Unten ohne davonziehen

Der kleine Jan zog am vergangenen Kyburglauf die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich. Nicht nur, weil er zügig unterwegs war. Ratlosigkeit, Neugier und Respekt spiegelte sich in den Augen der Zuschauer, nachdem der 11-Jährige an ihnen vorbei gezogen war. Er nahm die zwei Kilometer lange Strecke nämlich ohne Schuhe unter die Füsse – und gewann. Der junge Läufer musste dafür nicht nur Asphalt bodigen, sondern sich auch über Feldwege gegen seine Gegner behaupten – und das im November. Man ist versucht zu sagen, das ist einzigartig. Meine Recherchen haben aber ergeben, dass der junge Athlet und seine beeindruckende Leistung bestenfalls eine Seltenheit ist.

Denn er liegt er mit seinen nackten Füssen im Trend: Das Geschwisterpaar Maggie und John Durant sind die Initiatoren des New York City Barefoot Runs. Der Name des Laufes ist Programm: Seine Teilnehmer nehmen den Big Apple schuhlos unter die Füsse. Die Strecke führt durch die 70 Hektaren grosse Insel Governors Island in New York Harbor. Die Veranstalter geben den Läufern keine Distanz vor – es gilt das Motto: Laufe, so weit dich deine Füsse tragen.

Barfüssler aus allen Ecken der Welt

Das designierte Ziel des Geschwisterpaares ist es, das Laufen von den Pedometern, Geschwindigkeitsmessern, Shin-Splints und Läuferknien zu befreien. Ihre Mission sei es, den Läufern den Spass an dieser angeborenen Bewegung zurückzugeben, lassen die beiden verlauten. 2010 liefen erstmals 300 Nacktfüsser in New York, dafür reisten sie aus Schweden, England und allen Ecken der Vereinigten Staaten an. Und offenbar ist Barfusslaufen ansteckend, denn an der zweiten Durchführung des New York City Barefoot Runs im vergangenen September fanden sich weit über 400 Läufer unter anderem aus Indien, Belgien, Schweden, Island, Mexiko, Kanada und den USA ein.

Geht es ums Barfusslaufen, kommt man am Amerikaner Christopher McDougall nicht vorbei. Der Mann aus dem amerikanischen Bundesstaat Pennsylvania ist unter Seinesgleichen nahezu eine Legende. Er sagt: «Wir haben das Laufen mit all dem Geschäft rundum und dem Marketing versaut.» Es sei zu einer Strafe verkommen, die all jene von ihrem schlechten Gewissen befreit, die am Vorabend die XL-Pizza wählten. McDougall fordert die Menschen auf, zu laufen: Nicht nur um Kalorien, sondern auch um ihren Stress zu verbrennen – als Belohnung, zur eigenen Freude.

Eine Meute jagender Hunde

Lange Zeit ein Sportler mit Schuhen suchte der Amerikaner nach der Ursache für seine Schmerzen nach seinen Läufen. Er fand Antworten in der Evolutionsgeschichte des Menschen. Vor zwei Millionen Jahren habe sich das menschliche Gehirn drastisch vergrössert, das sei nur möglich gewesen, weil unsere Vorfahren Fleisch assen, das sie erjagten. «Das schafften sie nicht etwa, weil sie stärker als ihre Beutetiere waren oder weil sie damals schon grossartige Waffen besassen – nein!» Das Einzige, was uns von anderen Säugetieren deutlich unterscheide, sei unsere Fähigkeit, auch bei Hitze lange Distanzen zu laufen. «Wir schwitzen und hecheln sozusagen gleichzeitig. Die Menschen waren vergleichbar mit einer Meute jagender Hunde.»

Über den Erdball verstreut fand er Kulturen, die schuhlos Hunderte von Kilometern zurücklegten – über Stock und Stein, ohne dabei unter Läuferknien und Achillessehnenproblemen zu leiden. Der Amerikaner ist der festen Überzeugung, dass Menschen zum Laufen geboren sind – wenn sie sich nur auf die ursprüngliche Bewegung besinnen. Daraus entstand nicht nur sein Buch «Born to run», sondern auch die Subkultur der Barfussläufer. Sie sind auch in der Schweiz auf dem Vormarsch, wie es der kleine Jan eindrücklich demonstrierte.

