Ein unberechenbarer Sechsgänger
Im dritten Teil der Serie Gigathlon 2013 gehts um das Training. Was Swiss-Triathlon-Chef Oliver Imfeld empfiehlt.
Der sechstägige Gigathlon gleicht einer Expedition, das sind die Worte des mehrfachen Gigathlon-Siegers Roger Fischlin. Wie eine Expedition will auch dieses Abenteuer gut geplant sein. Neben der Logistik und der Finanzierung gilt es, Körper und Geist auf die Herausforderungen vorzubereiten.
Meine Füsse kennen zwar die Anstrengungen eines Marathons; meine Muskeln den Kraftakt, den ihnen ein zweitägiger Gigathlon im Zweierteam abverlangt. Diesmal ist der Wettkampf aber dreimal so lang. Es ist als ob meinem Gigathlonpartner Roland Rietiker und mir statt einem Zwei-Gang-Menü ein Sechsgänger aufgetischt wird: die Vorfreude, die Neugierde, aber auch die Ungewissheit ist dieses Jahr um ein Vielfaches grösser. Ein derart langer Wettkampf ist unberechenbar: Wetter, körperliche Form, Material und Zufall können an jedem dieser sechs Tage über Gelingen und Scheitern entscheiden.
Gerade wegen dieser Unberechenbarkeit müssen Roland und ich unser Training für die Expedition früh genug in Angriff nehmen, damit reduzieren wir die Ungewissheit und erhöhen damit unsere Chance, die Ziellinie in Lausanne nach sechs Tagen tatsächlich zu überqueren. Etliche Autoren haben Beispiele von Trainingsplänen für Marathons oder Ironmans entworfen und diverse Betreiber von Onlineportalen bieten persönliche Programme an. Kaum zu finden sind allerdings Ratgeber für einen sechstägigen Wettkampf mit fünf Disziplinen (Bike, Inline, Laufen, Rennrad und Schwimmen) pro Tag, die zwei Sportler unter sich aufteilen.
Von Rollern und Bergflöhen
Deshalb ist der Ratschlag von Oliver Imfeld besonders wertvoll. Er ist Geschäftsführer von Swiss Triathlon und hat den Gigathlon nicht nur im Zweierteam, sondern auch bereits als Single-Athlet bestritten – was er auch heuer bei der 10. Austragung tun wird. «Den Gigathlon betrachtet man am besten als Triathlon», sagt Imfeld. Zumindest beim Training unterscheide er sich für ihn kaum von einem Wettkampf wie dem Inferno-Triathlon (3,1 Kilometer Schwimmen, 97 Kilometer Rennrad mit 2145 Höhenmetern, 30 Kilometer Mountainbike mit 1180 Höhenmetern und 25 Kilometer Berglauf mit 2175 Höhenmetern). Der Inferno-Triathlon wiederum differenziere sich lediglich wegen der Höhenmeter von einem Ironman. Imfeld ist überzeugt, dass es bei den Athleten eher «die Roller» oder eben «die Bergflöhe» gibt. «Ich gehöre eher zu Letzteren.»
Imfeld startete sein Gigathlon-Training bereits im November, wobei natürlich nicht nur «der Sechsgänger» auf dem Menüplan steht. «Mein Hauptziel nächstes Jahr dürfte wohl der Inferno-Triathlon sein.» Fürs Training spiele dies aber wie erwähnt keine grosse Rolle. «In den Wintermonaten versuche ich mit Schwimmen, Laufen und Langlauf auf wöchentlich acht bis zehn Stunden zu kommen», sagt der Routinier. Ab Frühling will er seine Trainingszeit auf zehn bis zwölf Stunden (Rad, Bike und Inline statt Langlauf) ausdehnen. Das Rezept dafür tönt verlockend, denn einen festen Plan gibt es für ihn nicht: «Fix ist einzig das Schwimmen, ich trainiere zweimal wöchentlich mit dem Triathlon Club Zofingen. Die andern Trainings absolviere ich nach Lust, Zeit und Wetter.»
Triathlon für die Vorbereitung
Imfeld wählt aber die Menge der Zutaten seiner Trainingsrezeptur ganz bewusst: «Ich werde 50 Prozent auf dem Rennrad oder dem Bike verbringen, 25 Prozent ins Laufen und die restlichen 25 Prozent in Schwimmen, Langlauf und Inlinen investieren.» Er verdoppelt damit im Vergleich zu seinen bisherigen Vorbereitungen für einwöchige Gigathlons die Zeit der Lauf- und Schwimmtrainings. Grund dafür sind seine Erfahrungen: «Ich musste 2005 einen Gigathlon auf der Laufstrecke und 2007 auf der Schwimmstrecke aufgeben. Vor diesen beiden Disziplinen habe ich nun am meisten Respekt.»
Nichtsdestotrotz will Imfeld sich den Spass an der Bewegung, die Abwechslung durch die fünf Sportarten, die grosse Herausforderung und den abenteuerlichen Charakter nicht nehmen lassen. «Als Athlet wird man eine Woche lang unterstützt und getragen durch das eigene Team, durch die solidarischen Zurufe anderer Athleten oder der Zuschauer. Das löst sehr starke Emotionen aus.»
Neben den Trainings empfiehlt Imfeld, als Vorbereitung auch Wettkämpfe ins Auge zu fassen und dabei zwischen kürzeren und längeren Belastungen zu variieren. Die gesammelten Erfahrungen brächten viele Vorteile. «Gerade ein Triathlon hilft, die Wechsel zu üben, unterschiedliche Belastungen zu erfahren und auch die Verpflegung zu testen.» Die verschiedenen existierenden Distanzen (Short Distance, Olympisch, der halbe und der ganze Ironman) liessen sich in der Vorbereitung bestens kombinieren. In Stein gemeisselt ist Imfelds Wettkampfprogramm noch nicht, könne aber in etwa so aussehen: Rotseelauf (April), Thurgauer Triathlon, Intervall-Duathlon Zofingen, XTerra Italy (alle Mai), Zytturm Triathlon in Zug, Stöckli Bike-Marathon (beide Juni).
Als Routinier weiss Imfeld, dass Hauptproben kurz vor dem Gigathlon im Juli nicht nur den Körper stärken, sondern auch das Selbstbewusstsein. «Ich werde darum wie immer im Juni zwei Gigathlon-Trainingstage in der Zentralschweiz durchführen.» Ein solcher Testtag umfasst alle fünf Disziplinen, dauert 10 Stunden und wird gespickt mit vielen Höhenmetern.
Damit steht für mich fest: Vor dem ersten Gang liegen gepfefferte sieben Monate.
3 Kommentare zu «Ein unberechenbarer Sechsgänger»
hallo mitenand
was diese sportler trainieren ist gewaltig. ich bin ueberzeugt Sie trainieren immer noch aus reiner lust und freude.
warum, weil Sie mit dem herzen dabei sind. Sie brauchen keine motivation mehr… Ihre begeisterung ist groesser als
sich noch zu motivieren.
gruss von
raphael wellig http://www.raphaelwellig.ch
Habe immer eine grosse Achtung von den Triathlon Sportlern ,für diese Sportart braucht es einen Riesenaufwand neben Beruf und wenn vorhanden Familie.
Danke für den Artikel.
Mich interessiert dann noch, wie es an den Trainingsrennen gelaufen ist. Und funktioniert das, 15 Stunden Training pro Woche vorzunehmen und dann nach Lust und Laune zu trainieren.