Der fleissigste Gelddrucker der Welt

Wer hat seine Geldmenge am meisten ausgeweitet? Im Bild: Produktion von Dollar-Noten. (Foto: Keystone)
Beginnen wir mit einer kleinen Preisfrage: Welche Zentralbank hat im Verlauf der vergangenen fünf Jahre die grösste Ausweitung der Geldmenge, in absoluten Zahlen, in ihrem Währungsraum zu verantworten?
Zur Auswahl stehen:
- U. S. Federal Reserve
- Bank of England
- Europäische Zentralbank
- Bank of Japan
- People’s Bank of China
- Schweizerische Nationalbank
- Reserve Bank of India
- Banco Central do Brasil
Die Antwort kommt gleich. Aber zunächst ein Blick zurück, denn die vergangenen zwei Wochen hatten es aus geldpolitischer Sicht in sich.
Am 6. September kündigte die EZB ihr neues «Outright Monetary Transaction»-Programm an (hier die Details dazu), eine Woche später folgte das Fed in Washington mit «Quantitative Easing 3» (hier die Details), und am 19. September folgte die Bank of Japan mit der Ankündigung, ihr unkonventionelles Anleihenkaufprogramm von 70 auf 80 Billionen Yen aufzustocken (hier die Details).
Kommt jetzt schon bald die grosse Inflation? Kaum. Wie Markus Diem Meier bereits in diesem Blogbeitrag argumentiert hat, ist die Furcht vor einem baldigen grossen Inflationsschub übertrieben. Weit bedenklicher sollten zwei andere Faktoren stimmen, nämlich dass erstens Fed-Chef Ben Bernanke bereits wieder drauf und dran ist, irgendwo an den Finanzmärkten eine neue Blase aufzupumpen (mehr dazu in diesem Kommentar) und dass sich zweitens die grossen Notenbanken der Welt auf ein «Race to the bottom» eingelassen haben, indem sie versuchen, ihre Währung gegenüber den anderen zu schwächen. Es dürfte nicht mehr lange dauern, bis auf hoher politischen Ebene das Wort «Währungskrieg» fällt.
(Nachtrag vom 21. September: Es ist bereits geschehen. Guido Mantega, Brasiliens Finanzminister, hat öffentlich von einem Währungskrieg gesprochen – hier die Details dazu.)
An den Finanzmärkten wurde die neue Geldschwemme jedenfalls mit Freude aufgenommen; seit der Ankündigung des Fed hat der S&P-500-Index in den USA knapp 2 Prozent gewonnen, in Europa steht der Euro Stoxx 50 Index seit dem Auftritt Mario Draghis am 6. September um etwas mehr als 5 Prozent im Plus. Der pawlowsche Reflex der Börse auf monetäre Stimuli (mehr dazu in diesem Blogbeitrag) hat sich einmal mehr bewiesen.
Kommen wir also zurück zur Frage, wer der grösste Gelddrucker der Welt ist.
Russell Napier, Investmentstratege des Hongkonger Brokerhauses CLSA Asia-Pacific Markets und Autor des sehr lesenserten Buches «Anatomy of the Bear», hat die folgende Tabelle zusammengestellt. Sie zeigt die breiteste Definition der Geldmenge in 16 ausgewählten Ländern respektive Währungsräumen (Quelle: CLSA):

Die erste Spalte zeigt die Geldmenge im Jahr 2007, in Lokalwährung, in Milliarden. In der zweiten Spalte hat Napier diesen Betrag in US-Dollar umgerechnet, und in der dritten Spalte gibt er den prozentualen Anteil der jeweiligen Währung an der (vereinfacht berechneten) Welt-Geldmenge an. Die US-Dollar-Geldmenge stellte im Jahr 2007 beispielsweise 21,7 Prozent der Welt-Geldmenge, an erster Stelle stand der Yen mit 29,5 Prozent.