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45 Kommentare zu «Unten ohne davonziehen»

  • Patrick sagt:

    Es gibt jetzt auch einen „Barfuss“-Schuh von Adidas, allerdings noch nicht in Europa: adiPure Trainer.

    • Patrick sagt:

      …adiPure ist offenbar weniger zum Joggen oder Walken, sondern eher zum Training im Fitnessstudio gedacht.
      Da lobe ich mir doch die Vibram-Kollektion!

  • Arja sagt:

    Hier noch ein Hinweis auf echte Barfussschuhe, die durch die speziell dünne Sohle als Einzige auf dem Markt einen Barfussabdruck hinterlassen: http://www.sole-runner.ch. Diese Schuhe schützen lediglich den Fuss vor Verletzungen.

  • Für alle, die’s interessiert: Unter http://www.fiveling.at.tf gibt’s ein Skriptum, in dem man mehr über barfüßiges Gehen/Laufen erfährt. Liebe Grüße aus Österreich:
    Heimo Presser

  • Philipp Vögelin sagt:

    Ist jemand an einem Treff fürs Laufen mit Minimalschuhen oder barfuss in Basel oder Zürich interessiert? Die Sache bekommt scheinbar langsam Schwung ausserhalb der USA und sorgt immer für spannende Diskussionen. Ich würde mich freuen, mein Kontakt: phv [ät] gmx.ch .

  • h-j sagt:

    Barfuss joggen muss ja fremd wirken, wenn man sich das Leben ohne Schuhe gar nicht vorstellen kann. Ich selbst habe im Sommer 2009 begonnen, barfuß zu gehen und ein Jahr später mit Joggen begonnen. Seitdem sind meine diversen Zipperlein wie Rücken-, Nacken-, Kopfschmerzen verschwunden, und die Senkfüße gehören auch der Vergangenheit an.
    Von Barfußschuhen halte ich persönlich wenig, da der direkte Bodenkontakt eben doch nicht mehr stattfindet.

  • Stefan Parpa sagt:

    Könnte ich auch das umgekehrte „Problem“ haben? Ich trage seit Jahren nur noch „Barfusschuhe“, Nike Free 5.0, Nike Free 3.0, Merell Trail Glove, New Balance Minimus … Vor kurzem habe ich angefangen 2-3 mal in der Woche zu laufen. Ich habe normale Laufschuhe gekauft, für normale Füsse. Da ich aber beim laufen nach aussen knicke bekomme ich Probleme mit der Achillessehne. Muss ich auch mit den Barfusschuhe laufen, könnte dies das Problem sein? Wanderungen mit den Barfusschuhe sind kein Problem für mich, aber der Teerstrasse wollte ich nicht umbedingt damit laufen. Spricht etwas dagegen die Barfussschuhe auch auf der Teerstrasse fürs Lauftraining zu verwenden?

    • Philipp Vögelin sagt:

      Es spielt keine Rolle wie hart der Untergrund ist, es ist sogar so, dass ein harter Boden die saubere Barfusslauftechnik (fast flaches Aufsetzen mit dem Vorfuss) fördert (siehe oben Videolink von Nature). Im Gegensatz zur Fersenlauftechnik gibt es keinen Stoss, darum ist es auch egal wie hart der Boden ist und eine Dämpfung ist auch nicht nötig. Die Fuss- und Wadenmuskulatur muss fürs Abfedern natürlich graduell (Faustregel: 10% Laufstrecke pro Woche steigern) aufgebaut werden, begleitend mit vielen Dehnübungen aller Wadenmuskeln.

      Zum Nike Free: ich finde es keinen Barfussschuh, weil die Ferse immernoch höher ist als der Fussballen (der Schuh hat sog. Sprengung). Die Sohle ist allerdings in Längsrichtung nicht mehr steif, was die Fussmuskulatur etwas trainieren könnte.

