Sind schnelle Radfahrer attraktiver?

Ein Schweizer unter den attraktivsten Radfahrern: Michael Schär wird Schweizer Meister 2013. (Keystone/Martial Trezzini)

Ja, es besteht ein Zusammenhang zwischen der Ausdauerleistung von Männern und ihrer Attraktivität. Das folgert Erik Postma, an der Uni Zürich tätiger Evolutionsbiologe, mit seiner Studie. Für diese hat er Fotos der Gesichter von 80 Teilnehmern der Tour de France 2012 bewerten lassen – mehrheitlich durch Frauen, aber nicht nur. Das Attraktivitätsresultat der Fahrer verglich er mit deren Abschneiden in den drei Einzelzeitfahren sowie in der Gesamtwertung der Tour.

«Ich glaube, dass es früher für Frauen von Vorteil war, einen Mann mit einer möglichst hohen Ausdauerleistung zu wählen. Gute Ausdauer war nützlich auf der Jagd und versprach mehr Fleisch zum Essen sowie ebenfalls ausdauernden Nachwuchs. Es macht darum Sinn, dass gute Ausdauer in der sexuellen Selektion eine Rolle spielte und heute noch als Attraktivität wahrnehmbar ist», so Postma zum Hintergrund seiner Studie. Die dreiwöchige Tour de France gilt als härteste Ausdauerprüfung. Da zudem Radprofis eine recht homogene Gruppe sind, wählte er die Tour-de-France-Teilnehmer als Studienobjekte aus. Zwar sind die Leistungsunterschiede viel kleiner als in der Gesamtbevölkerung, doch fallen dank der Homogenität störende Einflussfaktoren weniger ins Gewicht.

Tatsächlich korrelierte die Leistung der 80 Fahrer damit, wie attraktiv sie bewertet wurden: Die 10 Prozent besten Fahrer wurden im Durchschnitt als 25 Prozent attraktiver bewertet. Es scheint also, dass eine hohe Ausdauerleistung im Gesicht als Attraktivität erkennbar ist – irgendwie.

Wie schnell war der Schönste?

Ein Radteam mit einem Model-Casting zusammenzustellen, ist dennoch nicht ratsam. Es wirken nämlich auch weitere, stärkere Faktoren auf Leistung und Attraktivität wie etwa das Alter oder der Body-Mass-Index. Der Zusammenhang zwischen Ausdauerleistung und Attraktivität ist also nur einer von vielen.

Die Studie ist interessant, wirft aber schon ein paar Fragen auf. Postma ist darauf vorbereitet.

Die wichtigste Frage: Wer war der Schönste? – Der Franzose Amael Moinard, der 45. wurde. Noch nie gehört, ehrlich gesagt. Den Namen werde ich mir aber merken! Als Einwände zum Studienresultat fallen mir Bradley Wiggins und Chris Froome ein, welche die Tour 2012 auf den Rängen 1 und 2 beendeten. Ihre Fotos waren nicht teil der Studie, da das Team Sky dort Brillen trägt. Ebenfalls nicht bewertet wurde Fabian Cancellara, weil er die Tour nicht beendete. Dafür schaffte es der Schweizer Michael Schär in die Top Ten der attraktivsten Fahrer. Er beendete das Rennen als 49.

Mich irritiert, dass mit dem gewollten Fokus auf Ausdauerleistung die Sprinter benachteiligt werden. Deren kräftige Körper sehen für mich gesünder und männlicher aus als diejenigen der Bergfahrer, welche mit ihren dünnen Ärmchen aber die besseren Chancen für einen guten Schlussrang haben. In der Tat wurden schwerere Fahrer als attraktiver bewertet – meine Ansicht wird also von der Mehrheit geteilt. Dieser Gegentrend tat dem Hauptresultat der Studie jedoch keinen Abbruch.

Attraktive Menschen haben es einfacher

«Aber Radfahren ist doch ein Teamsport!», lautet mein nächster Einwand. Was ist mit Helfern wie Michi Schär, die hohe Leistungen für das Team erbringen, aber eigene Ambitionen zurückstecken müssen? – Die Taktik beim Radsport erschwere die Bewertung der Leistung tatsächlich, nickt Postma. Darum hat er die Einzelzeitfahren hoch gewichtet. Zudem glaubt er, dass besonders ausdauernde Radprofis wegen ihrer höheren Siegchancen eher Captain werden. Dennoch könnte man sich auch vorstellen, dass der Effekt eigentlich umgekehrt ist und das Äussere bestimmt, wer für Sponsoren interessant ist, Teamcaptain wird und Kräfte für Siege sparen darf. Es ist ja bekannt, dass sich attraktiven Menschen viele Türen leichter öffnen – unfairerweise. Welcher Art der gefundene Zusammenhang zwischen Ausdauerleistung und Attraktivität ist, kann Postma mit seiner Studie nicht sagen. Er hofft, dass Folgestudien einen evolutionsbiologischen Zusammenhang zwischen Ausdauer und Attraktivität erhärten können.

Halten Sie den Zusammenhang zwischen Ausdauer und Attraktivität für plausibel? Sind die Radprofis, die Sie attraktiv finden, auch schnell? Finden Sie Radfahrer überhaupt attraktiv?