Die folgenden fünf Spalten zeigen sodann die aktuellsten verfügbaren Werte: Wiederum zuerst die breit definierte Geldmenge in Lokalwährung, dann umgerechnet in Milliarden Dollar, dann der Anteil an der Welt-Geldmenge. Die beiden letzten Spalten zeigen das Wachstum der jeweiligen Geldmenge in Lokalwährung und in Dollar ausgedrückt. Demnach ist beispielsweise die M3-Geldmenge im Schweizer Franken um 31,4 Prozent von 624 auf 820 Milliarden Franken gestiegen. In Dollar ausgedrückt (weil der Dollar zum Franken kräftig an Wert verlor) stieg die Schweizer Geldmenge um 53,3 Prozent.
So weit, so gut. Bei einem genauen Blick auf Napiers Tabelle wird klar, dass sich die weitaus massivste Bewegung in China abgespielt hat. Dort ist die Geldmenge M2+ von umgerechnet 5,474 Billionen US-Dollar im Jahr 2007 auf aktuell 14,496 Billionen Dollar hochgeschnellt; ein Wachstum von 127,8 Prozent in Lokalwährungen oder 164,8 Prozent in Dollar.
Dagegen ist die M3-Geldmenge im US-Dollar im beobachteten Zeitraum nur um 25 Prozent auf 11,774 Billionen gestiegen, während sich M3 in der Eurozone (in Lokalwährung) sogar nur um 15 Prozent ausgeweitet hat. Fed und EZB mögen in den vergangenen Jahren ihre Bilanz zwar massiv ausgeweitet haben, aber die Zahlen zur breiten M3-Geldmenge zeigen eindrücklich, dass der Grossteil dieser monetären Stimuli gar nicht in der realen Wirtschaft ankommt.
Wird die seit 2007 weltweit neu geschöpfte Geldmenge kumuliert und wird dann eruiert, wer für welchen Teil verantwortlich ist, ergibt sich folgende Übersicht:

Die People’s Bank of China ist gemäss Berechnungen Napiers für nicht weniger 40 bis 45 Prozent der weltweiten Geldmengenausweitung verantwortlich, das Fed kommt bloss auf 10 bis 15 Prozent und die EZB auf 6 bis 10 Prozent (jeweils in Lokalwährungen oder in Dollar gerechnet).
Der weitaus grösste und fleissigste Gelddrucker der Welt sitzt also weder in Washington noch in Frankfurt oder Tokio, sondern: in Beijing.
Wie es dazu kam und was das für die Zukunft der Weltwirtschaft bedeutet, lesen Sie in einer Woche in diesem Blog.
Keine Kommentare zu «Der fleissigste Gelddrucker der Welt»
Beeindruckend, den Profis folgen zu wollen. Als Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst erhalte ich keine 4000 CHF netto. Die Krankenkasse wiegt mit 10%. Die Wohnung über 25%. Kleinstwagen (für den Erwerb unabdingbar) sowie Alimente sind wiederum 20%. So verschleudert „die Basis“ bereits über die Hälfte. Lebensnotwendiges wie auch die Lebensqualität Erhaltendes fressen den Rest. Also wie weniger das Geld an Wert desto einschneidender sind die sekundär genannten Faktoren. Fazit, als Dummbürger quasi? Wo/wie investieren (somit), ausser in (Gold-)Wertanlagen? Findet sich ein Ausgang ohne Risikoinvestment? Welcher Freak macht sich die Mühe, mir einen Teil seines Zeitfensters zu opfern; ein paar Sätze hinzaubernd? Nichts Klandestines und ohne Betrugsabsichten gemeintes? ES scheint mir allgemein um ein Rennen ohne Ausgang bis über die Klippe hinweg. WER wird die Bremse zuerst ziehen? Vermutlich wohl: erst nach der Klippe (sind wir darüber schon hinweg?)…?
@Ralf
Ob Ihnen das Nachfolgende etwas nützt, kann ich nicht beurteilen, da Ihre Situation als Alimentenzahlender Geringverdiener normalerweise nicht Fragen nach der besten Anlagestrategie aufwirft. Da ich aber kürzlich genau diese Frage einem befreundeten ex-Anlageberater aus Liechtenstein stellte, will ich Ihnen seine Antwort im Originalton weitergeben:
1. Man habe ein selbst bewohntes Haus (keine „Renditeliegenschaft zum Vermieten“)
2. Was man dann noch an Geld übrig hat wird am besten wie folgt angelegt:
-1/4 in Banknoten zuhause im Tresor
-1/4 in Gold (echtes Metall, Münzen oder Barren, keine Zertifikate!) zuhause im Tresor
-1/4 in Cash auf der Bank (Konto)
-1/4 in Aktien von Firmen, die man persönlich einigermassen kennt (oder wenigstens die Branche)
Nun – hilft Ihnen das weiter, Ralph Kocher?
