Persona non grata im Bundeshaus

Christian Lüscher am Donnerstag den 10. September 2015
ronnie

Rückschlag für Projekt: Ronnie Grob verliert Zutritt ins Bundeshaus. Bild: Screenshot.

Eigentlich hat alles prima begonnen. Der Blogger Ronnie Grob lancierte im Sommer im Internet eine Sammeltour für sein Projekt Nachbern.ch, nachdem er mit seiner Idee bei drei Chefredaktoren mittelgrosser Schweizer Medien abblitzte. Während sechs Wochen will er den Wahlkampf in Bern beobachten und den Politbetrieb beschreiben. Die Internetgemeinde unterstützte ihn mit rund 10 000 Franken (Transparenz: Der Autor spendete 40 Franken). Kaum gestartet, muss Grob nun einen Rückschlag hinnehmen. In einem detaillierten Erlebnisbericht aus der grossen Kammer hat er die Zürcher SP-Nationalrätin Chantal Galladé verärgert. Statt sich inhaltlich auf die Parlamentsdebatten zu fokussieren, veröffentlichte er beispielsweise, dass er den Sperrcode ihres Smartphones kennt, wo sich ihr AHV-Ausweis befindet und dass mehrere Staffeln der US-Serie «The Good Wife» auf ihrem Nationalratspult liegen. Galladé tat auf Twitter ihren Unmut über diese Art von Berichterstattung kund. Grobs Beitrag sei «unseriös und polemisch» gewesen.

Sie ist nicht die Einzige, die sich über Grobs ungewöhnlichen Stil ärgerte. Die Parlamentsdienste teilten dem Journalistenneuling tags darauf via Mail mit, dass man ihm die Akkreditierung zum Parlamentsgebäude sperren lasse. Ab sofort habe er keinen Zutritt mehr. Als Grund nennt man die grobe Missachtung der Verhaltensregeln für Medienschaffende. Einerseits seien Fotoaufnahmen von der Pressetribüne aus bewilligungspflichtig, andererseits sei ausdrücklich auf die Vertraulichkeit von Dokumenten auf den Pulten der Ratsmitglieder hingewiesen.

Grob hat für den Entscheid kein Verständnis. Auf Anfrage sagt der Blogger, dass er eine andere Idee von Meinungs- und Pressefreiheit habe. Es müsse möglich sein, die Parlamentarier während der Arbeit genau zu beobachten und zu beschreiben. Die Parlamentsdienste wollten den Fall nicht weiter kommentieren, da Grob den schriftlichen Entscheid auf seiner Website im genauen Wortlaut veröffentlichte. Ob eine Verwarnung in diesem Fall nicht auch genügt hätte, liess eine Sprecherin unbeantwortet. Sie sagte einzig, dass eine solche Massnahme höchst selten sei. Grobs Zutrittsverweigerung dürfte also endgültig sein.

2 Kommentare zu “Persona non grata im Bundeshaus”

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