      • Stefan Parpa sagt:

        Stimmt, der Nike Free ist kein Barfussschuh. Ich habe mit diesem angefangen, schon nach kurzer Zeit fühlt sicher jeder andere Schuh wie an Schraubstock an. Später gab es dann immer mehr Barfussschuhe… Jetzt habe ich nur noch Barfussschuhe, bis auf den Laufschuh. Dann werde ich das nächste Training in meinen Trail Gloves machen.

  • Anja sagt:

    Wer hat Erfahrungen mit Nike Free Run?

  • Mladen sagt:

    Ich habe seit letzten April einen Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule. Deswegen musste ich mein bisheriges Lauftraining welches zwischen 50-70km/Woche betrug einstellen.
    Durch die Lektüre von „Born to run“ las ich erstmals von den Vorzügen des Barfusslaufens. So besorgte ich mir Vibrams des Modells Classic.

    Mein Schlüsselerlebnis hatte ich schon vor dem Kauf der Vibrams. Mit normalen Merrell-Schuhen bestieg ich den Uetliberg bei Zürich über den steilen Laternenweg, sehr zügig in nur 24 Minuten. Dabei verspürte ich noch etwas Schmerzen. Für den Abstieg wählte ich einen kaum begangenen Pfad, welcher über Stock und Stein führte. Ich zog die Schuhe aus und liess meine Füsse die Erde, das Laub, die Tannennadeln, Steine und Wurzeln spüren. Es fühlte sich an wie auf Wolken zu gehen. Unten angekommen und kaum die Schuhe angezogen auf Asphalt hatte ich gleich wieder Schmerzen.

    Nach mehreren eher kurzen Trainings ging ich im September wieder in Greifensee an den Start zum Halbmarathon. Davor lief ich noch nie über eine diese Distanz barfuss.
    Ging auch beinahe beschwerdefrei über die Bühne was meine Diskushernie betrifft, die entstehenden Schläge selbst abzufedern ist immer noch das Beste. Hatte jedoch ab der Hälfte der Strecke Mühe mit dem Untergrund welcher hauptsächlich aus Kieswegen besteht, wegen dem Pieksen. Dies war auch durch die Sohle des Vibrams sehr gut spürbar.
    Den Lauf beendete ich in 2:23, letztes Jahr hatte ich noch 1:48 dafür gebraucht. Doch war dabei auch mein Trainnigspensum viel intensiver gewesen.

    Einen Monat später am Trans Viamala Run in Graubünden, mein erster Berglauf überhaupt. Der Untergrund war perfekt für die Füsse, viel Erde, grosse Steine, etwas Strasse und wenig Kieswege.

    Jetzt jedoch nachdem ich begann im Buch von Michael Sandler und Jessica Lee über das Barfusslaufen zu lesen, wurde mir bewusst dass ich zu überstürzt in diese Wettkämpfe gestartet bin. Die beiden erklären detailliert aufgrund ihrer Erfahrungen, weshalb wir zum Barfusslaufen eine lange Eingewöhnungszeit benötigen und die Steigerung nur langsam erfolgen darf.

    So teuer sind die Dinger auch bei uns nicht mehr, kosten sie doch stets deutlich weniger als gedämpfte Modelle.

  • Linda sagt:

    Toent alles gut, mit ausgepraegter Ueberpronation leider kein Thema fuer mich…

    • Philipp Vögelin sagt:

      Barfusslauftechnik könnte helfen gegen Überpronation, da die Muskeln stärker werden und die natürliche Fusshaltung wieder eingenommen werden kann. Der Ansatz von Anthropologe Daniel Lieberman http://www.barefootrunning.fas.harvard.edu/ ist bestechend einfach: je mehr das Fussgewölbe (Einlagen etc.) gestützt wird, desto schwächer wird die Muskulatur. Es braucht natürlich Zeit dem Fuss seine eigentliche Form zurückzugeben, aber langfristig ist es sehr lohnenswert!