Off topic aber definitiv interessant fur freiheitsliebende Individuen und sicherlich anregend, sich Gedanken zu machen über die Macht des Staates aufgrund der heutigen Ueberwachungsmoeglichkeiten.
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=OemwW60VxDY
Die Ausweiterung der Geldmenge in Europa löst den Konflikt zwischen den EU-Länder nicht. Griechenland steuert weiterhin die Insolvenz zu, auch wenn Draghi unbegrenzt Anleih Griechenlands kaufen würde. Eie Instabilität in EU-Zone ist weitergehend im Takt, dies ändert sich auch nicht mit der Entscheidung der EZB. Das ist der Grund warum die Spannung in EURO-Zone wieder zurückkehren wird, weil das struktuelle Problem in EU nicht mit der Ausweiterung der Geldmenge gelöst werden kann.
Der Zusammenhalt der EU-Länder wird immer teuerer, deshalb werden die Industrieländer, die den Ländern wie Griechenland, finanzielle Unterstützung gewähren, frühe und später einfach nicht mehr leisten können. Wenn die konjunktuelle Entwicklung in Europa nach Unten zeigt. Die Wahrsicheinlichkeit des Austritts aus EU steigt, aber das struktuelle Problem in EU bleibt.
Ja aber hallo… Das BIP wachstum sollte man auch berūcksichtigen anstatt vom Gelddrucken zu sprechen. Viel alarmierender ist doch die m0 geldmengenausweitung der Zentralbanken und gemessen im Verhältnis zum BIP ist die schweiz mit mehr als 60% doppelt so hoch wie USA EZB Boj. Vor 6 jahren war’s noch 10%, bei allen ausser Japan.
Der pawlowsche Reflex der Börse auf monetäre Stimuli (mehr dazu in diesem Blogbeitrag) hat sich einmal mehr bewiesen. (Autor)
Die europäischen Boersen sind nicht aufgrund der EZB-Entscheidung gestiegen in meinen Augen sondern aufgrund der Antizipation der kommenden Entscheidung des FED, da sämtliche westlichen Börsen mehr oder weniger (bis auf die Schuldenstaaten) dem Verhalten des US Marktes folgen.
Da das FED klar über der Markterwartung handelte, stiegen die Märkte in Tatsache einzig um vielleicht 2% oder max. 3%, was in meinen Augen keinem Kursfeuerwerk gleichzustellen ist. Der Autor vernachlässigt in seiner Annahme, dass durch die Wiederholung gleichartiger Handlungen aufgrund der Erwartungshaltung solche geldpolitischen Massnahmen zunehmend bereits eingepreist sind bei deren Verkündigung.
Aufgrund der wirtschaftlichen Daten (weltweit), müssten die Kurse eigentlich sinken. Somit handelt es sich um das Vertrauen in die Wirkung geldpolitischer Massnahmen, welches aufgrund des veruebergehenden reaktiven und auf Stimuli beruhenden leichten wirtschaftlichen Erholung basiert. Sollte sich hingegen (meine Erwartung) das Konsumverhalten negativ entwickeln, wird dieses Vertrauen in die Zentralbanker dahinschmelzen wie Butter, da im Endeffekt die Börsen langfristig das Abbild der realen Wirtschaft sind und entsprechend sinken dürften.
Einzig Hyperinflation (Verlust des Vertrauens in eine Währung) würde die Aktienmärkte massiv beflügeln, wobei Gold noch nicht ein dafür entsprechendes Signal produziert.
