Der Countdown zur Tortour läuft

Liebe Leserinnen und Leser, wie Sie wissen, nimmt an der diesjährigen Tortour auch unsere Bloggerin Anette Michel teil. Heute geht es los. Wir wünschen ihr und ihrem Team viel Erfolg! Die Redaktion.

outDoAbend

Ein Teilnehmer der Tortour fährt in die Nacht hinein. (Foto: Lupi Spuma)

Es ist soweit: Heute fällt der Startschuss zur fünften Tortour, dem Velorennen, das non-stop 1000 Kilometer durch die Schweiz führt. Mehr als 400 Athleten und Athletinnen nehmen daran allein, in Zweier-, Vierer- oder Sechser-Teams teil. 28 der Teilnehmenden bewältigen die Strecke solo und ohne Schlaf. Unentbehrlich für die Athleten sind die Helfer: Insgesamt werden auf der Strecke mehr Helfer unterwegs sein als Radfahrer, und diese aus Begleitautos mit Verpflegung, Kleidung und beim Navigieren unterstützen, ihnen in der Nacht die Strasse ausleuchten und Sicherheit bieten, sie zur richtigen Zeit zum nächsten Einsatzort transportieren und wenn nötig zum Weiterfahren motivieren. Start und Ziel der Tortour ist Schaffhausen, dazwischen führt die Strecke dem Bodensee entlang ins Rheintal, über Albula- und Flüelapass ins Engadin und zurück nach Chur, weiter nach Disentis und über Oberalp-, Susten- und Grimselpass nach Brig, durchs Rhonetal und schliesslich über unzählige Hügel via Seeland und Jura wieder an den Rhein. Ein detaillierter Streckenplan ist hier zu finden.

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Der Julier ist erklommen: Teilnehmer an der Tortour 2012. (Foto: Lupi Spuma)

Markiert ist die Strecke nirgends – die Teilnehmenden müssen sich selbst mit Hilfe von Karten oder Navigationsgeräten orientieren und die offizielle Strecke einhalten. Ebenfalls vom Tortour-OK vorgegeben ist die Aufteilung der Strecke auf die Teammitglieder. Da alle Fahrer sowohl flache als auch bergige Abschnitte übernehmen müssen, ging in unserem Team die Zuteilung der Abschnitte problemlos vonstatten. Zu längeren Diskussionen führte aber die Logistik-Frage: Wie sollten wir Helfer und Fahrer auf die Begleitfahrzeuge verteilen? Gesucht war eine Lösung, bei der alle von ihren Pausen – die zu unterschiedlichen Zeiten an verschiedenen Orten starten und enden – möglichst gut profitieren können, bei der nicht unnötige Distanzen mit dem Auto zurückgelegt werden müssen und das Materialchaos in den Begleitautos klein gehalten werden kann. Unser Team hat sich dafür entschlossen, je zwei Velofahrer zusammen mit zwei Supportern (insgesamt werden wir von sechs Helferinnen und Helfern begleitet) fix einem von drei Begleitautos zuzuteilen. Diese «Subteams» bestehen aus zwei aufeinanderfolgenden Fahrern, so sind die Pausen beider ähnlich gelegt. Ein Nachteil unseres Konzeptes: Bei «Subteam»-internen Ablösungen muss der aktuelle Fahrer jeweils die letzten ca. 30 Minuten ohne Begleitfahrzeug auskommen, da der Folgefahrer von diesem rechtzeitig an den Start gebracht werden muss. Der Teufel liegt im Detail! Fürs Team «Tamedia» ist es die erste Teilnahme – wie sich unsere Logistikkonzept bewährt, werden wir ab heute herausfinden. Für mich sehen die drei Tage – sofern alles gemäss Plan läuft – wie folgt aus:

  • Heute Nachmittag ist gefüllt mit Check-in, Briefing, einem sehr kurzen, steilen Prolog in Schaffhausen, der die exakte Startzeit definiert, und einer Pasta-Party. Dort werde ich versuchen nochmals möglichst viele Kohlenhydrate zu bunkern!
  • Morgen Freitag um 4 Uhr in der Früh fällt der Startschuss. Im ganzen Team fahren wir gemeinsam 50 Kilometer von Schaffhausen nach Kreuzlingen – im Dunkeln. Geübt haben wir das Fahren im Team bei Nacht nie. Es könnte tückisch werden.
  • In Kreuzlingen beginnt gleich mein erster Solo-Einsatz: Allein muss ich 60 Kilometer bis nach Oberriet unter die Räder nehmen. Auf den – hoffentlich nicht verregneten! – Sonnenaufgang freue ich mich, weniger jedoch auf das Velofahren. 60 flache Kilometer, ohne Windschatten, dafür wohl, so meine Befürchtung, mit Gegenwind, sind ein ziemliches Schreckensszenario für mich. Habe ich diese Strecke überlebt, kommt das Vergnügen.
  • Nach einer langen Pause von rund zwölf Stunden darf ich am Freitagabend von Disentis aus über den Oberalp- und auf den Sustenpass radeln. Es wird wohl schon dunkel sein – mal sehen wie sich eine Passabfahrt bei Nacht anfühlt!
  • Am frühen Samstagmorgen muss ich dann bereits wieder antreten, um gemeinsam mit drei Teamkollegen 40 Kilometer von Sion nach Aigle zurückzulegen. Mit Windschatten gefallen mir flache Strecken besser als allein. Allerdings wird wohl auch dieses Teamzeitfahren im Dunkeln stattfinden.
  • Nach einer zweiten längeren Pause muss ich für die gemeinsame Schlussstrecke von Glattfelden über gut 40 Kilometer ins Ziel in Schaffhausen ein letztes Mal antreten. Dort treffen wir voraussichtlich irgendwann am frühen Samstagabend ein.

