Im Land der Willisauer Ringli
Diese Woche von Willisau nach Ufhusen und Huttwil (LU/BE)
Kulturbeflissene assoziieren Willisau mit dem Jazzfestival, mir kommen zuerst die Willisauer Ringli in den Sinn. Vor langer Zeit, als ich in Bern studierte, lernte ich von einem echten Willisauer, wie man so ein steinhartes Ringli zum Verzehr zurichtet. Eine Art Guetsli-Karate: Man legt das Ringli in die eine Handfläche, um es mit einem gezielten Ellbogenstoss des freien Armes in vier Teile zu brechen. Vier, jawohl, und nicht fünf und nicht drei!
Mandarinente, Legewachtel, Witwenpfeifgans
Daran muss ich wieder denken, als wir am Bahnhof Willisau stehen – freilich kommt ein Ringlikauf jetzt nicht in Frage, denn das Grüpplein will losziehen. Unser erstes Ziel ist auf dem Wegweiser aufgeführt: der Willbrig, nicht zu verwechseln mit dem Wellbrig. Wir starten, queren ein Hangquartier mit Terrassenwohnungen und Mehrfamilienhäusern. Bald sind wir in den Wiesen und müssen keuchen, weil es kräftig aufwärtsgeht. Beim Hirschpark, einem Kleinzoo, listet ein Schild auf, was da kreucht und fleucht. Es gibt Vogelarten, von denen ich noch nie im Leben gehört habe: Mandarinente, Legewachtel, Witwenpfeifgans.
Wir erreichen auf dem Gütsch ein umhagtes Kreuz – ein Aussichtspunkt. Weil der Himmel stark bewölkt ist, bleibt uns die Pilatuskette verborgen. Aber wir sehen unter uns das Städtchen Willisau und erkennen, dass es auch möglich gewesen wäre, zuerst durch die historische Kulisse zu streifen und erst dann zu jener Krete hinaufzuhalten, auf der wir nun stehen.
Lauteres Wasser
Im Folgenden reihen sich die schönen Wandermomente: Da ist der Wald des Willbrig, da sind weite Felder, da sind Bauernhöfe mit Prachtsgärten. Nach Oberwil freilich beginnt es zu regnen. Nicht allzu schlimm; allerdings ist nun der einigermassen steile Kurzabstieg im Wald glitschig. Wir gehen vorsichtig und schaffen es sturzlos hinab zur Luthern. Das Gewässer, das vom Napf kommt, wirkt zahm; der Regen hat noch nicht gewirkt. Der Name Luthern hat nichts mit dem Reformator Martin Luther zu tun, sondern mit dem Adjektiv «lauter» wie hell, sauber, rein.
Wir queren das Areal des Kieswerks Hüswil. Kein Mensch ist zu sehen, und so leisten wir uns das Vergnügen, mal kurz einen der makellosen Kieshaufen von vielleicht acht Metern Höhe zu erklimmen, was gar nicht einfach ist; man muss rennen. Geht man nämlich langsam, rutscht man nach jedem Schritt wieder rückwärts. Indem wir den Gipfel erreichen, befördern wir unsere Tour zur Bergwanderung.
Liebliches Gelände zum Dessert
Bald kommt Ufhusen in Sicht; die Vorsilbe zeigt es an, das Dorf liegt auf einem Hügel. Die Pfarrkirche St. Johann und Katherine ignorieren wir, obwohl sie für ihr Gnadenbild der Gottesmutter bekannt ist; Hunger schlägt Spiritualität. Das «Kreuz» ist offen, wir treten ein und fühlen uns sofort wohl: Jawohl, hier wird man essen können. Mein Cordon bleu ist gut, und auch die anderen sind zufrieden.
Die zweite Wanderetappe ist kurz: ein Gehdessert von knapp vier Kilometern. Aber wir bekommen noch einmal liebliches Gelände serviert. Ein Schild zeigt an, dass man bei der Familie Bösiger übernachten kann – ach ja, ich versäumte bisher zu erwähnen, dass wir uns auf dem Jakobsweg befinden. Die Wirtin im «Kreuz» hat uns bestätigt, dass oft Wallfahrer vorbeiziehen und manchmal auch bei ihr einkehren. Wir gewöhnlichen Wanderer haben dann allerdings bald ausgepilgert: Im geschäftigen Gewerbezentrum Huttwil nehmen wir den Zug nach Hause.
Route: Willisau – Gütsch – Willbrig – Olisrüti – Stocki – Oberwil – Ufhusen – Huttwil.
Gehzeit: 4 Stunden.
Höhendifferenz: 410 Meter aufwärts, 330 abwärts.
Wanderkarte: 234 T «Willisau», 1: 50 000.
Charakter: Jakobsweg. Hügel, Bäche, Wald, Wiesen im Wechselspiel. Nicht wirklich anstrengend.
Höhepunkte: Das Kreuz auf dem Gütsch über Willisau mit der Aussicht. Die Einkehr in Ufhusen. Der lustige Huttutunnu am Bahnhof Huttwil – eine schmale, psychedelisch bemalte Fussgängerunterführung.
Kinder: Keine Probleme.
Hund: Keine Probleme.
Winter: Je nach Schneehöhe braucht man Schneeschuhe.
Einkehr unterwegs: «Kreuz» in Ufhusen. Ruhetag Montag. http://www.wina.ch/kreuz.htm
Wanderblog: widmerwandertweiter.blogspot.com
3 Kommentare zu «Im Land der Willisauer Ringli»
Huttutunnu am Bahnhof Willisau? Der Huttutunnu ist in Huttu!
Mein lieber Herr Widmer,
„Der lustige Huttutunnu am Bahnhof Willisau“ befinndet sich in Huttwil.
Mit freundlichen Gruessen,
E. G. Devenoges
zz In Neuseeland
hallo thomas
danke für den interessanten wander-vorschlag.
ich hoffe der winter zieht nochmals richtig ins flachland… um diese tour teilweise mit den schneeschuhen begehen zu
können.
ich wünsche allen viel spass auf dieser wanderroute.
gruss von
raphael wellig http://www.raphaelwellig.ch