Solange wir nicht wirklich in eine richtige Hyperinflation verfallen, dürfte in den nächsten Jahren eine Abschreibungswelle von nicht rückzahlbaren Krediten einhergehen. In den USA fängt dies auf kommunaler Ebene bereits an, indem Gemeinden ganz einfach Bankrott erklären, womit sämtliche darin verwickelten Akteure einen Verlust in Kauf nehmen muessen. Auch auf unterer politischer Ebene wurde die systematische Nachhaltigkeit vernachlässigt in vielen Entscheiden.
Damit kommen wir schrittweise zu einem neuen Thema: „Immunität der Entscheidungsträger“
Leute, welche uns allen einen enormen Schaden zufügen können (und nicht nur sich selbst, wie es für die meisten von uns gilt), wollen beanspruchen, dass sie für ihre Entscheidungen nicht strafrechtlich verfolgt werden können. Dies ist nicht vereinbar mit jeglichem moralischen oder ethischen Grundsatz sondern ein Schlag ins Gesicht eines auf Rechtsstaatlichkeit und Demokratie aufgebautem Staat. Die Situation sollte genau umgekehrt sein, dass diese Leute einem viel härteren Massstab unterworfen werden, als der kleine Bürger, welcher im Allgemeinen höchstens eine Drittperson schädigt, jedoch kaum je die ganze Bevölkerung. Wer sich fur solch ein Amt wählen lassen will, soll wenigstens das Rückgrat besitzen, sich für die eigenen getroffenen Massnahmen verantwortlich zu fühlen, ansonsten diese Leute am falschen Platz sitzen.
Dies nur ein kleiner emotionaler Beitrag, welcher wohl meine Gesinnung widerspiegelt.
…vielleicht emotional, aber umso wichtiger!
Ja, je grösser die Macht, desto höher müssen die Massstaebe sein. Das hatte schon Hildebrand nicht begriffen, und die Mainstreammedien versuchten ihn noch in Schutz zu nehmen, genauso wie seine ehemalige Chefin. Die lebt uns auch das genaue Gegenteil von Anstand und Verantwortung vor: Machtgeil und hemmungslos…
@Linus Huber: Die Argumente, die für strafrechtliche Immunität von Entscheidungsträgern sprechen, brauchen Sie gar nicht erst zu hören, bevor Sie Ihre Meinung kundtun.
Haben Sie eine Ahnung, was dafür spricht, Politiker vor strafrechtlicher Verfolgung a) für politische Entscheidungen, bb) ganz generell zu schützen?
Gerade die Rechtsstaatlichkeit verlangt Immunität von Entscheidungsträgern, fraglich ist eigentlich nur der Umfang dieser Immunität.
@Anh Toan (wb)
Die Frage stellt sich, womit wir die weitsichtigeren, weiseren und nicht auf ihren persönlichen Vorteil bedachten Politiker erhalten, mit oder ohne Immunität. Die Immunität wurde bestimmt nie vom Volk wirklich angestrebt, sondern von der politischen Klasse.
In der letzten Tabelle „contributions to money supply growth“ wird fur die USA unter lokaler Währung und US$ ein anderer Wert verwendet. Ich kann diesen Aspekt nicht verstehen, da ja der US$ der lokalen Währung entspricht in den USA.
Weiss jemand den Grund dieses Umstandes, oder mache ich hier einen Ueberlegungsfehler?
Ohne die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes in Betracht zu ziehen, sagte die Basisgeldmenge nichts aus. Dieser Irrtum hat auch Ben Bernanke begangen, weil er angenommen hat, wenn Basisgeldmenge ausgeweiter wird, wird auch die gesamte Geldmenge zulegen, also ein Irrtum.
Die Inflation in China wird das Wachstum und die Stabilität des Wirtschaftssystem langsam aber sicher zerstören. Wie ich zuvor schrieb, wer an eigner Währung herumschraub, schraub an eigner Stabilität herum. China ist kein gutes Beispiel der Wirtschaftsstabilität. Die USA die chinesische Geldpolitik kopieren, das ist der Irrtum Nummer zwei. Die USA wird niemals schaffen den Chinesen zu schlagen, weil in China die Sklaverei herrscht. Die US-Wirtschaftspolitiker und US-Notenbanker müssen langsam aufwachen, klar zu werden, dass das chinesische Wirtschaftssystem nicht mit dem, in demokratischen Ländern vergleichbar ist. Für die chinesische Ware müssen alle Industrieländer höhe Zölle erheben, für die Umweltschäden, die In Industrieländern reparieren muss, Sklaverei und. unfaire Wettbewerbsbedingung.
