Das Marathon-Drama
An den Commonwealth-Spielen in Glasgow hat sich eine herzzerreissende Szene abgespielt: Alles scheint noch in Ordnung zu sein, als die Marathonläuferin Beata Naigambo als elfte Läuferin auf die Ziellinie einbiegt. Die Namibierin ist eine arrivierte Marathonfrau und hat die Olympischen Spiele in Peking und London bestritten. Dass die 34-Jährige ein wenig torkelt, beunruhigt niemanden wirklich – schliesslich verlangt die Königsdisziplin den Läufern das Äusserste ab. Erst als sie sich kaum mehr aufrecht halten kann und schliesslich seitlich gegen die Bande prallt, verstummen einige der Zuschauer. Halten beim Klatschen inne. Die Athletin geht vor den Augen der Zuschauer zu Boden. Rappelt sich kurz darauf wieder auf und taumelt die letzten Meter durchs Ziel, wo sie von einer Sanitäterin empfangen wird.
Ist es unmenschlich, ihr nicht vorher zu Hilfe zu eilen? Ich finde nicht. Ja, es hat auch mir fast das Herz zerrissen, als Naigambo niederging. Innerlich schrie auch ich «tut doch was»! Die Sanitäter taten aber gut daran, jenseits der Ziellinie auf die Sportlerin zu warten. Sie hat 42 Kilometer lang durchgebissen, ist an ihre Grenze gegangen – und offensichtlich darüber hinaus. Um einige Hundert Meter vor dem Ziel von helfenden Händen disqualifiziert zu werden? Genau das wäre nämlich geschehen, wären ihr die Sanitäter zu Hilfe geeilt. Dafür hatte sie nicht wie eine Löwin gekämpft.
Der Fall erinnert an die Schweizerin Gabriela Andersen-Schiess bei der Olympia-Premiere des Frauenmarathons 1984 in Los Angeles. Die damals 39-Jährige erreichte dehydriert das Stadion und torkelte entkräftet auf der letzten Runde. Für die 500 Meter im Coliseum benötigte sie fast sieben Minuten, lehnte aber jede ärztliche Hilfe ab:

Beata Naigambo kollabierte bereits bei den Commonwealth Games in Melbourne (19. März 2006). Foto: Robert Cianflone (Pool, Reuters)
3 Kommentare zu «Das Marathon-Drama»
Keine Angst ! Sportmediziner vorort beobachten die Läuferinnen. Solange kein Schweiss zu erkennen ist, droht auch keine Gefahr. Die Läuferinnen erleiden ein kurzes Blackout, rappeln sich auf und gelangen ins Ziel. Hier bekommen sie die fehlende Füssigkeit und … sofort erholen sie sich. Die Blackouts bleiben aus.
Haben Sie selber noch nie ein Blackout erlebt ? Wir spielten in der Schule absichtlich mit diesem Phänomen bis uns dies verboten wurde. Schade, der Spass war vorbei ! Ich denke gerne an die Schulzeit zurück. Auf den Klassentreffen sind diese Blackouts immer gegenwärtig !
sorry, das hat mit sport nichts mehr zu tun! und disqualifziert gehören vor allen dingen die funktionäre, die eine solche disqualifkation überhaupt ausssprechen.
Naja – nach sofortiger ärztlichen Unterstützung sah es auf dem Video nicht aus.
Grenzen zu überschreiten gehört wohl zum Berufsrisiko, dessen sich die Athleten sicherlich bewusst sind. Zum Glück hört man, jedenfalls in dieser Liga, nicht viel schlechtes – ich hoffe, dass es auch so bleibt!