Die schmerzhafte Hüfte beim Sportler
Hüftschmerzen: Wie kann man sie behandeln? Braucht es wirklich eine Operation? Unser Running-Doc Dr. med. Martin Narozny-Willi* gibt Auskunft.

Schmerzen nicht einfach ignorieren: Tennisspieler Andy Murray fasst sich an die schmerzende Hüfte, 1. Juli 2013. (Foto: Reuters/Eddie Keogh)
«Hüftimpingement? Nie davon gehört. Was ist das?», war die erstaunte Antwort des Laufsportlers, dem ich diese Diagnose eröffnet habe.
Symptome
Vor einem halben Jahr hatte alles angefangen: Langes Sitzen im Auto oder am Arbeitsplatz verursachte einen Leistenschmerz. Das Anziehen von Socken und der Hose war plötzlich schmerzhaft. Beim Wandern verursachten die Schritte bergauf dieselben Beschwerden. Als dann auch noch das Lauftraining von den Schmerzen betroffen war, entschloss er sich, zum Arzt zu gehen.
Bei genauerem Nachfragen berichtete mir der Patient, dass er bereits als Jugendlicher in der Hüfte nicht besonders beweglich gewesen sei. Auch jetzt in der Laufgruppe können seine Kollegen viel besser in der Hüfte dehnen. Bis zum Beginn der Symptome hatte er sich aber keine Gedanken darüber gemacht, da er keine Beschwerden hatte.
Ursache
Beim Hüftimpingement handelt es sich um ein geometrisches Problem des Hüftgelenkes. Der Hüftkopf schlägt zu stark gegen den Pfannenrand. Man unterscheidet zwei Formen. Beim Cam-Impingement ist der Hüftkopf nicht schön rund, sondern asphärisch mit einem zusätzlichen knöchernen Rand. Dieses Plus an Knochen, die sogenannte Offset-Störung, ist das eigentliche Problem. Beim Pincer-Impingement ist die Hüftpfanne zu tief oder zu weit nach vorne geneigt. Somit umschliesst die Panne den Hüftkopf zu stark, so dass dieser immer wieder zu heftig an den Pfannenrand prallt. Die Hüftpfanne wird zirkulär vom Labrum umschlossen, wie ein Dichtungsring bei einem Dampfkochtopf. Das Labrum ist ein aus Faserknorpel bestehender Ring, welcher mit sensiblen Nervenfasern versorgt wird. Kommt es durch das Impingement zu einer entzündlichen Reizung, dann verursacht dies den Schmerz.
Risikofaktoren
Das Hüftimpingement entwickelt sich aus einer Kombination genetischer Faktoren, welche zu ungünstigen geometrischen Verhältnissen an der Hüfte führen, und Umwelteinflüssen. Dazu gehört Leistungssport im frühen Kindesalter, was zu repetitiven kleinen Verletzungen der Wachstumsfuge am Hüftkopf führen kann. Das Cam-Impingement ist deutlich häufiger bei Männern, eine Veranlagung findet sich bei 25 Prozent. Bei einer solchen Veranlagung gelten Sportarten mit hohen Impact-Kräften und/oder repetitiver starker Hüftbeugung als Risiko: Kampfsport, Fahrradfahren, Rudern, Ballett, Tennis, Eishockey und Fussball. Das Pincer-Impingement ist bei Frauen häufiger. Ein familiäres Risiko ist um 2- bis 3-mal erhöht.
Untersuchung
Bei der ärztlichen Untersuchung fällt v. a. die eingeschränkte Hüftbeugung und die schmerzhafte Innenrotation auf, der sogenannte Impingementtest. Weiter müssen noch andere Ursachen für einen Leistenschmerz, wie z. B. ein Leistenbruch oder Adduktorenbeschwerden ausgeschlossen werden.
Bildgebung
An erster Stelle steht das Röntgenbild. Hier kann man bereits erkennen, ob es sich um ein Cam- oder Pincer-Impingement handelt.
Als nächster diagnostischer Schritt muss das Hüftgelenk mittels MRI und einer Kontrastmittelinjektion untersucht werden. Das MRI ist eine harmlose Untersuchung ohne Belastung von Röntgenstrahlen. Das Bild wird durch ein starkes Magnetfeld erzeugt. Auf den Bildern wird ersichtlich, wie stark das Labrum und der dahinter liegende Knorpel geschädigt sind.
Therapie
Bei einem schmerzhaften Hüftimpingement kann nur eine Operation das Problem definitiv lösen. Man sollte damit nicht allzu lange zuwarten. Wichtig zu wissen ist, dass mit zunehmendem Schaden am Labrum auch der dahinter liegende Knorpel zugrunde geht, was dann zu einer Früharthrose führt.