Die Daten zeigen, dass die SNB viel mehr Geld drucken muss, um den Franken zu drücken. Die SNB hat nicht mal richtig angefangen Geld zu drucken. Dies zeigt an der Wechselkursentwicklung letzter 12 Monate. D.h. die SNB muss viel mehr zu tun. Das sage ich seit fast einem Jahr.
Gelddrucken funktioniert heute anders, Herr Dittli! Digital, mit ein paar Nullen hintendran mittels eines Push-Buttons. Das heisst konkret: Die Geldsummen floaten nur noch digital herum. Genaugenommen von Bank zu Bank. Das hat nichts mehr mit Papiergeld (oder bedruckter Baumwolle – wie Jens Weidmann es gesagt hat) zu tun. @Heeb: Sie haben Recht. Der Blick auf Gold zeigt, wohin die Reise geht. Ich rechne persönlich auch mit einer starken Inflation. Ich finde es furchtbar, wie politische und finanzwirtschaftliche Gier gezielt das Vermögen der Mittelklasse und Sparer vernichtet. So dass am Ende nur noch Superreiche und Bettelarme zurückbleiben. Aber So erhält man sich die politische Macht. Und wenn es nicht anders geht, zettelt man halt einen Krieg an. Das hatten wir alles schon x-mal.
Ja. Das ist in einer von Märchen, Mythen und Machtspielchen dominierten Kultur wie der des Westens unvermeidlich. Lineares Denken. Schade.
Wenn man das ganze in Gold rechnet, dann sieht das Bild ein wenig anders aus. Ausweitung (bzw. Reduktion) der Geldmenge in Gold von 2007 bis jetzt (in dieser Zeit hat sich der Goldpreis in etwas verdoppelt):
USA: -40%
EURO: -35%
CHINA: 27%
JAPAN: -31%
SCHWEIZ: -27%
Das heisst, in Gold gemessen, wurde die Geldmenge (mit Ausnahme von China) reduziert und nicht ausgeweitet. Aus dieser Warte gesehen wurde viel zuwenig Geld in den Markt gepumpt. Gold ist eine sehr gute Basis für einen Preisindex, der sich über Jahrhunderte bewährt hat (man konnt sich über die Jahrhunderte in etwa immer das gleiche mit Gold kaufen).
Das heisst aber umgekehrt auch, dass Gold 2007 im Vergleich zu heute unterbewertet war.
Was die Inflation betrifft, ist jedoch das wichtigste der Preisindex. Der ist leider jedoch in allen Ländern so heftig manipuliert, dass die richtige Inflationsrate immer um Faktoren grösser ist als der offiziell bestätigte. Die Lebenskosten der meisten Bürger in der westlichen Welt sind in den vergangenen Jahren massiv in die Höhe geschossen; das wird leider komplett ignoriert, da man sich auf die offiziellen Inflationszahlen verlässt (die ja von denen publiziert werden, die das ganze Gelddrucken veranstalten). Und da es praktisch alle Länder machen, fällt es nicht so auf (auch wenn CHF/EUR Indikatoren sind und bleiben).
Sogenannte Shadow Stats sollte man sich mal anschauen, da wird einem schwindelig.
Und: der Artikel zeigt sehr gut auf, das China bald einmal geldpolitische Probleme kriegen wird, die sie jedoch mit enorm vielen Geldkäufen wieder wettmachen werden.
Alles in allem läuft es auf eine weltweite Inflation mit keinem Wachstum hinaus (Stagflation) aus der es mit den jetzigen Mitteln kein entrinnen mehr gibt und die sehr schnell in einen weltweite Hyperinflation münden _kann_. Man sollte persönlich vorsorgen.
