Das Schloss des Schneiderlehrlings
Diese Woche von Scheuren auf der Forch zum Greifensee und Zoo Zürich
Diese Wanderung bietet alles: Natur, Fernblick, verträumtes Seeufer mit Ried und Vögeln, ein Auf und Ab im unverbauten Gelände – und führt oft geradeaus. Dann gibt es ein Fondue in einer rustikalen Wirtschaft. Und schliesslich endet die Sache am Rande Zürichs beim Zoo.
Wir fahren mit der Forchbahn von Zürich-Stadelhofen hinauf auf die Forch. Bei der Haltestelle Scheuren, also schon nach der Passhöhe, steigen wir aus und sind die letzten Aggloreste schnell los, indem wir kurz vorwärtsgehen, links abbiegen und die Autobahn queren. Der Greifensee liegt zu unseren Füssen.
Es geht abwärts, wir erreichen den Bergerhof. In den warmen drei Vierteln des Jahres kann man Beeren und Obst kaufen, sich die Tiere anschauen, für Kinder gibt es einen Spielplatz. Derzeit halten die Bauersleute Winterpause, immerhin kann man sich im Hoflädeli in Selbstbedienung eindecken.
Was geht in der Ente vor?
Durch Wald und Wiese gelangen wir nach Maur, ein Dorf mit ehrwürdigen Fachwerkbauten. Bei der Schifflände hocken die Enten und warten auf den Frühling. Oder ist das bloss der Eindruck von uns Wanderern? Im Restaurant können wir einkehren und von wärmeren Zeiten träumen.
Hernach Teil zwei der Unternehmung: alles dem Seeufer entlang Richtung Fällanden. Wir passieren eine Badi und drei Campingplätze, es ist ein ruhiges Gehen ohne viel Ablenkung. Die Fläche des Greifensees beruhigt, der Riedgürtel weckt romantische Gefühle. Nach der Schifflände von Fällanden verschärft sich der Naturschutz. Wir sind nun auf der Halbinsel Userriet, einem Vogel- und Pflanzenparadies.
Erneut wechselt das Szenario. An der Nordwestspitze des Greifensees entspringt die junge Glatt. Wir folgen ihr, Dübendorf kommt immer näher, doch kurz vor dem Siedlungsrand biegen wir ab, queren die Strasse Dübendorf-Fällanden, auf der in einem Tempo gefahren wird, das gewalttätig anmutet.
Am Hang des Adlisbergs haben wir von weitem ein Schloss gesehen mit einer Fahne. Das Märchengebilde ist nicht einmal hundert Jahre alt, die Waldmannsburg ist ein Ausflugsrestaurant. Wir müssen uns die Geländehöhe mit dem tollen Blick auf die Glattebene erkeuchen. Diese Passage aufwärts durch den Wald ist die einzige, die im Winter schwierig sein kann; da ist ein kleines Tobel, da sind Stufen, die Wege können vereist sein. Vorsicht! Und: Schuhkrallen!
Neben der Waldmannsburg liegt eine echte Burg. Die Ruine des Schlosses Dübelstein. Hans Waldmann erwarb einst das Gemäuer, der zum Ritter, ja gar Bürgermeister Zürichs aufgestiegene Schneiderlehrling. 1489 gewannen seine Feinde und Neider die Oberhand. Waldmann wurde gestürzt und enthauptet.
Einmal gediegen, einmal rustikal
Mögen wir es gediegen, kehren wir in der Waldmannsburg ein. Mögen wir es rustikal, steigen wir, wieder durch den Wald, etwas höher. Der Geeren in Gockhausen nennt sich «Zürcher Landbeiz» und ist genau das. Man sitzt an Holztischen, währschafte Ware prägt die Speisekarte, und an gewissen Tagen im Jahr gibt es volkstümliche Stubeten.
Die Kalorienbeigerei ist legitimer Widerstand gegen die Kälte. Allzu lange dauert die Wanderung nach dem schweren Mahl aber ohnehin nicht mehr. Bald lichtet sich der Wald, und einige Zeit später langen wir beim Zoo an. Es ist immer wieder erstaunlich, wie ländlich es in unmittelbarer Nähe der grossen Stadt ist. Auch das macht Zürichs Charme aus.
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Route: Scheuren (Haltestelle der Forchbahn)–Bergerhof–Maur Dorf –Maur Schifflände–Seeufer-Weg–Userriet, Fällanden–Glattmündung–Glatt bis Abzweiger–Waldmannsburg/Dübelstein–Geeren Gockhausen–Zoo Zürich.
Wanderzeit: 4 1/2 Stunden.
Höhendifferenz: 240 Meter aufwärts, 290 Meter abwärts.
Wanderkarte: 225 T Zürich und 226 T Rapperswil, 1: 50’000.
Retour: Vom Zoo Zürich mit dem Tram 6 zum Hauptbahnhof Zürich.
Tipp: Schuhkrallen und Stöcke helfen in den coupierten Partien.
Charakter: Alles in einer Wanderung: Wald, Wiese, Seeufer, Ried, Flussufer, Schlossruine und Stadtrand, Natur und Agglomeration. Mittelstreng, aber jederzeit kürzbar.
Höhepunkte: Der Blick von Scheuren auf den Greifensee. Der hübsche Bergerhof. Das winterliche Ufer des Greifensees, die junge Glatt, die Ruine Dübelstein.
Kinder: Gut machbar.
Hund: Keine Probleme.
Einkehr: Schifflände Maur, immer offen. Waldmannsburg auf Dübelstein, Mo./Di. Ruhetag. Geeren Gockhausen, Mo./Di. Ruhetag.
Wanderblog: widmerwandertweiter.blogspot.ch
Ein Kommentar zu «Das Schloss des Schneiderlehrlings»
Bild 11/13: Meringue nach Fondue?…..Autsch!…Oh well, jedem das Seine ;-)