Heute sind viele Formen des Hüftimpingements arthroskopisch zu behandeln. Mit dieser schonenden Schlüssellochmethode wird im Vergleich zur offenen Operation viel weniger Flurschaden erzeugt, die Rehabilitation ist damit deutlich kürzer. Bei der Operation wird das Plus an Knochen am Hüftkopf abgefräst und das beschädigte Labrum refixiert.
Return to sports und Prognose
Trotz der schonenden Operationsmethode muss mit einer Rehabilitationsphase von 4 bis 6 Monaten bis zur vollen körperlichen Leistungsfähigkeit gerechnet werden. Die besten Resultate werden erzielt, wenn zum Zeitpunkt der Operation noch kein wesentlicher Knorpelschaden vorhanden war. Dann ist auch Spitzensport uneingeschränkt möglich.
*Dr. med. Martin Narozny-Willi, Facharzt Orthopädische Chirurgie FMH, Sportmedizin SGSM und Verbandsarzt Swiss Ice Hockey. Medbase Zürich, Sportmedizin und Leistungsdiagnostik. Die Klinik ist eine Swiss Olympic Medical Base.
7 Kommentare zu «Die schmerzhafte Hüfte beim Sportler»
Ich selbst habe eine Odyssee an Hüftoperationen und Behandlungen hintermir, darunter auch in Bern und Basel. Nachzulesen aur meiner Seite unter eigene Erfahrugnen. Ich habe mich wieder schmerzfrei trainiert, ja das ist auch möglich.
Meines Wissens ist die Datenlage in der medizinisch wissenschaftlichen Literatur ales andere als eindeutig, Und dies sowohl betreffs Relevanz von MR-Befunden als auch bezüglich des Wertes der operativen Therapie im Vergleich zu nicht-operativen Methoden.
Was auch hilft, wesentlich weniger Risiken hat als eine Operation und erst noch billiger ist: keinen belastenden Sport mehr treiben. Dazu gehört übrigens v.a. auch Joggen (noch viel häufiger die auslösende Ursache als Radfahren).
Nach ca. 3/4 Jahren bis 1 Jahr kommt die Besserung garantiert – und hält an, bis man wieder ein regelmässiges Training in der falschen Sportart startet.
Vor einem Jahr habe ich die Diagnose Hüftimpingement erhalten. Nach einem Halben Jahr ohne Sport war immer noch keine Besserung in Sicht, darum entschied ich mich für eine OP. Da ich von der minimalinvasiven Methode nur Schlechtes gehört hatte entschied ich mich für die „grosse“ OP. Nun 7 Monate später bin ich wieder vollständig rehabilitiert und habe gar keine Probleme mehr auch nicht in meiner „falschen Sportart“ (lächerlicher Ausdruck übrigens)
Keinen Sport zu treiben ist keine Option, da ich Sporttreiben mit meinem persönlichen Glück verbinde. Nur rumzusitzen würde mich wahnsinnig machen.
Guten Tag,
Bei mir wurde auch ein Hüftimpingement gefunden und die OP empfohlen. Um nun einrichten zu können wann ich die OP mache, wollte ich wissen wie lange man nach der Operation im Spital bleiben muss. Ich gehe noch zur Schule und es wäre echt wichtig eine Rückmeldung zu bekommen.
Liebe Grüsse und im Voraus vielen Dank
Isa
Hi Isa,
Vor meiner OP im April haben mich dieselben Fragen geplagt.
Rechne mit einem Spitalufenthalt von ca. 5-6 Tagen. Ich stellte mir das anfangs ziemlich heftig vor, allerdings wirst du nach der Operation kaum Schmerzen empfingen. Dann kommt es noch auf den Eingriff an. Wirst du arthroskopisch operiert, wird die Genesung viel rascher erfolgen. Ich musste durch die grosse OP, konnte allerdings bereits nach 2-3 Tagen wieder an den Stöcken gehen. Nach 2-3 Wochen bis du mobil und kannst evtl. schon nach 4 Wochen wieder laufen, auch wenn es noch ein wenig doof aussieht…
Gruss
Fabian
Hallo
Ich wurde vor 5 wochen an der Hüfte arthroskopisch operiert . Bei mir wurde ein Misch-Impingement (pfannenrand und hüftkopf getrimmt) mit Labrumriss diagnostizert. Ich durfte bereits am Operationstag zur Mobilisation mit Krüken laufen. Spitalaufenthalt ca. 4-5 Tage. 2 Wochen an Krüken laufen mit max. 15-20kg belastung. Schmerzen am Operationstag stark, danach schnelle Besserung. In den ersten 2 wochen ist längeres Sitzen fast unmöglich weil das Bein sehr schnell anschwillt. Das heisst Bein hochlagern und möglichst viel liegen. Sobald man schmerzfrei ist kann man nach ca 2 wochen ohne Krüken laufen. Arbeiten je nach Beruf ,nach ca 4-8 wochen wieder möglich..