Regenexpedition auf den Randen

Diese Woche aufs Randen-Plateau (SH)

Zwei Wanderungen in einer Woche, an beiden Tagen regnete es heftig. Das eine Mal kam ich hässig und triefend am Ziel an, das andere Mal vergnügt grinsend.

Ein Regenschirm macht gute Laune

Der Regenschirm machte den Unterschied. Die teure Synthetik-Bekleidung aus dem Fachladen gibt irgendwann nach und lässt das Wasser doch durch. Und man schwitzt in ihr grässlich. So wars, als ich kürzlich auf den Hirzel stieg: Ich war pflotschnass und verstimmt.

Meine Unternehmung im Schaffhausischen aber, um die es hier gehen soll: eine Gutelaunesache von A bis Z. Am Regenschirm, eben, lag es. Wenn es nicht zu sehr windet, dann ist so ein simples Aufspannding immer noch das Beste. Das wissen übrigens auch die Sennen: Es gibt in meinem Lieblings-Bergfilm «Ur-Musig» von Cyrill Schläpfer die Szene hoch über dem… ist es der Seealpsee? Jedenfalls schneeregnet es, und der Senn schützt sich mit einem grossen Herrenschirm.

In Merishausen bei der Haltstelle «Im Kerr» startete ich nach der Busfahrt vom Bahnhof Schaffhausen her. Ich ging kurz retour, fand den Wanderwegweiser. Mein erstes Ziel, das Buchberghaus, war aufgeführt, alles bestens. Über mir prasselte es auf mein Kunstdach, ich fand das gemütlich. Der Aufstieg auf das Plateau des Randen begann und war vorbei, bevor ich ernstlich ins Keuchen geriet; das Buchberghaus erwies sich im Übrigen als Stützpunkt der «Naturfreunde».

Wunderbar abgehoben

Randen: Das ist der Schaffhauser Tafeljura, eine einsam in Grenznähe zu Deutschland liegende Hochfläche. Eine Randenwanderung sieht eigentlich immer gleich aus. Man steigt auf. Dann ist man oben und wähnt sich in einem ganz eigenen Land; abgehoben fühlt man sich, schweizfern. Bis man wieder absteigen muss.

Auf Natursträsschen und Waldwegen ging es vorwärts, wobei ich vorläufig, solange der Wegweiser den Schleitheimer Randenturm nicht aufführte, Richtung Stühlingen hielt. Eine Waldbaracke stellte sich als einfache Wirtschaft «Schleitheimer Schlossranden» heraus, war aber zu. Das triefende Tipi daneben wirkte verkommen. Gleich darauf der Turm, den ich auf einem schmalen Weglein erreichte – an dieser Stelle geschah ein Wunder. Der Regen liess nach, stellte dann für einige Zeit sein Zermürbungswerk ganz ein. Und der Himmel riss ein wenig auf. Ich stieg auf den Turm. Was ich nicht sah, was man aber laut Wikipedia sähe: den Hegau, den Schwarzwald, unsere Voralpen, den Alpenkranz. Was ich hingegen sah: amazonashaft aus dem Nebel lugende wassergesättigte Waldkuppen im halb grünen, halb gelben Herbstkleid.

«Schlaatemer» Forelle

Das erste coupierte Stück im Abstieg war glitschig, der Pfad eher ein Bachbett. Mehrmals rutsche ich auf dem geschmirgelten Kalk und auf freiliegenden Baumwurzeln aus. Mit dem Waldaustritt wurde alles besser. Derweil der Regen wieder einsetzte, erreichte ich das Gehöft Strickhof und bald danach Schleitheim, das seine Menschen «Schlaate» nennen. Im Internet hatte ich mir als Ess-Destination die «Post» ausgesucht. Ich navigierte mich durchs weite Dorf, fand meine Wirtschaft, trat ein – herrlich. Das Lokal war rustikal. Die «Schlaatemer Forelle» an einer Kräutersauce fein. Die Vermicelles ebenfalls. Und was ich immer das Allerwichtigste finde beim Einkehren: Ich wurde nett behandelt und bedient und fühlte mich anderthalb Stunden zu Hause.

