Wie man einen Basilisken überlistet

Wo das höchste freistehende Bauwerk der Schweiz steht. Diese Woche auf Basels Hausberg St. Chrischona.

Diese Woche auf Basels Hausberg St. Chrischona (BS/D).

Basel habe eine ausgesprochen grüne Seite, sagen mir Basler Freunde oft; ich solle einmal in Basel wandern! Und so begab ich mich eines diesigen Morgens zu Basels Badischem Bahnhof.

Etwas verschupft stand da ein Wanderwegweiser. Mein erstes Ziel: Riehen. Durch eine Strassenunterführung gelangte ich auf die andere Seite der Geleise, fand dort den Strassennamen «Im Surinam» originell, erreichte bald den Wildpark Lange Erlen. Meine Route führte hindurch, ich fotografierte Damwild.

Halb Hahn, halb Schlange

An Exotik konnte es das Zoogetier nicht mit dem Wesen aufnehmen, an dem ich vor dem Park vorbeigekommen war. Auf einem Sockel hockte ein Vieh, halb Hahn, halb Schlange, die Flügel drachenartig. Ein Basilisk, einer von vieren, so ein Schild, die die alte Wettsteinbrücke schmückten. Der Blick des Basilisken wirkt versteinernd. Dagegen hilft offenbar nur, dass man ihm einen Spiegel vorhält, so dass er selber versteinert.

Nun langte ich bei der Wiese an, dem Fluss, der Basel von Nordosten her zuströmt. Lange folgte ich ihr, war nun wirklich im Grünen. Leute führten ihre Hunde spazieren, und eine Tafel informierte mich, dass ich auf dem Hebel-Wanderweg unterwegs sei. Benannt ist er nach Johann Peter Hebel, Grossdichter des Alemannentums.

«Auf dem Rücken»

Auf der Höhe des Erlenstegs bog ich ab nach Riehen und hatte nun mein Hauptziel vor Augen: Basels Hausberg St. Chrischona. Sein 250-Meter-Fernsehturm ist das höchste freistehende Bauwerk der Schweiz. In Riehen irritierten mich die BS-Schilder vor den Wohnhäusern. Ich geografischer Naivling hatte gemeint, die Stadt Basel bilde den Kanton Basel-Stadt und basta. Falsch! Zu Basel-Stadt gehören auch die Landgemeinden Riehen und Bettingen.

Lustig fand ich die Strasse «Auf dem Rücken»; hätte mich jemand begleitet, hätte er mich auf dem Bauch liegend sur place fotografieren müssen. Dann hätte ich ein Bildrätsel lancieren können: «Warum liegt dieser Mann auf dem Rücken, obwohl er auf dem Bauch liegt?»

Ein kurzer Aufstieg via Vor dem Berg, und ich war oben. Das Restaurant hatte Ruhetag; ich ging zur Kirche. Schon um 700 entstand auf dem markanten Hügel ein Gotteshaus. Das heutige stammt aus dem 15. Jahrhundert. Im 19. Jahrhundert dann wurde auf der Chrischona die gleichnamige Pilgermission gegründet, ein evangelikal-pietistisches Werk mit Seminar. Im Chrischona-Restaurant bedienten deshalb bis 1979 Theologiestudenten die Gäste.

«Du darfst nicht!»

Gern hätte ich zur Jungfrau geblickt, zum Säntis, zu den Jurazügen, auf die Oberrheinische Tiefebene. Doch die Sicht war schlecht. Ich stieg also ab nach Bettingen, hielt hinüber zum Hornfelsen, wanderte nun einige Zeit auf deutschem Staatsgebiet. Eine Kindergruppe mit zwei, drei Erwachsenen war vor der Hornfelsen-Waldhütte am Grillen, ein Bub krähte mir auf Baseldeutsch entgegen: «Hier grillen wir. Du darfst nicht!»

Ich trat an die Hafenanlagen von Birsfelden, die Kraftwerkinsel im Fluss und einen Teil der Stadt Basel. Dies Bild begleitete mich auf dem Rest der Wanderung, die bald unten in der Ebene bei der Bushaltestelle «Riehen, Hörnli Grenze» endete. Doch, befand ich, Basel hat tatsächlich eine grüne Seite. Sie fasziniert gerade im Kontrast zur geschäftig summenden Seite dieser Stadt.

***

Route: Basel, Badischer Bahnhof (Tram 1 oder 2 ab Basel SBB) – Unterführung Maulbeerstrasse – Tierpark Lange Erlen – Wiese (Weg am Fluss, bis Erlensteg) – Riehen – Vor dem Berg – Chrischona-Kirche – Bettingen – Hornfelsen – Riehen Hörnli, Grenze (Bushaltestelle, Linie 31 bis Wettsteinplatz, Umsteigen aufs Tram nach Basel SBB).

Gehzeit: 3 1/2 Stunden.

Höhendifferenz: je 330 Meter auf- und abwärts.

Wanderkarte: 213 T «Basel», 1: 50’000.

Charakter: Stadt und Land durchdringen sich. Bis Riehen Flachwanderung, hernach pfleglich hinauf und wieder hinunter. Einzig nach dem Hornfelsen ist der Weg etwas steil. Tolle Aussicht sowohl von der Chrischona als auch vom Hornfelsen.

Höhepunkte: Der kleine Tierpark Lange Erlen. Der entspannende Agglofluss Wiese. Der Blick von der Terrasse der Chrischona-Kirche. Der Blick – noch schöner – vom Hornfelsen.

Kinder: Keine Probleme.

Hund: Keine Probleme.

Einkehr: Restaurant Waldrain auf der Chrischona. Selbstbedienung. Mo, Di Ruhetage. www.waldrain.ch . Auch in Riehen und Bettingen kann man einkehren.

Wanderblog: widmerwandertweiter.blogspot.com

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Ein Kommentar zu «Wie man einen Basilisken überlistet»

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