Hier die Top Ten der attraktiven Radprofis aus der Studie von Erik Postma und ihr Schlussrang in der TdF 2012:

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Obere Reihe, die Plätze 1 bis 5: 1. Amael Moinard, Fr: Rang 45 an der Tour 2012. 2. Yann Huguet, Fr: 138. 3. Maxime Monfort, Be: 16. 4. Andriy Grivko, Ukr: 43. 5. Michael Schär, Sz: 49.
Untere Reihe, die Plätze 6 bis 10: 6. Peter Velits, Slk: 27. 7. Christophe Riblon, Fr: 73. 8. Adam Hansen, Au: 81. 9. Rui Alberto Costa, Por: 18. 10. Manuel Quinziato, It: 109. (Alle Fotos: Letour.fr)

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11 Kommentare zu «Sind schnelle Radfahrer attraktiver?»

  • Frank sagt:

    Auch die weniger attraktiven TdF Teilnehmer sind signifikant schneller und ausdauernder als der überwiegende Rest der Menschheit. Und dort finden sich ganz bestimmt eine Menge attraktiverer Männer, auch wenn die nicht so ausdauernd Gazellen jagen könnten. Der herbei gedichtete Selektionsvorteil ist also grosser Quatsch. Die beobachtete Korrelation kann man aber psychologisch erklären. In der Regel haben attraktivere Menschen ein grösseres Ego. Und Radsportler mit einem grösseren Ego fahren in der Regel schneller, sprinten besser (ich sage nur: Cav vs. Greipel), starten öfter Ausreissversuche etc.. Ich würde behaupten, dass im Radsport das Ego sogar weitaus wichtiger ist als in anderen Ausdauerdisziplinen. Mich würde daher interessieren, ob die visuelle Analyse bei Marathonteilnehmern eine ähnliche Korrelation zu Tage gefördert hätte. Den Spitzenläufern sieht man ihre Ausdauer irgendwie schon an. Ich wage aber zu bezweifeln, dass sie diese Tatsache auf der Postma’schen Attraktivitätsskala nach oben katapultiert.

  • Merlin Rider sagt:

    Mein Gott lass es endlich Frühling werden, damit wieder über vernünftige Themen geschrieben wird……..

  • Leuenberger sagt:

    Schade, dass ehemalige Fahrer nicht einbezogen wurden. Denn einer, der im Spurt sehr schnell war und noch heute als der Beau des Radsports gilt, ist Mario Cipollini!

  • Karl Knapp sagt:

    Ich oute mich hier als Mann – ich kann vielleicht nicht detailgetreu und genau mitreden beim Thema Attraktivität. Mich beschäftigt eher die Logik: die wesentliche Eigenschaft des Radfahrers an sich ist doch gerade das Tempo, also müsste die Frage doch heissen: sind attraktive Radfahrer schneller als hässliche (pardon my pol.UC) ? Eine windschnittige Nase, hilft das wirklich ? Zum Glück muss ich keine Sportseminararbeiten mehr schreiben…

  • Daniel Nipkow sagt:

    So ein Quatsch. Diese Studie lässt mit sehr wenig Grips unter der Schädeldecke so zerlegen wie ein Automotor in der Werkstatt.

  • W.Grämer sagt:

    Liebe Kathi, Ich möchte sagen lieber ein Sportler als Mann als einen der nur im Spunten hockt und Bier säuft und einen dicken Ranzen hat.Das sagt dir ein 72 jähriger Rennvelo Fan der immer noch aktiv ist.

  • Martin Fischer sagt:

    Bezogen auf das Outfit sehen die meisten Radfahrer einfach Scheisse aus, sorry! Blutwurst aufs Auge, Anti-Aesthetik in Reinkultur.

  • Kathy sagt:

    Ich finde es ja eher seltsam, Sportler nach ihrem Aussehen zu beurteilen. Aber ja, wenn das die zehn Schönsten sein sollen, dann „guetnacht am sächsi“ :)

  • Daniel Castro sagt:

    Wer bezahlt eigentlich so schwachsinnige Studien und was sollen uns die Ergebnisse im Alltag bringen? Schon die erste Worte des Evolutuionsbiologen („Ich glaube“) finde ich sehr setlsam. Dann weiss er gar nicht, sondern glaubt nur. Ich habe noch keine Prüfung mit blosem Glauben abgeschlossen, ich musste immer wissen.

  • Christoph Bögli sagt:

    Die Studie ist schon nur limitiert, weil „Attraktivität“ sich einzig auf das Gesicht bezieht. In der Realität wird diese aber durch das ganze Erscheinungsbild geprägt, gerade gewisse sekundäre Geschlechtsmerkmale können bekanntlich punkto sexueller Attraktion dominierend sein bzw. ein durchschnittliches Gesicht kompensieren. Würde man ganze Körper zeigen wäre das Resultat unter Umständen ein ganz anderes, grad weil die besten TdF-Fahrer meist ziemlich unattraktive, gnomenhafte Männchen sind. Und würde man die erst mit anderen Athleten vergleichen fiele das Ergebnis wohl vernichtend aus. Ein 100m-Läufer oder Eishockeyspieler zieht sicher wesentlich mehr weibliche Blicke, selbst wenn die keine einzige Bergetappe durchstehen würden..;)

  • Philipp M. Rittermann sagt:

    attraktiv? äh ja. wohl ansichtssache. ich vermisse beat äh-breu…. gut im ernst. also wenn schon, dann unser alter sünder lance.

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