Tipps und Tricks fürs Tiefschneefahren
Hammermässig durch jungfräulichen Tiefschnee zu powdern – wer träumt nicht davon? Doch oft liegen Wunsch und Wirklichkeit weit auseinander. Der Versuch, über einen frisch verschneiten Hang zu fahren, endet mit Ernüchterung, oder gar mit Enttäuschung über das eigene Können. Selbst gute Pistenfahrer können an ihre Grenzen kommen. Neuschnee ist nur selten schön luftig und pulvrig, manchmal ist er nass und schwer, manchmal liegt er unter einem fiesen Harschdeckel. Kurz: Freeriden will gelernt sein – und die nötige Grundtechnik übt man am besten erst auf der Piste.
Wie viel bereits kleine Korrekturen am eigenen Fahrstil bringen, erlebte ich vergangenen Winter als ich ein paar Tage mit Erich Auer beim Variantenfahren war. Der 30-jährige Österreicher ist ehemaliger FIS-Rennfahrer, staatlich geprüfter Skilehrer und staatlich geprüfter Trainer – und einfach ein unglaublich guter Skifahrer. Er lebt in Bern und zeigt heute im Alpinblog Tricks und Tipps, wie Sie, geschätzte Leserin, geschätzter Leser, Ihre Fahrtechnik verbessern können.
Achtung, nicht vergessen: Für das Fahren im freien Gelände braucht jeder eine Sicherheitsausrüstung, dazu gehören Helm, LVS, Schaufel, Sonde, Rückenschutz, etc. Ausserdem: Immer vorher Verhältnisse und Lawinensituation prüfen – und nie alleine aufbrechen!
1. Richtige Körperhaltung, um das Gleichgewicht in jeder Hanglage zu behalten:
- Schultern, Arme, Hüfte, Knie und Sprunggelenke bleiben immer in einer Achse parallel.
- Der Körperschwerpunkt ist zentral (über der Skimitte), das heisst, Sprunggelenke, Kniegelenke, Hüftgelenke und Wirbelsäule werden leicht gebeugt der Fahrsituation angepasst.
- Die Skistöcke seitlich vor dem Körper gehalten, erleichtern die Balance zusätzlich. Wird diese Übung ohne Skistöcke durchgeführt (Bild oben rechts), hilft das zusätzlich, das Gleichgewicht zu trainieren, um mehr Sicherheit zu erhalten.
- Beide Ski werden belastet, wobei die Hauptbelastung auf dem Talski liegt. Den Oberkörper vorbeugen.
2. Die Buckelpiste ist die beste Übung, um die Technik im Tiefschnee zu verfeinern.
- Wie im Tiefschnee wandern die Ski auch auf der Buckelpiste immer hoch und tief.
- Die Buckelpiste trainiert die Beintechnik, das Spiel mit Hoch und Tief, die Ausgleichstechnik, das Tiefentlasten.
- Wenn der Ski am Buckel hoch gleitet, Druck aufbauen, Stock einsetzen und Schwung auslösen und die Kurve einleiten. Die Belastung auf die andere Körperseite wechseln und umkanten.
- Aktives Strecken ins Tal und passiv durch Buckel beugen lassen.
- Drehpunkt ist am Scheitelpunkt (auf der Kuppe), weil es hier am wenigsten Reibung respektive Unterstützungsfläche gibt.
3. Carving-Übungen, um Technik und Gleichgewicht zu üben (Selbstcheck).
Bild oben links:
- Arme seitlich anwinkeln und die Skistöcke wie ein Fenster gerade, stabil und ruhig in Luft halten.
- Nur die Beine bewegen sich aktiv. Der Oberkörper bleibt ruhig, in den Kurven nicht nach links oder rechts beugen. In der Steuerphase den Oberkörper offen Richtung Tal neigen.
Bild oben rechts:
- Arme verschränken und möglichst wenig bewegen.
- Auch hier pendeln nur die Beine. Der Oberkörper bleibt ruhig. Blick Richtung Tal.
4. Einzelkurven, um die Fliehkräfte im Tiefschnee zu üben.
- Parallele Skiführung
- Arme und Stöcke nach vorne
- Ski werden aufgekantet bis zur maximalen Kurvenlage.
- Aufbau Kurvenlage
- Spiel mit den Fliehkräften
- Achsenparallelität
5. Die Stöcke in Vorhalteposition ist ein weiterer Selbstcheck für Technik und Gleichgewicht.
- Kann auf der Piste geübt werden (Bild oben links) und im unpräparierten Gelände (Bild oben rechts).
- Wichtig: Achsen parallel halten (siehe auch Tipp 1).
6. Beide Hände jeweils aufs Innenknie
– Verbesserung der Kurvenlage und der Fahrtechnik
– Schnelleres Tempo, damit die Fliehkräfte optimal ausgereizt werden können.