„Wie Markus Diem Meier bereits in diesem Blogbeitrag argumentiert hat, ist die Furcht vor einem baldigen grossen Inflationsschub übertrieben“ Die massive Geldmengenausweitung IST Inflation. Die Teuerung (welche garantiert auch noch kommt) ist lediglich ein Symptom der Inflation.
Die Geldmengenausweitung der Notenbanken wird vor allem im Ausland aufgesogen, im Binnemarkt kommt es sogar zur Schrumpfung. Aus oben abgebildeter Statistik geht nicht hervor wieviel dieser Geldmengen nach ausserhalb gelangt ist. Wie Forbes anmerkte legten die reichsten Bürger letztes Jahr nochmals zu insgesamt -aber im innoffiziellen Teil der vor Steuern verborgen wird liegt mehr als das Doppelte der Zunahme der Geldmenge. Die Notenbanken tun mit QE also nichts anderes als diese Steuerflucht der Reichen füttern, während der Binnemarkt nichts von der Geldschwemme sieht.
@ Marc
Die massive Geldmengenausweitung IST Inflation.
Dies ist die richtige Anwendung des Wortes Inflation. Was wir erleben ist ein Versuch der Zentralbanken, die natürliche Kontraktion (nach einer langen Boom-phase) des Kreditvolumens zu verhindern.
Dass nicht mit grösserer inflation gerechnet werden muss ist eine recht optimistische Aussage. Dies trifft vielleicht nicht überall im gleichen Masse zu, aber wenn sich in China das Wachstum reduziert, könnte die Inflation schnell einmal überborden. Und wenn das Wachstum sich weltweit abschwächt könnte dies durchaus einige Verwerfungen nach sich ziehen (mehr Geld, weniger Waren und Dienstleistungen im Umlauf = höhere Teuerung).
Bis dato führte die Gelmengenausweitung in Japan zur Deflation des Warenkorbes insgesamt. Alleine bei Importgütern wie Rohstoffen kann es zu Inflation kommen. Das gilt auch für USA und Europa -sämtliches QE hat bisher deflationäre Tendenzen ausgelöst, denn die Liquidität kommt nicht in der Realwirtschaft an (im Gegenteil). Noch etwas anderes, was meine Aussagen in den letzten Blog -Beiträgen unterstützt:
„Dem Ausschuss zufolge soll allein Microsoft zwischen 2009 und 2011 rund 21 Milliarden Dollar ins Ausland gebracht und damit bis zu 4,5 Milliarden Dollar an Steuern in den USA gespart haben. Apple habe im selben Zeitraum sogar 35 Milliarden Dollar und Google 24 Milliarden der Besteuerung entzogen. Auch HP soll mit Hilfe komplexer Transaktionen Milliardenzahlungen vermieden haben. Insgesamt fand der Senat bei rund tausend untersuchten Firmen insgesamt 1,5 Billionen Dollar, die im Ausland geparkt wurden. “
Ich hatte bereits im Blog mit der Globalisierungsfrage ..seit wann ist Globaisierung? entsprechend geantwortet- nämlich dass die Globalisierung ohne soziale Regulierung deshalb so weit vorangeschritten ist, weil die Reichen damit vor Steuern flüchten können. In der Frage des Geldmengenwachstum sei angemerkt -dass diese Fluchtgelder natürlich ebenfalls eine sehr hohe Nachfrage nach Liquidität bedingt und ein Grossteil der oben angeführten Ausweitung in sich aufgesogen hat -während Otto Normalverbraucher von dem alles nichts hat -sogar eine geringere Geldmenge.
@ Martin
Die Frage liegt darin, wie die zunehmende Geldmenge eingesetzt wird. Bis vor kurzer Zeit haben die Banken die angehobene Geldmenge der Zentralbanken als zusätzliche Reserven bei eben diesen Zentralbanken hinterlegt und im Falle des Fed kriegen sie darauf auch noch einen bescheidenen risikolosen Zins. Sollten die Banken aus mir zur Zeit unerklärbaren Gründen (da zu hohes Risiko) sich entscheiden, diese Geldmenge in der Realwirtschaft einzusetzen (und nicht nur in der Form kurzfristiger Spekulationen), kann sich tatsächlich innerhalb weniger Wochen ein Inflationsschub entwickeln, welcher einer zunehmend schnelleren Entwertung der Währung (Kaufkraftverlust) gleichkommt. Aber wie gesagt, die Zentralbanken können das Pferd wohl zum Wasser führen, aber sie können das Pferd nicht zum Wasser trinken zwingen. Dies ist ähnlich mit dem Wachstum des Kreditvolumens, die Zentralbanken können zwar mehr Geld kreieren, aber sie können niemanden zwingen es auch wirklich in der Form von zusätzlichem Kredit zu verwenden.
