santa Monica Pier und zurück in Los Angeles waren auch nicht zu verachten.

  • F. Otto sagt:

    @Roli Moser
    Selbstauslöser, kennsch?

  • Roland K. Moser sagt:

    Und wie hat Frau Wertheimer das Selfie gemacht?

  • Roland K. Moser sagt:

    Und den Getränke-Gurt nicht vergessen!

  • Markus Schöpfer sagt:

    Zahlreiche Orte sind ideal für das Kennenlernen per Jogging. Z.B. Marseille. Durch den Hafen joggen ist ein einmaliges Erlebnis. Oder zum Beispiel Venedig-Lido. Eine lange gezogene vorgelagerte Insel, die mit schöne Stränden, aber auch italienischem Alltagsleben verwöhnt. Empfehlenswert ist zudem ab und zu einen Sight-Seeing Marathon einstreuen. So war ich zum Beispiel letztes Jahr im Dezember in Malaga, und lief die 42,195 km im Jogging-Tempo ab, und entdeckte interessante Stadteile und wunderschöne Promenaden. Die Zeit spielt dabei natürlich keine Rolle. Allen einen schönen Sommertag.

    • Lukas Aeschbacher sagt:

      Zum Sight-Seeing kann ich den Reykjavik Marathon empfehlen. Der bietet Stadt, Hafen (zwischen Containern hindurch), Küste, Parkanlagen, etc. Und das auch im August bei angenehmen Lauftemperaturen. Kommt hinzu, dass am Abend ein grosses Stadtfest stattfindet. Auch der Stockholm Marathon bietet eine sehr schöne Strecke.

  • Daniel Thalmann sagt:

    Schönes Foto :-). Ist Elba auch ein gutes Trail-Running Revier?

    • Pia Wertheimer sagt:

      Hallo Daniel! Ja, es gibt dort einiges an Trails zu entdecken – teilweise sind auch Biker darauf unterwegs.

  • Sepp Moser sagt:

    Good morning!
    SMS im Zeitalter von Whatsup&Co. ?

    Wir haben schon viele schöne Orte, Restaurants und Aussichtspunkte wegen dem Lauftraining gefunden. So zum Beispiel in Freemantle und Perth! Auch das Bergell hat unglaublich schöne Plätze, welche auf der Karte nicht unbedingt gefunden werden können – man muss eben dort gewesen sein :-)
    Enjox the day
    Sepp

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