«Die nächsten Tage werden ein Krampf»

Roger Schaeli

Der erste Kontakt mit der Big Wall.

Heute konnte ich mit Daniel die ersten Seillängen klettern. Es lief gut, der Fels war zwar etwas brüchig, aber weniger schlimm, als wir befürchtet hatten – zumindest jetzt im unteren Wandteil. Was uns weiter oben erwartet, werden wir in den nächsten Tagen sehen.

Diese Big Wall ist wirklich ein Monster-Ding. Riesig, mega cool – und eine Herausforderung! Der Fels besteht aus unterschiedlichen Schichten, im unteren Teil schwarz/graues Gestein, oben in der Falllinie zum Gipfel rötlich.

Ein zweites Lager eingerichtet

Während wir heute den Fels austesteten, schleppte Simon weiteres Material hoch zum Wandfuss. Dort haben wir nun ein zweites, kleines Lager eingerichtet.

Der Zustieg führt über ein sehr steiles Gletschergelände. Es gibt einzelne Spalten, jedoch gut sichtbar und darum unbedenklich. Gefährlich sind einzig jene Gletscherspalten, die versteckt unter einer Schneedecke liegen. Wir fanden problemlos einen sicheren Weg, und markierten ihn mit Steinmännchen.

Big Wall

Die 1400-Meter-Wand von unten: Ein Monster-Ding!

Für die nächsten Tage sieht unser Plan so aus: Wir legen jetzt eine Route durch die Big Wall fest. Morgen früh steigt dann ein Zweierteam in die Wand ein, das andere Zweierteam transportiert weiteres Material vom Basislager zum Wandfuss. Am Tag darauf wechseln wir. Ein Team klettert die Längen weiter, das andere transportiert.

Sobald alles raufgetragen ist, beginnen wir damit, das Material, Essen und Wasser in die Wand hochzuziehen. Das wird ein Krampf. Wir werden wie Ameisen rauf und runter steigen, jeden Tag etwas höher.

Wenn wir eine gewisse Höhe erreicht haben, warten wir – falls nötig – ein Schönwetter-Fenster ab und greifen dann definitiv an. Das heisst: Wir nehmen alles mit, was wir brauchen, bleiben mehrere Tage in der Big Wall, übernachten im Hängezelt, bis wir den Gipfel erreichen.

Vorläufig kehren wir abends noch zurück ins Hauptbasislager, essen etwas und sind dann froh, in die Schlafsäcke zu kommen. Tagwache haben wir auf 5.30 Uhr angesetzt. Dunkel wird es hier zu dieser Jahreszeit nie ganz, nur leichte Dämmerung während etwa vier Stunden. (Aufgezeichnet von Natascha Knecht)

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5 Kommentare zu ««Die nächsten Tage werden ein Krampf»»

  • Marcel Halbeisen sagt:

    Gratulation zu dieser hervorragenden Leistung und danke für den interessanten Blog. Ich hoffe Ihr könnt noch weitere solcher „Taten“ vollbringen und haltet uns immer auf dem Laufenden. So kann man richtig mitfiebern…
    Wie wäre es das mal bei unserer Sektion als Vortrag vor zu stellen?

    Marcel Halbeisen
    Präsident SAC St. Gallen

  • Hanspeter Spälti sagt:

    Da gibt es nicht’s zu kommentieren, da schüttle ich nur den Kopf!

  • Eva sagt:

    Fantastisch, viel Spass und Erfolg auf eurem waghalsigen Projekt im Scoresbysund! Es ist eine atemberaubend schöne und wilde Gegend, aber ich kenne sie nur aus der Zwerghöhe von Bootsreisen. Und wenn ihr dann auf dem Gipfel seid, könnt ihr mir vielleicht bis nach Westgrönland winken:-)

  • Igitt und da wollt Ihr wirklich rauf, da war die eigernordwand wohl nur ein klettergarten?

  • Jo Adams sagt:

    Whoa, dass eine große Wand!

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