Meine persönlichen Formtests am Gran Fondo San Gottardo und der Züri Metzgete sind gut verlaufen. An der Tortour werden sich uns andere Herausforderungen stellen, biorhythmische und logistische, aber sicher auch einige, an die niemand von unserem Teams gedacht hat. Wie schnell unser Team an der Tortour unterwegs ist, können Sie, liebe Leserschaft, ab Donnerstagnachmittag life mitverfolgen.

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17 Kommentare zu «Der Countdown zur Tortour läuft»

  • balz schlatter sagt:

    Wollte Tortour „live“ mitverfolgen. Bekomme da aber Meldung, ich solle ein MicroSoft Produkt installieren. Wissen Sie nicht, dass MicroSoft-Produkte als Spyware einzusrtufen sind? Handlanger der NSA, die direkt Schlüssel in MS-Windows installiert haben?
    Versorgen Sie uns doch bitte mit Info über freie Software; es gibt genug davon.

    MfG
    balz

  • Bruno Menzi sagt:

    Wieder ein paar ausgepumpte und darum unaufmerksame Verkehrsteilnehemer mehr auf öffentlichen Strassen; was soll daran reizvoll sein, sich inmitten von Abgasen sich, und vermutlich vor allem vielen anderen, ich weiss auch nicht was zu beweisen?

  • Marcus sagt:

    Ich wünsche eine unfallfrei Fahrt. Grenzerfahrungen sind wertvoll – auch für eine Bloggerin, Fördert das Durchstehvermögen.
    Alles Gute!
    Marcus

  • Fischbacher, Chrigel sagt:

    Als ehemaliger Radfahrer kann ich nur sagen. Warmduscher und Weicheier.

  • Mike sagt:

    Puäh. Besser ihr als ich, aber auf jeden Fall viel Erfolg und hoffentlich auch ein bisschen Spass.

  • Gerber sagt:

    Es gibt schon immer wieder noch verrücktere Sachen. Aber wem’s gefällt, bitte!

  • Gabri sagt:

    Ich bin selber Ausdauersportler und früher länger Velokurier gefahren. Zweifellos ein interessantes Projekt, doch es wäre sinnvoller, einen Solofahrer oder ein Zweierteam zu begleiten.

    Folgendes Programm als Tortour zu bezeichnen ist lächerlich. Das kriegt jeder nur halbwegs trainierter und motivierter Gümmeler hin, ohne an die Grenzen gehen zu müssen.

    50km im Team
    60km solo
    12h (!) Pause
    2 Pässe solo
    40km im Team
    längere Pause
    40km im Team

    • Peter Depedal sagt:

      Volle Zustimmung. Als Student bin ich jeden Tag Bern-Aarau gefahren mit dem Velo (Hin und zurück). Später bin ich in Freiburg an Vorlesungen, da bin ich von Bern nach Freiburg. Oft am Morgen hin und mittag zurück. Und dann noch dazu täglich 15-25 km Joggen plus Training für Fussball (1. Liga). Wenn man mal fit ist, sind das einfach keine Distanzen. Across Amerika: ja, chapeau. Aber auch das: ist eigentlich wieder zuviel am Stück bzw. mit zuwenig Schlaf. Es gibt einen Norweger, der joggt jeden Sommer ans Meer in Italien ! Und der macht keinen Blogg. Und dann der Spanier, der 365 Marathon in einem Jahr lief. Bitte, liebe Blogger, merkt auch: DAS sind akzeptable Leistungen. Übrigens: mein übergewichtiger Büronachbar joggt nun jeden Tag 7 km ins Büro und zurück. Das erste mal hatte er für einen Weg 2 Stunden. Das wiederum ist auch ne Top-Leistung. Alles relativ.

  • Susamo sagt:

    Liebä Götti
    ich wünsche Dir viel Glück
    Morris

  • Mundi sagt:

    ich wünsche Euch viel Erfolg und immer schön die gemeinsame Zielankunft vor Augen halten das motiviert und rechtfertigt die Strapazen unterwegs, womit auch die Frage von Otto beantwortet wäre.

  • Otto Liebschitz sagt:

    Man kann sich schon fragen, weshalb sich Leute das antun. Es gibt doch öV. Muss man jetzt Mitleid haben?

    • Walti sagt:

      Hallo Hr. Liebschitz

      Ihrer Frage nach zu beurteilen sind Sie wohl nicht sehr sportlich. Oder zumindest nicht der Typ der sich sportliche Ziele setzt. Also bitte verkneifen Sie sich doch solche doofen Bemerkungen. Noch besser wäre Respekt!! Mitleid habe ich höchstens mit Ihnen und ihrem Kommentar.

      sportliche Grüsse
      Walti

      • chaeppi sagt:

        Vielleicht will er andeuten, dass er es befremdlich findet, wenn Sportler ob Stress und Anstrengung („Tortour“) jammern, wenn doch alles freiwillig ist…

    • H.Kans sagt:

      Allerhöchstens Mitleid mit dir…

      • tigercat sagt:

        @ Wlti: Na, was hat Winston Churchill einst so treffend bemerkt? Richtig – No Sports! Mal schauen, ob Sie dereinst auch so gesund alt werden wie der grosse Whiskytrinker und Zigarrenraucher.

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