Herbsttour im Toggenburg
Der Herbst ist eine grossartige Jahreszeit zum Velofahren. Schöne Touren lassen sich zwar nicht mehr abends nach der Arbeit machen, dafür an Wochenenden – vorausgesetzt, das Wetter spielt mit. Dann ist das Velofahren im Herbst eine entspannte Sache. Beim Fahren habe ich keine Volksradrennen mehr im Kopf, an denen ich möglicherweise teilnehmen und fit sein möchte, denn die Saison der Strassenrennen ist vorbei. Nun gibt es keinen – selbst auferlegten – Druck mehr, schnell zu fahren oder den Puls in die Höhe zu jagen. Bereits fühle ich mich langsamer als im Sommer, aber das macht nichts.
In unambitioniertem Tempo, mit Foto- und Picknick-Stopps habe ich vor zwei Wochen eine meiner Lieblingstouren gemacht, in herrlichem Herbstlicht. Die Tour führt über 80 Kilometer und geschätzte 1300 Höhenmeter vom Zürcher Oberland via Rickenpass ins Toggenburg und schliesslich über die Vordere Höhi nach Amden.
Ich radelte durch den sonnigen Herbsttag und war von den Farben so verzückt, dass ich beschloss, im nächsten Blog etwas Werbung für diese wunderbare Strecke zu machen. Bereits ist nicht mehr die ganze Strecke garantiert fahrbar: Diese Woche fiel womöglich auf der Vorderen Höhi (1537 m) zum zweiten Mal etwas Schnee. Darum: Warten Sie mit dem Nachfahren bis nächsten Sommer. Oder besser: Fahren Sie die Strecke am nächsten sonnigen Tag, wenn der mögliche Schnee hoffentlich wieder weg ist.
Anfahrt mit dem Zug
Ich starte in Rüti ZH. Das heisst, ich fahre zuerst mit der S-Bahn von Zürich nach Rüti. Peinlich? Vielleicht schon ein bisschen. Diese Strecke wäre in der Tat auch mit dem Velo machbar. Aber so habe ich mehr Saft in den Beinen für den schönen Hauptteil und bin mal wieder daheim.
In Rüti angekommen, radle ich kurz auf der Hauptstrasse Richtung Eschenbach, um beim Schild «Dachsegg» auf diese Nebenstrasse abzuzweigen. Sie führt – zuerst steil! – über einen Hügel und so aussichtsreich nach Laupen. Hier folge ich der Veloroute Nummer 86 durchs Goldingertal: beim Atzmännig vorbei und schliesslich von Oberricken zum Rickenpass runter. Die Hauptstrasse wird nur überquert, dann sause ich auf der rechten Seite des Rickentobels ins Toggenburg runter. Im Tal unten zweige ich sogleich rechts ab und radle von Wattwil bis Nesslau auf der rechten (in Fahrtrichtung gesehen) Talseite über Hügel, zwischen Schindelhäusern und Kuhweiden durch. Vor zwei Wochen habe ich zum ersten Mal den Umweg ausprobiert, der nach Nesslau rechts über Laad führt, anstatt auf der Hauptstrasse weiterzufahren. Fazit: extrem empfehlenswert. Ein wunderschöner Abstecher in ein Seitental, der netto nur mit rund 100 zusätzlichen Höhenmetern zu Buche schlägt.
Zwischen Stein und Starkenbach kenne ich keine Alternative zur Hauptstrasse, doch der Abschnitt ist kurz. Danach kommt mit der Vorderen Höhi der nicht nur wörtliche Höhepunkt: Recht steil (laut Quaeldich.de bis zu 14 Prozent, im Schnitt 10 Prozent) führt die schmale, für Autos gesperrte Strasse durch Laubwald 650 Meter in die Höhe. Auf der Passhöhe empfängt mich neben der Sonne ein eindrückliches Panorama: Die Anstrengung hat sich gelohnt!
Eine weitere Belohnung folgt mit der Abfahrt. Zuerst noch autofrei, aber sehr steil führt sie nach Amden, von dort mit Autos und Aussicht über den Walensee nach Weesen runter. Gute Zugverbindungen gibts ab Ziegelbrücke.
Kennen Sie die Strecke? Oder haben Sie eine Lieblingsstrecke, die es mit der hier beschriebenen aufnehmen kann?
10 Kommentare zu «Herbsttour im Toggenburg»
Warum kein Streckenplan?
Danke
Voilà: http://goo.gl/maps/suRcx
Danke für die gute Reportage Bereits in den Siebzigern, als das Militär nach dem Felssturz in Amden, die Strasse über die Vordere Höhi nach Starkenbach ausgebaut hatte, bin ich jeweils mit dem Rennrad von Weesen aus hoch gefahren. Damals noch 6-fach mit 42×23 als kleinste Übersetzung. Ich fahre die Tour heute noch, aber nur noch wie im Blog beschrieben, via Toggenburg. Übrigens, Einheimische brauchen mit dem Auto eine Bewilligung.
…Toggenburg-Appenzell per bike nicht nur im Herbst nett: vgl. http://www.youtube.com/watch?v=om-b6cpe_cQ
Das heisst ich kann mit dem Rennvelo vom Toggenburg aus auf einer geteerten Strasse nach Amden fahren?
So ist es – wenn Sie gerillte Betonplatten gelten lassen.
Die Stasse ist im Aufstieg nicht geteert – sie ist betoniert:-)
Die Runde ist genial schön.
Statt via Atzmännig kann man auch in Goldingen Richtung Hintermüli fahren. Da schlägt manchmal ein Pfau das Rad.
Grüezi
Leider Stimmt die Aussage „für Autos gesperrte Strasse durch Laubwald“ nicht. Einheimische der Gemeinden Wildhaus-Alt St.Johann und Amden dürfen die Höhi mit Autos befahren. Velofahrer müssen auf dieser schmalen und engkurfigen Strasse also immer mit motorisiertem Gegenverkehr rechnen. Es kommt immer wieder zu sehr heiklen Situationen.
mfG
E. Schwendener
super tour! danke für die inspiration, ich bin einmal die runde von weesen / amden / vordere höhi / ricken gefahren. auf der landstrasse von starkenbach bis wattwil zu fahren war mit dem starken verkehr eine weniger gute variante – werde also die tour gerne einmal mit den aufgeführten, schönen schleichwegen wiederholen!
Love your shadow selfie!