Der neue Verzicht-ist-geil-Wahnsinn

Vivienne Westwood duscht «lange und mit reinem Gewissen». In einem Video der Tierschutzorganisation Peta macht sich die Modedesignerin für die Umwelt stark. (PB)
Wer heute hip sein will, der fährt nicht Auto, fliegt nicht in die Ferien, konsumiert keine tierischen Produkte, kauft ausschliesslich Bio-Saisongemüse. Es gibt Leute, die «retten» abgelaufene Lebensmittel aus den Hinterhof-Containern der Supermärkte. Nicht weil sie arm wären, sondern aus Ideologie. Weshalb in der Bäckerei ein frisches Brot wählen, wenn es noch solches von gestern gibt? Auch der fundamentale Veganismus verbreitet sich wie ein Virus. Mehr Anhänger als die Zeugen Jehovas hat wahrscheinlich schon die «100 Thing Challenge». Da geht es darum, sein Hab und Gut bis auf 100 Dinge zu verschenken, spenden, verscherbeln oder entsorgen, weil man sich dann besser fühle. Ein junger Student sagte gegenüber dem «Spiegel», er habe keine Lust mehr auf Party. Er kann keine Freude am Feiern empfinden, solange es mit unserem Planeten den Bach runter geht.
Nach den «Geiz ist Geil»-Jahren entwickelt sich die kultivierte Gesellschaft nun also weiter: Sie wird süchtig nach Verzicht. Wertschätzung statt Wertschöpfung. Anti-Konsum. Anti-Überschuss. Anti-Wirtschaftswachstum. Anti-Bonus. Anti-Hedonist. Anti-Badewanne. Anti-Deospray. Warum? Weil man nicht schuld sein will, dass sich das Klima erwärmt, die Gletscher schmelzen, die Weltmeere überfischt sind, in Entwicklungsländern die Menschen wegen uns hungern. Zum Weltwassertag stellte die Grande Dame der Mode, Vivienne Westwood, ein Video vor (siehe weiter unten), wo man sie unter der Dusche sieht und sagen hört: «Ich kämpfe für die Umwelt, aber ich dusche lange und mit reinem Gewissen, weil ich Vegetarierin bin.» Mit dieser Aktion weist sie darauf hin, dass enorme und kostbare Wassermengen für die Tiermast verschwendet werden, damit wir täglich ein saftiges Plätzli auf den Teller bekommen. «Wenn Sie aufhören Fleisch zu essen, tun Sie mehr für die Umwelt, als wenn Sie Ihren Müll recyceln und gleichzeitig ein Hybridauto fahren würden.»
Meine Herznerven! Auch ich finde, weniger ist mehr. Zumindest mehr oder weniger. Der Verzicht-ist-geil-Gedanke prallt an mir nicht ab, wie saure Regentropfen auf meiner Hightech-Bergsteigerjacke. Ich bin Outdoorsportlerin, setze mich aktiv für eine intakte Natur ein. Mir selber macht Entbehrung nichts aus. Sie ist sogar ein Grund, weshalb ich gerne durchs Hochgebirge schwitze, wo ich tagelang nicht duschen kann, keinen Handy-Empfang habe, ohne Strom und Bodenheizung biwakiere.
Trotzdem verzichte ich auf den Verzichts-Hype
Bei dieser 100-Ding-Challenge könnte ich dennoch nicht mitmachen. Alleine meine Sportausrüstung umfasst mit all den Ski-, Wander- und Joggingsocken, den Karabinern, Prusikschlingen, Rucksäcken gross und klein, Steigeisen und Eispickeln mindestens 250 Teile. Klar könnte ich mich fragen, ob ich wirklich fünf Paar Jogging-Schuhe brauche. Aber wäre die Welt eine bessere, würde ich diese verschenken, oder gar in den Container werfen? Ich habe jahrelang bewusst auf sehr, sehr Vieles verzichtet, damit mir mein Hobby bei jeder Temperatur Freude macht. Und ich verzichte weiterhin auf Cordon Bleu, weil es mich geistig und sportlich träge macht. Aber ein Pouletbrüstli ist für meinen Lebensstil gesund. Dafür verzichte ich auf Ferien auf den Malediven, dort ist es mir dort zu heiss und zu langweilig. Ich verzichte darum vorläufig auf den aktuellen Verzichts-Hype. Und gehe das Risiko ein, von missionierenden Öko-Diktatoren und Minimalismus-Gurus als armseliger Philister verachtet zu werden.
Ihre Meinung interessiert mich sehr.
84 Kommentare zu «Der neue Verzicht-ist-geil-Wahnsinn»
Ich möchte als Erwachsener nicht bevormundet werden, ich beschimpfe aber auch nicht diejenigen, die einen andere Art haben ihr Leben zu führen.
Drinnen ist eben das neue und ökologischere draussen…
„…Dafür verzichte ich auf Ferien auf den Malediven, dort ist es mir dort zu heiss und zu langweilig.“
Wo ist hier der Verzicht? Ich kann keinen entdecken…
Es ist doch völlig offensichtlich, dass Menschen, die auf Tierprodukte verzichten, ethisch viel besser handeln als Omnivoren. Das wissen jene auch, und deshalb reagieren sie auch so gereizt mit Wörtern wie „Missionieren“ und „Fanatiker“, weil sie ihr Konsumverhalten selbst noch nie kritisch hinterfragten und dies auch in Zukunft nicht vorhaben.
Öko-Diktatoren und Minimalismus-Gurus… ? Etwas überzeichnet, dieser Artikel. Aber etwas sparsamer mit unseren Ressourcen sollten wir schon umgehen. Gerade auch solche, die sich gerne mit „Outdoor“ übertiteln, sollten das erkennen.
Auch wenn man mehr Outdoor-Produkte besitzt als unbedingt nötig: Sie sind qualititativ gut.. Meine Wanderhosen trage ich schon 15 Jahre, die Schneeschuhe auch etc.
Ich verzichte ungern auf das Verzichten, aber nur mit verzichten ist nicht alles getan!