      • Luise sagt:

        Es würde mich interessieren, ob sich der Fuss auch in fortgeschrittenem Alter noch zu seiner natürlichen Form zurückentliwickelt – bin 57 und begeisterte Läuferin.

    • Daniel sagt:

      Kann Philipp Vögelin nur zustimmen. Bin selber Ueberpronierer. Mit tut Barfusslaufen sehr gut, die Fussmuskulatur wird gestärkt. Aber: Langsam anfangen, nicht radikal umsteigen und meinen, man könne das gesamte frühere Pensum einfach so barfuss absolvieren. Falls eine Finnenbahn auf der Laufstrecke ist: mal eine Runde barfuss drehen. Die Muskulatur muss sich erst aufbauen.
      Bezüglich Hornhaut: Beim Barfusslaufen entsteht keine ‚hässliche‘ tote Hornhaut, die man dauernd abraspeln muss, sondern ‚Lederhaut‘, d.h. die Haut wird einfach dicker und unempflindlicher.

      • Linda sagt:

        Danke fuer die Infos! Bin jetzt doch interessiert und werds ausprobieren, wenn die Witterung mal wieder mitspielt ;-). Hab halt schlechte Erfahrung mit flachen Schuhen gemacht, hat die unglueckliche Fussstellung noch verstaerkt sowie Schmerzen im Ruecken und Becken ausgeloest…

  • Philipp Vögelin sagt:

    Endlich ist der Artikel über die neue alte Lauftechnik da, besten Dank! Ich laufe seit gut einem Jahr mit FiveFingers, Luna Sandals oder barfuss und kann die Investition in ein langsam aufbauendes Training über ein halbes Jahr wärmstens empfehlen. Der Laufstil sieht elegant aus, macht mehr Spass, trainiert den Körper ganzheitlicher und gibt selbst bei Betonboden kleinere Stösse auf den Körper. Dazu der Barfuss-Professor: http://www.youtube.com/watch?v=7jrnj-7YKZE . Für alle die sich noch eine weitere elementare Lebensform gegen Volkskrankheiten zurückholen möchten, sei ein Schritt in Richtung Paleo-Ernährung empfohlen: kaum Zucker, deutliche Reduktion von Getreide, aber mehr Gemüse, Früchte und Fette (siehe: http://www.youtube.com/watch?v=UVEiYwFvKvU#t=1h25m45s ).

  • Andrea sagt:

    Und laufen in Geräteschuhen (die gängigen Turnschläppli oder Tanzschuhe)? Das würde die Fusssohlen auch schützen und sind trotzdem beweglich und anpassungsfähig…

  • Daniel sagt:

    Seit zwei Jahre laufe ich ab Frühling bis tief in den Herbst immer mit Five Fingers. Wanderungen auch in den Bergen sind mit Five Fingers sehr, sehr angenhem. Lauftraining allerdings nur sehr kurze Distanzen (noch). Ich bin überzeugt vom Barfusslaufen und die Füsse danken es mit der Zeit durch Stärkung der Fussstruktur.

    Leider sind die Schuhe in der Schweiz viel zu teuer. Am besten den Schuh direkt aus den USA bestellen. Das Buch „Born to run“ ist sehr zu empfehlen und hat mich auf das Barfusslaufen gebracht. Einfach nur gut!

  • Die Ureinwohner im Urwald (sei es Mittel- oder Südamerika oder Afrika oder Asien) haben bis heute oft keine Schuhe, dafür eine Hornhaut an den Füssen, die alles möglich macht: Laufen über heisse Steine, spitze Steine, durch Wasser, durch Dornengestrüpp. Dabei passen die wachen Augen auf alles auf, was sich bewegt oder nicht bewegt, um nicht in etwas „Unangenehmes“ hineinzutreten – sei es Kot oder ein Tier oder grosse Stacheln.

    Man kann zu Hause mit Barfusslaufen anfangen: Hausschuhe nur noch im Notfall tragen. Dann bildet sich die erste Hornhaut. Dann kann man das Barfusslaufen ausweiten, z.B. in den Ferien. Aber immer aufpassen, dass man nirgendwo hineintritt. Wenn es zu heiss wird, wieder Sandalen anziehen. Und so kommt die dicke Hornhaut – und der Waldlauf barfuss wird ein Genuss, oder das Barfuss-Tschuttimatch.