Was diese rücksichtslosen Aktionen der Zentralbanken aber bestimmt bewerkstelligen, ist eine massive Zunahme der Instabilität des Währungssystems, da das Potential einer explosionsartigen Inflationsentwicklung geschaffen wird mit all diesen Reserven der Banken.
M3 ist nicht gleichzustellen mit Geld drucken, sondern mit dem Kreditvolumen im System. Von Geld „drucken“ spricht man, wenn Zentralbanken ihre Bilanz ausweiten.
Der Wachstum des systemweiten Kreditvolumens kann zu einem gewissen Grade (nicht vollständig) durch die Zentralbanken durch ihre Zinspolitik beeinflusst werden.
Dies nur zur Klarstellung des Artikels.
In Bezug auf China muss man sagen, dass Ende 2008 die Regierung ein massives Stimulus-programm aufgleiste (sowas wie vielleicht etwa 20-30% des gdp) um die Krise zu überbrücken. Die dadurch entstandenen Fehlinvestitionen fangen schrittweise an zu schmerzen und werden negative Folgen nach sich ziehen.
Die Ausweitung der M3/M4 Zahlen beruhen zunehmend einzig auf den Aktionen der Zentralbanken, welche vor den Krisenjahren ruhig vor sich hinschliefen und glaubten eine Goldilock Oekonomie produziert zu haben (keine Inflation im Konsumentenpreisindex trotz ansehnlichem Wirtschaftswachstum und tiefen Zinsen), da ja so was wie ein Dreamteam die geldpolitischen Belange bewirtschaftete.
Imho ist eine Statistik welche die blosse Zunahme anzeigt aktuell überhaupt nicht aussagekräftig.
Es liegt auf der Hand dass China beim raschen Umbruch vom Agrar- zum Industriestaat eine sehr viel grössere Geldmenge benötigt. Wenn man aber die entwickelten Staaten betrachtet, so wird es deutlich dass Japan, USA und Europa die „Sünder“ sind, denn in der genannten Reihenfolge haben Sie diese unsinnige Geldvermehrung gestartet.
Wie in Fachaufsätzen nachgelesen werden kann, hat der japanische Sündenfall wegen der internationalen Mobilität von Geld diesen „Krieg“ ausgelöst, und die USA hatten mit der Rezession einen guten Vorwand um nachzuziehen. Wenn nun auch Europa wegen den Krisenmitgliedern die Euroschwemme veranstaltet, wird es zwangsläufig für die Schweiz nachteilige Folgen haben.
Selbst wenn mangels rentabler Projekte die Wirtschaft nicht „anspringt“ und keine (Hyper-) Inflation in Sicht ist, läuft die Rendite sicherer Anlagen gegen Null und damit ist bisherige Berechnung von Renten arg in Schieflage gebracht worden.
Die Altersvorsorge benötigt mehr Geld, welches die Bürger nicht ausgeben sondern auf die hohe Kante legen müssen, was wiederum die Konjunktur schwächt…
Sollte dann doch noch mehr Inflation dazu kommen sitzen wir definitiv in der Tinte!
@ Trickler
Es ist ja genau das Ziel des Fed, eine Inflationsrate von einigen Prozenten anzustreben und damit jene unter Druck zu setzen, welche ihre Geld nicht in spekulative Sachanlagen investieren um eben die Preise der Sachanlangen (wie z.B. Immobilien und Aktien) anzuheben oder zumindest nicht zu reduzieren, damit der sogenannte „wealth effect“ entstehen soll, welcher nach deren Theorie die Kauflust fördern wird.