Die Sache mit den 100 Dingen ist so dumm nicht, wir haben in der Familie diesbezüglich extrem abgespeckt. Aber die Sachen wegwerfen, veräussern etc ist mir zu anstrengend. Nutzen bis kaputt und nicht mehr ersetzen ist einfacher. Die Vorteile liegen auf der Hand. Weniger Auslagen= weniger Arbeitsstress=weniger Ferienbedarf. Dann ist die Wohnung schön geräumig, einfach sauberzuhalten und man verschwendet keine Zeit mit Shoppen. Diese Zeit kann man dann mit Naturgenuss und Sport nutzen, natürlich ohne all diesen Krempel, den die Outdoorindustrie anbietet. Wenn ich nur diese Biker hier am Hauenstein und Belchen ansehe, ich bin zwar doppelt so alt wie die meisten von denen, aber genau so schnell am Berg, mit ganz normaler Strassenkleidung. Vielleicht weil ich keine Energieriegel und Wasserflaschen mit hochschleppe. Dass 1 kg Fleisch 4000 l Wasser braucht gilt nur in den USA, wo die die ganzen Futtermittel irgendwo in der Wüste mit Bewässerung anbauen. In der Schweiz braucht es das nicht, selbst der Mais wächst von allein, ebenso Soja. Deswegen ist es auch Schwachsinn, hier das Land zu verbauen, um anderswo Wüsten zu bewássern. HIER spielt es kaum eine Rolle, ob ich das Wasser durch den Hahn laufenlasse bevor es geklärt in die Aare kommt, oder es den Dorfbach runterlaufen lasse. Das Wasser geht trotzdem bei Basel vorbei, immerhin 1000 m3 pro Sekunde – satte 250 kg US Beef pro Sekunde könnte man damit erzeugen, sollte für die Grillsaison eigentlich reichen – meins könnt Ihr auch haben, wir essen kaum welches.
Die menschliche Eigenschaft des Verzichten-Könnens als Hype zu diffamieren, ist die beste Art, sie zu unterdrücken. (Steckt dahinter die Unfähigkeit zu verzichten?) Es gibt eine altrömische Weisheit, die darüber steht: „Sich selber zu beherrschen ist die nobelste aller Herrschaften“ – wer danach lebt, wird sich weder blind und unhinterfragt einem Verzicht-Hype unterwerfen, noch wird er/sie sich durch Blogs wie den oben stehenden von Frau Knecht vom Verzichten abhalten lassen, wenn er/sie dies für sinnvoll betrachtet – Autonomie als ein Stück menschliche Freiheit und Würde, nicht mehr, nicht weniger.
Verzicht scheint der einzige Denkansatz für unser krasses Verteilproblem auf der Welt. Dass der Lebensstil im Wohlstandsteil dieser Erde nicht für alle bald 10 Milliarden Menschen geeignet ist, scheint unbestritten. Solange es nicht gelingt das Wunder der „Speisung der 5’000“ aus der Bibel zu wiederholen, gibt es aber meines Erachtens immer noch zwei Lösungen für die gerechte Verteilung: „Kleinere Portionen“ oder „Weniger Konsumenten“.
Angesprochen wurde oben auch die Ungerechtigkeit der Ausbeutung der Arbeiterschaft in der dritten Welt. Wenn jeder gesunde Wohlstandsbürger soviel echte Arbeit leisten müsste, wie er konsumiert, wäre das Verzicht-Thema sofort keines mehr.
Sollen sie sich doch selbst kasteien, wenn es ihnen gefällt (fast hätte ich geschrieben …wenn es ihnen Spaß macht… aber Spaß steht bei diesen Herrschaften wohl unter Generalverdacht) Ansonsten hüte ich mich vor diesen „Unbestechlichen“, den Vertretern von Moral und der reinen Lehre. In denen steckt oft ein kleiner Robespierre.
Ich finde den Trend oberhammermässig geil – so bleibt nämlich für mich mehr über. Danke
Ich liebe die Umwelt, deshalb trage ich synthetisches, hightech Outdoor-Zeugs – selbstverständlich alles in China oder Bangladesch hergestellt – paradoxer kann eine Message gar nicht sein! Echter Verzicht bedeutet, etwas das man ausgesprochen gerne tut, aus Überzeugung nicht mehr zu machen und nicht weil man eben easy darauf verzichten kann, wie auf die Malediven, deren Hitze und Langweile… ein Riesen-Autsch dieser Beitrag!
Wenn diese Menschen unbedingt verzichten möchten dann gerne, aber lasst uns die, die nicht verzichten möchten Bitte in Ruhe. Könntet ihr da einmal darauf verzichten?! Ich bin auch für Leben und Leben lassen also macht Eure Sace doch bitte unter Euch aus.
Wer lässt hier eigentlich genau wen nicht in Ruhe? Ja, leben und leben lassen finde ich eine super Einstellung! Es könnte ja sein, dass „diese Menschen“ genau mit dieser Einstellung und wegen dieser Einstellung auf Sachen verzichten – hmm?
Es gibt ja durchaus sachliche Argumente dafür, auf gewissen Konsum zu verzichten oder Konsumgewohnheiten zu ändern, um andere (in Würde) leben zu lassen, z. B. Kleidernäherinnen in Bangladesch, Minenarbeiter in Kongo, Bienen, Legehühner, Kinderarbeiter etc. etc.
Leben und leben lassen!
Ich finde es blöd, diese Modewellen nachzumachen. Es kommt mir vor wiel Lemminge, wo einer dem anderen nachläuft.
Am besten ist es auf seine innere Stimme und sein Gewissen zu hören. Dann trifft man schon die richtige Wahl.
Es kommt nicht drauf an, dass ich das kaufe was gerade im Trend ist, sondern, das was mir Freude mach und das, was ich zu meinem Leben brauche.
Ja, ich esse kein Fleisch, weil es für mich nicht wichtig ist. Ich wollte schon als Kind ganz aufhören. Das wurde mir damals verboten. Ich hatte hatte Phasen ohne, dann wieder mit etwas Fleisch usw., bis ich vor etwa 20 Jahren ganz damit aufhörte.
Ich fuhr sogar Auto, wenn ich an einem Ort wohnte, mit sehr wenig OeV. Aber grundsätzlich liebte ich immer das Velofahren. Als es mir vor einigen Jahren sehr schlecht ging, habe ich mir ein e-bike gekauft, weil ich kaum noch die Kraft hatte für’s Velo ohne Antrieb.
Jetzt geht es mir wieder erstaunlich gut. Deshalb habe ich mir einen Traum erfüllt, den ich seit meiner Kindheit habe. Ich habe mir ein Rennvelo gekauft und bin nun damit schon fast so schnell, wie mit dem e-bike. Und das mit 66 Jahren. Heute sind ja hometrainer Mode oder das Fitnesscenter. Für mich ist Sport einfach Bewegung in der Natur. Dazu gehört velofahren und wandern.