  • Bea Küng sagt:

    Ich verkaufe in der Schweiz seit einigen Jahren Vibram FiveFingers und trage auch fast nur noch FiveFingers – für alles – spazieren, joggen, windsurfen, wandern, schwimmen, gärtnern, Freizeit. Super!!! Das wichtigste ist wirklich, dass man langsam mit dem „Barfüsseln“ anfängt damit sich die Muskeln und Bändern daran gewöhnen können. Die Preise sind in den letzten Monaten in der Schweiz heruntergekommen – aufgepasst bei „super Angebote“ – es gibt viele Fälschungen! Viel Spass beim Barfüsseln – BEEfit.ch

  • Mario C. sagt:

    Wem die Optik der Five Fingers nicht gefällt, sollte auf Vivobarefoot zurück greifen. Schöne Designs (auch für den Ausgang), genügend Schutz und doch ein Gefühl nahe am Barfusslaufen. Vivobarefoot hat zudem gut die Bio-Mechanismen des Körpers studiert. Unter anderem nachzulesen im empfehlenswerten Büchlein des britischen Barfuss-Trainers Lee Saxby. Propriozeption lebe hoch.

    • Anja sagt:

      Finde die Vivobarefoot toll – nur, wo kann man die anprobieren? Finde nur Online-Shops …

      • Mario C. sagt:

        Ist noch nicht so einfach, Vivobarefoot in der Schweiz anzuprobieren. Einige Geschäfte führen trotzdem schon ein paar Modelle, z.B Vertical Sport in Interlaken, Sport Attack in Pfäffikon, Aventura Travel in Uster, Schuhe + Sporthaus Joos in Schiers oder Sport Engiadina in Scuol.

        • Petr Breem sagt:

          Ist doch ganz einfach, bei zalando.ch bestellen und wenns nicht passt kann man gratis zurückschicken und eine andere Grösse bestellen.

  • Luise sagt:

    Ja, wär toll, wenn sich eine Fachperson zum Thema äussern würde.

    Ich bin schon mehrmals barfuss am Strand gelaufen und hatte danach tagelang Fussschmerzen und Muskelkater. Wär evtl. wirklich interessant, das Barfusstraining gezielt einzubauen.

  • Johnny Boy sagt:

    Bitte ganz nackt, nicht nur ohne Schuhe, und bitte nur in der Natur abseits jeglicher Zivilisation, denn erst dann ist es „natürlich“.

  • Erika B. sagt:

    Mir fehlt bei diesen Betrachtungen der Standpunkt eines Physiotherapeuten. Die Schuhe sollen ja die starken Stösse abfedern, die den Knien und den Gelenken schaden, heisst es. Ist das denn nun alles falsch…??? Klar sind die Leute früher ohne Schuhe gerannt, aber die hatten ja auch keinen harten Asphalt?

    • Amacker Bernhard sagt:

      Hallo Erika
      Schuhe federn Stösse ab, das ist richtig. Dagegen ist auch nichts einzuwenden.
      Ich empfehle Dir jedoch einmal einen Selbstversuch zu machen:
      – Nehme einen kleinen Rucksack, fülle diesen mit Dingen, welche klimpern (vielleicht nicht gerade Christbaumkugeln..). Wenn Du nun eine kleine Strecke im Gelände zweimal mit diesem Rucksack zurücklegst (einmal mit Schuhen, einmal ohne) und dabei die Geräusche beobachtest, wirst Du feststellen, dass Du ohne Schuhe weniger Geräusche verursachst. Intuitiv setzt Du barfuss sanfter und geschmeidiger auf (weil Du Deinen Füssen keine Schmerzen zufügen möchstest). Damit erübrigt sich bis zu einem gewissen Grad die künstliche Dämpfung des Schuhs.
      Beim Laufen ohne Schuhe wird es sich wohl so verhalten wie mit einer Menge anderer Dinge auch => Alles ist eine Frage des Verstandes und des Umfangs ;-)

