Murten ass den Elefanten
Diese Woche von Laupen nach Avenches (BE/FR/VD)
Die lange Wanderung von Laupen nach Avenches berührt gleich drei Kantone: Bern, Freiburg, Waadt. Wir machten sie heuer im Februar an einem schneearmen Tag, sie eignet sich gut für den Winter. Da sind keine schwierigen Passagen wie zum Beispiel abrupte Tobel mit vereisten Treppenstufen.
In Laupen querten wir gleich nach Wanderstart auf einem Fussgängersteg die Sense, die ganz nah in der Saane endet. Am Ufer des grösseren Flusses zogen wir anschliessend stromaufwärts: eine schöne Passage durch den winterlich gelichteten Wald. Schliesslich querten wir auch die Saane.
Hernach weite Wiesen und Äcker, kleine Dörfer wie Kriechenwil und Liebistorf und am Horizont der Chasseral, der am Horizont mit seiner Schneekrone wirkte wie der Kilimandscharo. Beim Galmguet, einem Weiler mit Pflegheim, hielten wir inne und schauten uns an, was der Kleinzoo beherbergte: Damwild, Pfauen, Miniziegen. Und, in einiger Distanz, ein zierliches Känguruh; oder war das ein Wallaby?
Frühlingssehnsüchte
Auf der Anhöhe von Salvenach erblickten wir zu unseren Füssen das mittelalterlich befestigte Murten und den Frühlingssehnsüchte weckenden blauen See; dahinter erhob sich der Mont Vully aus der Ebene. Einige Zeit später betraten wir das Städtchen. Wir machten uns auf die Suche nach Nahrung und stiegen in ein Kellerlokal ab, das uns eine Frau empfohlen hatte, die wir auf der Strasse um Rat fragten. Die «Freiburger Falle» machte uns zufrieden. Sie bietet Gewölbeambiente mit Mauerwerk und viel altehrwürdigem Holz. Durch meinen Tisch zog sich ein Riss, in dem ich jederzeit mein Riesenschnitzel hätte verschwinden lassen können. Nötig wurde das nicht. Es war köstlich wie auch die Meringue mit Crème Double zum Dessert.
Alsbald gingen wir hinauf zum Schloss, schauten uns die Kanone von Krupp aus dem Jahre 1882 an, ein 4000-Kilo-Ungeheuer mit einem Radgürtel, der das Prinzip des Panzers imitiert. Den See entlang, freilich das erste Stück bis Meyriez nicht direkt am privatisierten Ufer, hielten wir dann Richtung Südwesten. Der Obelisk an der Bahnlinie erinnert an die Schlacht bei Murten 1476, in der die Eidgenossen Karl den Kühnen schlugen; ein Jahr später vernichteten sie den Herzog und sein Burgunderreich endgültig.
Mohren und Elefanten
In Faoug, „Fu“ ausgesprochen, verabschiedeten sich Eugen und Regina; sie nahmen den Zug. Wir anderrn wanderten noch ein gutes Stück weiter; wir liessen den Murtensee hinter uns, kamen in flaches Ackerland und steuerten Avenches an. An dessen Bahnhof waren wir müde und verzichteten darauf, uns zu den antiken Ruinen zu begeben; Aventicum war der grösste Römerort auf schweizerischem Gebiet. Ein Kuriosum aus heutiger Zeit: Das Wappen von Avenches zeigt einen Mohren, einen schwarzen Mann mit weissem Stirnband; das ist politisch sehr unkorrekt.
Nun noch ein historischer Nachtrag zu Murten, wobei wieder eine Kanone vorkommt: 1866 gastierte dort ein Wanderzirkus mit zwei Elefanten. Nachts tötete der männliche Elefant seinen Wärter und floh aus der Remise, in der er untergebracht war. Eine Verfolgungsjagd hub an, es kam zu Tumulten und Panik. Endlich wurde der Elefant in einer Gasse, die man verbarrikadierte, gefangengesetzt. Aus Freiburg schaffte man eine Sechspfünderkanone herbei und schoss das Tier tot. Die essbaren Teile wurden an die Stadtbürger verkauft. So kamen die Murtner in den Genuss von Elefantenfleisch.
Route: Laupen Bahnhof – Fussgängersteg über die Sense – Saaneufer – Fussgängersteg über die Saane – Risau – Röseli (Ortsrand Kriechenwil) – Liebistorf – Salvenach – Murten Altstadt – Murten See – Meyriez – Faoug – Avenches Bahnhof.
Gehzeit: 6 Stunden.
Höhendifferenz: 180 Meter auf-, 230 abwärts.
Wanderkarte: 242 T «Avenches», 1: 50 000.
Kürzer: Man kann die Wanderung in Murten beenden, nach 3 1/2 Stunden Gehzeit.
Charakter: Herrlich abwechslungsreich, Flüsse, ein See, einige Weiher. Viel Wald und Wiese, ab und zu auch Hartbelag. Wenig Höhendifferenz und daher trotz 24 Kilometern Länge nicht besonders anstrengend.
Höhepunkte: Das winterlich stille Saaneufer. Der Anblick des Murtensees und der vorgelagerten mittelalterlichen Stadt Murten von der Anhöhe von Salvenach. Murtens Altstadt.
Kinder: Machbar; allerdings weit.
Hund: Problemlos.
Einkehr: Viele Restaurants. Freiburger Falle: www.ff-murten.ch
Wanderblog: widmerwandertweiter.blogspot.com
5 Kommentare zu «Murten ass den Elefanten»
Wir – meine Frau und ich – haben Jahre in Neuchâtel gewohnt und unter anderem auch die „andere Seite“ des Neuenburger Sees kennengelernt! Für uns ist es ein Stück Heimat geblieben, wo wir gerne dran denken. Lieben Dank für den Tipp, dessen Tour wir im Frühling, wenn wir die Gegend und unsere Freunde dort besuchen, machen werden. Wir freuen uns schon drauf! Liebe Grüsse aus „God-Old-Austria! ;-)
Ich habe einen Teil dieser Wanderung (Laupen – Murten) gestern bei herrlichem Frühlingswetter gemacht. Das nächste Mal würde ich sie allerdings in der umgekehrten Richtung unternehmen, man muss sich dann nicht immer wieder umdrehen um das herrliche Panorama der Alpen zu geniessen. Aber das kommt vielleicht daher, dass wir den Kilimandjaro von Bern aus jeden Tag sehen ;-)!
(PS: Die Internetadresse des Freiburger Falle lautet http://www.freiburger-falle.ch)
hallo thomas
ich danke thomas für die schönen und interessanten berichte vom 2012.
ich wünsche dem outdoor team vom tagesanzeiger alles gute fürs 2013.
gruss von
raphael wellig http://www.raphaelwellig.ch
Diese Wanderung machen wir dann im Frühling
guten tag thomas
ich danke thomas für den schönen wandertipp.
ich wohne im kanton bern, und kenne diese wanderung bestens. ich kann diese wanderung wärmstens empfehlen.
ich wünsche allen im 2013 viele schöne wander-touren.
gruss von
raphael wellig http://www.raphaelwellig.ch