Ich will einfach gut zu mir schauen. Dazu gehört äussere Bewegung, innere Bewegung (seelisch), sozialer Kontakt, den Mitmenschen respektieren, etwas um mich herum bewegen. Das, was ich dazu brauche, kaufe ich – nicht mehr und nicht weniger.
Speziell die Outdoor-Branche ist eine derjenigen, die am stärksten Bedürfnisse schafft. Sämtliche dieser Produkte werden mit dem Versprechen verkauft möglichst robust und langlebig zu sein. Trotzdem muss das Geschäft ja am laufen gehalten werden, sonst würde man sich ja nur alle 20 Jahre einen neuen Schlafsack oder Rucksack kaufen. Gerade deswegen produziert diese Industrie Innovationen am Laufmeter, man findet ständig ein Produkt welches noch kleiner, noch leichter, noch atmungsaktiver ist, mit dem alles noch einfacher wird, und das man dann natürlich auch kaufen muss. Der persönliche Optimierungswahn kennt hier keine Grenzen!
ich verzichte darauf mir vorzumachen die welt würde eine bessere wenn ich etwas an meinem lebensstil ändere. gerne werd ich dann darauf aufmerksam gemacht: wenn nur alle was machten und wenn nur die leute nicht so dächten wie ich es tue. nun – sie tun es. ganz egal wieviele öko-hypes noch kommen, viewiele veganer noch pflanzen essen, wieviele tierschützer sich die haare wachsen lassen. die welt wurde in den letzten jahren nicht besser. wir stehen heute näher vor dem ende unseres überflusses als zuvor. die weltbevölkerung wächst, die klimatemeratur steigt, der urwald verschwindet, die tiere sterben aus, die ressourcen schwinden, das öl wird weniger, der energiebedarf wächst. und das überall auf der welt, auch bei uns. wir, die wir doch mittlerweile schon ein so gutes gewissen haben, etwas für diesen planeten getan zu haben. alles für die katz. darum tue ich nichts. darum verzichte ich nicht. ich habe ein iphone, ein ipad, tv, pc, auto, kühlschrank, mikrowelle und esse fast täglich fleisch oder geflügel. ich bin vielleicht nicht der vorzeige-öko, aber dafür bin ich ehrlich.
Danke!
markushamster sagt das sehr schön und spricht wohl für die Mehrheit.
Obschon ich über die Öko-Fundis schimpfe und gegen das Missionieren tu ich natürlich auch dies und jenes: Verpackung sparen, korrekt entsorgen, mit Holz heizen, korrekte Produkte konsumieren, möglichst auf dem Bauernhof einkaufen, kompostieren und meinen Überfluss mit anderen, die es nötig haben, teilen. Aber die Welt verändern kann man so eben nicht. Leider nicht.
Schon hundert Mal geschrieben und immer wieder bestätigt: Fundamentalisten und Missionare, egal aus welchem Lager, nerven tatsächlich. Fundamentalisten missionieren eigentlich nur, um ihr schlechtes Gewissen und vor allem ihre Unsicherheit in ihrer Haltung zu unterdrücken, denn, wenn man „Anhänger“ findet, dann muss die Idee, die man so vehement vertritt, ja richtig sein.
korrekt: der fundamentalist hat immer angst, weil er unsicher ist. wäre er sich seines glaubens sicher, würde ihm keiner was können. so aber muss er ständig seine eigene unsicherheit im kampf gegen andere unterdrücken. das böse kann ja nicht der eigene zweifel sein, nein, das böse sind die andern.
Egal, was die Ausreden und Rechtfertigungen sind: Wir leben einfach mit zu grossem, ökologischen Fussabdruck. Und das auch, wenn andere noch schlimmer sind.
Finde es spannend, dass dieses Thema gerade im Outdoorblog diskutiert wird. Die Thematik auf „Ich mag nicht verzichten, meine Kletterausrüstung besteht aus 250+ Teilen“ ist jedoch etwas zu kurz gefasst und genauso simpel, wie alles ausser 100 Dinge wegzuschmeissen (was bringt das der Umwelt genau?). Was ich jedoch an der ganzen Sache begrüssenswert finde, ist die Diskussion darüber, wie wir unsere Gesellschaft und im Endeffekt unsere ganze Spezies in der Zukunft sehen – denn dass unser derzeitiger Ressourcenverbrauch, gekoppelt mit dem derzeitigen weltweiten Bevölkerungswachstum zu keinem schönen Ende führt, ist eine Tatsache, der sich zwar viele Menschen bewusst sind – verinnertlicht haben sie aber noch ganz wenige; die meisten verdrängen sie lieber. Und da sind mir dann die 100-Things-Hipster doch lieber als die Mit-dem-Cayenne-in-die-Berge-zum-Klettern-Fahrer.
Mit der Öko-Welle gehen doch mittlerweile viele mit, um das Gefühl zu erhalten, dass man gegen den Kommerz-Strom schwimmt. Nur ist dieser Öko-Alternativ-Wahn ein genauso massenhaft taugliches Konstrukt wie das Kommerzielle selbst. Mittlerweile sind wir so damit beschäftigt, uns mit irgendwelchen Subkultur-Bewegungen zu identifizieren bzw. instinktiv von Hypes und Modeerscheinungen abzugrenzen und uns individualisieren, dass wir gar nicht mehr die Zeit haben, uns zu fragen, was wir eigentlich für richtig und was für falsch halten. Und „Richtiges“ lässt sich auch im „Durchschnittlichen“, im Mainstream finden.
Also ich finde manchmal ist diese ganze Verzichterei eine reine Modeerscheinung, früher war es in bei Fb ständig zu posten wie oft man laufen, ins ftiness studio geht, heute ist es total angesagt zu posten, was für „toller“ mensch man ist! bei einigen menschen aus meinem Freundeskreis, empfinde ich dies als eine reine Heuchlerei, wobei ich genau weiß, das die nicht so toll sind wie die immer tun!
Um durch Verzicht glücklicher zu leben, muss man zuerst einmal mehr gehabt haben !
–Sarkasmus ein.
Ach die armen Erste-Welt-Privilegierten finden sich durch Verzicht belästigt!