    • Wolfgang B. sagt:

      Wir haben uns mit Schuhen angewöhnt, beim Joggen mit den Fersen aufzutreten. Die dadurch entstehenden Stöße sind tatsächlich sehr stark und nicht gut für die Gelenke. Barfußläufer treten jedoch nicht mit den Fersen, sondern mit dem Vorderfuß auf. Diese Gangart ist für uns zwar wieder etwas gewöhnungsbedürftig, aber sehr weich und federnd und entspricht natürlicher Lauftechnik jagender Naturvölker.

    • Pat Geering sagt:

      Das ist richtig. Nur dass wir uns ‚dank‘ dieser modernen und super gedämpften jogging schuhe an einen falschen Laufstiel gewöhnt haben welcher uns mit den Fersen zuerst aufsetzen lässt und dabei diese starken Stösse generiert und 1:1 an alle Gelenke und den Rücken weitergibt. Mit dem Barfusslaufen hast du einen anderen Laufstil, indem, du kürzere aber schnellere Schrittfolgen machst und dabei mit dem Mittel-/Vorfuss aufsetzt, unter dem Körper. Dadurch nützt du die natürliche Dämpfung des Körpers, die Belastung ist viel geringen. Ich hatte jahrelang probleme nach dem Laufen, war sogar schon soweit dass mir die Ärzte eine Hüftoperation nahelegten. Bis ich auf Barfusslaufen umgestiegen bin. D.h. ich laufe nicht wirklich Barfuss, aber habe spezielle Barfusslaufschuhe um meine Füsse vor spitzen Steinen etc. zu schützen (Merrell Trail Glove). Braucht ziemliches Training für den Umstieg um die Muskulatur umzugewöhnen (speziell Waden und Schienbein), aber ich kann’s nur empfehlen. Denn ich laufe seit dem Umstieg schmerz- und beschwerdenfrei! :-)

    • Thomas Roth sagt:

      Es gibt dazu interessante Literatur. Ich habe mal ein Buch gelesen: Body-Running von wim luijpers. Dieses beschäftigt sich mit Bewegungsabläufen nach Feldenkrais.
      Grob gesagt geht es darum, dass der heute verbreitete, aufrechte Laufstil mit dem Aufsetzen auf der Ferse durch unsere Schuhe entstanden sein soll oder zumindest begünstigt wird. Schau mal auf youtube http://www.youtube.com/watch?v=1fBh2qH4QbM .

  • Jochen sagt:

    Was soll daran schlecht sein, wenn das Laufen dem Abtrainieren der Vorabendpizza dient? Unsere Vorfahren sind auch nicht zum Spass gelaufen.
    Ich kann mir das für mein Gewicht (BMI 23) nicht vorstellen. Wäre ich heute morgen die gleiche Strecke im gleichen Tempo ohne Schuhe gelaufen, hätte ich jetzt 2 Wochen Sendepause.

  • werner sagt:

    Tolles Gefühl von Schuhen und Socken befreit, eine Berg-Wanderung (!) zu machen. Zur Erholung im Bach oder Fluss 1-2 Minuten gehen ist sehr erfrischend und gesund!

  • Hardy sagt:

    Leider haben sich in den vergangenen Jahrhunderten in denen wir immer bessere Schuhe trugen, auch muskuloskelettale Fehlstellungen verbreitert. Ich könnte nicht lange schmerzfrei barfuss laufen, bin ich überzeugt.

  • oliver sagt:

    vibram five fingers kann auch ich empfehlen, allerdings sollte man auch hier beachten, dass man langsam anfangen muss. unsere füsse sind inzwischen durch bequeme fussbetten in den schuhe so verwöhnt, dass die innenfussmuskulatur verkümmert ist. wenn man sich also fussschmerzen ersparen will, muss man diese kleinen fussmuskeln erst langsam aufbauen.
    anfangs 15-20 min/tag barfusslaufen und dann langsam steigern.