Ihre Schlussfolgerung stimmt natürlich, aber wird von diesen abgehobenen Entscheidungsträgern nicht erkannt.
„Dort ist die Geldmenge M2+ von umgerechnet 5,474 Billionen US-Dollar im Jahr 2007 auf aktuell 14,496 Billionen Dollar hochgeschnellt;“
Anzumerken ist dabei, dass in China das Geldmengenwachstum durch das Wachstum der Wirtschaft (im zweistelligen Bereich) mit höher skaliert wurde. Ebenfalls anzumerken ist im Fall der USA, dass dieser Staat seit 2006 keine offizielle Statistik über die Geldmenge mehr herausgibt.
@ ast
Das Geldmengenwachstum wurde nicht durch das viel bescheidener Wirtschaftswachstum höher skaliert, sondern genau umgekehrt. In anderen Worten, zu tief angesetzte und nicht marktgerechte Zinsen der Zentralbank (unter der Inflationsrate) produzierte dieses nicht nachhaltige Wirtschaftswachstum.
Die Quantitätsgleichung, nach der Geldmenge M aufgelöst lautet:
M = (Y*P)/V
In China war die Inflation in den letzten Jahren (mit Brasilien und Indien) am höchsten. Das Wirtschaftswachstum in China am höchsten. Anzunehmen ist, dass die Umlaufgeschwindigkeit auch gestiegen ist, denn Finanzinnovationen (die einzig echte der letzten Jahren: der Geldautomat) sind mehr und mehr Leuten dienlich, aber dennoch sollten Wachstum und Preismenge den Großteil erklären.
Interessant ist der Fall Japan, wirtschaftspolitisch ein Puzzle. Ein Puzzle in dem es sich trotzdem schön lebt. Das sollte auch nicht vergessen werden, bei der ganzen (irgendwo zweiträngigen) Suche nach BIP-Wachstumsquoten.
Japans Puzzle wird möglicherweise bald gelöst sein: Bis jetzt haben Sparer und Pensionskassen die Schulden Japans gekauft. Demographisch bedingt hat die grösste japanische Pensionskasse erstmals Obligationen verkaufen müssen, weil die Prämieneinnahme kleiner ausfielen als die Rentenzahlungen. Das führt mittelfristig zu höheren Zinsen. Gemäs John Mauldin verwendet Japan 50% der Steuereinnahmen für die Zahlung der Schuldzinsen. Steigt das Zinsniveau in Japan um 2%, wird der japanische Staat 100% seiner Einnahmen für den Schuldendienst verwenden. Wie gut es sich dann noch in Japan lebt, ist eine offene Frage.
Schauen Sie in der Statistik der BOJ oder dem MOF nochmals nach. Die grössten Investoren von JGBs sind die Banken und Versicherungen, die Pensionskassen und privaten Sparer haben sich bereits verabschiedet. Die jap. Banken kaufen JGBs vermutlich aus 2 Gründen: A) keine Anlagealternativen also Kreditnachfrage B) Staatsanleihen haben im Tier 1 eine Risikogewichtung von 0%, weil sie als sicher gelten. Die Versicherungen kaufen wegen dem Durationhedge.
Sollten die jap. Banken und Versicherungen verkaufen wollen, steht der nächste Investor schon parat: die BOJ.
Ja Manuel. Sie scheinen zu glauben, dass ein solcher Grad der staatlichen Verschuldung keine Auswirkungen haben wird. Was denken Sie wohl, wie sich dies auf die Währung auswirken wird, wenn die BOJ der einzige Käufer sein wird? Inwiefern erkennen Sie darin eine nachhaltige Entwicklung? Was glauben Sie, wie sich die Abschwächung der Währung auf den Lebensstandard auswirken wird?
Sehr oft wird aufgrund der Tatsache, dass ein sich gebildetes Ungleichgewicht sehr lange bestand, angenommen, dass dies so weitergehen wird in alle Ewigkeit (dies ist ein menschliche Schwäche, welche auf linearer und eindimensionaler Denkweise beruht), nicht erkennend, dass sich eine massive Spannung aufbaut, welche sich jederzeit entladen kann, vergleichbar mit einem Erdbeben.