Am besten wir machen eine Sammelaktion mit der Glückskette, um dieser schreienden Ungerechtigkeit und diesem Leid ein Ende zu bereiten.
–Sarkasmus aus.
Auch bei mir hat sich so manches an Sport- und Outdoormaterial angesammelt und mit ihm mein schlechtes Gewissen.
Ich habe schon länger die Idee, dass man eine schweizweite Outdoorgenossenschaft gründen sollte, quasi eine „Outdoor-Migros“. Diese würde für die Mitglieder Sport und -Ourdoorsachen entwickeln, nach Möglichkeit selber herstellen und bereitstellen/unterhalten. Gewisses Material würde man kaufen können anderes nur ausleihen. Ziel: Nachhaltigkeit.
Das finde ich eine Super-Idee! Warum fangen wir nicht gleich damit an?
Wäre auch dabei und dann noch eine JRZ-Aktion :-)
Dazu gäbe es einiges zu sagen.
Aber der wahre Verzicht liegt doch im Kommentar-Verzicht.
grundsätzlich verzichte ich auf den verzicht. ausser er erscheint mir sinnvoll und es kostet mich keine überwindung, ihn einzugehen. duschen tu‘ ich nicht so häufig, dafür wenn – dann. mindestens 20 minuten. da halte ich es mit tante vivienne. und. heiss. gut – manche werden jetzt sagen (viel) zu heiss…
Nun, auch ich gehe gerne in die Berge, habe eine entsprechende Ausrüstung. Wenn ich aber diejenige meiner Kollegen ansehe, muss ich feststellen, dass meine doch schon ziemlich in die Jahre gekommen ist. Dann sage ich mir: Brauche ich jetzt das und jenes auch, oder genügt das wirklich nicht mehr, das ich mir vor 20 Jahren angeschafft habe (Stichwort Suffizienz)? (Noch) verbietet niemand den freien Konsum, aber je länger wir diesem ungezügelten Konsum frönen, desto heftiger wird der Absturz sein über kurz oder lang. Eine interessante Überlegung und für mich ein Schlüsselsatz ist jener von Niko Paech, Volkswirtschafter und Buchautor: „Souverän ist nicht, wer viel hat, sondern wenig braucht“. Damit ist schon ziemlich alles gesagt.
Hm, ich war noch nie auf den Malediven, und ich trage zum Velofahren dieselben Hosen, wie zum Wandern oder zum Einkaufen. Allerdings empfinde ich beides nicht als Verzicht. Offensichtlich lebe ich falsch.
Wo genau findet der Verzichtswahnsinn statt? Wenn dieser angebliche Wahnsinn real wäre, würde es der Welt besser gehen. Das ist Wunschdenken, nichts anderes. Dieser Verzicht ist zu intellektuell, die Menschheit dafür zu dumm.
Ich würde auch am anderen Ende ansetzen und vom Konsumwahnsinn reden.
Fakt ist: es gibt 4.3 Milliarden Asiaten und über eine Milliarde Afrikaner (bald sehr viele mehr). Wenn die alle denken, das Glück nur mit 5 Paar Joggingschuhen, 2 mal Fleisch pro Tag, 2 Autos und dem neusten Iphone zu erreichen ist, werden wir bald 50 Milliarden neue Turnschuhe brauchen, die Ressourcen zu deren Herstellung, und die Kapazitäten zu deren Entsorgung. Und das sind erst die Turnschuhe… Ich glaube eigentlich, dass die Entwicklungsländer nicht zwingend unser Konsumverhalten kopieren und für frühere Entbehrungen überkompensieren müssen. Bedingung dafür ist aber, dass sich ein weniger konsumlastiger Lifestyle als ‚cool‘ und nachahmenswert etabliert, besonders auch in Ländern zu welchen die Menschen der Entwicklungsländern (noch) hochschauen. Ich finde es toll, dass es Leute gibt, die ihren Enthusiasmus zur Unterstützung einer solche Veränderung, noch nicht verloren haben, und fühle mich inspiriert, selbst mehr zu tun.
Mein Eindruck ist dass viele auf hohem Niveau leben und vielleicht doch merken dass es so selbstverständlich nicht ist. 5 Paar Jogging Schuhe.. Malediven.. Sportausrüstung.. und vieles mehr.. schön, aber nur für eine kleine Schicht Menschheit. Sieht man den ganzen Kontrast auf dieser Welt, kann Verzicht auch Neuorientierung sein.
Wenn Sie 5mal wöchentlich Joggen (oder sagen wir: Laufen) gehen, sind 5 Paar eine sehr intelligente Anschaffung. Ganz abgesehen davon: Ob sie 5 oder ein Paar haben ist vom „Verschwenden“ her egal: das einzige Paar verschleisst einfach 5mal schneller als die fünf Paar Jogging-Schuhe.
Klar, Sie können auch barfuss gehen. Mache ich auch oft. Nur sind es unsere domestizierten Füsschen nicht mehr so gewöhnt und ab einem gewissen Wochenumfang riskieren Sie Ermüdungsbrüche.
Und ja, wir Konsummenschen fühlen uns angegriffen wenn andere „verzichten“ – auch so ein Cliché.
Offenbar genug, um einen Blogbeitrag und eine Antwort darauf zu provozieren.
Wenn es etwas gibt, was noch ätzender ist als auf dem Tablet vor sich hergetragenere Asketismus, dann sind es Leute, die sich davon angegriffen fühlen und meine, sich rechtfertigen zu müssen.
Entweder ihr geniesst ohne schlechtes Gewissen, oder ihr bekomt eins bein Anblick von Verzicht. Falls letzteres, ist vielleicht Zeit, in sich zu gehen. Aber Gegenangriff ist natürlich einfacher.
Schon einmal etwas von „Kultur“ gehört? Dazu gehört nicht der obligate „Zivilschutzquadratmeter“ im Boden „und sonst nur Novorrat“, sondern viel mehr. Was unterscheidet denn das Strassburger Münster von einer mittelprächtigen Zivilschutzanlage? Was ist der Unterschied zwischen einem Wohnblock und einem Jugendstilhaus?
Minimalismus kann zur Kulturlosigkeit verkommen. War König Ludwig von Bayern ein Verschwender, nur weil er uns Neuschwanstein hinterliess? Eine Baracke hätte es doch auch getan, oder?