  • Amacker Bernhard sagt:

    Als gelegentliche Alternative zum üblichen Training betrachte ich Barfusslaufen als durchaus interessant. Mein persönlicher Zugang zu dieser natürlichen Art des Laufens war damit verbunden, dass ich nach einem doppelten Rippenbruch Möglichkeiten suchte, frühestmöglich wieder extensive Ausdauertrainings absolvieren zu können.
    Die Erfahrung, wie sehr man ohne Schuhe Körper schonend läuft, bewegte mich dazu, bis auf weiteres gelegentlich barfuss zu laufen. Dies ist nicht zuletzt dem Körpergefühl zuträglich. => Man sollte sich jedoch die Streckenwahl (Art des Untergrunds) zuvor gut überlegen.

  • Alex Zatelli sagt:

    Wer über sportliches Barfusslaufen schreibt, sollte den Namen Abebe Bikila nie vergessen, wie der in Rom barfuss über die gepflasterte Via Appia zum olympischen Marathon-Gold läuft: http://www.britannica.com/bps/media-view/87961/1/0/0

    • Markus sagt:

      Nicht zu vergessen ist ebenfalls Zola Budd. Die weisse Südafrikanerin lief 1984 einen 5000m Weltrekord – als 18jährige und barfuss.

  • Sutter Juerg sagt:

    that’s it. und das buch ist sonst auch schwer empfehlenswert, hier wird der spirit des (ultra)-running zelebriert…go running!

  • Josef sagt:

    Und wer sich vor piecksenden Steinchen, Schmutz und Scherben fürchet, soll sich Vibram Five Fingers Schuhe kaufen. Seit April nutze ich die für Jogging, Trekking und den Alltag und kann sie nur empfehlen…

    • flo sagt:

      Seitdem ich das Buch im Sommer gelesen habe, bin ich nur noch barfuss, bzw. mit five fingers unterwegs. Sehen zwar besch***en aus, sind es aber nicht!
      Dazu zwei Tipps.
      1) Five Fingers in der Schweiz sind massiv überteuert. Man such sie auf einschlägigen Auktionsseiten.
      2) Man taste sich langsam heran. Anfänglich nur 2-3 km Läufe und baue dann allmählich aus.

      Viel Spass

      • Otto sagt:

        Vibram Five Fingers sind wirklich die ultimative Alternative zum Barfusslaufen! Ich benutze die Schuhe seit einem halben Jahr und bin voll begeistert! Sie sind ein bisschen gewöhnungsbedürftig, aber es macht je länger je mehr Spass, mit diesen Schuhen zu laufen. Und sie sehen überhaupt nicht besch***en aus, nur ungewohnt… Ein positiver Nebeneffekt ist, dass man immer wieder auf die Schuhe angesprochen wird – gut zum Kontakte knüpfen! Es gibt auch Modelle, die sich zum Wandern / Trekken / Hiken eignen.
        Aber wie flo sagt: langsam anfangen – die Waden werden es danken!

    • Igor sagt:

      Hallo Josef da kann ich dir nur zustimmen, habe mir auch Five Fingers gekauft und habe 2 paar zu hause. empfehlen kann ich die webseite mm-fashion.ch dort bekommst du sie noch günstiger.

  • Luise sagt:

    Von diesem Trend wusste ich nicht. Vor Jahren sah ich aber schon einmal eine afrikanische Eliteläuferin ohne Schuhe einen Halbmarathon laufen. Ich denke, sie hatte schlichtweg kein Geld für Schuhe. Auf Asphalt ist barfusslaufen sicher nicht besonders gesund. Aber über Wald und Feld ist es einen Versuch wert, beziehungsweise mehrere Versuche, bis man sich gewöhnt hat. Steine, Holz- oder Glassplitter sind dabei allerdings in Kauf zu nehmen. Bei Frauen hat barfusslaufen aber einen grossen Nachteil: Wir werden Hornhaut und Schwielen kriegen und auch der Dreck dringt in die Haut – nix von schönen Frauenfüsschen in netten Sandalen…Bis nächsten Frühling also.

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