***

Route: Merishausen, Im Kerr (Bus ab Schaffhausen SBB).

Gehzeit: 3 1/2 Stunden.

Höhendifferenz: 380 Meter auf-, 480 abwärts.

Wanderkarte: 405 T «Schaffhausen/Stein am Rhein», 1: 50 000.

Charakter: Auf dem Randenplateau wandert es sich mühelos. Ein Gutteil der Strecke besteht aus Natursträsschen. Auch Hartbelagbschnitte. Ruppig, steil, glitschig ist der Pfad vom Schleitheimer Randenturm bis zum Waldaustritt vor dem Strickhof.

Höhepunkte: Die Abgelegenheit, Ruhe, Weite des Randens. Der Weitblick vom Schleitheimer Randenturm (man sieht den Hegau, den Schwarzwald, die Schweizer Voralpen und bei Föhn auch den Alpenkranz). Das stimmungsvoll abgelegene und in die Hügel gebettete Schleitheim.

Hund: Problemlos, abgesehen vom Turm mit seinen Gitterstufen.

Einkehr: Einfache Wirtschaft auf dem Schlaatemer Schlossranden (zwei Minuten vor dem Turm). Geöffnet noch dieses Wochenende, 27./28. Oktober, mit Oktoberfest. Hernach geschlossen. Mehrere Restaurants und Gasthäuser in Schleitheim. Getestet, gut gegessen: «Post» bei der Bushaltstelle «Station». www.gasthof-post.ch, Mo und Di Ruhetag.

Wanderblog: widmerwandertweiter.blogspot.com

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6 Kommentare zu «Regenexpedition auf den Randen»

  • hallo thomas

    danke für den interessanten tipp.
    wie es scheint handelt es sich hier um eine einsame schöne wanderung. und solche touren geben einem kraft und
    energie…
    ich werde diese wanderung bestimmt machen.
    danke.

    gruss von
    raphael wellig http://www.raphaelwellig.ch

  • Andreas sagt:

    Schade, dass bei ihrem erneuten Besuch auf unserem Randen schon wieder schlechtes Wetter geherrscht hat. Letztes Mal lag ja noch Schnee… Doch dank dem Schirm hatten sie diesmal ein positives Erlebnis. Übrigens, ich kenne sogar Bergführer, die auf ihre Bergtouren einen Regenschirm mitnehmen. Finde ich bei Wanderungen eine gute Idee.
    Mit einer 1:25000er Karte hätten sie sicher schon bei der Planung gesehen, dass der Abstieg vom Schlaatemer Randenturm steil ist und bei Nässe rutschig werden könnte.
    Als ich noch in der Schweiz gelebt habe, war ich oft sauer, wenn die geplante Bergtour oder Wanderung ins Wasser fiel. Seit wir jedoch einmal ein Jahr ohne Regen im Irak erlebt haben, sind wir jedesmal froh, wenn der erste Regen schon im Oktober fällt und nicht erst im Januar. Übrigens, hier im Nordirak gibt es auch ganz schöne Bergwanderungen. Vor einem Monat war ich auf dem Halgurt, dem „höchsten Iraker“. Diesmal hatten wir eine schöne und einfache Wanderung, nachdem unsere Winterüberschreitung im April zur Tortour ausgeartet war…

  • DK sagt:

    Am besten ist eine Veloregenschutz-Pellerine. Hält längere Zeit trocken, und darunter hat man volle Bewegungsfreiheit.

  • Gautier Irgendwo sagt:

    Für all diejenigen welche das Wandern in einer grösstenteils noch unberührten
    Natur vorziehen mögen, ist der Randen bestimmt ein herrliches Wandergebiet

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