Vielleicht sollte man mehr verpflichtet werden, nur langlebigere Dinge zu erzeugen und zu benutzen. Meine Schreibmaschine wird mich wohl noch überleben. Das Problem dürften dann nur die Farbbänder sein!
Ich bekenne mich dazu, wesentlich mehr als 1000 Dinge zu besitzen.
Arme Natascha. Scheint ganz so, als ob nur bewusste Leute diesen Blog lesen und kommentieren. Ihhhh – Kiwi! Ihhhh – 5 Paar Outdoorhosen! – Ihhhh – Flugreisen! Hier kommentieren Menschen, die wissen, was im wahren Leben wirklich zählt. Schlimm daran: Sie missionieren und fühlen sich als bessere Menschen.
Wirklicher Wahnsinn ist objektiv gesehen nicht „Verzicht-ist-geil“, sondern dass wir z.B. gedankenlos täglich ein Stück Fleisch essen, für dessen Produktion 4’000 Liter Wasser verschwendet und so ganz nebenbei auch noch ein Tier lebenslänglich eingesperrt und abgeschlachtet wurde. Und warum? Nur damit wir 5 Minuten lang ein besonderes Geschmackserlebnis im Mund haben. Niemand will Ihnen Ihre Sportausrüstung wegnehmen, Frau Knecht. Aber gerade für Sportler ist Sprint- und Weitsprung-Weltrekordler Carl Lewis als Veganer der lebende Beweis, dass es nicht mal für Höchstleistungen irgendwelche tierischen Produkte braucht.
Carl Lewis ist eher der Beweis, dass es für Höchstleistungen noch ganz andere Produkte braucht, nämlich solche aus dem Medizinschränkchen.
Der Rest mag in der Tendenz stimmen, ist aber auch immer noch zu differenzieren. Schliesslich ist irgendein vegetarisches Gericht voll mit indonesischem Palmöl allemal bedenklicher als ein Stück Fleisch aus heimischer Weidehaltung. Zumal wenn kein Wasser (über Futter) importiert wird und es hier genug davon hat – oder möchten Sie dieses „verschwendete“ Wasser per Post in die Sahelzone schicken?
@ Bögli. Ihr Stück Fleisch aus heimischer Weidehaltung in Ehren, aber sowas gibt es leider praktisch nur noch in der Werbung und in Ihrer Fantasie. Tatsache ist, dass die Tiere, die wir meinen essen zu müssen, vorwiegend oder ausschliesslich irgendwo eingesperrt sind und 80 % der Weltproduktion an Sojabohnen fressen. Dafür wird garantiert mehr Urwald abgeholzt wird als für Palmöl, das es auch für veganes Essen nicht unbedingt braucht.
Geil? Die meisten Leute verzichten, weil es nicht mehr anders geht. Das hat nichts mit „geil“ zu tun.
Auch wird gerne verzichtet – losgelöst von simpel fehlender Kaufkraft – weil die betroffenen „Angebote“ einfach – sorry – echter Müll sind. Wer braucht schon Gammelfleisch, Resort-Ferien, mit Werbung verseuchte Unterhaltung und öffentliche Anlässe bei denen man mit Handys zu Tote gefilmt und geknipst wird, etc?
Schlussendlich wem die Ethik fehlt bei seinem Konsumverhalten an andere und die Zukunft zu denken hat meiner Ansicht nach keine Existenzberechtigung.
Ihr letzter Satz fasst alles zusammen! Leider ist es sowohl im Artikel wie auch bei den meisten Kommentaren sehr weit weg von wahrem Verstaendnis. Wir lernen sehr viel ueber Ursachen und Folgen unseres Verhaltens, wollen aber die Zusammenhaenge meist gar nicht sehen, von wegen akzeptieren. Wir, als Generation, muessen uns schaemen, wie wir uns auf der Welt benehmen.
Ich denke nicht, dass an erster Stelle des freiwilligen Verzichts das Hip-sein-Wollen steht. Ich bin, wie Sie es bezeichnen, „süchtig nach Verzicht“, fühle mich aber kein bisschen hip, und schon gar nicht als Teil einer grossen, kultivierten hippen Gesellschaft. Ehrlich gesagt fühle ich mich eher verzagt und pessimistisch, was die Zukunft der Menschheit und der Erde angeht, und meinen „Verzicht“ sehe ich als den mir zur Zeit angemessenen und möglichen Beitrag, so wenig wie möglich zu schaden!
Und ich bin überzeugt, dass es den meisten Menschen so geht, die auf die von Ihnen beschriebenen Dinge verzichten: Es ist ihr Wunsch, nicht gedankenlos oder achtlos und eben nicht auf sich selbst bezogen zu konsumieren, und dadurch möglichst wenig Schaden zuzufügen – der Umwelt, dem Klima, anderen Menschen.
Wenn dadurch bei einigen Menschen das Gefühl entsteht, die Welt zu retten, ist das wohl eine nette Einrichtung ihrer Psyche, um der Verzagtheit und dem Pessimismus zu entkommen, die z. B. ich empfinde.
Missionieren tue ich nicht – und ich werde auch nicht missioniert. In dem Zusammenhang: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.
Sehr schön gesagt. Dies entspricht in etwa meiner eigenen Einstellung.
ich bin erwachsen, weiss selbst was mir gut tut und was nicht, ich lebe zwar nicht in einer Tropfsteinhöhle, in so einer war ich mal als Kind, war echt spannend, ich trage längst keine Stöckelschuhe mehr – Ratschläge sind auch Schläge – ich bin meine eigene Coiffeuse – meine eigene Köchin – etc. etc. Ich kaufe Bio-Eier in Läden , da haben wir auch keine 100m%ige Garantie, ob das ev. Eier sind von zusammengepferchten Legehühnern – ich schätze zwar die heutige Technik – Radio – TV – ich hab jetzt 249 Sender zum zappen , in den Pausen am TV kommen ständig Werbespots, wenn mich was nervt, habe ich ja ein Knopf zum auf Taste aus oder stumm schalten ……..
Ich finde diesen Artikel bezeichnend für das Gerechtigkeitsempfinden unserer hiesigen Übreflussgesellschaft: Man anerkennt das globale System der Ausbeutung und Verschwendung und findet es ja auch ganz schlecht. Aber sobald das Verzichten und Konsequentsein den eigenen Lebensstil und alltägliche Annehmlichkeiten antastet, wird es zu viel. Forderungen nach einer wirklichen Nachhaltigkeit, ein tatächliches Umdenken und eben auch Um-leben wird dann als „diktatorisch“ und „fundamentalistisch“ abgetan. Selbstschutz.