– Perfektes Carven
Die Bilder entstanden voriges Wochenende in Adelboden im Berner Oberland.
39 Kommentare zu «Tipps und Tricks fürs Tiefschneefahren»
Tolle Bilder – aber der Text dazu lässt ratlos. Ob der Autor die Anleitungen seines Skilehrers richtig verstanden hat…?
Wie auch immer: Ich gönne mir demnächst 1 Woche Intensivferien & -kurs Tiefschneefahren & Skitouren. Lernen basiert sowieso viel mehr auf praktischer Anwendung denn auf theoretischer Lektüre. (Wäre toll, wenn unsere Universitäten einmal zu dieser Einsicht gelängen.)
Tiefschneefahren, Carving, Buckelpiste, Korrekturübungen: die präsentierten Bilder stellen ein Auszug der einschlägigen Lehrmittel der jeweiligen Ski-Nation dar. Korrekt ist, dass die Korperhaltung auf den Skis in jedem Falle grundsätzlich zentral sein muss. Darüber hinaus braucht es tausende, oder besser zehntausende Höhenmeter Abfahrten bis die Feinmotorik des Körpers blitzschnell von der Piste, über den herrlichen winterliche Pulverschnee oder den Frühjahr-Sulz bis zum schwierigsten Bruchharscht ohne zögern umschalten kann. Vielleicht ist es manchmal sogar sinnvoll sich von einer Fachperson (z.B. Skilehrer) begleiten zu lassen, um die gröbsten Fehler diagnostizieren und korrigieren zu können.
hmmmm…. es würde mich aber doch noch interessieren, wo der Herr Auer bei den Offpiste Bildern die Schaufel und die Sonde verstaut hat?
sehr interessanter Artikel, weiter so!
yeah man!
super tips&tricks! gewaltige bilder und ein echt lockerer skifahrer!
bin mir sicher dieser typ hat auch den einkehrschwung bestens drauf! :)
Schifahren ist sowieso super!. Ich kann´s zwar nicht so gut, fahre aber sehr gerne.
so geht’s den meisten damen auch bezüglich autofahren. ;)
hallo mitenand
nach 40 jahren unterwegs abseits der piste auf skitour, kann ich sagen, es gibt keine spezielle tiefschnee-technik.
tipp: einfach genau „gleich“ fahren wie auf der piste.
ich wünsche allen viel spass auf tour, und beim freeriden.
gruss von
raphael wellig http://www.raphaelwellig.ch
Guter artikel, noch besserer skifahrer, gibts eine Fortsetzung?
toller Betrag, super Fotos, der Junge hat was drauf,werd versuchen einiges umzusetzen, hoffentlich gibts Fortsetzungen!
Schade dass sich der Beitrag nur an Skifahrer richtet. Mich würde das Variantenfahren als Boarderin sehr reizen, aber mit den obegenannten Tipps kann ich nicht viel anfangen leider
Die wichtigsten Tips sind auch für Boarder da: Vorbereitung/Sicherheitsausrüstung! Kurse dazu gibt es ja auch genug. Der Rest ist auf dem Board ziemlich einfach und alle Skifahrer sehen dann neben dir eher blass aus ;-). Wenn du noch Anfängerin bist, solltest du das Freeriden sein lassen.
Ride on und fahr einfach rein in den Powder. Etwas Druck und Körperschwerpunkt nach hinten, etwas Speed aufbauen und fühlen wie das Board sich stabilisiert. Das Board sinkt weniger ein und wird einfacher zu fahren mit etwas mehr Speed. Dann zum Turn ansetzen nur Druck auf die gewünschte Seite geben und öffnen bevor der ganzen Speed weg ist…du wirst es schnell spüren das es einfacher ist als auf Piste zu fahren. Ride On! PS: Backcountry heisst auch auf die Sicherheit achten…wurde ja genug erwähnt…
guter beitrag, hoffentlich gibts fortsetzungen, zu sagen gäbs ja noch einiges…aber für einige trainingsfahrten hab ich da schon was zu tun;-)))
Danke für die guten Tipps. Und jetzt noch die gleichen Bilder im Bruchharsch, bitteeee!!!
genau – Bilder im Harst & Bruchharst, wenn’s nicht gar so leicht geht… (Lächeln trotzdem erlaubt)
aber vorsicht – wenn man nicht zentral über dem ski steht, gibts einen arschbruch….. ;)
ehm: und die richtigen Ski mit breiter Schaufel… oder Gewicht nach hinten wenn der Schnee tief ist…Kantenschliff nur 1 Grad…da fehlt noch einiges. Aber sowas muss man erfühlen, man kann es nicht mit Worten oder Bildern erjagen.