Ja, etwas abzugeben von seinem „zu viel“ kann weh tun und braucht eben mehr als nur ein Lippenbekenntnis. U.A. einen Weitblick, der die globalen Zusammenhänge der Problematik im Detail erkennt. Auch unser konsumorientierter Lebensstil hat das Geschäft mit dem Grünen und Nachhaltige entdeckt und weiss es gut zu vermarkten: nur solange man die Verschwendung, das Ausbeuten und die Joggingsocken als absolut gerechtfertigt für die eigene Befriedigung (seines persönlichen Spassverlangens) ansieht, lässt sich die Kauf-Brauch-Wegschmeiss-Maschinerie aufrecht erhalten. Und mit einem anscheinend guten Gewissen der Konsumenten lässt sich sogar noch besser Profit machen.
Ein schlechtes Gewissen im Wissen um die sozialen, ökologischen und ökonomischen Kosten, sprich die globale Ungerechtigkeiten unseres ach so angenehmen Lebensstils mit einem Pouletbrüstli anstatt einem Cordonbleu zu besänftigen ist höchst fragwürdig. Ein paar wenige hatten einfach nur Glück, am richtigen Ort geboren zu werden. Tja, blöd gelaufen für den weitaus grösseren, weniger glücklichen Rest der Weltbevölkerung. Aber wir können ja auch nichts dagegen tun, oder…?
Amen to that, Frau Knecht! Sehe ich genau so.
Beim Sport selber, v.a. in den Bergen, bin ich dem Verzichtswahn hingegen in der Hinsicht total verfallen, dass „schnell und leicht“ das nonplusultra für mich ist. Möglichst wenig dabei (ohne die eigene Sicherheit leichtfertig zu riskieren) und dafür möglichst schnell vorwärtskommen.
Wir leben auf dieser Erde auf Pump und zwar massiv. Wollen wir längerfristig überleben, so kommen wir um Verzicht nicht herum. Von daher ist es nicht gerade sehr weitsichtig, die Idee des Verzichts lächerlich zu machen.
Bin auch ihrer Ansicht. Ich denke auch, dass wir in einigen Jahren zum Verzicht gezwungen werden, nämlich dann, wenn die Herstellung von Lebensmitteln so schwierig geworden ist, dass die Preise zu hoch sind, um im heutigen Stil weiter zu schwelgen. Dann wird Verzicht diktiert.
Ich hoffe sehr, dass es sich eben nicht um einen „Verzichts-Hype“ handelt, sondern um den Anfang eines lang anhaltenden Prozesses des Umdenkens. Unter dem Gesichtspunkt, dass wir mit unserer „zivilisierten“ Lebensweise anderthalb Planeten bräuchten, ist das auch dringend notwendig. Fleischreduktion, saisonaler Gemüsekonsum und bewussteres Reisen sind erste Schritte in die richtige Richtung, werden aber noch nicht ausreichen.
Sehr interessant – nicht nur der Text im Blog, sondern auch die folgenden Kommentare. Da gibt es die, welche nur die Läden sehen,welche überschüssige Lebensmittel wegwerfen. Schlimm! Dann gibt es die, welche nur die in Fernost produzierten Outdoor-Kleider sehen. Auf eine andere Art schlimm! Aber wer so auf einzelne Problemkreise fokussiert, verpasst den Kern der Sache: Darf ich in einem Bereich grosszügig sein, wenn ich in einem andern Bereich verzichte? Duschen, aber kein Fleisch? Hightech-Klamotten, aber keine FLugreisen? Da wird klar, dass die Komplexität dieser Welt uns über den Kopf wächst. Wir bringen es nicht fertig, eine Rechnung zu lösen, in welcher Äpfel gegen Birnen aufgerechnet werden müssen. Am Ende bleibt nur die subjektive Einschätzung des eigenen Konsumprofils, welches so vielfältige Aspekte aufweist, dass jedeR eine Möglichkeit findet, sein/ihr Verhalten mit passend gewählten Begründungen zu verteidigen.
Wie wahr! Leider.
Frau Knecht, ich verstehe die Aufregung nicht ganz. Wir leben doch in einem freien Land, in welchem jeder so leben kann, wie er will. Wenn jemand auf Totalaskese macht, dann soll er das doch tun, wo ist das Problem? Ich esse auch Fleisch, aber es käme mir trotzdem nie in den Sinn einen Vegetarier oder Veganer als „missionierenden Öko-Diktator“ zu bezeichnen. Ich als Leser und auch Ihre Herznerven würden sich über etwas mehr Gelassenheit ihrerseits freuen.
frau Knecht.
während der lektüre Ihres artikels musste ich schmunzeln und ich kann mir gut vorstellen, dass Sie einfach nur provozieren wollten. doch dieser „verzichtswahn“ scheint da etwas in Ihnen ausgelöst zu haben, was ja eigentlich in sich schon mal gut ist. sehen Sie Ihren wohlstand doch auch positiv: Sie brauchen so rasch keine jogging-schuhe mehr zu kaufen, ihre vielen outdoor-kleider werden Sie noch lange glücklich machen, Sie können freunde auf Ihre bergabenteuer mitnehmen und diesen vieles ausleihen, damit sie es nicht selbst kaufen müssen und auch nicht, wie Sie, auf so viele, viele dinge verzichten müssen.
nehmen Sie es mit sportsgeist und vor allem: haben Sie keine angst, niemand will Ihnen nur das kleinste wegnehmen!
jedoch: mit andern teilen macht freude und freunde!
Weshalb müssen Sie Andersdenkende und –handelnde Menschen diffamieren? (Öko-Diktatoren, Minimalismus-Gurus?) Fühlen Sie sich ertappt oder haben Sie Angst, dass Ihnen eines Tages ein Öko-Diktator Ihre Outdoor Ausrüstung wegnimmt? Ich bin weder Veganerin noch Vegetarierin, aber mir käme es nie in den Sinn Menschen, die keine tierischen Produkte zu sich nehmen, zu diffamieren. Ich respektiere in hohem Masse deren sorgfältigen Umgang mit unseren knappen Ressourcen. Ich habe übrigens auch nicht den Eindruck, dass diese Menschen dabei eine Verzichtsleistung erbringen. Die mögen einfach kein Fleisch so wie ich kein Auto brauche, um mich fort zu bewegen. Auch Sie verzichten ja nicht wirklich auf die Reise in die Malediven, denn Sie schreiben, dass Sie sich dort langweilen würden. Erst wenn wir beginnen, unsere liebgewonnen Verhaltensweisen zu ändern, empfinden wir „Verzicht“. Das braucht – solange es freiwillig ist – dann eine gewisse kognitive Anstrengung. Aber sobald es zur Routine geworden ist, entfällt diese Anstrengung. Da wir ressourcenmässig auf „Pump“ leben wäre es meines Erachtens angebracht, dass wir alle etwas von dieser kognitiven Anstrengung vollbringen. Dabei zählen auch kleine Schritte. Und nochmals: Man muss nicht unbedingt das Licht des anderen ausblasen, um das eigene Licht heller leuchten zu lassen.
Liebe Natascha,
hier eine Schnellbleiche für dich:
In unserem täglichen Leben finden wir uns inzwischen damit ab, dass unser Handeln ständig im Widerspruch ist zu unserem Erkenntnis der uns umgebenden Welt (oder glaubst du wirklich, dass man für 3.95 ein T-Shirt produzieren kann, ohne Mensch und Umwelt auszubeuten?). Die Akzeptanz dieser sogenannten „Kognitiven Dissonanz“ ist eine Grundvoraussetzung der Konsumgesellschaft: Wenn ich mich nämlich nur noch so verhalten würde, wie dies meine Erkenntnis der Gesellschaft als richtig definiert, so brauche ich nicht mehr als 100 Sachen. Hier kommt Immanuel Kant ins Spiel: Gemäss seiner Definition von Freiheit (und ich habe bisher noch keine bessere Definition gefunden) ist nur jene Handlung frei, die weder von Sachzwängen noch vom Lustprinzip, sondern von Vernunft und Moral geleitet ist.
Die Konsumgesellschaft baut jedoch auf Sachzwänge und Lust auf.
Es geht also nicht um eine Mode sondern um das grundsätzliche Verständnis von Freiheit!
Ausführlicher in „Halald Wenzel: Selbst denken“, Fischer Verlag.
Gruss, Markus
Das haben schon Vertreter philosophischer Strömungen bei den Griechen gesagt und seit Jahrhunderten und bis heute ungebrochen: Vertreter aller möglichen Religionen. Sie vergessen, dass Lust auch ein Teil des Menschseins ist – nicht nur Moral und Vernunft – und mindestens ein genauso legitimer. Nur wer auch seine Lust ausleben kann, ist wirklich frei. Sie abzuwerten heisst verleugnen. Und weil das die meisten Menschen instinktiv und unbewusst „erkannt“ haben, funktioniert die Konsumgesellschaft, was ich auch sehr bedaure. Doch das Missionieren der Verzichter schadet nur der Psyche aller beteiligten und bei niemandem zu mehr Selbstreflexion – denn die Ideologie dieser Leute ist selbst nicht reflektiert.
Was soll man daraus ableiten? Dass es legitim ist, die Welt zu zerstören, wenn dies der Lust dient? Erstaulicherweise gab es Vieles von dem was heute unsere „Lust“ ausmacht vor 25 Jahren noch gar nicht (Computerspiele, Wochenendausflug mit Flugzeug, Pizzalieferservice etc), die Lust ist demnach konsumgesteuert und deshalb fremdbestimmt. Selbstverständlich sind wir alle (mindestens teilweise) lustgesteuert, es ist jedoch wichtig dies als „Unfreiheit“ zu akzeptieren und sich nicht einreden zu lassen, jedes Jahr ein neues Handy ist ein Zeichen für Freiheit. Falls sie unter Lust nur „sex“ verstehen, geben ich ihnen natürlich völlig recht! (-;
Und natürlich sehe ich mich nicht als Missionar, sondern als Aufklärer (wie alle Missionare!).
Nicht auf die Malediven zu gehen, weill es dort zu heiss ist, ist kein Verzicht.
Verzicht ist eben doch geil, denn er gibt einem einfach täglich ein gutes Gefühl! Einfach mal ausprobieren und staunen. Und keine Angst. Das Leben ist nach wie vor bunt und spannend auch wenn man auf viele (unnötige und meisten billige) Dinge im Leben (freiwillig) verzichtet. Dafür aber auf die wirklich wichtigen Sachen im Leben umso mehr wert legt und diese dann auch entsprechend sorgsam hegt und pflegt..Man muss sich halt nur darüber klar werden, was einem wirklich wichtig ist im Leben und in welchen Situationen man sich wirlich glücklich und zufrieden fühlt. Dann merkt man schnell, dass wir wirklich auf den meisten unnötigen Luxus problemlos verzichten können…
Also ich verzichte fast jeden Tag – und nehme ein kleines 200-Gramm-Steak statt eines „richtigen“ Stücks Fleisch. Also verzichte ich auf gut 50 Prozent. Das sollen mir mal alle Missionierende nachmachen – 50 Prozent weniger! Im Minimum.
Frau Knecht, Sie fühlen sich offensichtlich angegriffen von der Minimalismus- und Lessness-Kultur. Sie haben ein schlechtes Gewissen, sonst hätten Sie diesen Text nicht geschrieben. Es verbietet Ihnen niemand, 5 Outdoorhosen zu besitzen. Vermutlich wurden sie sogar in China, Pakistan oder Baglasdesh unter widrigsten Umständen für ein paar Franken produziert und von Ihnen für viel Geld gekauft. Nein, Sie brauchen kein schlechtes Gewissen zu haben, schliesslich ruft die Outdoorbranche aus jeder Ecke, jedem Schaufenster und jedem Katalog – kauf, kauf, kauf.
Spannend ist ja auch immer wieder zu beobachten, dass besonders Leute die Sport in der Natur machen, dies mit vielen, vielen, vielen Dingen tun, für die Umwelt zerstört, Wasser in Massen verbraucht und Menschen ausgebeutet werden. Aber nein, machen Sie sich bitte kein schlechtes Gewissen, kaufen Sie, kaufen Sie … Ihr Schrank hat sicher noch ein Plätzchen.
Perfekt formulierte Gedanken, welche ich gerade auch in diese Richtung hatte!