Jaja, der Auerle: Hätte er (als Ösi) doch unseren Rennfahrern (männliche Form) frühzeitig gezeigt, wie man fährt, dann hätten auch wir eine Chance auf Medaillen an der WM.
Will nicht wissen welcher Experte die Tipps geschrieben hat. Aber kleiner Tipp von mir. Im Pulverschnee hilft sicher, den Körperschweerpunkt nach hinten zu verlagern und bestimmt nicht zentral über den Ski wie hier geraten wird. Diese Tipps helfen auf der Piste, aber ziemlich wenig im Tiefschnee.
Rückenlage ist halt eben für die Leute, welche die Technik nicht beherrschen…
Lieber Fritz Blasimann
Ihr Beitrag zu dieser Geschichte (mit dem nach hinten zu verlagernden Körperschwerpunkt) zeigt, dass Sie kein wirklich guter Tiefschneefahrer sein können. Genau wie im Beitrag dargelegt funktioniert es – alles andere ist Plauschfahren bei Flümliflöckli-Höhe (max. 3 cm Neuschnee). Nehmen Sie doch diesen Beitrag dazu, Ihr fahrerisches Können zu verbessern, anstatt Ihr, so darf ich annehmen, falsche Körperhaltung zu verteidigen. Schönen Wintern noch
Danke, Fabio, dem ist nichts hinzuzufügen.
kleiner tipp von mir, im tiefschnee handelt es sich um optische rücklage herr blasimann (skienden im schnee, spitzen herausen), das gewicht gehört natürlich ins zentrum! (ps. wirst sehen, dann brennen auch die schenkerl nicht mehr so nach ein paar powderturns…)
Ich fahre nicht Ski, aber das mit dem Schwerpunkt nach hinten verlagern habe ich auch schon gehört und es erscheint mir logisch: Dadurch werden die Ski-Spitzen tendenziell nach oben gedrückt und können so nicht im Schnee stecken bleiben.
im tiefschnee – ja. aber machen sie das mal auf einer buckelpiste – mit tempo würden sie so beim 3. buckel einen rückwärts-salto machen.
Buckelpiste, immerhin. Das gibt dann im Pulverhang die hübschen Spuren, welche vom nachfolgenden Skifahrer zu einem schwungvollen Zöpfli geflochten werden kann. Nicht vergessen mitten im Hang stehen zu bleiben, um das Meisterwerk auch gebührend zu würdigen…
Ich verstehe den Beitrag als Anregung, den eigenen Fahrstil ein wenig in den Blick zu nehmen und an der eigenen Technik zu arbeiten. Die Idee ist gut, und die Motivation – bei mir zumindest – geschaffen worden. Derweil : Ride better, ride greener! Alleine, der Selbstachtung wegen.
Ha, ha, selten so gelacht! Und wo bitte schön findet der interessierte Skifahrer in der Deutschschweiz noch eine anständige Buckelpiste?
Engelberg
…auf dem Titlis mit Eisknubblen versehen :-)
Buckelpisten findet man noch überall dort, wo’s für den Pistenbully zu steil ist: Z.B. Moleson, Schwarze Piste, Homad Wiriehorn, Vidmanette Rougemont…leider alles in der Romandie, ausser das Wiriehorn
Tatsächlich gibt es heute leider nur noch weniger Buckelpisten – weil die meisten „Skifahrer“ heute ja kaum mehr Ski fahren sondern nur noch auf plattgewalzten Autobahnen rasen können. Ich carve auch gerne und gerne schnell, aber wer die Technik richtig beherrschen will, muss Buckelpiste fahren können.
Heute können ja kaum mehr 5% der Fahrer tiefentlasten – was grad beim Carven wichtig sein kann. Ausserdem machen Buckelpisten unglaublich Spass, wenn man’s kann. Schade, findet man sie immer weniger.
genau wie die buckelwale!
Belalp – ganz oben, hinterm Tunnel! Meist ungepistet, d.h.: morgens Tiefschnee – nachmittags Buckel! :-)
gut is auch, im leichteren unverspurten mal die gleiche spur zu wählen, wenn möglich zu zweit oder zu dritt, dadurch entsteht eine wellenbahn, die mit jeder fahrt „interessanter“ wird, also sich auch vom leichten zum schwierigeren formt – genau wie mans fürs üben braucht:-)))
Schwierig, nur von den paar Stichworten etwas hilfreiches für mcih abzuleiten, aber alleine die Bilder lassen mich das Wochenende herbeiwünschen
genau das habe ich mir auch gedacht…
meine rede, die bilder sind erstens gut und zweitens aufschlussreich, um die erklärungen zu verstehen…man merkt, dass der junge die sache gelernt hat…