Wurden diese perfekten Gedanken eventuell auf einem Computer aus China getippt der gar mit Atomstrom betrieben wird? Oder haben Sie es mit Biotinte auf handgeschröpftes Recyclinpapier geschrieben und sind im Lendenschurz zur TA Redaktion gewandert um es dort persönlich abzugeben? Hut ab, wenn alle so wären wie Ihr zwei wäre die Welt gerettet! :)
Verstehe Ihr Problem nicht. Sie sind doch diejenige, die hier die „Öko-Diktatoren“ lächerlich macht und mit Verachtung eindeckt, nicht umgekehrt. Klar gibt es Leute die vor allem für ihre eigene Psychohygiene verzichten und sich dabei missionarisch bis hochgradig nervig verhalten, aber immerhin reduzieren sie tatsächlich den Ausstoss von CO2 und den Wasserverbrauch.
Heisst das, wenn ich kein Fleisch esse muss ich dafür den Müll nicht mehr trennen und muss an der Ampel den Motor nicht mehr ausschalten.
Danke Vivienne. Für die Gewissenserleichterung.
War schon immer zu faul, metall separat zu entsorgen.
Ich bin nicht sicher, ob Sie unsere Meinung wirklich interessiert. Ich glaube, Sie möchten hören, dass Sie wirklich nicht auf alle Ihre Utensilien verzichten müssen und sicher Poulet essen dürfen, da Sie ja bewusst auf „sehr, sehr Vieles“ verzichtet haben. Aus meiner Sicht hat dieses Thema nichts im Outdoor-Blog verloren.
Mich nervt diese so genannte Verzichterei auch. Vor allem weil viele Leute ständig damit missionieren und sich als bessere Menschen aufspielen, so als hätten sie die Wahrheit für sich gepachtet. Ich versuche, meine eigene kleine Welt in Ordnung zu halten, kaufe kein Budget-Fleisch und sage den anderen vor allem nicht, wie die richtige Lebensgestaltung ist. Sich saisongerecht zu ernähren ist wichtig und ok, aber auch der Kauf von Kiwi aus Neuseeland, wenn sie schon da sind.
Ich lese in solchen Themen immer wieder „ständig missionieren“ – extrem selten (!) erlebe ich persönlich aber Leute, die wegen Ökozeugs missionieren. Vielleicht solltest du Luise dir mal Gedanken um dein soziales Umfeld machen oder vielleicht provozierst du mit deiner Lebensweise die Leute auch so, dass sie dich immer missionieren wollen? Oder einfach mal nur ein bisschen übertrieben mit dem „ständig missionieren“?
Arme Natascha. Scheint ganz so, als ob nur bewusste Leute diesen Blog lesen und kommentieren. Ihhhh – Kiwi! Ihhhh – 5 Paar Outdoorhosen! – Ihhhh – Flugreisen! Hier kommentieren Menschen, die wissen, was im wahren Leben wirklich zählt. Schlimm daran: Sie missionieren und fühlen sich als bessere Menschen.
Oder solche, die sich betroffen fühlen? Muss fast so sein, wenn jede Meinungsäusserung als missionieren bezeichnet wird.
Die Kiwis kommen ja so oder so in die Schweiz. Schliesslich liegt unser Land auf ihrer traditionellen Wanderroute. Was es braucht sind gesamtgesellschaftliche Regelungen. Damit man nicht mehr zu missionieren braucht. Es nützt nämlich wenig, wenn einige verzichten, alle andern aber umso mehr konsumieren. Aber halt das darf man ja gar nicht. Das „schadet“ nämlich der Wirtschaft. Und die ist heilig. Dass das Wirtschaften aber auch Menschen, der Umwelt, ja der ganzen Menschheit schaden kann – das wollen wir mal lieber vergessen.
Die Kiwis aus Neuseeland sind „schon da“ weil sie nachgefragt werden, die kommen nicht einfach so.
..ich ernähre mich immer saisongerecht – machmal soger mit Erdbeeren im Winter!
„Klar könnte ich mich fragen, ob ich wirklich fünf Paar Jogging-Schuhe brauche. Aber wäre die Welt eine bessere, würde ich diese verschenken, oder gar in den Container werfen? „“ aber auch der Kauf von Kiwi aus Neuseeland, wenn sie schon da sind.“ : beide Aussagen lassen tief blicken, nämlich dahin, dass beide sowohl die Autoren des Artikels wie auch die Leserin Luise nichts kapiert haben: Kauf doch einfach so viele Schuhe wie du brauchts und nicht nur weils cool ist – ja tatsächlich WER braucht schon 5 Paar Joggingschuhe; Kiwis kommen dann, wenn der Konsument sie will – Erdbeeren im Winter auch….Die sind nicht einfach DA!
Ich finde auch das es schlimm ist wie viel in den Migros und Coop an Waare herum steht. Wer soll den all dieser tote frisch Fisch Essen der dort in den Regalen steht??
Es sollte per gesetz verboten sein mehr an zu bieten als man verkaufen kan (eine Prozentregelung).
Dies würde der Natur und über fischung viel helfen.
Ich denke dies wäre gesunder menschen verstand, den wen es mal etwas nicht im Regal hat stirbt keiner, vielleicht hat es dies ja beim nächsten mal und es gibt ja noch genug anderes was man essen könnte.?!
Es gäbe zum beispiel auch die möglichkeit das Migros oder Coop eine app macht wo man sehen kann wie viel in welcher Filiale vorrätig ist. Mit der man zum beispiel auch für eine Party oder so vorbestellen kann.
Ich denke enthaltung ist nicht der richtige weg aber respekt vor dem Produkt und im endefekt vor dem wichtigsten unserer Tiere schon.
( keine masslosigkeit!) ( Produkte nicht im überfluss)
Die Nachfrage (der Konsumet) steuert das Angebot. Wenn niemand Fisch isst wird er in keinem Grossverteiler zu finden sein. Es stimmt mich bedenklich, dass unsere Bürger sich mehr Gesetze wünschen, als wären wir alle kleine Kinder die nicht wissen was sie tun…
Es wäre doch mal ineressant zu sehen wie viel dieser Waare im Abfall landet.
Das problem ist das heute nur der Umsatz wichtig ist. ( ein paar milliardchen sinds nur)
Da spielen die paar Tonnen Essen im Kehricht keine rolle deshalb denke ich wäre ein Gesetz angebracht um die Gier ein zu dämen.
Das hat mit dem kleinen Bürger nicht viel zu tun.